- Werner Lotze
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Werner Bernhard Lotze (* 22. Februar 1952 in Mülheim an der Ruhr) ist ein ehemaliges Mitglied der Rote Armee Fraktion (RAF) und ist dort der sogenannten „zweiten Generation“ zuzurechnen.
Leben
Nach seiner Schulzeit nahm der Sohn eines Schuhmachers und einer Krankenschwester das Studium der Anglistik und der Sportwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum auf. Er war jahrelang erfolgreicher Ruderer in der Renn-Ruder-Gemeinschaft Mülheim. Später war er Lehrassistent für Deutsch an einer Highschool in Manchester (England), bevor er sein Studium in Bochum fortsetzte, es jedoch im Frühjahr 1976 endgültig abbrach.
Seit 1976 war Lotze im Umfeld der RAF tätig, im August 1978 stieg er in deren Führungsebene auf.
In einem Wald bei Dortmund kam es am 24. September 1978 zu einem Schusswechsel zwischen zwei Polizeibeamten und Lotze sowie Angelika Speitel und Michael Knoll. Dabei wurden Knoll und der Polizeimeister Hans-Wilhelm Hansen getötet; Speitel wurde verhaftet, Lotze konnte entkommen.
Zusammen mit Christian Klar, Adelheid Schulz und Elisabeth von Dyck überfiel er am 19. März 1979 eine Bank in Darmstadt.[1]
Am 25. Juni 1979 verübte er zusammen mit Susanne Albrecht und Rolf Clemens Wagner im belgischen Obourg einen Sprengstoffanschlag auf den Wagen des damaligen NATO-Oberbefehlshabers, General Alexander Haig, den dieser unverletzt überstand.
1980 schloss Lotze sich anderen RAF-Aussteigern an, ließ sich in der DDR nieder und wurde von den dortigen Behörden mit einer neuen Identität ausgestattet.
Am 14. Juni 1990 wurde Lotze, zusammen mit Christine Dümlein, in Senftenberg (Bezirk Cottbus) verhaftet.[2] Im darauffolgenden Monat überstellte ihn die DDR auf eigenen Wunsch an die Behörden der Bundesrepublik.
Im Folgenden legte er als erster der nach dem Mauerfall verhafteten RAF-Terroristen, unter Berufung auf die Kronzeugenregelung vom 9. Juni 1989, ein umfassendes Geständnis ab. Von verschiedenen ehemaligen Gesinnungsgenossen wurde er daraufhin als Verräter gebrandmarkt.
Aufgrund Lotzes Aussagen wurde erneut Anklage gegen den bereits inhaftieren Rolf Clemens Wagner erhoben, die zu einer weiteren Verurteilung 1993 durch das Frankfurter Oberlandesgericht zu weiteren zwölf Jahren Haft führen sollte.[3]
Lotze wurde am 31. Januar 1991 wegen Mordes, Mordversuchs in mehreren Fällen, zweier Banküberfälle und eines Sprengstoffanschlags zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Das Strafmaß reduzierte sich jedoch nach einem Revisionsprozess 1992.[4] Inzwischen wurde Werner Lotze aus der Haft entlassen.[5]
Weblinks
Einzelnachweise
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