- Landkreis Sigmaringen
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Wappen Deutschlandkarte 48.049.24Koordinaten: 48° 2′ N, 9° 14′ OBasisdaten Bundesland: Baden-Württemberg Regierungsbezirk: Tübingen Region: Bodensee-Oberschwaben Verwaltungssitz: Sigmaringen Fläche: 1.204,36 km² Einwohner: 130.215 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 108 Einwohner je km² Kfz-Kennzeichen: SIG Kreisschlüssel: 08 4 37 NUTS: DE149 Kreisgliederung: 25 Gemeinden Adresse der
Kreisverwaltung:Leopoldstraße 4
72488 SigmaringenWebpräsenz: Landrat: Dirk Gaerte (CDU) Lage des Landkreises Sigmaringen in Baden-Württemberg Der Landkreis Sigmaringen ist ein Landkreis in Baden-Württemberg. Er bildet zusammen mit dem Bodenseekreis und dem Landkreis Ravensburg die Region Bodensee-Oberschwaben im Regierungsbezirk Tübingen. Der Landkreis Sigmaringen grenzt im Norden an den Landkreis Reutlingen, im Osten an die Landkreise Biberach und Ravensburg, im Süden an den Bodenseekreis, im Südwesten an den Landkreis Konstanz und im Westen an den Landkreis Tuttlingen und den Zollernalbkreis.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Der Landkreis Sigmaringen hat Anteile an der Schwäbischen Alb, Oberschwaben, dem Linzgau, dem Oberen Donautal und am Alpenvorland. Höchste Erhebung ist der Schnaitkapf bei Schwenningen mit 921 m ü. NN, höchster nicht zur Schwäbischen Alb gehörender Berg ist mit 837,8 m ü. NN der Höchsten. Der tiefste Punkt liegt an der Donau bei Herbertingen mit 541 m ü. NN. Geographischer Mittelpunkt des Landkreises ist der Wildpark Josefslust auf der Gemarkung von Sigmaringen.[2]
Die Wasserläufe im Kreis:
- Ablach (ab Meßkirch 29 km)
- Andelsbach (ab Illmensee 25 km)
- Donau (60 km)
- Fehla (11 km)
- Kehlbach (15 km)
- Lauchert (44 km)
- Linzer Aach (52 km)
- Ostrach (29 km)
- Ringgenbach (6,4 km)
- Schmeie (18 km)
- Schwarzach (ab Saulgau 11 km)
49,5 Prozent der Fläche des Landkreises werden als landwirtschaftliche Flächen genutzt, etwa 33 Prozent sind mit Wald bedeckt.[3] Die 47.000 Hektar Wald im Landkreis gliedern sich nach folgenden Waldbesitzern[4]:
- Kommunalwald (39 %)
- Großprivatwald (37 %)
- Kleinprivatwald (17 %)
- Kirchenwald (4 %)
- Staatswald (2 %)
- Bundeswald (1 %)
Die 25 Gemeinde- und 63 Kirchenwälder umfassen insgesamt 19.600 Hektar, 1.100 Hektar Staatswald, rund 17.000 Hektar Großprivatwald der ehemaligen Fürstenhäuser (Graf Douglas/ Prinz zu Fürstenberg, Hofkammer Altshausen, Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern – Forst und Gräflich Königsegg´sche Betrieb) sowie 7.900 Hektar Privatwald von über 6.000 Kleinprivatwaldbesitzer.[4] Die Baumartenverteilung im Landkreis Sigmaringen ist wie folgt[4]:
- Fichte (58 %)
- Buche (21 %)
- Eiche (4 %)
- Kiefer (3 %)
- Lärche (3 %)
- Tanne (2 %)
- Douglasie (1 %)
- sonstige Laubbäume (6 %)
- sonstige Nadelbäume (2 %)
Auf dem Gebiet des Landkreises befinden sich eine Vielzahl von Höhlen u.a. die Amandahöhle, Bittelschießer Höhle, Burghöhle Dietfurt und Petershöhle.
Klima
Zur Sammlung von Wetterdaten befinden sich im Landkreis Sigmaringen zwei privat betriebene Wetterstationen. Eine dritte wurde durch die Bundeswehr betrieben, jedoch ist sie keinem Netz mehr angeschlossen. Die gesammelten Daten werden unter anderem vom Wetterdienst Meteomedia genutzt. Eine Wetterstation befindet sich im Sigmaringer Stadtteil Laiz (Lage48.079.18 580 m ü. NN), eine zweite in Pfullendorf (Lage47.939.28 630 m ü. NN).
Geschichte
Der Landkreis Sigmaringen entstand 1925 durch die Vereinigung der beiden preußischen Oberämter Sigmaringen und Gammertingen (vgl. Hohenzollernsche Lande). Nach 1945 war der Landkreis Sigmaringen Bestandteil des Landes Württemberg-Hohenzollern, das 1952 im Land Baden-Württemberg aufging. Seither gehört er dem Regierungsbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern, bzw. dem Regierungsbezirk Tübingen an. Dieser Landkreis bildete den südlichen Teil der territorial sehr zersplitterten hohenzollerischen Lande; zu seinem Gebiet gehörten acht Exklaven (darunter auch Achberg an der bayerischen Grenze), und zwei Orte (Warmtal, Burgau) wurden als Kondominate mit dem Landkreis Saulgau zusammen verwaltet; siehe hierzu auch den Abschnitt Städte und Gemeinden vor der Kreisreform sowie den Artikel Territoriale Besonderheiten in Südwestdeutschland nach 1810.
Die baden-württembergische Kreisreform am 1. Januar 1973 brachte die Auflösung des alten und die Gründung des neuen Landkreises Sigmaringen. Dieser umfasst neben dem Großteil des alten Landkreises Sigmaringen zusätzliche Gebiete im Westen, Osten und Süden, um Meßkirch, Saulgau und Pfullendorf. An den neuen Landkreis Sigmaringen fielen Gemeinden aus den alten Landkreisen Saulgau (35), Stockach (22), Überlingen (12) und Reutlingen (1).
