Heiligenhafen

Heiligenhafen
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Heiligenhafen
Heiligenhafen
Deutschlandkarte, Position der Stadt Heiligenhafen hervorgehoben
54.37277777777810.9744444444447
Basisdaten
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Ostholstein
Höhe: 7 m ü. NN
Fläche: 18,12 km²
Einwohner:

9.221 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 509 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 23771–23774
Vorwahl: 04362
Kfz-Kennzeichen: OH
Gemeindeschlüssel: 01 0 55 021
Adresse der
Stadtverwaltung:
Am Markt 4–5
23774 Heiligenhafen
Webpräsenz: www.stadt-heiligenhafen.de
Bürgermeister: Heiko Müller (parteilos)
Lage der Stadt Heiligenhafen im Kreis Ostholstein
Karte
Marktplatz

Heiligenhafen (Plattdeutsch: Hilligenhaven) ist eine Kleinstadt im Kreis Ostholstein, Schleswig-Holstein, auf der östlichen Spitze der Halbinsel Wagrien an der Ostsee.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Ortskern liegt an einer Bucht (deren künstlich abgetrennter Teil als Binnensee bezeichnet wird, jedoch Zugang zur Ostsee hat), die durch eine vorgelagerte Landzunge, bestehend aus Steinwarder und Graswarder, von der Ostsee getrennt ist. Der Graswarder ist Vogelschutzgebiet. In der Nähe des Ortes befindet sich auch eine Steilküste, man kann hier also drei für die Ostseeküste typische Elemente des Uferbereiches überblicken, das Kliff, die Strandwälle und den Sandstrand.

Geschichte

Heiligenhafen, wahrscheinlich als Hafenstadt gegründet, wird in den schriftlichen Quellen des 13. Jahrhunderts bereits mehrfach erwähnt und ist wohl zwischen 1249 und 1259 aus den Kolonistendörfern Helerikendorp und Tulendorp sowie aus den Dörfern Kerstinbuerfeld, Küsdorp und Vrysgard entstanden.

Die einwandfreie Deutung des Namens, der über die Jahre einige Wandlungen erfahren hat, ist bis heute nicht gelungen. So könnte der erste Teil aus dem Wort „heilig“ oder aus dem Begriff „Hallig“ entstanden sein und der Teil „hafen“ wohl auf den Zweck der Gründung hindeuten.

Über die erstmalige Verleihung der Stadtrechte gibt es keine exakten Quellen. Allerdings gehen die Verfasser verschiedener Stadtchroniken davon aus, dass dies etwa um 1250 erfolgt sein muss. Urkundlich nachweisbar wurde Heiligenhafen 1305 durch den Grafen Gerhard II. auf seinem Schloss in Grube mit dem „Lübschen Rechte“ belehnt. Danach galten die Heiligenhafener als Bürger und konnten im Gegensatz zu der im Umland wohnenden Bevölkerung nach eigenem Recht richten. Wahrscheinlich war diese Urkunde aber nur eine Bestätigung für schon früher verliehene Rechte, denn bei jedem Regierungswechsel musste sich die Stadt das Privileg erneut bestätigen lassen.

Die Geschichte der Stadt war sehr wechselvoll. Sehr stark litt sie 1320 nach einer Überschwemmung. Fünf Jahre später, als Graf Johann III. den Heiligenhafenern durch eine Urkunde die Erlaubnis über die zollfreie Ausfuhr ihrer Erzeugnisse gab, blühte die Stadt auf. Sie wurde Hauptausfuhrhafen des Oldenburger Landes. Durch das verliehene Marktrecht durfte sich die Stadt ein Stadtsiegel geben, das heute noch das Stadtwappen und die Stadtflagge ziert. Die nächsten Jahrhunderte war Heiligenhafen als sogenannter königlicher Anteil direkt dem dänischen König unterstellt.

1391 brannte die Stadt bis auf acht Häuser nieder. 1428 wurde sie von dem Dänenkönig Erik VII. restlos zerstört. Die folgende ruhige und stetige Aufwärtsentwicklung wurde durch den Dreißigjährigen Krieg unterbrochen. So musste Heiligenhafen 1625 wegen der wachsenden Not das 1437 erworbene Dorf Klaustorf wieder verkaufen. Von 1627 bis 1630 wütete die Pest und brachte die Stadt an den Rand des Ruins. Auch die folgenden Jahrzehnte brachten durch Kriege, Feuersbrünste und Sturmfluten neues Leid über die Bevölkerung. Erst 1720 zog wieder Frieden und eine lange Zeit Ruhe ein.

