Rast (Sauldorf)

Rast (Sauldorf)
Rast
Gemeinde Sauldorf
Ehemaliges Gemeindewappen von Rast
Koordinaten: 47° 56′ N, 9° 7′ O47.9394444444449.1213888888889646Koordinaten: 47° 56′ 22″ N, 9° 7′ 17″ O
Höhe: 646 m ü. NN
Fläche: 6,88 km²
Einwohner: 472 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1. Jan. 1974
Postleitzahl: 88605
Vorwahl: 07578

Rast ist ein Ortsteil der Gemeinde Sauldorf mit 472 Einwohnern (Stand: 31. Dez. 2010[1]) im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Rast liegt rund einen Kilometer südöstlich von Sauldorf. Die Gemarkungsfläche umfasst rund 688 Hektar[A 1] (Stand: 31. Dez. 2010[1]). Durch das Dorf fließt der Auenbach.

Geschichte

Rast wurde erstmals 1056 zusammen mit der Vergabe von Anteilen an einer Basilika durch Graf Eberhard von Nellenburg urkundlich erwähnt.[2] Als Pfarrei ist Rast erstmals im Jahre 1142 erwähnt. Das Pfarrdorf ist aber wesentlich älteren Ursprungs. Rast lag im Pagus Ratoldesbuch (Ratoltespuoch)[3], dem auch Mindersdorf und Sentenhart angehörten.[4]. Die Entstehung des Ortsnamens könnte auf eine alte Heerstraße des Fränkischen Reichs zurückzuführen sein. Sie führte von Ulm über Stockach, Petershausen nach Zürich. In Rast ist wohl eine Verpflegungsstätte gewesen, wo sich die Soldaten, nach einer bestimmten Strecke, auch hätten ausruhen können. Daher dürfte die Entstehung des Ortsnamens Rast auf „rasten“ und „ausruhen“ zurückzuführen sein. Diese einfache Deutung des Namens ist besonders einleuchtend, wenn man Rast in Verbindung mit einigen Nachbarorten sieht und sie weist zugleich darauf hin, dass die Namensgebung vor das Jahr 1000 zurückfällt.[5] Um diese Zeit war die Gegend Königsgut, später kaiserliches Lehen des Klosters Reichenau mit der Auflage “freie Gastung für König und Gefolge” zu gewähren. Der Kern des Dorfes dürfte um diese Zeit an der merkwürdig, ringförmigen Straßenführung gewesen sein.

Die Zimmerische Chronik nennt einer Burg zu Rast, die ein Hans Wältin aus Zurzach 1469 an den Meßkircher Kaplan Heinrich Heckern verkaufte.[6] Die heutigen Straßennamen „Falltorgasse“ und „Hoföschle“ könnten darauf zurückzuführen sein.[7] Dagegen steht fest, dass ab 1238 bis 1468 ein Ortsadel bestand, der sich nach Rast benannte.

Die Besitz- und Rechtsverhältnisse des Dorfes wechselten im Laufe der Jahrhunderte häufig. Um das Jahr 1300 gab es zwar Eigentum, aber überwiegend waren Leib- und Schupflehen üblich. Rast war in Sachen Gerichtsbarkeit und Steuerhoheit dem Kloster Petershausen bei Konstanz unterworfen, der Reichsabt hatte die Niedere Gerichtsbarkeit und die Grundherrschaft inne. Die Hochgerichtsbarkeit stand der Grafschaft Sigmaringen zu.[8] Später stand die Landeshoheit dem Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen zu. Im Jahr 1458 kaufte das Kloster Wald zwei Höfe und den sechsten Teil des Gerichts zu Rast.[9] 1517 hatte Gottfried Werner von Zimmern das Vogtrecht zu Rast, Sauldorf und Walbertsweiler.[10] Rast lag in der petershausischen Herrschaft Herdwangen[11], ab 1776 Obervogteiamt Herdwangen. Im Gegensatz zu Herdwangen und Sauldorf, wo der Abt den Pfarrer ernannte, war es in Rast der Deutschordens-Landkomtur in Altshausen. Entsprechend lag die Kirchenbaulast in ersteren beiden Orten beim Kloster, in Rast bei der Deutschordenskommende Mainau.[12] Der berühmte Baumeister des Deutschen Ordens Johann Caspar Bagnato reichte am 5. Februar 1729 Umbauvorschläge für das Pfarrhaus ein.[13]