Während der Kreisreform (zum Teil auch schon zuvor) wurden die Exklaven bereinigt; einige, indem sie durch die Kreisreform mit dem Hauptgebiet des Landkreises verbunden wurden (Beuron, Thalheim), andere, indem sie die Landkreiszugehörigkeit wechselten (Langenenslingen). Auch einige weit von der Kreisstadt entfernte Gemeinden fielen zwischen 1969 und 1975 an andere Landkreise (Biberach, Konstanz, Ravensburg (Achberg), Reutlingen, Tuttlingen und Zollernalbkreis).
Nach Abschluss der Gemeindereform umfasst der Landkreis Sigmaringen noch 25 Gemeinden, darunter 9 Städte. Große Kreisstädte sind nicht vorhanden. Größte Stadt des Kreises ist Bad Saulgau, kleinste Gemeinde ist Beuron.
Verwaltungsgeschichte des Kreisgebiets
Das Gebiet des heutigen Landkreises Sigmaringen war bis 1802 auf zahlreiche Herrschaften aufgeteilt. Das Zentrum des Kreisgebiets um Sigmaringen und Krauchenwies gehörte zur seit 1535 hohenzollerischen Grafschaft Sigmaringen, ebenfalls hohenzollerisch war die Grafschaft Veringen nördlich davon. Österreichisch waren u. a. die so genannten Donaustädte Mengen und Saulgau und die Herrschaft Werenwag im Westen des Kreisgebiets, fürstenbergisch die Herrschaften Jungnau, Meßkirch und Heiligenberg im Norden, Westen und Süden. Große Teile im Osten des heutigen Kreisgebiets gehörten zur Gefürsteten Grafschaft Scheer; weitere weltliche Territorien waren u. a. die Reichsstadt Pfullendorf und das Gebiet der Freiherren von Speth. Kirchlicher Besitz gehörte den (z. T. unter österreichischer Souveränität stehenden) Abteien und Klöstern Salem, Petershausen, Buchau, Wald, Heiligkreuztal, Habsthal, Beuron und Zwiefalten.
Durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 sowie die Rheinbundakte 1806 wurde das Land umverteilt und gehörte danach in Teilen zu Baden, zu Württemberg und zum Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen (das 1850 zu Preußen kam).
Auf badischer Seite entstanden die Bezirksämter Pfullendorf und Überlingen sowie mehrere standesherrliche Ämter, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts aufgelöst wurden. Ab 1849 bestanden lediglich die Bezirksämter Meßkirch und Pfullendorf, die 1936 in den Landkreisen Stockach und Überlingen aufgingen.
Auf württembergischer Seite entstand das Oberamt Saulgau. Einige Orte gehörten auch zum Oberamt Riedlingen, das 1938 mit dem Oberamt Saulgau zum Landkreis Saulgau vereinigt wurde.
Auf hohenzollerischem Gebiet entstanden die hohenzollerischen Oberämter Achberg, Gammertingen, Ostrach, Sigmaringen, Straßberg, Trochtelfingen und Wald, die zum Teil im Laufe der Geschichte aufgelöst wurden. Nach dem Übergang an Preußen 1850 bestanden ab 1862 lediglich noch die Oberämter Gammertingen und Sigmaringen, die 1925 zum Landkreis Sigmaringen vereinigt wurden.
Einwohnerentwicklung
Die Einwohnerzahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg (nur Hauptwohnsitze).
Datum Einwohnerzahlen 31. Dezember 1973 113.209 31. Dezember 1975 112.565 31. Dezember 1980 113.984 31. Dezember 1985 114.132 27. Mai 1987 ¹ 113.650 Datum Einwohnerzahlen 31. Dezember 1990 121.008 31. Dezember 1995 130.652 31. Dezember 2000 133.500 31. Dezember 2005 133.385 31. Dezember 2010 130.215 Im Jahr 2009 lebten im Landkreis Sigmaringen Menschen aus insgesamt 123 Herkunftsländern. Der Ausländeranteil betrug sieben Prozent, weitere acht Prozent haben einen Migrationshintergrund.[5]
In 100 Jahren Migrationsgeschichte können für den Landkreis sieben Migrationswellen ausgemacht werden. Das sind die Alpini, Zwangsarbeiter und Soldaten, die Heimatvertriebenen, die Gastarbeiter aus Südeuropa, die Gastarbeiter und Flüchtlinge aus der Türkei, die orientalischen Christen, die Russlanddeutschen, sowie die Flüchtlinge und andere Zuwanderer aus Afrika, Asien und Südamerika.[6] Zwischen 1945 und 1955 waren der damalige hohenzollerische Altkreis Sigmaringen gezwungen unter schwierigen Bedingungen über 6.000 Heimatvertriebene, der Landkreis Saulgau über 7.000 in ihren Städten und Dörfern aufzunehmen.[7] Diese Menschen stammten aus Ostpreußen, Westpreußen, Ostbrandenburg, Schlesien, Ostpommern, Jugoslawien und Serbien.[8] Hochgerechnet auf den heutigen Landkreis Sigmaringen stellten die Heimatvertriebenen 1960 einen Bevölkerungsanteil von 14,4 Prozent,[9] das entsprach jedem sechsten Kreisbewohner.[10] Im Mittel des Landes Baden-Württemberg von 24,7 Prozent ist dies allerdings eine eher unterdurchschnittliche Quote.[11]
In der französischen Besatzungszone – der Altkreis Sigmaringen gehörte dazu – gab es nach dem Krieg 6.000 Evakuierte aus dem Ruhrgebiet, aus Pforzheim und aus Friedrichshafen. Die französische Besatzungszone hatte die Aufnahme von Vertriebenen zunächst abgelehnt, musste sich aber 1947 beugen und im Zuge des Länderausgleichs kamen viele Vertriebene ins heutige Baden-Württemberg. Manche waren zwei Jahre in dänischen Lagern. Biberach war das Durchgangslager. Von dort aus wurden die „Flüchtlinge“, wie sie von den Oberschwaben damals noch lieblos genannt wurden, nach Sigmaringen gefahren. Am Sigmaringer Bahnhof stand die „Umsiedlungsbaracke“ für die Ankommenden, die auf die umliegenden Gemeinden verteilt wurden, die Bürgermeister mussten Wohnraum bereithalten. Die Arbeitslosigkeit unter den Vertriebenen war hoch, sie kamen auf Bauernhöfen als Landarbeiter oder auf dem Bau als Hilfsarbeiter unter.[8]
Politik
Der Landkreis wird vom Kreistag und vom Landrat verwaltet. Der Kreistag wird von den Wahlberechtigten im Landkreis auf 5 Jahre gewählt. Dieses Gremium wählt den Landrat für eine Amtszeit von 8 Jahren. Dieser ist gesetzlicher Vertreter und Repräsentant des Landkreises sowie Vorsitzender des Kreistags und seiner Ausschüsse, hat aber in den Gremien kein Stimmrecht. Er leitet das Landratsamt und ist Beamter des Kreises.
