- RAF-Aussteiger
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Das Schlagwort RAF-Aussteiger – manchmal auch DDR-Aussteiger – bezeichnet einen Kreis von zehn Personen aus der Rote Armee Fraktion bzw. deren Umfeld, die ab 1980 den bewaffneten Kampf aufgaben, von den Behörden der DDR neue Identitäten erhielten und mit Hilfe des Ministeriums für Staatssicherheit in der DDR sesshaft wurden. Im Oktober 1980 waren dies zunächst:
- Susanne Albrecht
- Christine Dümlein
- Ralf Baptist Friedrich
- Monika Helbing
- Werner Lotze
- Silke Maier-Witt
- Ekkehard von Seckendorff-Gudent und
- Sigrid Sternebeck
1982 folgten
- Henning Beer und
- Inge Viett.
Während das Ministerium für Staatssicherheit einen Teil der verbliebenen Terroristen zunächst noch logistisch unterstützte, wurde die Zusammenarbeit mit der Zeit immer mehr eingeschränkt, so dass die RAF etwa ab 1984 keine nennenswerte aktive Unterstützung mehr erhielt. Versorgung und Schutz der Untergetauchten bestand jedoch nach wie vor.
Im Laufe der Jahre wurden mehrere Aussteiger, darunter Maier-Witt, Albrecht und Viett von DDR-Bürgern erkannt oder von westlichen Geheimdiensten identifiziert und mussten ihre Identitäten teilweise sehr schnell wechseln.
Noch vor dem Ende der DDR wurde bis Juni 1990 nach und nach der gesamte Personenkreis identifiziert und festgenommen. Albrecht, Lotze, Helbing, Maier-Witt, Beer, Viett, Sternebeck und Friedrich wurden für die von ihnen begangenen Straftaten verurteilt. Die Seckendorff-Gudent und Dümlein vorgeworfenen Straftaten waren in der Zwischenzeit verjährt. Einige der Festgenommenen erhielten aufgrund ihrer Aussagebereitschaft den Status von Kronzeugen.
Der Film „Die Stille nach dem Schuss“ ist von diesen Ereignissen inspiriert.
Es gelang der Staatsanwaltschaft der Bundesrepublik nicht, frühere DDR-Bürger wegen der Unterstützung der RAF-Mitglieder strafrechtlich zu belangen. 1997 wurden einige Offiziere des MfS angeklagt und teilweise wegen versuchter Strafvereitelung verurteilt, der Bundesgerichtshof hob die Urteile allerdings 1998 wieder auf. Die Handlungen seien als Ausdruck staatlicher Souveränität hinzunehmen.
Einige der RAF-Aussteiger wurden mit neuen Identitäten ausgestattet.
Weblinks
- Aus Politik und Zeitgeschichte, Oktober 2007 (PDF), Seite 29, 30 (2,34 MB)
- BGH-Urteil bei dejure.org
Literatur
- Robert Allertz: Die RAF und das MfS.Fakten und Fiktionen. edition ost, Berlin 2008, ISBN 978-3-360-01090-2
- Tobias Wunschik: Das Ministerium für Staatssicherheit und der Terrorismus in Deutschland, in: Diktaturen in Europa im 20. Jahrhundert - der Fall DDR, hg. von Heiner Timmermann, Berlin 1996, 289-302
- Michael Ploetz: Mit RAF, Roten Brigaden und Action Directe. Terrorismus und Rechtsextremismus in der Strategie von SED und KPdSU, in: Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat 22 (2007), 117-144.
Kategorien:- Rote Armee Fraktion
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