Raderach

Raderach
Raderach
Ehemaliges Gemeindewappen von Raderach
Koordinaten: 47° 42′ N, 9° 27′ O47.6958333333339.4416666666667475Koordinaten: 47° 41′ 45″ N, 9° 26′ 30″ O
Höhe: 475 m ü. NN
Einwohner: 400 (8. Okt. 2008)
Eingemeindung: 1971
Postleitzahl: 88048
Vorwahl: 07544
Karte

Lage von Raderach in Friedrichshafen

Raderach ist mit rund 400 Einwohnern der kleinste Ortsteil von Friedrichshafen am Bodensee. Er liegt sechs Kilometer nördlich des Friedrichshafener Stadtzentrums.

Geschichte

Raderach vom Zeppelin aus gesehen

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Raderach 1140 als „Radirai“. Zur Unterscheidung des zu Ailingen gehörigen Weilers Unterraderach wurde der Ort teilweise auch Oberraderach genannt. Im 12. Jahrhundert gab es am Ort eine Adelsfamilie, die sich von Raderach nannte.

Zunächst nutzten diese Adeligen eine Befestigung auf dem Weiherberg, heute in unmittelbarer Nähe des Entsorgungszentrums Weiherberg, die sogenannte „Alte Burg“. Die Befestigung, die als typischer Burgstall erhalten ist, wird 1160 erstmals von Werner von Raderach urkundlich erwähnt.[1]

Die sogenannte „Neue Burg“ wurde auf dem Drumlin errichtet, auf dem Raderach noch heute liegt. Sie wird 1254 erstmals erwähnt und wurde erst 1836 abgebrochen.[1]

Die örtliche Überlieferung siedelt die Geschichte der Rosa von Tannenburg auf der „Alten Burg“ (Tannenburg) und der „Neuen Burg“ (Fichtenburg) an. In der Folge gibt es in Raderach eine Fichtenburgstraße, in dem näher bei der „Alten Burg“ liegenden Unterraderach, eine Tannenburgstraße.

An der Stelle der 1836 abgebrochenen Wohnburg liegt heute die Gartenwirtschaft des Gasthauses Krone. Der letzte Besitzer der Burg, Vinzenz Brugger, ließ sie damals Stein für Stein abtragen, da er offenbar den Gerüchten glaubte, in den Gemäuern sei ein Schatz versteckt. Aus dem Abbruchmaterial wurden unter anderem das Gasthaus, der benachbarte Bauernhof und die Kapelle errichtet. Von der ursprünglichen Schlosskapelle wurde das Dreifaltigkeitsbild über dem Altar, das vermutlich aus der Werkstatt des Jörg Zürn aus Überlingen stammt, eine wertvolle Kreuzigungsgruppe, ein Kelch, der die Jahreszahl 1695 trägt und ein Votivbild aus dem Jahre 1744, das von der Heilung einer Krankheit erzählt, in die neue Kapelle übernommen.[2] Im Keller des Gasthauses Krone ist heute noch der Tiefbrunnen zu sehen, der die Burg ganzjährig mit Wasser versorgte und einst außerhalb der Burg lag. Nach neueren Untersuchungen wurde der Brunnen etwa 60 Meter tief ausgebaut und erreicht fast Seeniveau.[3]

Die Familie von Raderach hatte großen Besitz, den sie im 13. Jahrhundert vor allem an das Kloster Salem verkaufte. Die Burg selbst wurde 1278 an Graf Mangold von Nellenburg verkauft, der sie 1280 an den Bischof von Konstanz weiterveräußerte. Dieser verkaufte sie 1289/91 an Werner von Raderach. 1324 bis 1616 war der Ort an Konstanzer Ministerialen und später an Ravensburger Patrizier verpfändet. Die niedere Gerichtsbarkeit oblag Konstanz, die hohe Gerichtsbarkeit der österreichischen Landvogtei Schwaben. 1616 gehörte der Ort zur Obervogtei Markdorf und kam 1803 zunächst an Württemberg, jedoch 1806 an Baden. Ab 1811 gehörte der Ort zum Bezirksamt Meersburg und kam 1857 ans Bezirksamt Überlingen, aus dem 1939 der Landkreis Überlingen hervorging. Am 1. Dezember 1971 wurde Raderach zusammen mit Ailingen nach Friedrichshafen eingemeindet.

Der Autor und Schriftsteller Josef Hoben stammt aus Raderach.

Politik

Die Bewohner der Ortschaft Raderach nehmen an den Gemeinderatswahlen von Friedrichshafen als Wohnbezirk Raderach teil. Die Gemeinderatswahl erfolgt nach dem System der Unechten Teilortswahl. Ein ehrenamtlicher Ortsvorsteher und der Ortschaftsrat, die alle fünf Jahre gewählt werden, vertreten die Interessen der Bürger Raderachs in der Kommunalpolitik. Ortsvorsteher ist Marcel Bieser (2009).

Der Ortschaftsrat setzt sich wie folgt zusammen (Stand: Kommunalwahl am 7. Juli 2009):

  • Freie Bürger: 4 Sitze
  • Unabhängige Bürger: 3 Sitze

Einzelnachweise

  1. a b Fundberichte aus Baden-Württemberg, Band 14, Stuttgart 1989, Sonderdruck Burgen und Befestigungen im Bodenseekreis von Alois Schneider
  2. Mitteilungsblatt Ortsverwaltung Raderach, Juli 1996
  3. Informationstafel der Stadt Friedrichshafen vor dem Gasthaus

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