Rave

Rave

Rave, aus dem Englischen für „rasen, schwärmen, toben, fantasieren“, ist ein während der Acid-House-Bewegung ab dem Second Summer of Love 1989 entstandener Begriff für Tanz-Veranstaltungen mit elektronischer Musik. Auf diesen Partys wurde der konzeptionelle Schwerpunkt erstmals auf ekstatischen Tanz gelegt. In deren Mittelpunkt stehen vor allem die DJs. Ein ähnliches Konzept gab es zwar bereits in Form von Diskotheken, neu war jedoch, dass diese in Form von so genannten „One-off“-Events (einmalige Veranstaltungen) in eigens dafür präparierten Locations, wie Konzerthallen, Warehouses, leerstehenden Häusern und ähnlichem durchgeführt wurden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ende der 1980er-Jahre wurde der elektronische Sound vorerst kaum in Stile oder Kategorien unterteilt. Es gab daher meist einen großen Dancefloor und die zwei oder einige wenige DJs spielten sich innerhalb einer Party durch verschiedene Facetten der elektronischen Musik. Mit dem kommerziellen Erfolg und dem Anwachsen der Besucherzahlen änderte dieses Konzept zugunsten eines besseren Marketings in die Auflistung von möglichst vielen bekannten Produzenten und DJs. Dabei wurde die Spielzeit des jeweiligen DJs auf weniger als eine Stunde begrenzt. Dieses Konzept hatte großen Erfolg und wurde immer häufiger auf immer größeren Veranstaltungen realisiert. Die Folge war ein enorm hoher Erfolgsdruck für die DJs. Diese mussten in dieser kurzen Zeit „funktionieren“, welches folgerichtig enormen Einfluss auf die Musikauswahl hatte. Die Hits wiederholten sich oft stündlich. Dadurch veränderte sich auch die Musik. Es entwickelte sich eine hierfür besonders geeignete Musik.

Die Diversifikation von Techno in unterschiedliche Styles mit teils extrem unterschiedlichen Geschwindigkeiten führte Mitte/Ende der 1990er-Jahre zu einer neuen Form von Raves mit vielen unterschiedlichen Floors. Als Motto der Ravekultur entwickelte sich PLUR.

Rave als Bezeichnung für ein Musikgenre

In der Regel werden auf Raves alle Arten elektronischer Musik gespielt. Von 1990 bis 1992 wurde kurzzeitig auch Madchester, eine britische Indierock-Dance-Kreuzung, als Rave Music bezeichnet.

Von 1993 bis 1996 bezeichnete Rave Music dann einen besonders schnellen Technostil. Die Geschwindigkeit war ähnlich dem Gabber. Der oft verzerrten, harten Bassdrum wurden im Rave häufig schnelle Breakbeat- oder Junglesamples unterlegt. Wegen der eingängigen, tranceartigen Melodien und Synthriffs wurde diese Musik in der Szene auch als Deppen- oder Kirmestechno bezeichnet (z. B. MarushaRaveland, DuneI Can’t Stop Raving). Die Bedeutung des Wortes Rave hat sich über die Jahre gewandelt und bezeichnet heute hauptsächlich noch die Veranstaltung. Rave als bestimmte Musikrichtung gibt es nicht. Wenn von Ravemusik die Rede ist bezieht man sich meistens auf alte Platten und Klassiker aus der Anfangszeit des Techno. Allgemein kann man sagen, dass das, was typische Ravemusik ausgemacht hat, in einer gewissen Experimentierfreudigkeit und Abstraktion besteht, mit großer Bedachtnahme auf Tanzbarkeit.

Musik auf Raves

Musikalisch kann man je nach Rave verschiedene Stilrichtungen der elektronischen Musik finden. Ob es sich dabei um einen härteren Stil handelt (Hardcore Techno, Hardstyle, Schranz, Detroit Techno), gemäßigten Techno, House oder Breakbeat / Drum and Bass oder eher sanfte, melodiöse Stilrichtungen vertreten sind (Trance, Ambient, Goa, Hands Up und Chill-Out-Musik), ist in der Regel nur an den Namen des DJ im so genannten „Line-up“ und manchmal auch an der Namensgebung und dem Design der Flyer zu erkennen.

Rave-Tourismus

Neben den bereits länger bekannten Fahrten nach Ibiza oder auf Rave-Kreuzfahrtschiffen sind insbesondere spirituell angehauchte Reisen nach Indien (Goa), Thailand (Fullmoon-Party auf der Insel Koh Phangan) oder zur Kirschblüte in Japan angesagt.

Große und bekannte Raves

Als einer der ersten großen Raves gilt das von Spiral Tribe 1992 in England initiierte Castlemorton Common Festival mit 30.000 Besuchern, für das sich 23 der Veranstalter noch vor Gericht verantworten mussten. Für spätere unangemeldete oder illegale Veranstaltungen innerhalb der alternativen Freetekno-Szene hat sich zur Abgrenzung jedoch eher der Begriff „Teknival“ etabliert.

Die wohl bekanntesten und inzwischen in legalem Rahmen stattfindenden Raves der Gegenwart sind die Reincarnation in Hannover und die Streetparade in Zürich. Die größte und wahrscheinlich bekannteste Veranstaltung in diesem Rahmen war die Loveparade. Nachdem die Stadt Berlin diese Veranstaltung nicht mehr als Demonstration genehmigte, sahen sich die Veranstalter gezwungen, den Austragungsort zu wechseln. Bis 2010 fand die Loveparade in Metropolen des Ruhrgebiets statt, wird aber in Zukunft aufgrund des Unglücks am 24. Juli 2010 in Duisburg auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofes Duisburg Gbf nicht mehr fortgesetzt.

Weitere nennenswerte Events im deutschsprachigen Raum sind die seit 1995 stattfindende Nature One in der ehemaligen Atomraketen-Abschussbasis Pydna im Hunsrück bei Kastellaun, das größte deutsche Festival für elektronische Musik, sowie das SonneMondSterne-Festival in Saalburg/Thüringen. Ebenfalls jährlich stattfindende Veranstaltungen sind die Mayday in Dortmund sowie die Timewarp mit ihren Ablegern im Norden und Osten Deutschlands, ihrem Love’n’Light-Rave, dem Love-Family-Park und dem österreichischen Rave on Snow.

Organisation

Größere Raves sind bis auf wenige Ausnahmen auf mehrere Hallen und Räumlichkeiten verteilt, die im Jargon der Partybesucher als Floors bezeichnet werden. In jeder Halle wird ein etwas anderer Musikstil gespielt. Insbesondere die in den Chill-out-Rooms gespielte Musik ist in der Regel äußerst avantgardistisch. Eine wichtige Rolle für den Erfolg eines Raves spielt neben dem so genannten Line-up, der DJ-Besetzung, die verwendete PA sowie die Ausstattung mit Licht und Deko. Da Raves relativ spät beginnen (selten vor Mitternacht), wird dann regelmäßig bis in den frühen Morgen gefeiert.

Weblinks

 Commons: Rave – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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