Zu seinem Aufgabengebiet zählen die Vorbereitung der Kreistagssitzungen sowie seiner Ausschüsse. Er beruft Sitzungen ein, leitet diese und vollzieht die dort gefassten Beschlüsse. Sein Stellvertreter ist der Erste Landesbeamte.
Kreistag
Der Kreistag des Landkreises Sigmaringen wird von den Wahlberechtigten auf fünf Jahre gewählt und hat mindestens 40 Mitglieder. Die zusätzlichen Mandate sind Augleichsmandate nach § 22 Abs. 6 Landkreisordnung. Die Kommunalwahl am 7. Juni 2009 ergab bei einer Wahlbeteiligung von 54,0 % folgende Sitzverteilung (48 Sitze, vorher 46):
Partei Wahlergebnis Sitze CDU 51,8 % − 0,2 27 Sitze + 1 Freie Wähler 22,2 % − 3,1 10 Sitze − 2 SPD 11,0 % − 0,5 5 Sitze ± 0 GRÜNE 6,8 % + 1,6 3 Sitze + 1 Junge Liste 4,4 % + 0,3 2 Sitze + 1 FDP/DVP 3,8 % + 3,8 1 Sitz + 1 Der Kreistag wählt den Landrat für eine Amtszeit von acht Jahren.
Landrat
Die Landräte des früheren Landkreises Saulgau von 1945–1972 sind im Artikel Landkreis Saulgau dargestellt.
Die Oberamtmänner bzw. Landräte des Oberamts bzw. Landkreises Sigmaringen seit 1807:
- 1807–1817: Karl Honorat von Huber
- 1817–1825: Karl von Schütz
- 1825–1828: Friedrich von Laßberg (Sohn von Joseph von Laßberg)[12]
- 1828–1836: Andreas Franz Kempter
- 1836–1845: Karl von Schütz
- 1845–1850: Carl von Sallwürk
- 1851–1852: Anton von Sallwürk
- 1852–1853: C. Homann (Amtsverweser)
- 1853–1854: Hermann Mock (Amtsverweser)
- 1854–1856: Thaddäus Bachmann (kommissarisch)
- 1856–1859: Jakob Franz Hubert Freiherr Raitz von Frentz
- 1859–1873: Leopold Otto Albrecht von Manstein
- 1873–1883: Hermann Mock
- 1883–1890: Otto von Westhoven
- 1890–1903: Heinrich von Meer
- 1903–1920: Philipp Longard
- 1920–1921: Georg Lang von Langen (als Stellvertreter)
- 1921–1923: Anton Reiser
- 1923–1924: Paul Schraermeyer (kommissarisch)
- 1924: Carl Alexander Gregor Müller
- 1924–1945: Robert Seifert
- 1945–1967: Ernst Rothenbacher
- 1967–1975: Max Gögler
- 1975–1980: Dietmar Schlee (1980–1992 Minister in Baden-Württemberg)
- 1980–1998: Jürgen Binder
- seit 1998: Dirk Gaerte
Kreisfinanzen
Die Kreisfinanzen sind recht stabil, erlitten jedoch durch die Wirtschaftskrise einen leichten Einbruch.[13] Der Verwaltungshaushalt 2007 konnte mit einer Zuführungsrate von über 6 Millionen Euro an den Vermögenshaushalt abschließen und die Zuführung zur Rücklage (Planansatz: 0,00 Euro) betrug knapp 4 Millionen Euro.[14]
Wappen
Das Wappen des Landkreises Sigmaringen zeigt in Rot über einem erniedrigten silbernen Balken einen schreitenden goldenen Hirsch. Das Wappen wurde am 9. Juni 1978 vom Innenministerium Baden-Württemberg verliehen.
Der Hirsch ist das Wappenbild der Grafschaft Sigmaringen, das seit 1483 belegt ist. Der Balken leitet sich vom österreichischen Wappen ab und versinnbildlicht die frühere Zugehörigkeit einiger Gebiete des Kreises zu Vorderösterreich.