Die Kriege in Schleswig-Holstein haben Heiligenhafen nur am Rande berührt. Spürbarer wurden die Heiligenhafener in den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen hineingezogen, zumal Heiligenhafen 1938 Garnisonsstadt geworden war. Nach dem Krieg wurde die wagrische Halbinsel von den Engländern zum Gefangenengebiet erklärt und die gefangenen deutschen Soldaten wurden in Kasernen und Scheunen interniert. Um die Flucht der Soldaten zu verhindern, wurden die Boote der Heiligenhafener Fischer auf die Reede gefahren und dort versenkt.

Durch den Flüchtlingsstrom aus den ehemaligen Deutschen Ostgebieten stieg die Einwohnerzahl Heiligenhafens sprunghaft von 3.500 auf 10.700 an. Bürgermeister und Stadtverordnete standen vor der Aufgabe, für die in großen Barackenlagern untergebrachten Flüchtlinge und Vertriebenen neue Wohnungen zu schaffen. Durch Programme, die vom Bund, Land und Kreis unterstützt wurden, entstanden neue Wohnblocks und der Siedlungsbereich der Stadt dehnte sich erheblich aus. Der Altstadtbereich mit seinen Straßenzügen und dem Markt blieb in seiner ursprünglichen Form erhalten.

Politik

Stadtvertretung

Seit der Kommunalwahl 2008 haben die CDU sechs, die SPD und die Wählergemeinschaft BFH je fünf, Bündnis 90/Die Grünen zwei Sitze und die FDP einen Sitz.

Wappen

Blasonierung: „In Silber über silbernen und blauen Wellen, in denen vier silberne Fische paarweise übereinander schwimmen, eine durchgehende rote Quadermauer; darauf sechs aneinandergereihte rote Giebelhäuser mit Toren und Uhlenloch, das zweite und fünfte besteckt mit einer roten Fahne, darin ein silbernes Nesselblatt; zwischen den Fahnen ein roter Schild mit silbernem Nesselblatt.“[2]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die Große Bürgergilde zu Heiligenhafen gehört zu den ältesten Gilden Deutschlands und feiert jährlich im Juni das große Gildefest.

Im Heimatmuseum Heiligenhafen wird ein historischer Einblick in die Stadtgeschichte Heiligenhafens gewährt.

Etwas außerhalb von Heiligenhafen befinden sich die als Naturdenkmal geschützten bronzezeitlichen Grabhügel Struckberg und Tweltenberge.

Bauwerke

Den Mittelpunkt der Stadt bildet der Altstadtbereich mit der 750 Jahre alten Stadtkirche mit ihrem Treppengiebelturm, dessen Bauform ohne unmittelbaren dänischen Einfluss nicht zu erklären ist, dem 1992 neu gestalteten Marktplatz mit dem als Wohnhaus gebauten Rathaus von 1882 und den Bürgerhäusern, die zum Teil im Rahmen der Städtebauförderung saniert worden sind. Dieser Altstadtbereich wird in West-Ost-Richtung durch die Bergstraße und den Thulboden und in Süd-Nord-Richtung durch die Mühlenstraße und die Brückstraße getrennt. Im Ortskern und im Bereich des Hafens findet man gut erhaltene Häuser aus vergangenen Jahrhunderten. Besonders sehenswert sind die Häuser an den Straßen Thulboden (zum Beispiel das Heimatmuseum), Hafenstraße (zum Beispiel „Alter Salzspeicher“), Bergstraße und Brückstraße.

  • Rathaus am Markt

Regelmäßige Veranstaltungen

Seit 1977 finden jährlich die 10-tägigen Hafenfesttage statt. Als besonderes Event kann der „Rock am Kirchberg“ hervorgehoben werden, der erstmals 1982 im Rahmen der Hafenfesttage stattfand, und sich mit der Zeit für viele zum Höhepunkt der Festtage entwickelt hat.

