- Rainer Jarchow
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Rainer Jarchow (* 16. Dezember 1941 in Hamburg) ist ein Pastor der Nordelbischen Landeskirche im Ruhestand und als Stiftungsgründer der Deutschen AIDS-Stiftung Initiator der größten Deutschen AIDS-Hilfsorganisation.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jarchow wurde als Sohn einer Hamburger Kaufmannsfamilie geboren. 1970 trat er seine erste Pfarrstelle in Hamburg-Sankt Georg an der Dreifaltigkeitskirche an. Nachdem er sich gegenüber dem Bischof als schwul geoutet hatte, als seine Frau sich deswegen scheiden lassen wollte, war er drei Jahre lang als Pastor in Heiligenhafen tätig. Anschließend arbeitete Jarchow fünf Jahre lang als Schulpastor im Rheinland. 1980 kündigte er, um sich einer Aussteiger-Kommune in Ithaka anzuschließen. 1983 eröffnete er mit einem Freund eine Praxis für Psychotherapie in Köln.
Kampf gegen AIDS
1986 wurde Jarchow als bundesweit erster Berater für Menschen mit HIV und AIDS vom Gesundheitsamt der Stadt Köln angestellt. Er war maßgeblich beteiligt an der Gesundheitspolitik gegenüber AIDS des damaligen Leiters des Amtes, Jan Leidel, der sogenannten Kölner Linie, und koordinierte die Aktivitäten des Amtes und der sonstigen engagierten Stellen in Köln. In der Folgezeit wurde er rasch zum anerkannten Experten und Aktivisten gegen die Krankheit und für die Rechte und Integration der betroffenen Menschen. 1994 trat Jarchow die bundesweit erste Pfarrstelle für die Seelsorge von Menschen mit HIV und AIDS in Hamburg an, die er zehn Jahre lang, bis 2004, innehatte. In dieser Zeit leistete Jarchow Sterbebegleitung, half in sozialen Fragen und leistete vielfältige Seelsorge. 1996 segnete Jarchow zum ersten Mal ein schwules Paar im Gottesdienst. Jarchow ist Unterstützer des Projekts „Denkraum: Namen und Steine“ und 1. Vorsitzender des Vereins „Memento e.V.“
Gründung der Deutschen AIDS-Stiftung
Jarchow ist Initiator und, zusammen mit dem Verband der Privaten Krankenversicherung e.V., dem Deutschen Roten Kreuz und der Daimler-Chrysler AG, vormals Daimler Benz AG, Gründungsstifter der Deutschen AIDS-Stiftung, die in vielfältiger Weise Menschen mit HIV und AIDS unterstützt, Projekte fördert und sich im In- und Ausland gegen HIV und AIDS engagiert. Bis heute hat die Deutsche AIDS-Stiftung auf diese Weise 24 Millionen Euro zugewandt. Jarchow ist Vorsitzender des Fachbeirats der Stiftung.
Engagement in der Deutschen AIDS-Hilfe
Von 2003 bis 2004 gehörte Rainer Jarchow dem Bundesvorstand der Deutschen AIDS-Hilfe an.
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1989 erhielt Jarchow das Bundesverdienstkreuz am Bande.
- 2005 wurde er "in Anerkennung seines unermüdlichen und selbstlosen Einsatzes für die an Aids erkrankten Menschen" mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse aus der Hand der Bundesgesundheitsministerin geehrt.
- Bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand 2004 würdigte Bischöfin Maria Jepsen Jarchow mit den Worten: „Ihre Arbeit hat die Kirche verändert".
- 2009 wurde Rainer Jarchow für sein „Engagement, seinen Mut, seine Menschlichkeit und sein Können“ zum Ehrenmitglied der Deutschen AIDS-Hilfe ernannt.[1]
Literatur
- Jarchow, Rainer: „Leben durch AIDS, Ängste und Erfahrungen des AIDS-Pastors“, Quell Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-791822-49-7
- Rosenkranz, Bernhard; Lorenz, Gottfried: „Hamburg auf anderen Wegen“. Lambda Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-925495-30-4
Einzelnachweise
Weblinks
- Die Deutsche AIDS-Stiftung
- Regina Gasper: Trösten, heulen, loslassen, Hamburger Abendblatt, 24. Januar 2004 - Portrait
- Carsten Weidemann: Die Deutsche AIDS-Hilfe ehrt Rainer Jarchow, queer.de, 19. Oktober 2009
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