Der hohenzollerische Landkreis Sigmaringen bis zur Kreisreform 1972 führte ein sehr ähnliches Wappen, das am 11. Oktober 1954 vom Kreistag angenommen worden war: „Über von Silber und Schwarz geviertem Schildfuß in Rot ein schreitender goldener Hirsch.“
Siehe auch: Liste der Wappen im Landkreis Sigmaringen
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Im Landkreis Sigmaringen ansässige bekannte Unternehmen:
- Alno, Pfullendorf, Küchenhersteller
- Claas GmbH, Bad Saulgau, Hersteller von Erntemaschinen
- Columbus, Krauchenwies, weltweit älteste Globusmanufaktur
- Geberit Produktions GmbH, Pfullendorf, europäischer Marktführer in der Sanitärtechnik
- Hohenzollerische Landesbahn
- Hohenzollerische Landesbank Kreissparkasse Sigmaringen
- Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH, Sigmaringen, Trägerin der drei Kreiskrankenhäuser Sigmaringen, Pfullendorf und Bad Saulgau
- Kramer, Pfullendorf, Baumaschinen
- Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern, Sigmaringen, Mischkonzern
- Vinzenz von Paul GmbH, Sigmaringen, Soziale Dienste und Einrichtungen
- Volksbank Bad Saulgau eG, Bad Saulgau, eine der großen Volksbanken in Baden-Württemberg
- Zollern GmbH & Co. KG, Sigmaringendorf, Stahl und Maschinenbau
Energie
In Herbertingen wurde bereits 1929 durch die Vorarlberger Illwerke Großverteilungsanlage zur Versorgung Südwürttembergs und des Rheinlands mit elektrischer Energie errichteten. Die RWE, Hauptaktionär zusammen mit dem Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW), erstellte hier eine neue Umspannanlage für die Nord-Süd-Leitung. Im Jahr 2006 erfolgte eine Teilfortschreibung des 1998 verabschiedeten Regionalplans Bodensee-Oberschwaben zum Thema „Erneuerbare Energien“. Darin wurden, neben Flächen für die Photovoltaik, unter anderem die kommunale „Photovoltaikanlage Ringgenbach“ auf dem Gelände der stillgelegten Kreismülldeponie im Meßkircher Ortsteil Ringgenbach, die „Photovoltaikanlage Neuhaus“ im Stettener Ortsteil Neuhaus, den „EnBW-Solarpark Leibertingen“ und die „Photovoltaikanlage Inzigkofen/Pault“, auch für den Landkreis drei Standorte für Windkraftanlagen ausgewiesen: „Judentenberg“ (Gemeinde Illmensee), „Storzingen“ (Gemeinde Stetten am kalten Markt) und „Inneringen“ (Stadt Hettingen). Die Mindestgröße der Vorranggebiete für regionalbedeutsame Windkraftanlagen ist nach den Vorgaben des Verbandes so zu bemessen, dass die Errichtung von mindestens drei derzeit marktüblichen Windkraftanlagen, sogenannte Referenzanlagen, an diesem Standort möglich ist.[15] Auf dem Judentenberg stehen schon drei Windkraftanlagen.[16] Die Standorte von einzelnen Windräder wie beim Mengener Ortsteil Blochingen, Schwenningen, auf dem Bäumlehof nahe Leibertingen und am Höchsten (bei Wilhelmsdorf) werden aus unterschiedlichen Gründen nicht erweitert.[17] In Beuron befindet sich das klostereigene Donau-Wasserkraftwerk. Hinzu kommen noch diverse Anlage zur Energiegewinnung aus Biomasse und Biogas. Der Kreis ist mit 42 Anlagen derzeit (2011) viertgrößter Produzent von elektrischer Leistung – hinter Biberach, Ulm und Ravensburg. Insgesamt wurden 110.000 MWh Strom produziert. Damit ließen sich 24.400 Haushalte mit mehr als zwei Drittel der Einwohner im Kreis mit Strom versorgen. Zehn Prozent der landwirtschaftlichen Fläche im Kreis wird für die Produktion von Biomasse benötigt.[18] Dies entspricht derzeit 21 Prozent der Ackerflächen, 2007 waren es noch 15 Prozent.[19] Krauchenwies ist der Sitz eines Großherstellers von Holzpellets.
Bundeswehr
Die Bundeswehr ist mit über 5000 zivilen und militärischen Mitarbeitern (ehemals 11.000 Dienstposten[20]) der größe Arbeitgeber im Landkreis und damit ein bedeutender Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum.[21] Etwa 4600 Soldaten und Wehrpflichtige sind an vier Standorten stationiert (Stand: Januar 2011[22]):[23]
- Oberschwaben-Kaserne Mengen/Hohentengen, Hohentengen: 200 Soldaten, etwa 600 Wehrpflichtige, 40 zivile Beschäftigte, Gründung 1939.
- Lager Heuberg, Albkaserne und Truppenübungsplatz Heuberg, Stetten am kalten Markt: 1800 Dienstposten (1094 Soldaten, 504 Wehrpflichtige), 386 zivile Beschäftigte, bei Übungen können bis zu 4800 Soldaten untergebracht werden, Gründung 1910
- Generaloberst-von-Fritsch-Kaserne, Pfullendorf: rund 800 Dienstposten, verschwindend geringe Zahl an Wehrpflichtigen, etwa 70 zivile Beschäftigte, Gründung 1959
- Graf-Stauffenberg-Kaserne, Sigmaringen: 1425 Dienstposten (1050 bis 1150 Soldaten, 200 Wehrpflichtige), 213 zivile Beschäftigte, Gründung 1959
In der Nonnenhof-Kaserne, Laiz, waren noch bis 1993 Sanitätseinheiten stationiert.[24] Seit dem Jahr 2000 wird sie als Grünes Zentrum des Landkreises genutzt, Eigentümerin ist die Stadt Sigmaringen.[25]
Verkehr
Luftfahrt
Im Landkreis befinden sich mehrere Flugplätze:
- Flugplatz Mengen-Hohentengen (ICAO: EDTM), Verkehrslandeplatz drei Kilometer östlich von Mengen
- Flugplatz Pfullendorf (ICAO: EDTP), Verkehrslandeplatz zwei Kilometer südlich von Pfullendorf
- Flugplatz Saulgau (ICAO: EDTU), Sonderlandeplatz 1,38 Kilometer nordöstlich von Bad Saulgau
- Segelfluggelände Leibertingen, Segelfluggelände 1 Kilometer östlich von Leibertingen
- Ultraleichtfluggelände Sauldorf-Boll (Rudi-Rebholz-Flugplatz), Ultraleichtfluggelände 5,6 Kilometer westlich von Sauldorf
Schiene
Das Gebiet des Kreises Sigmaringen ist durch drei sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr aktive Eisenbahnstrecken erschlossen, daneben gibt es drei stillgelegte und teilweise abgebaute Strecken. Im Einzelnen sind dies:
- die Donautalbahn von Donaueschingen nach Ulm im Abschnitt Beuron–Sigmaringen–Mengen–Herbertingen
- die Zollernalbbahn von Tübingen nach Aulendorf im Abschnitt Storzingen–Sigmaringen–Herbertingen–Bad Saulgau
- die HZL-Strecke Sigmaringen–Gammertingen–Hechingen im Abschnitt Sigmaringen–Gammertingen–Neufra
- die Hegau-Ablachtal-Bahn (seit Frühjahr 2005 wegen Oberbaumängeln zwischen Mengen und Stockach ohne Verkehr, davor nur Güterverkehr im Bereich des Landkreis Sigmaringen)
- die Bahnstrecke Altshausen–Schwackenreute (letztes Teilstück 2004 auch für den Güterverkehr stillgelegt, Strecke mittlerweile in Pfullendorf unterbrochen)
- die Bahnstrecke Krauchenwies–Sigmaringen, stillgelegt und abgebaut
Für den Landkreis besonders wichtig ist der Eisenbahnknoten Sigmaringen, an dem sich alle im Personenverkehr aktiven Bahnlinien treffen. Von hier aus gibt es unter anderem auch schnelle, umsteigefreie Verbindungen in die Landeshauptstadt Stuttgart. Das Kreisgebiet ist dem Verkehrsverbund NALDO angeschlossen.
