Arnold Stadler

Arnold Stadler

Arnold Stadler (* 9. April 1954 in Meßkirch) ist ein deutscher Schriftsteller, Essayist und Übersetzer.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Arnold Stadler wurde als Sohn eines Landwirts[1] im damaligen Meßkircher Krankenhaus geboren.[2] Er wuchs auf dem Bauernhof seiner Eltern im Sauldorfer Ortsteil Rast, einem Nachbardorf seines Geburtsortes Meßkirch, auf. Nach seinem Abitur am Martin-Heidegger-Gymnasium in Meßkirch studierte Stadler in München und Rom katholische Theologie. Anschließend setzte er seine akademische Laufbahn mit einem Germanistikstudium an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Universität zu Köln und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn fort. Es folgte die Promotion zum Dr. phil.[3]

Nach langen Reisen, die ihn unter anderem nach Südamerika (Feuerland) und in den Nahen und Fernen Osten führten, machte Stadler in den 1980er Jahren das Schreiben zu seinem Beruf. 1986 erschien sein Erstlingswerk, der Lyrikband Kein Herz und keine Seele. 1989 folgte mit Ich war einmal sein erster Roman, den er in den folgenden Jahren mit Feuerland und Mein Hund, meine Sau, mein Leben zur Trilogie vervollständigte. In allen drei Romanen machte er die oberschwäbische Heimat zum Gegenstand der Handlung.[4] Mit dem Erscheinen der Romantrilogie wurde Stadler im deutschsprachigen Raum bekannt.[3]

Die erste nachdrückliche und prominente Empfehlung zu seinen Werken kam 1994 von Martin Walser[5]. Der Schriftsteller aus Nußdorf gab dem Autor vom „Fleckviehgau“ den unverwechselbaren neuen „Stadler-Ton“. Seine Sprache würdigte er als Beginn einer epischen Entfaltung. Stadler wurde vom Förderkreis deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg in „die vorderste Reihe der deutschsprachigen Autoren seiner Generation“ eingeordnet. Noch im Jahr der Veröffentlichung seines ersten Romans erhielt er mit dem Förderungspreis der Jürgen-Ponto-Stiftung seine erste Auszeichnung.[3]

Neben dem Heimatlob kennen die Romane auch die Satire, die Ironie und Lakonik, vor allem aber Sarkasmus und schwarzen Humor - in seinem Geburtsort Meßkirch wurden Stadlers „Soziogramm eines real existierenden Mikrokosmos“ (Dietmar Grieser) lange als bloße Abrechnung verstanden.[6]

Seit 1995 lebt er wieder überwiegend in Rast, ansonsten im Wendland. Seine teilweise autobiographisch geprägten Werke spielen häufig in seiner Heimat. Sie thematisieren oft die Veränderung dieser ländlichen, katholisch geprägten Gegend im Süden Deutschlands zwischen Oberer Donau und Bodensee und seine empfundene Heimatlosigkeit. Der Autor tourt mit seinen Werken durch die Welt, liest und verkauft seine Bücher in Buchhandlungen und in Goetheinstituten des Auslands. Stadler schreibt handschriftlich, mit dem Füller.[3]

Stadler ist Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt. Außerdem ist er Mitglied im Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels.

Auszeichnungen

Zitate

„Wahrscheinlich ist Gott hierzulande das Einzige, was nicht zählt, und zugleich das einzig verbliebene Tabu. Gott ist das Unaussprechliche geworden“

Arnold Stadler 2006.[14]

„Sterben wurde durch Gehen ersetzt in den Todesanzeigen, die Hoffnung vom Spaß abgelöst, das Verlangen vom Wellness-Bereich, der Mensch vom Verbraucher, die Sehnsucht vom Fit for fun, die Existenz von Schöner Wohnen.“

Arnold Stadler 2006.[14]

Werke (Auswahl)