Als der petershausische Besitz durch die Säkularisation 1803 an das Großherzogtum Baden fiel,[14] mussten die Herrschaftsverhältnisse zwischen Baden und Hohenzollern-Sigmaringen geklärt werden. Mit Vertrag vom 22. und 27. Juni 1812 löste Baden die Ansprüche Hohenzollerns in Rast ab, indem es den Ort Ablach abtrat.[15] Heute gehört Rast zur Gemeinde Sauldorf, Ablach zur Gemeinde Krauchenwies. Der heutige Grundbesitz des Salemer Markgrafen von Baden auf der Gemarkung Rast ist noch auf die Säkularisation zurückzuführen. Zunächst wurde Rast dem badischen Amt Herdwangen unterstellt, dieses wurde 1813 dem Amt Pfullendorf (ab 1864 Bezirksamt Pfullendorf) zugeschlagen. Sentenhart war zu diesem Zeitpunkt der Gemeinde Rast zugeordnet.[16]

Rast lag im badischen Amt Meßkirch, später Bezirksamt Meßkirch.

1906 wurde eine gemeindeeigene Wasserversorgung gebaut. Und 1920 wurde Rast an das Stromnetz angeschlossen, so dass die Raster über elektrisches Licht verfügen konnten. 1936 kam der Amtsbezirk Meßkirch zum badischen Landkreis Stockach. Anfang Mai 1945 waren rund 300 französische Soldaten in Rast einquartiert.[17]

Im Zuge der Gemeindereform kam die selbstständige Gemeinde Rast zum 1. Januar 1974 an die neu gebildete Gemeinde Wasser, die am 25. Juni 1974 in Sauldorf umbenannt wurde.

Politik

Wappen

Das Wappen der ehemaligen Gemeinde trägt ein stehender, rot bewehrter schwarzer Schwan auf silbernem Grund, das frühere Wappen des Adelsgeschlechts. Es wurde 1895 als Gemeindewappen und Siegel übernommen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Die Kirche St. Michael wurde vermutlich im 17. Jahrhundert erbaut und 1951 durch einen Anbau erweitert Sie geht auf einen Vorgängerbau zurück, der 1056 als Basilika (Rundkirche) erwähnt wurde. Eine Pfarrei wurde erstmals 1142 in Rast urkundlich erwähnt. Der heutige Chorraum könnte die ursprüngliche Rundkirche aus jener Zeit sein. Der wuchtige Kirchturm mit Schießscharten stammt vermutlich aus dem 13. Jahrhundert. Von den drei Glocken im Turm ist die große Glocke aus dem Jahr 1522 mit der schönen Minuskelschrift erwähnenswert. Die beiden weiteren Glocken wurden 1953 neu angeschafft, weil ihre Vorgängerinnen 1943 zu Kriegszwecken eingeschmolzen worden waren. Die heutige Kirche ist dem heiligen Erzengel Michael geweiht. In der Pfarrei besteht eine St.-Othmars-Bruderschaft, die bis 1490 zurückreicht und die einzige ihrer Art in der Erzdiözese Freiburg ist. Sie wurde von Abt Martin von Petershausen im Jahr 1490 in Rast errichtet und soll als Bruderschaft dem Vorbild des Heiligen Othmar, der Abt von St.Gallen war, dem Nächsten im Gebet und Werk dienen. Der Heilige Othmar musste in Werd bei Stein am Rhein in Verbannung leben und starb dort am 16. November 759.[18]

Bildung

  • Auentalschule Sauldorf, Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule

Persönlichkeiten

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

  • Anton Binder, Altbürgermeister und späterer Ortsvorsteher von Rast, Heimatkundler
  • Arnold Stadler, Schriftsteller, seit 1999 Büchner-Preis-Träger und seit 2002 Träger der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg, aufgewachsen und wohnhaft in Rast.

Literatur

  • Franz Beyerle: Rast, Sattelöse, Sentenhart: drei oberschwäbische Ortsnamen und ihr verfassungsgeschichtlicher Hintergrund. In: Karl Friedrich Müller (Hrsg.): Beiträge zur Sprachwissenschaft und Volkskunde. (Festschrift für Ernst Ochs zum 60. Geburtstag). Verlag M. Schauenburg, Lahr 1951, S. 63-72
  • Thomas Kluger: Sauldorf: mit seinen Ortsteilen Bietingen, Boll, Krumbach, Rast und Wasser im Wandel der Zeit. Geiger-Verlag, Horb am Neckar, 1995, ISBN 3-89570-096-7
  • Kurt-Erich Maier, Johann Schäfer: Sauldorf: Geschichte der Gemeinde Sauldorf und ihrer Ortsteile Bietingen, Boll, Krumbach, Rast, Sauldorf und Wasser, mit besonderer Berücksichtigung des 18. bis 19. Jahrhunderts. Gemeindeverwaltung, 1984
  • Pfarrgemeinde St. Michael, Rast - Fest zur Orgelweihe, Patrozinium, 26./27. Sept. 1987. Sauldorf, 1987

