Quintfallsequenz

Quintfallsequenz

Als Quintfallsequenz wird in der Musiktheorie eine Harmoniefolge bezeichnet, deren Grundtöne in Quinten-Schritten abwärts gehen (bzw. im Sinne der Komplementärintervalle in Quarten aufsteigen). Sie wird hörbar, wenn mindestens vier Quintfälle hintereinander vorkommen, und hat in der Regel (Teil-)Funktionen einer Kadenz.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Die Quintfallsequenz bezieht sich auf die Abfolge der aneinander geketteten Harmonien. Häufig, aber nicht ausnahmslos, findet sich die Struktur der Quintfallsequenz in der Bassstimme.

Beispiel für eine Quintfallsequenz mit Tonika a-Moll

Quintfallsequenz in a corrected.png
Klangbeispiel Quintfallsequenz a-Moll?/i

In diesem Beispiel ist jeder Ton der Tonleiter einmal Grundton eines Akkords.

Beispiel für eine Quintfallsequenz mit Tonika C-Dur

Quintfallsequenz in C-corrected2.png
Klangbeispiel Quintfallsequenz C-Dur?/i

Dieses Beispiel hat vierzehn Schritte, da es den Oktavraum zweimal abschreitet. Hier befindet sich die verminderte Quinte zwischen dem 2. und 3. Schritt des Basses.

Die II-V-I-Kadenz und Septimenerweiterung

Die Schlusswendung der Quintfallsequenz entspricht der II-V-I - Kadenz, die seit J.S. Bach bis zum heutigen Jazz breiteste Anwendung findet. Besonders häufig ist die Quintfallsequenz mit Vierklängen besetzt, denen also die (meistens leitereigene) Septime hinzugefügt ist. Quintfallsequenz in C7.png
Klangbeispiel Quintfallsequenz C-Dur mit Septimerweiterung?/i

Anwendungen

Quintfallsequenzen trifft man in der Musikliteratur seit mehr als 300 Jahren immer wieder an. Als besonders erfolgreiches Mittel zur Modulation oder zur Durchwanderung einer bestimmten Tonart findet man sie in allen Zeiten und Epochen wieder.

Besonders häufig hörbar sind sie in der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts, in Barock und Klassik. Vor allem im Barock werden fast sämtliche Modulationen über Quintfallsequenzen vorgenommen. Modulierende Beispiele finden sich in fast sämtlichen Werken von Johann Sebastian Bach. Der charakteristische Bass bleibt nur bei den grundstelligen Sequenzformen erhalten.

Quintfallsequenzen sind ein prägendes Element auch in der Jazz-Harmonik und finden sich in vielen Jazz-Standards wieder, wie beispielsweise "Autumn Leaves" und "Fly me to the moon" sowie in Rock- und Popmusik, beispielsweise in "Still Got The Blues" von Gary Moore und "I Will Survive" von Gloria Gaynor (Akkordfolge für beide d - G - Cj7 - Fj7 - h b5 - E 7 - a), oder bei Santana in "Europa" (f - Bb - Ebj7 - Abj7 ...). Taizé-Lieder mit Quintfallsequenzen sind "Nada te turbe" und "Miserere domini". Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus Liedern und Songs aller Gattungen seit dem Barock. In dem Jazz-Standard "Fly me to the moon" findet sich die Quintfallsequenz mit Septakkorden, hier in der Tonart a-Moll, gleich zum Beginn. (Vgl. erstes Notenbeispiel mit Akkordsymbolen)

Siehe auch

Weblinks


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