  • Kein Herz und keine Seele. Man muss es singen können, Gedichte, Erker-Verlag, St. Gallen 1986
  • Das Buch der Psalmen und die deutschsprachige Lyrik des 20. Jahrhunderts. Zu den Psalmen im Werk Bertolt Brechts und Paul Celans (= Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Phil. Fak. der Univ. Köln, vorgelegt von A. Stadler 1986), Böhlau Verlag, Köln, Wien 1989
  • Ich war einmal, Roman, Residenz, Salzburg 1989
  • Feuerland, Roman, Residenz, Salzburg 1992
  • Mein Hund, meine Sau, mein Leben, Roman, Residenz, Salzburg 1994
  • Warum toben die Heiden und andere Psalmen, Residenz, Salzburg 1995
  • Gedichte aufs Land, mit Offsetlithografien von Hildegard Pütz, Eremiten-Presse, Düsseldorf 1995
  • Der Tod und ich, wir zwei, Residenz, Salzburg 1996
  • Johann Peter Hebels Unvergänglichkeit, Mayer, Berlin/Stuttgart 1997
  • Ausflug nach Afrika. Eine Wintergeschichte, Edition Isele, Eggingen 1997
  • Volubilis oder Meine Reisen ans Ende der Welt, Erzählungen, Edition Isele, Eggingen 1999
  • Ein hinreissender Schrotthändler, Roman, DuMont, Köln 1999, Taschenbuch Goldmann, München 2001
  • Die Menschen lügen. Alle. Und andere Psalmen, Insel, Frankfurt a.M. 1999
  • Erbarmen mit dem Seziermesser, Essays, DuMont, Köln 2000
  • Tohuwabohu. Heiliges und Profanes, gelesen und wiedergelesen von Arnold Stadler nach dem 11. September 2001, Anthologie, DuMont, Köln 2002
  • Sehnsucht. Versuch über das erste Mal, Roman, DuMont, Köln 2002
  • Eines Tages, vielleicht auch nachts, Roman, Jung und Jung, Salzburg, Wien 2003
  • Mein Stifter. Porträt eines Selbstmörders in spe, DuMont, Köln 2005
  • Komm, gehen wir. Roman, S. Fischer, Frankfurt a. M. 2007
  • Salvatore S. Fischer, Frankfurt a. M. 2008
  • Träumen vom Fliegen, mit dem Fotokünstler Jan von Holleben, Hoffmann und Campe, Hamburg 2008
  • Einmal auf der Welt. Und dann so. Roman (kompilierte, überarbeitete und erweiterte Fassung der Romane Ich war einmal, Feuerland und Mein Hund, meine Sau, mein Leben), S. Fischer, Frankfurt a. M. 2009

Interviews

  • Gerhard Schröder ist ein Scharlatan. Der diesjährige Büchner-Preis-Träger Arnold Stadler im Gespräch über seinen Wunsch, Papst zu werden, seine Kanzlerverachtung, über Gott als neue Provokationsformel, das Glück des Schreibens, das Unglück des Lebens und das Scheitern, das Scheitern und das Scheitern. Ein Gespräch mit Stefan Tolksdorf. In: taz Nr. 5900, 31. Juli 1999.
  • Ein Faible für die vielen Verlierer. Interview mit dem Schriftsteller und Büchner-Preisträger Arnold Stadler. In: Hamburger Abendblatt, 20. Oktober 1999.
  • Ich bin ein Heimatlosigkeitsschriftsteller. Arnold Stadler über das Schreiben, die Hoffnung, die Sehnsucht und das Religiöse (im Gespräch mit Alexander Huber). In: Braunschweiger Zeitung, 15. November 2002.

Literatur

Bücher

  • Ottmar Ette: Literatur in Bewegung. Raum und Dynamik grenzüberschreitenden Schreibens in Europa und Amerika, Weilerswist: Velbrück 2001. (Darin im abschließenden Kapitel „Bewegung und Tod, Bewegung als Tod“ (S.543-563) eine eindringliche Interpretation von Arnold Stadlers Roman „Feuerland“.)
  • Gregory Knott: Arnold Stadler: Heimat and Metaphysics. Berlin: Weidler 2009.
  • Pia Reinacher (Hrsg.): "Als wäre er ein anderer gewesen" : zum Werk von Arnold Stadler. Frankfurt a. M.: Fischer 2009.