Anmerkung

  1. Gemarkungsfläche 6.881.134 m²

Einzelnachweise

  1. a b Angaben nach Lothar Goreth, Einwohnermelde- und Standesamt der Gemeinde Sauldorf, vom 11. Januar 2011.
  2. Konrad Beyerle: Die Kultur der Abtei Reichenau: Erinnerungsschrift zur zwölfhundertsten Wiederkehr des Gründungsjahres des Inselklosters 724-1924. Scientia-Verlag, 1970. ISBN 3-511-02491-9
  3. Grundfragen der alemannischen Geschichte: Mainauvorträge 1952. Verlag Jan Thorbecke, 1976. S. 121
  4. Baumann: Allerheiligen, Nr. 4, S. 9)
  5. Die fränkischen Könige jener Zeit hatten noch keine feste Residenz im heutigen Sinne. Sie bereisten mit großer Gefolgschaft das Land und verwalteten an Ort und Stelle. Sie hatten deshalb ihre Send- und Gaugrafen. Es ist urkundlich überliefert, dass der Karolinger Kaiser Karl III. der Dicke, im Jahre 833 mehrere Male in Mindersdorf nächtigte und dort auch Urkunden unterzeichnete. Rast steht daher geschichtlich in Verbindung mit den Orten Mindersdorf, Sattelöse (dem Ort, an dem den Pferden die Sättel gelöst worden sein sollen) und Sentenhart (das wiederum eine Ableitung von Sankta hat). Dort wurde damals auch die heilige Messe gelesen. Nach Franz Beyerle liegt die Vermutung nahe, dass sich im Dreiländerspitz der Walder- und Walbertsweilerstraße (der heutigen Friedhofsfläche mit der Erweiterung gegen Osten, dies ist das Gewann „Langenhaag“), der Tross sich absetzte und seine Pferde im sogenannten Langenhaag eingezäunt hatten. Auch wäre die Anhöhe als Aussicht und Benachrichtigungsort denkbar gewesen. Dagegen spricht die Namensdeutung von Anton Birlinger und Fridrich Pfaff (Alemannia: Zeitschrift für Sprache, Literatur und Volkskunde des Elsasses und Oberrheins, Band 35. 1907, S. 97), die es mit „Morast“ erklären
  6. Zimmerische Chronik, Band 2, Seite 22.
  7. Renate Hermann: Name geht auf Rasten und Ausruhen zurück. In: Südkurier vom 19. Januar 2006
  8. Landesarchivdirektion Baden-Württemberg (Hrsg.): Das Land Baden-Württemberg: amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, Band 7. Kohlhammer, Stuttgart, 1978
  9. Maren Rehfus: Das Zisterzienserinnenkloster Wald: Grundherrschaft, Gerichtsherrschaft und Verwaltung. In: Arbeiten zur Landeskunde Hohenzollerns, Ausgabe 9. M. Liehners Hofbuchdruckerei, 1971
  10. Heinrich Ruckgaber: Geschichte der Grafen von Zimmern: ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Adels nach den besten Quellen und Hilfsmitteln. Verlag Herder, 1840. S. 165
  11. Vgl. Badische Heimat, Band 21-22, 1934, S. 144
  12. Vgl. Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, Band 94-97. hrsg. vom Bodenseegeschichtsverein, 1976
  13. Vgl. Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg (Hrsg.): Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Band 135. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, 1987
  14. Paragraph 5 des Reichsdeputationshauptschlusses
  15. Der Kreis Sigmaringen. Aalen/Stuttgart, 1963
  16. Vgl. Die landständische Verfassungs-Urkunde für das Grossherzogthum Baden: nebst den dazu gehörigen Actenstücken. Verlag C.F. Muller, 1819, S. 106
  17. Falko Hahn: Unglück: Legionär erschießt eine 17-Jährige. In: Südkurier vom 23. April 2005
  18. Renate Hermann: Gebete im Gotteshaus schon 1056. In: Südkurier vom 20. Januar 2006

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sauldorf — Sauldorf …   Wikipédia en Français

  • Rast — bezeichnet: eine Pause Rast Holding, schweizerische Beteiligungsgesellschaft eine altnordische Maßeinheit, siehe Alte Maße und Gewichte (Skandinavien) einen Maqam in der arabischen Musik Rast ist der Familienname folgender Personen: Christina… …   Deutsch Wikipedia

  • Sauldorf — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Bietingen (Sauldorf) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Boll (Sauldorf) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Hölzle (Sauldorf) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Krumbach (Sauldorf) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Reute (Sauldorf) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Roth (Sauldorf) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Wackershofen (Sauldorf) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”