Straße
Das Kreisgebiet wird von keiner Bundesautobahn berührt. Daher wird es nur durch Bundes-, Landes- und Kreisstraßen erschlossen. Folgende Bundesstraßen sind auf dem Kreisgebiet:
Die B 32 beginnt im Allgäu an der B 308 in der Nähe von Heimenkirch und führt über Wangen im Allgäu nach Ravensburg–Weingarten–Bad Saulgau–Herbertingen–Scheer–Sigmaringen–Gammertingen–Burladingen und endet nördlich von Hechingen auf der B 27.
Die B 311 beginnt in Tuttlingen und führt über Meßkirch–Mengen–Herbertingen–Riedlingen–Ehingen (Donau) nach Ulm.
Die B 313 beginnt an der B 10 östlich von Plochingen und geht weiter über Köngen–Wendlingen am Neckar–Nürtingen–Metzingen–Reutlingen–Pfullingen–Lichtenstein–Gammertingen–Sigmaringen–Meßkirch und endet in Stockach.
Die interessanteste Straße im Kreisgebiet ist die Donautalstraße, als Landesstraße 277 geführt, zwischen Sigmaringen und Beuron. Sie wurde in den Jahren 1852 bis 1858 von den damaligen preußischen und badischen Straßenverwaltungen errichtet und führt mehrmals durch Felstunnel.
Fernradweg
Der Abschnitt des Donauradwegs, der sich im Landkreis Sigmaringen befindet, gilt als einer der landschaftlich reizvollsten zwischen Donaueschingen und Wien.
Tourismus
Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren des Landkreises. Neben den Möglichkeiten, Freizeit in der Natur im Naturpark Obere Donau zu erleben, bietet der Landkreis auch einige von Menschenhand geschaffene Sehenswürdigkeiten. Darunter befinden sich viele klerikale Bauten, wie das Kloster Beuron, das Kloster Habsthal oder das Kloster Sießen, wo Schwester Maria Innocentia Hummel lange wirkte. Burgen und Schlösser, wie das Schloss Sigmaringen, die Burg Wildenstein, die Ruine Hornstein sind vielfach im Landkreis zu finden. Das kulturelle Angebot wird vervollständigt durch eine große Freilichttheaterbühne, die Waldbühne Sigmaringendorf, sowie mehrere überregional bekannte Museen, beispielsweise das Römermuseum in Ennetach oder die keltische Heuneburg.
Kreiseinrichtungen
Der Landkreis Sigmaringen ist Träger der beiden Beruflichen Schulzentren in Bad Saulgau und Sigmaringen, jeweils mit Gewerblicher, Kaufmännischer sowie Haus- und Landwirtschaftlicher Schule, sowie der beiden Sonderschulen Aicher-Scholl-Schule für Geistigbehinderte Bad Saulgau (Renhardsweiler) und Fidelisschule für Geistigbehinderte Sigmaringen.
Der Landkreis Sigmaringen ist zusammen mit der Stadt Pfullendorf Gesellschafter der 1996 gegründeten Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH. Die Gesellschaft betreibt das Kreiskrankenhaus Sigmaringen (380 Betten), das Krankenhaus Pfullendorf (136 Betten) und das Kreiskrankenhaus Bad Saulgau (107 Betten). Das Stammkapital von über 5 Millionen Euro verteilt sich auf die zwei Gesellschafter, den Landkreis Sigmaringen (74 %) und den Spitalfond Pfullendorf (26 %). Deshalb ist der Landrat auch Aufsichtsratsvorsitzender und der Pfullendorfer Bürgermeister sein Stellvertreter, unabhängig davon, wer gerade Amtsträger ist. Die Klinken GmbH betreibt neben den drei Krankenhäusern eine Service GmbH und ein medizinisches Zentrum.[26]
Zusätzlich ist ein Psychiatrisches Pflegeheim, das sogenannte Anna-Haus mit 66 Plätzen in Sigmaringen in der Trägerschaft der Gesellschaft.
Beteiligungen
Der Landkreis Sigmaringen unterhält Beteiligungen an Unternehmen, die in privater Rechtsform geführt werden (Stand: August 2011). Darunter fallen diverse Mehrheitsbeteiligungen: „Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH“ (74 %), „Kliniken Landkreis Sigmaringen Service GmbH“ (51 %), „Medizinisches Versorgungszentrum der Klinken“ (100 %), „Wirtschaftsförderungs- und Standortmarketinggesellschaft Landkreis Sigmaringen GmbH (WIS)“ (50 %), „Energieagentur Landkreis Sigmaringen GbR“ (50 %) und „Technologie- und Innovationszentrum Pfullendorf GmbH“ (25 %). Hinzu kommen nach diverse Minderheitsbeteiligungen: „Qualität und Management im Krankenhaus“ (20 %), „Flugplatz Mengen-Hohentengen GmbH“ (15 %), „Hohenzollerische Landesbahn AG“ (14 %), „FbBW-Fahrzeugbereitstellung Baden-Württemberg“ (20 %), Verkehrsverbund „Neckar-Alb-Donau GmbH“ (12,5 %), „Termingesellschaft Pfullendorf mbH“ (10 %), „LGP Lagerhausgesellschaft Pfullendorf mbH“ (65 %), „Oberschwaben Tourismus GmbH“ (6,6 %), „Internationale Bodensee-Tourismus GmbH“ (8,2 %), Zweckverband „Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW)“ (6,2 %), „Bodensee Standortmarketing GmbH“ (1,6 %), „BMS Innovationsfonds GmbH“ (100 %), „Bodenseefestival GmbH“ (1,3 %) und „Baugenossenschaft Bad Saulgau eG“ (0,6 %).[27][28]
Kreisabfallwirtschaft
