- RAVAG
-
Die Radio Verkehrs AG (RAVAG) wurde 1924 als erste österreichische Rundfunkgesellschaft gegründet. Sie bestand bis zur Gründung des ORF im Jahr 1958.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Am 1. Oktober 1924 wurde der offizielle Sendebetrieb aus einem provisorischen Studio in Wien am Stubenring aufgenommen. Generaldirektor der RAVAG war von 1924 bis 1938 Oskar Czeija. Gesellschafter der RAVAG waren das Handelsministerium, die Gemeinde Wien und verschiedene regierungsabhängige Banken. Im Jahr 1925 hatte die RAVAG bereits 100 000 Rundfunkteilnehmer. Die monatliche Gebühr betrug 2 Schilling.
Die gesendeten Inhalte beschränkten sich zunächst nur auf gehobene Musik, Musik, Literatur und Bildung. Bereits 1924 wurde ein eigenes Bildungsprogramm, die Radio- Volkshochschule ins Leben gerufen. 1925 wurde erstmals eine Opernaufführung, die „Zauberflöte“ von W. A. Mozart von den Salzburger Festspielen übertragen, ab 1928 gab es Sportübertragungen und bei den Nationalratswahlen 1930 sogar ein eigenes Wahlstudio. Trotzdem blieben Hörfunk- Berichte über politische Vorgänge während der Ersten Republik tabu. Erst der austrofaschistische autoritäre Ständestaat unter Engelbert Dollfuß und Kurt Schuschnigg bediente sich des Hörfunks als Propagandainstruments. So wurde etwa 1933 die „Geistliche Stunde“ eingeführt. Auch spielten Übertragungen von Messfeiern eine wichtige Rolle im Hörfunk des Ständestaates.
Am 25. Juli 1934 wurden die Sendeanlagen in der Johannesgasse von nationalsozialistischen Putschisten, die als Bundesheersoldaten verkleidet waren, besetzt. Eine Erklärung, dass Bundeskanzler Engelbert Dollfuß zurückgetreten sei, wurde verlesen. In den nachfolgenden Kämpfen wurden Teile der Sendeanlagen zerstört und mehrere Personen getötet.
1935 wurde mit dem Bau des Funkhauses in der Argentinierstrasse begonnen, das erst 1939, nach dem Anschluss vollendet werden konnte.
Nach dem „Anschluss“ im März 1938 wurde die RAVAG liquidiert. Der Sendebetrieb wurde vom Reichssender Wien der deutschen Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (seit 1939: Großdeutscher Rundfunk) übernommen. Der „Reichssender Wien“ war damit Teil der Sendekette des Großdeutschen Rundfunks und wickelte in dieser Funktion ab 1942 alle Radioprogramme für das von deutschen Truppen besetzte Südosteuropa ab.
Am 24. April 1945 nahm die Radio Verkehrs AG ihren Betrieb wieder auf. Kurzzeitiger Direktor wurde erneut Oskar Czeija, bis er auf Druck der sowjetischen Besatzungsmacht abgesetzt wurde. Die RAVAG ging in den Besitz der Republik Österreich über. Radio Wien wurde wie vor 1938 aus dem Funkhaus in der Argentinierstrasse abgewickelt, bekam aber starke Konkurrenz des von der amerikanischen Besatzungsmacht gegründeten Radio „Rot-Weiß-Rot“. Die RAVAG und damit „Radio Wien“ kam bald in den Ruf des sowjetischen Propagandasenders. Das hatte damit zu tun, dass der Sitz der RAVAG, das Funkhaus im sowjetischen Sektor des besetzten Wien lag und auch daran, dass die RAVAG genötigt wurde unter dem Titel „Russische Stunde“ verschiedene Programme der sowjetischen Besatzer auszustrahlen. In Wahrheit lag die Kontrolle über die „Russische Stunde“ ab 1947 bei der KPÖ. 1954 beschloss der Verwaltungsgerichtshof, dass der Rundfunk Bundessache sei. Damit wurden die Weichen für die Auflösung der beliebten Sendeketten der westlichen Besatzungsmächte in den Bundesländern gestellt. Diese wurden im Laufe des Jahres 1955 an die Republik Österreich zurückgegeben. Aus diesem Konglomerat ging 1958 der ORF hervor.
Viele Sendungen, die im ersten Jahrzehnt nach dem Krieg in den verschiedenen Sendeketten der Besatzungsmächte entwickelt wurden, wurden teilweise bis in die 1980er Jahre fortgeführt. Darunter „Was gibt es Neues?“ moderiert von Heinz Conrads, „Das Traummännlein kommt“ sowie „Sport und Musik“. Die einzige heute noch bestehende Sendung aus der Zeit der Senderketten ist „Du holde Kunst“.
Literatur
- Reinhard Schlögl: Oskar Czeija. Radiopionier, Erfinder, Abenteurer. Böhlau, Wien 2004, ISBN 3-205-77235-0.
- Hans Schafranek: Sommerfest mit Preisschießen. Die unbekannte Geschichte des NS-Putsches im Juli 1934. Czernin, Wien 2006, ISBN 3-7076-0081-5.
Siehe auch
Weblinks
Wikimedia Foundation.