Kulturdenkmale

Wirtschaft

Denkmal für den Heiligenhafener Fischer Gottlieb Friedrich Stüben, der 1864 preußische Soldaten unter Xavier von Mellenthin an dänischen Kriegsschiffen vorbei durch den Fehmarnsund lotste, wodurch die dänischen Besatzer überrascht wurden

Heiligenhafen ist ein staatlich anerkanntes Seeheilbad und bis heute ein wichtiger Fischereistandort. Außerdem gibt es hier ein großes psychiatrisches Krankenhaus. Westlich des Stadtzentrums befindet sich ein großer Ferienpark, östlich die Fehmarnsundbrücke im Verlauf der Vogelfluglinie. Tourismus, Fischerei, Handel, Handwerk und die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie sowie verschiedene Banken und Behörden bestimmen heute die Beschäftigungsstruktur der Bevölkerung. Ein neues Gewerbegebiet „Dührenkamp“ wurde 1998 im Osten der Stadt erschlossen. Ein interkommunales Gewerbegebiet zusammen mit der Stadt Oldenburg, der Gemeinde Großenbrode, der Gemeinde Gremersdorf und der Stadt Heiligenhafen ist als weiterer Gewerbe- und Industriestandort in Planung. In Heiligenhafen befinden sich viele auf dänische Kunden spezialisierte Lebensmittelgroßgeschäfte, die vor allem ein im Vergleich zu Dänemark preisgünstiges Sortiment an alkoholischen Getränken bereithalten. Dies führt zu einem lebhaften „Versorgungstourismus“ – vornehmlich mit Bussen aus Skandinavien – auf den sich mittlerweile auch die deutschen Discounter eingestellt haben.

Tourismus

Der Fremdenverkehr bildet eine der Haupterwerbsquellen in Heiligenhafen. Als Ende des 19. Jahrhunderts der Seehandel immer mehr an Bedeutung verlor, blieben als Erwerbsquellen im Wesentlichen die Landwirtschaft, das Handwerk und die Fischerei. Der Fremdenverkehr kam 1872 hinzu. 1895 wurde die „Deutsche Badegesellschaft Heiligenhafen“ gegründet, die von der Stadt auf 100 Jahre den gesamten Küstenstreifen vom Hohen Ufer bis zur Ostspitze des Graswarders pachtete. Sie versuchte, den Tourismus in Heiligenhafen zu beleben. Dies gelang jedoch nur bis 1914. Danach hatte die Gesellschaft praktisch aufgehört zu existieren. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte ein bis zum heutigen Tag kontinuierlicher Ausbau des Seebades.

Von 1969 bis 1972 entstand im Westen außerhalb der Ortslage und in unmittelbarer Strandnähe ein Ferienpark mit rund 1.700 Appartements. In diesem Gebiet befinden sich heute zahlreiche Freizeiteinrichtungen wie ein RehaZentrum, ein Wellnesscenter, Kinderspielplätze, Tennisplätze, ein Kino sowie Kegel- und Bowling-Bahnen und ein Musik- und Veranstaltungspavillon mit 200 Sitzplätzen. Im Bereich des Hauptbadestrandes ist ein Erlebnisbereich geschaffen worden, der in seiner Vielfältigkeit (Grillplatz, Veranstaltungsbühne, Beach-Volleyball, Bolzplatz, Boule-Bahn, Skater-Anlage, Spielplätze) allen Altersgruppen Rechnung trägt.

Im Bereich Ferienpark und Steinwarder ist der Tourismus zu Hause. Ein neues Hallenbad mit Beachvolleyball-Feld und einigen Geschäften und Restaurants bieten bei wechselhaftem Wetter eine Alternative zum Sandstrand und der Steilküste.

Verkehr

Straßenverkehr

Heiligenhafen befindet sich am Endpunkt der A 1 (Anschlussstelle Heiligenhafen-Mitte). Ein 2,9 km langes Teilstück der A 1 zur Anschlussstelle Heiligenhafen-Ost soll 2011 fertig gestellt sein. Im weiteren Verlauf wird die an die A 1 anschließende B 207 Richtung Fehmarn und Dänemark als Hinterlandanbindung der geplanten Festen Fehmarnbelt-Querung bis 2018 vierstreifig ausgebaut werden. Entlang der A 1 / B 207 verläuft die Europastraße 47 über die „Vogelfluglinie“, die nach etwa 25 km den Fährhafen Puttgarden am Fehmarnbelt erreicht.