Der Eigenbetrieb „Kreisabfallwirtschaft“ hat seit 2002 jährlich Gebührenüberschüsse erwirtschaftet. Aus diesem Grund wurden nicht nur die Abfallgebühren seitdem zweimal gesenkt, der Eigenbetrieb hat zudem seit Jahren Rücklagen gebildet.[29] Seit 1983 sind die Altdeponien Marbach und Pfullendorf komplett verfüllt, geschlossen und renaturiert. Die umzäunten Deponien befinden sich in der sogenannten „Nachsorgephase“, das heißt die Deponien werden begangen und in regelmäßigen Abständen werden Bodenproben entnommen. Sie kann zwischen 30 und 100 Jahre dauern.[30] Die Kreisabfallwirtschaft beziffert die Nachsorgekosten auf 19,5 Millionen Euro. 13,5 Millionen Euro sind durch Gebührenrückstellungen erwirtschaftet worden. Die restlichen sechs Millionen Euro sollen durch weitere Gebührenrücklagen sowie durch Erlöse, die mit der Photovoltaikanlage Ringgenbach erzielt werden, zusammenkommen. Auf diese Weise soll erreicht werden, dass auch in den kommenden Jahren Stabilität bei den Müllgebühren herrscht.[31] Die Deponie Ringgenbach dagegen bleibt auch nach ihrer Schließung Mitte 2010 - nach kompletter Befüllung – als „Entsorgungsanlage“ erhalten. Seit 1998 wird dort kein Hausmüll mehr angenommen. Nur noch schwach kontaminierte Böden können seitdem angeliefert werden. Der Landkreis unterhält weiterhin noch bis 2025 die Bauschuttdeponie Menningen.[32]
Städte und Gemeinden
(Einwohner am 31. Dezember 2010[33])
- Bad Saulgau (17.442)
- Gammertingen (6451)
- Hettingen (1865)
- Mengen (9886)
- Meßkirch (8291)
- Pfullendorf (13.065)
- Scheer (2553)
- Sigmaringen (16.252)
- Veringenstadt (2227)
Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaften und Gemeindeverwaltungsverbände
- Gemeindeverwaltungsverband Gammertingen mit Sitz in Gammertingen; Mitgliedsgemeinden: Städte Gammertingen, Hettingen und Veringenstadt sowie Gemeinde Neufra
- Gemeindeverwaltungsverband Mengen mit Sitz in Mengen; Mitgliedsgemeinden: Städte Mengen und Scheer sowie Gemeinde Hohentengen
- Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft der Stadt Meßkirch mit den Gemeinden Leibertingen und Sauldorf
- Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft der Stadt Pfullendorf mit den Gemeinden Herdwangen-Schönach, Illmensee und Wald
- Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft der Stadt Bad Saulgau mit der Gemeinde Herbertingen
- Gemeindeverwaltungsverband Sigmaringen mit Sitz in Sigmaringen; Mitgliedsgemeinden: Stadt Sigmaringen sowie Gemeinden Beuron, Bingen, Inzigkofen, Krauchenwies und Sigmaringendorf
- Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft der Gemeinde Stetten am kalten Markt mit der Gemeinde Schwenningen
- Beuron (688)
- Bingen (2783)
- Herbertingen (4855)
- Herdwangen-Schönach (3327)
- Hohentengen (4359)
- Illmensee (1997)
- Inzigkofen (2904)
- Krauchenwies (5023)
- Leibertingen (2231)
- Neufra (1866)
- Ostrach (6714)
- Sauldorf (2475)
- Schwenningen (1489)
- Sigmaringendorf (3653)
- Stetten am kalten Markt (5091)
- Wald (2728)
Der „alte“ Landkreis Sigmaringen
Entstehung, Umfang und Lage
Der Kreis umfasste vor seiner Auflösung zum 31. Dezember 1972 mit einer Fläche von 725 km² nicht ganz zwei Drittel der ehemals preußischen Provinz Hohenzollerische Lande und war 1925 aus den hohenzollerischen Oberämtern Gammertingen und Sigmaringen hervorgegangen. Den Rest nahm der Landkreis Hechingen ein. Der Kreis erstreckte sich als ein besonders im Süden unregelmäßiges Gebiet in einer Länge von 59 Kilometern und einer größten Breite von 18 Kilometern von der mittleren Schwäbischen Alb bis in das Bodenseegebiet. Der nördlichste Punkt bei Haidkapelle auf der Gemarkung Trochtelfingen lag 14 Kilometer südlich der Stadt Reutlingen, der südlichste bei Höllsteig (heute Gemeinde Owingen) auf der Gemarkung Oberndorf (heute Gemeinde Herdwangen-Schönach) acht Kilometer nördlich von Überlingen. Nicht ganz 80 km² entfielen auf Exklaven, im Osten Langenenslingen mit Billafingen auf württembergischem, gegen Süden die Teilgemeinde Tautenbronn auf badischem, gegen Westen Beuron und Bärenthal zwischen württembergischen und badischen, Thalheim, Tiergarten und Igelswies auf badischem Gebiet. Die Exklave Achberg lag acht Kilometer nördlich von Lindau auf der Grenze von württembergischem und bayerischem Gebiet. In den Kreis eingeschlossen waren im Norden die württembergische Exklave Mägerkingen mit Bronnen, Hausen an der Lauchert und Mariaberg, im Süden Jettkofen, Wirnsweiler und die badischen Orte Wangen und Dichtenhausen.
An den Kreis grenzten an gegen Nordwesten der hohenzollerische Kreis Hechingen, gegen Norden der württembergische Kreis Reutlingen, gegen Osten die württembergische Kreise Münsingen und Saulgau, gegen Süden die badischen Kreise Überlingen und Stockach und gegen Westen der württembergische Kreis Balingen.
Städte und Gemeinden vor der Kreisreform
Vor der Kreisreform 1973 bzw. vor der Gemeindereform gehörten zum (alten) Landkreis Sigmaringen seit 1925 insgesamt 74 Gemeinden, darunter 5 Städte.