Wissenschaftliche Aufsätze

  • Jürgen Gunia: Das Leben ein Satz. Arnold Stadlers existenzielle Poetik; in: Literatur um die Jahrtausendwende. Themen, Schreibverfahren und Buchmarkt um 2000. Hrsg. von Evi Zemanek u. Susanne Krones. Bielefeld: transcript 2008. S. 295-303.
  • Jürgen Gunia: Imperfektes Leben. Deutsche Geschichte und poetische Selbstreflexion in den "Heimatlosigkeitsromanen" Arnold Stadlers; in: Wende des Erinnerns? Geschichtskonstruktionen in der deutschsprachigen Literatur nach 1989. Hrsg. von Barbara Beßlich u.a. Tübingen: Schmidt 2006. S. 225–241.

Artikel in Zeitschriften

  • Martin Walser: Über das Verbergen der Verzweiflung; in: DER SPIEGEL Nr. 29, 19. Juli 1999, S. 161-162.
  • Irene Armbruster: Büchner-Preisträger Arnold Stadler in New York. Kein Landei; in: „Aufbau“ No. 8, New York, April 20, 2000; p. 7.

Artikel in Zeitungen

Vertonungen

  • Rudi Spring: Ich will singen und spielen, solange ich da bin (op. 85; 2007). Liederzyklus für Sopran und Quintett: Bassklarinette, Akkordeon, Violine, Violoncello und Klavier. Texte: Psalm-Übersetzungen von Arnold Stadler. UA 24. Mai 2007 Arp-Museum Rolandseck mit Corinna Pregla (Sopran), Albert Osterhammer (Bassklarinette), Maria Reiter (Akkordeon), Ingolf Turban (Violine), Jessica Kuhn (Violoncello) und Rudi Spring (Klavier)

Weblinks

Anmerkungen

  1. Falko Hahn/fah: Erinnerung an eine unselige Zeit. In: Südkurier vom 23. Dezember 2010
  2. Arnold Stadler: Ein hinreissender Schrotthändler. DuMont, Köln 1999. ISBN 3-7701-4959-9, S. 120
  3. a b c d Falko Hahn: 20 000 Euro für den schriftstellenden Bauernsohn. Arnold Stadler mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet - Großer Auftritt in Kreenheinstetten beim Gedenken an 300. Todestag von Abrahm a Sancta Clara. In: Südkurier vom 13. Juni 2009
  4. Siegmund Kopitzki: Arnold Stadler. In: Südkurier vom 21. März 2009
  5. DER SPIEGEL Nr. 31 vom 1. August 1994
  6. Siegmund Kopitzki: Unter Waldmenschen - Der Georg-Büchner-Preisträger Arnold Stadler las im Bürgerhaus von Kreenheinstetten. In: Südkurier vom 21. März 2009
  7. Alemannischer Literaturpreis. Stadt Waldshut-Tiengen, abgerufen am 14. Dezember 2010.
  8. Die Verleihung fand am 27. April 2002 im Neuen Schloss in Stuttgart statt. Während der Verleihung durch den Ministerpräsidenten Erwin Teufel bekannte sich dieser als leidenschaftlicher Leser Stadlers Romane.
  9. Staatsministerium Baden-Württemberg: Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Liste der Ordensträger 1975-2009. Abgerufen am 14. Mai 2009.
  10. Kleist-Preis für Arnold Stadler. In: Südkurier vom 8. Juni 2009
  11. Arnold Stadler erhält Hebelpreis 2010. In: Südkurier vom 11. Mai 2010
  12. Arnold Stadler: „Ja, seine Kunst ist ernst und heiter, und das Leben ist auch so…“. In: Südkurier vom 11. Mai 2010
  13. Siegmund Kopitzki: Arnold Stadler erhält Hebel-Preis. In: Südkurier vom 11. Mai 2010
  14. a b taz: Die Kirche sollte im Dorf bleiben 15. April 2006

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