Rederijkers

Rederijkers

Rederijkers ist eine niederländische Bezeichnung für die Mitglieder der Gilden der Dichter (niederländisch Rederijkerskamer: Redekammer), die es vor allem in Flandern und Holland gegeben hat.

Das Wort Rederijker stammt vom griechischen rhetorikos (= einer, der die Rhetorik betreibt).

Geschichte

Die ersten dieser Zünfte entstanden, nach französischem Vorbild, um 1400 im burgundisch beherrschten Flandern. Später breitete sie sich nach Holland aus. Zunächst waren ihre Mitglieder vor allem gebildete Bürger. Da aber die Kammer von den kulturliebenden Fürsten Burgunds sehr geschätzt und privilegiert wurden, und so politischen Einfluss bekamen, traten bald auch Adlige bei.

Das 15. Jahrhundert war ihre Blütezeit. Nach 1600 verfielen sie. Der Calvinismus bekämpfte diese weltlichen Vereine, und die Privilegien waren nicht mehr wirkungsvoll. Einige jetzt noch bestehende Dichtervereine in Belgien sehen sich noch als Fortsetzer der Rederijkerskamers.

Die wichtigsten Kammern hatten ihren Sitz in den Städten Brügge, Gent, Brüssel, Antwerpen, Leiden, Haarlem und Amsterdam.

Struktur

Die Rederijkerskamer stand unter der weltlichen Schirmherrschaft eines Fürsten oder Prinzen (prince), der Auftraggeber vieler Gedichte war. Wie jede Zunft hatte sie auch einen geistlichen Schutzheiligen. Die Kammer stand unter der Leitung eines Hauptmanns (niederl.: hoofdman), dem einige Dekane (dekens) zur Seite standen. Der Schatzmeister hieß fiscaal. Der wichtigste Dichter oder Regisseur hieß factor.

Kunst

Die Rederijker produzierten in erster Linie Gelegenheitsdichtung zu Ehren oder zum Gedenken der Fürsten, Bürgermeister usw. Dazu kamen Lustspiele, die Kluchten, Dramen und Balladen für Feste und andere öffentliche Gelegenheiten.

Die Dichtung war oft moralisierend. Technische Fähigkeiten, sogar Virtuosität, waren gefragt. Die strikte Befolgung von Richtlinien für Reim, Metrum und Rhythmus artete oftmals in gekünstelte Reimerei und schwülstigen Sprachgebrauch aus. Daher wird die rederijkerskunst von Kunsthistorikern oft als zweitklassig eingestuft. Aber die Kammern waren auch ein Beitrag zur „Demokratisierung“ der niederländischen Literatur und ein Nährboden der Dichtung. Große niederländische Dichter wie Pieter C. Hooft und Joost van den Vondel waren Mitglied einer Rederijkerskamer.

Die niederländische Nationalhymne, das Wilhelmus, weist in der Form einige Merkmale eines Rederijkers-Gedichtes auf.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rederijkers — (holländ., spr. reikers, volksetymologische Umbildung v. franz. rhétoricien, das gegen den Ausgang des Mittelalters soviel wie Dichter bezeichnete), die Mitglieder der Redekammern, d. h. poetischer Vereine, die in den Niederlanden am Ende des 14 …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Rederijkers —   [ reːdərɛi̯kərs; niederländisch, volksetymologische Umbildung zu französisch Rhétoriqueurs], zunftmäßig organisierte Künstlergilden, die die niederländische Literatur des 15. und 16. Jahrhunderts entscheidend prägten. Neben ihrer v. a. auch… …   Universal-Lexikon

  • Euphuismus — Schwulst (von mhd. swulst zu swëllen „Anschwellung“) war ursprünglich der Ausdruck für eine Schwellung oder für das Geschwollene. Das Adjektiv schwulstig, dem das heutige schwülstig entspricht, wurde im Frühneuhochdeutschen schon von Luther in… …   Deutsch Wikipedia

  • Schwulststil — ist eine Bezeichnung der Literaturkritik, die sich im 18. Jahrhundert etablierte und der Literatur des Barock rückwirkend prunkhafte Aufgeblasenheit vorwarf. Im engeren Sinne gilt Schwulst als Merkmal des manieristisch übersteigerten Einflusses… …   Deutsch Wikipedia

  • Michiel de Swaen — (* 20. Januar 1654 in Dünkirchen; † 3. Mai 1707 ebendort) gilt als der bedeutendste niederländischsprachige Autor Frankreichs. Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Swaen — Michiel de Swaen Michiel de Swaen (* 20. Januar 1654 in Dünkirchen; † 3. Mai 1707 ebendort) gilt als der bedeutendste niederländischsprachige Autor Frankreichs. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Chamber of rhetoric — The Rhetoricians, circa 1655, by Jan Steen. The painting depicts a rederijker reading his poem, while hanging over the balcony the blason of his chamber of rhetoric can be seen; in this case the Amsterdam society Egelantier , whose symbol was a… …   Wikipedia

  • Dichterbund — Literarische Gruppen haben sich immer wieder gebildet, denn manchem Dichter erschien in seinen „literarischen Fehden eine persönliche Leibwache dringend wünschenswert, ja nötig“, wie Fontane es über Saphir, den Gründer des Tunnels über der Spree …   Deutsch Wikipedia

  • Dichterschule — Literarische Gruppen haben sich immer wieder gebildet, denn manchem Dichter erschien in seinen „literarischen Fehden eine persönliche Leibwache dringend wünschenswert, ja nötig“, wie Fontane es über Saphir, den Gründer des Tunnels über der Spree …   Deutsch Wikipedia

  • Dichterverein — Literarische Gruppen haben sich immer wieder gebildet, denn manchem Dichter erschien in seinen „literarischen Fehden eine persönliche Leibwache dringend wünschenswert, ja nötig“, wie Fontane es über Saphir, den Gründer des Tunnels über der Spree …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”