Am 7. März 1968 stellte der Landtag von Baden-Württemberg die Weichen für eine Gemeindereform. Mit dem Gesetz zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden war es möglich, dass sich kleinere Gemeinden freiwillig zu größeren Gemeinden vereinigen konnten. Den Anfang im alten Landkreis Sigmaringen machte am 1. Januar 1969 die Gemeinde Burgau, die in die Gemeinde Dürmentingen eingegliedert wurde und dadurch zum Landkreis Biberach wechselte. In der Folgezeit reduzierte sich die Zahl der Gemeinden stetig. Am 1. Januar 1969 hatten auch die Gemeinde Achberg in den Landkreis Wangen und die Gemeinde Gaisweiler in den Landkreis Überlingen gewechselt. Durch die Gemeindereform verlor der Landkreis Sigmaringen vor der Kreisreform auch weitere Gemeinden. Am 1. Dezember 1971 wurde die Gemeinde Igelswies in die Stadt Meßkirch eingegliedert und wechselte damit zum Landkreis Stockach. Ebenfalls in den Landkreis Stockach wechselte am 1. Januar 1972 die Gemeinde Storzingen, weil sie in die Gemeinde Stetten am kalten Markt eingegliedert wurde. In den Landkreis Reutlingen wechselte am 1. Januar 1972 die Stadt Trochtelfingen.
Die verbliebenen Gemeinden des (alten) Landkreises Sigmaringen gingen am 1. Januar 1973 überwiegend im neuen, vergrößerten Landkreis Sigmaringen auf.
Größte Gemeinde des alten Landkreises Sigmaringen war die Kreisstadt Sigmaringen, kleinste Gemeinde war Burgau.
Der alte Landkreis Sigmaringen umfasste zuletzt eine Fläche von 710 km² und hatte bei der Volkszählung 1970 insgesamt 55.367 Einwohner.
Einwohnerentwicklung des alten Landkreises Sigmaringen bis 1970. Alle Einwohnerzahlen sind Volkszählungsergebnisse.
Datum Einwohnerzahlen 17. Mai 1939 35.106 13. September 1950 41.295 Datum Einwohnerzahlen 6. Juni 1961 47.623 27. Mai 1970 55.367 Die Gemeinden des alten Landkreises Sigmaringen vor der Gemeindereform:
Ökologie
Fauna
Zu den ausgestorbenen Tierarten im Landkreis Sigmaringen zählt der Wolf. Der letzte Wolf der Region wurde am 18. Januar 1831 bei Gauselfingen erlegt, nachdem er im Juni 1830 in Pferche bei Kettenacker, Harthausen und Feldhausen eingebrochen war und drei Schafe gerissen hatte. Das Tierpräparat, von der Bevölkerung „Isegrim“[34] genannt, befindet sich im „Hubertussaal“ auf Schloss Sigmaringen. Ein anderes ausgerottetes Raubtier ist der Luchs. Armin Hafner, bekannt als Donautalguide, ist einer der wenigen, die dieses Tier mit eigenen Augen gesehen haben, im August 2005 „auf dem Ansitz“, wie er erzählt. Im darauf folgenden schneereichen Winter wurde der Donau-Luchs mehrfach gesichtet und bei Dunkelheit mit einer Infrarot-Kamera fotografiert – als er sich über ein erlegtes Reh hermachte. Ob es sich um einen Kuder (männliches Tier) oder eine Kätzin handelte, konnten die Experten nicht feststellen. Auch das Alter liegt im Dunkeln, ebenso die Herkunft. Doch seit Herbst 2006 ist der Luchs abgetaucht. Ein erster und zweiter genetischer Vergleich zwischen dem Kadaver des am 1. Januar 2007 auf der Autobahn 8 bei Laichingen – rund 50 Kilometer entfernt – überfahrenen Tier und Kotspuren von der Donau hat den Verdacht bisher nicht bestätigt.[35] Der einst ausgerottet Biber befindet sich wieder auf dem Vormarsch, er wurde 1998 erstmals im Naturschutzgebiet „Blochinger Sandwinkel“ bei Mengen wieder gesichtet.[36] Intensive Jagd und Lebensraumzerstörung sorgten dafür, dass 1834 an Donau und Iller bei Ulm die letzten Tiere in Baden-Württemberg gesichtet wurden.[37] Markante Spuren der scheuen Tiere finden sich seitdem an den Donauzuflüsse Ablach (Krauchenwieser Seenplatte), Ostrach (Pfrunger-Burgweiler Ried)[38] und Schmeie (Donaumündung), sowie an der Donau selbst. Reviere sind in Inzigkofen, Gutenstein und bei St. Maurus verzeichnet.[39] Franz Spannkrebs, Biberbeauftragter des Regierungspräsidiums Tübingen, schätzte im April 2010, dass es im Landkreis Sigmaringen etwa 30 Biberreviere mit jeweils drei bis vier Tieren gibt, so dass er von etwa 120 Bibern ausgeht.[40] Der Gänsegeier, der bis ins 18. Jahrhundert heimisch war und danach ausgerottet wurde,[41] wurde in den vergangenen Jahren immer mal wieder im Donautal gesichtet.[42]
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden Baden-Württembergs 2010 (Hilfe dazu)
- ↑ Karlheinz Fahlbusch (kf): Sigmaringen ist der Mittelpunkt. In der Südkurier-Ausgabe vom 29. März 2003
- ↑ Quelle: Statistik für die EUREGIO-Bodensee. In: Aufgelistet! Die zehn Landkreise der Bodenseeregion, … In: Südkurier vom 25. Februar 2011 und in: Ders. vom 2. Juli 2011
- ↑ a b c Aufgaben Fachbereich Forst vom 31. Mai 2010; abgerufen am 27. August 2011
- ↑ Jennifer Kuhlmann (jek): Kulturschwerpunkt 2010 „Migration und Integration“. Migranten erzählen ihre Geschichten. In: Schwäbische Zeitung vom 8. Mai 2010
- ↑ Isabell Michelberger (imi): Nähe und Ferne im Gespräch. In: Südkurier vom 27. Juli 2010
- ↑ Vortrag. Rößler beschreibt Ankunft. In: Schwäbische Zeitung. vom 3. November 2010
- ↑ a b Vera Romeu (vr): Kreiskulturforum. Ausstellung blickt auf Leid der Vertriebenen. In: Schwäbische Zeitung vom 20. Oktober 2010
- ↑ Ausstellung. Geschichte von Integration im Blick. In: Schwäbische Zeitung vom 16. Oktober 2010
- ↑ Diavortrag. Fluchtwege der Heimatvertriebenen. In: Südkurier vom 2. Oktober 2010
- ↑ Die Eingliederung der Heimatvertriebenen im Landkreis Sigmaringen. Ausstellung 18. Oktober bis 10. Dezember 2010. hrsg. von Landkreis Sigmaringen und Kreiskulturforum
- ↑ Franz Muncker: Laßberg, Joseph Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 17, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 780–784.