Busverkehr

In Heiligenhafen verkehren zwei Überlandbuslinien, die von der Autokraft im Rahmen der Verkehrsgemeinschaft Ostholstein betrieben werden:

  • 5804 Neustadt (Holst) – Oldenburg (Holst) – Heiligenhafen (– Burg – Puttgarden) und
  • 5811 (Oldenburg –) Heiligenhafen – Burg (Fehmarn) – Puttgarden

Außerdem gibt es zwei innerstädtische Linien. Von April bis September verkehrt einmal täglich der Bäderbus von und nach Hamburg.

Schienenverkehr

In der Nachbargemeinde Großenbrode befindet sich der geografisch nächstgelegene Bahnhof. Hier halten Züge des Regionalverkehrs. Der nächste Bahnhof, an dem Züge des Fernverkehrs halten, befindet sich in Oldenburg in Holstein. Beide Bahnhöfe sind über Linienbusse mit Heiligenhafen verbunden. Der Bahnhof Heiligenhafen als Endpunkt einer Stichstrecke von der Vogelfluglinie mit dem ehemals kleinsten Bahnbetriebswerk der Deutschen Bundesbahn ist zwischenzeitlich geschlossen worden. Die Gleise wurden demontiert.

Touristische Erschließung

Auch an die Belange behinderter und älterer Menschen wurde durch einen behindertengerechten Badesteg, einen rollstuhlgerechten Strandweg und entsprechende Spielgeräte gedacht.

In unmittelbarer Nähe der Innenstadt befindet sich ein Yachthafen mit rund 1.000 Liegeplätzen und moderner Infrastruktur (Sanitärgebäude, Slip-Anlage, Grillplatz und Spielplatz).

Für Angler gilt Heiligenhafen bereits seit den 1960er Jahren als beliebter Ausgangspunkt für Hochseeangeltouren mit Ausgangspunkt im Fischereihafen. Zielfische sind vor allem Dorsche und diverse Plattfische.

Naturfreunde finden auf dem Steinwarder, im Naturschutzgebiet auf dem Graswarder, am Hohen Ufer oder in der nahen Umgebung wunderschöne Wander- und Erholungsmöglichkeiten.

Persönlichkeiten

in Heiligenhafen geboren

mit Heiligenhafen verbunden

  • Theodor Storm (1817–1888) wurde durch einen Aufenthalt in Heiligenhafen 1881 zur Novelle Hans und Heinz Kirch inspiriert, deren Schauplatz hier angesiedelt ist.
  • Fritz Graßhoff (1913–1997), Zeichner, Maler und Schriftsteller, war nach dem Krieg hier interniert und schrieb 1945 Das Heiligenhafener Sternsingerspiel.
  • Rainer Jarchow (* 1941), Initiator der größten deutschen AIDS-Hilfsorganisation, war hier drei Jahre Pastor

.

Literatur

  • Heinrich Scholtz, Chronik der Stadt Heiligenhafen verfaßt und herausgegeben im Jahre 1743 von dem damaligen Hauptpastor Heinrich Scholtz. Neudruck. Heiligenhafen 1930
  • Elisabeth Fuchs: Heiligenhafen. Lebensformen in einer fremdenverkehrswirtschaftlich orientierten deutschen Kleinstadt. 1984
  • Hans Friedrich Rothert: Die Anfänge der Städte Oldenburg, Neustadt und Heiligenhafen. 1970
  • Jörgen Heinritz: 650 Jahre Hafen Heiligenhafen. Eine Dokumentation. Hrsg.: Stadt Heiligenhafen. Eggers, Heiligenhafen 2000, ISBN 3-9802249-2-9.
  • Norbert Fischer & Sonja Jüde & Stefanie Helbig & Gabriele Rieck (Hrsg.): Der Graswarder – Küstenlandschaft der Ostsee. DOBU-Verlag, Hamburg, erscheint März 2011, etwa 250 S., mit zahlreichen farbigen Abb., ISBN 3-934632-42-4, EAN 9783934632424 (in Vorbereitung)

Weblinks

 Commons: Heiligenhafen – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistikamt Nord: Bevölkerung in Schleswig-Holstein am 31. Dezember 2010 nach Kreisen, Ämtern, amtsfreien Gemeinden und Städten (PDF-Datei; 500 kB) (Hilfe dazu)
  2. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein

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