- ↑ Karlheinz Fahlbusch (kf): Landrat Gaerte: „Die fetten Jahre sind vorbei“. In: Südkurier vom 3. Februar 2009
- ↑ Karlheinz Fahlbusch (kf): Kugler: “Am Grundsatz nicht rütteln”. In: Südkurier vom 9. Juli 2008
- ↑ Windenergie. In: Südkurier vom 25. März 2011
- ↑ Siegfried Volk (siv): Mehr Flächen für Windräder. In: Südkurier vom 25. März 2011
- ↑ (rsp): Verband bremst Windradbau. In: Schwäbische Zeitung vom 23. Juli 2005
- ↑ Arno Möhl (mö): Im Kreisgebiet stehen 42 Biogasanlagen. In: Ders: Biogas: Noch wächst im Kreis mehr Weizen als Mais. Bernd Gommeringer, Leiter des Fachbereichs Landwirtschaft im Landratsamt, über Anbauflächen und Anfälligkeiten. In: Schwäbische Zeitung vom 23. August 2011
- ↑ Arno Möhl (mö): Biogas: Noch wächst im Kreis mehr Weizen als Mais. Bernd Gommeringer, Leiter des Fachbereichs Landwirtschaft im Landratsamt, über Anbauflächen und Anfälligkeiten. In: Schwäbische Zeitung vom 23. August 2011
- ↑ Michael Hescheler (fxh): Landrat und Bürgermeister legen Papier zu Bundeswehr-Standorten vor. Gesammelte Argumente für den Erhalt der Garnison – Dirk Gaerte befürchtet wirtschaftlichen Einbruch durch weniger Dienstposten. In: Schwäbische Zeitung vom 13. Januar 2011
- ↑ Jennifer Kuhlmann (jek): Resolution. Kreistag fordert Erhalt der Standorte. In: Schwäbische Zeitung vom 10. November 2010
- ↑ 5000 Beschäftigte arbeiten in vier Kasernen im Kreis Sigmaringen. In: Südkurier vom 13. Januar 2011
- ↑ Simone Dürmuth: Serie. Mehr als 4600 Soldaten gibt es im Landkreis. In: Schwäbische Zeitung vom 30. Oktober 2010
- ↑ Seit 40 Jahren Lehrer. In: Wochenblatt vom 25. August 2005
- ↑ Voraussetzungen für Realisierung des “Grünen Zentrums” in Sigmaringen in der ehemaligen Kaserne Nonnenhof geschaffen. Pressemitteilung des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg vom 2.März 1999
- ↑ Karlheinz Fahlbusch (kf): Landkreis vielfach finanziell engagiert. In: Südkurier vom 3. August 2011
- ↑ Guy-Pascal Dorner: Beteiligung. Der Landkreis mischt auch bei mehreren Privatunternehmen mit. In: Schwäbische Zeitung vom 8. November 2008
- ↑ Karlheinz Fahlbusch (kf): Landkreis vielfach finanziell engagiert. In: Südkurier vom 3. August 2011
- ↑ Guy-Pascal Dorner: Kreisabfallwirtschaft. Eigenbetrieb bildet auch 2008 Rücklagen. In: Schwäbische Zeitung vom 10. November 2008
- ↑ Guy-Pascal Dorner: Nachsorgephase. Arbeit ist keineswegs zu Ende. In: Schwäbische Zeitung vom 10. November 2008
- ↑ Guy-Pascal Dorner: Auf einen Blick. Kosten belaufen sich auf 19,5 Millionen. In: Schwäbische Zeitung vom 10. November 2008
- ↑ Guy-Pascal Dorner: Ringgenbach. Deponie bleibt Entsorgungsschnittstelle. In: Schwäbische Zeitung vom 10. November 2008
- ↑ Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden Baden-Württembergs 2010
- ↑ Martina Goldau (mag): Peterchens Mondfahrt und ganz viel Schnee. In: Südkurier vom 8. Dezember 2006
- ↑ Es bleibt eng für den stillen Jäger. In: Südkurier vom 18. August 2007
- ↑ Biberspuren bei Gutenstein. In: Südkurier vom 1. Dezember 2005
- ↑ Ein Anwärter namens Biber. In: Südkurier vom 14. April 2005
- ↑ Florian Unger: Natur. Staudamm quer durch die Ostrach. Im Pfrunger-Burgweiler Ried sind Biber am Werk – Sorge um Stauung und überflutete Wiesen. In: Südkurier vom 11. November 2008
- ↑ Hermman-Peter Steinmüller (hps): Biologe geht von steigenden Zahl von Bibern aus – Pläne für Beobachtungsplattform. Nager beißen sich im Donautal fest. In: Südkurier vom 16. Januar 2010
- ↑ Eileen Kircheis: Am Donauufer. Biber bedrohen neue Streuobstwiese in Laiz. In: Schwäbische Zeitung vom 12. April 2010
- ↑ Vortrag. Kehren die Geier zurück? In: Südkurier vom 11. November 2008
- ↑ Ute Korn-Amann (uka): Vortrag. Der Geier kreist bald wieder. In: Schwäbische Zeitung vom 15. November 2008
Literatur
- Das Land Baden-Württemberg – Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden (in acht Bänden); Hrsg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg; Band VII: Regierungsbezirk Tübingen, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4.
- Dirk Gaerte (Hrsg.), Edwin Ernst Weber (Konzeption): Der Dreiländerkreis Sigmaringen. Ein Führer zu Natur, Wirtschaft, Geschichte und Kultur. Meßkirch: Gmeiner Verlag, 2007; ISBN 978-3-89977-512-9.
- Meinrad Häberle: Der Landkreis Sigmaringen, 1925–1972: ein Beitrag zu seiner Geschichte. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1985; ISBN 3-7995-4081-4
Weblinks
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- Literatur von Landkreis Sigmaringen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
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