Reiner Schreiber

Reiner Schreiber

Reiner Schreiber (* 19. August 1941 in Beuel; † 8. Oktober 2004 in Bonn) war Stadtdirektor der Stadt Bonn, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Bonner Stadtrat sowie Geschäftsführer der Stadtwerke Bonn und damit seinerzeit einer der einflussreichsten Lokalpolitiker der damaligen Bundeshauptstadt.

Leben

Schreiber wuchs in Niederpleis auf. Sein Vater verstarb früh, seine Mutter heiratete wenige Jahre später erneut und verstarb ebenfalls früh, als Reiner Schreiber 14 Jahre alt war, an einem Krebsleiden. Ab diesem Zeitpunkt war er - auch finanziell, da sein Stiefvater ihn um sein Erbe betrogen hatte - auf sich allein gestellt.

Mit 14 Jahren begann er eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei den VAW (Vereinigte Aluminiumwerke) in Bonn, die er erfolgreich abschloss. Reiner Schreiber interessierte sich bereits in jungen Jahren für Politik. Entsprechendes Wissen eignete er sich schon als Jugendlicher durch das Lesen einschlägiger Fachliteratur selbstständig an. Diesem Weg mit ausgeprägtem Ehrgeiz und besonderem persönlichem Engagement folgend, wurde er später zu einem der einflussreichsten Männer seiner Heimatstadt. Schreiber war 16 Jahre lang Geschäftsführer der Stadtwerke Bonn (SWB), er war von 1969 bis 2002 (bis auf seine Zeit als Stadtwerke-Chef) Mitglied des Stadtrates sowie zweimal CDU-Fraktionsvorsitzender.

Karriereende

Nachdem Anfang 2001 auf einem Schweizer Konto Schreibers 1,5 Mio. Euro gefunden worden waren und daraufhin ein staatsanwaltschaftliches Ermittlungsverfahren wegen Verdachts auf Steuerhinterziehung, Bestechlichkeit und Vorteilsannahme eingeleitet worden war, trat Reiner Schreiber am 8. April 2002 zu Beginn einer Sitzung der Bonner CDU-Stadtratsfraktion von allen Ämtern zurück. Kurz darauf wurde er vor dem Rathaus festgenommen. Die Staatsanwaltschaft beschuldigte ihn der Vorteilsannahme von mindestens 750 000 Euro vom Mannheimer Anlagenbauer ABB für die Auftragserteilung zur Modernisierung eines Bonner Heizkraftwerks. Vermutungen, Schreiber hätte bereits Anfang der 80er Jahre im Zusammenhang mit dem damaligen Bau der Müllverbrennungsanlage Bonn Gelder erhalten, ließen sich nicht abschließend bestätigen. Nach einem Teilgeständnis wurde Schreiber nach vier Wochen aus der Untersuchungshaft in der JVA Rheinbach entlassen. Aufgrund eines fortgeschrittenen Krebsleidens wurde das Verfahren gegen ihn am 10. Mai 2004 wegen dauerhafter Verhandlungsunfähigkeit eingestellt.

Am 8. Oktober 2004 erlag Schreiber um 10 Uhr morgens im Marienhospital Bonn im Alter von 63 Jahren seiner schweren Krankheit. Mehrere Zeitungsanzeigen – eine anonyme Anzeige, eine Anzeige seiner engsten Freunde und Angehörigen sowie eine einiger seiner Ärzte und Anwälte – wiesen auf sein Ableben hin, welches ein großes Echo in der Öffentlichkeit nach sich zog. Auf ausdrücklichen Wunsch Schreibers hin wurde seine Trauerfeier in einem engen persönlichen Rahmen gehalten. Ungeachtet dessen veröffentlichte die örtliche Presse noch am selben Abend eine Abbildung seines offenen Grabs auf der Titelseite sowie ein ausführliches Protokoll über den Ablauf der Beisetzungszeremonie, was trotz Schreibers Fehlverhalten der letzten Jahre von vielen Bonner Bürgern als geschmacklos angesehen wurde.

Schreiber bekam das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Ein entsprechendes zweites Antragsverfahren von 2001 über die Bezirksregierung Köln wurde wegen des gegen ihn damals noch laufenden Verfahrens zwar ausgesetzt, jedoch hatte er bereits in den 1980er Jahren diese Auszeichnung für seine herausragenden Verdienste um die Stadt Bonn erhalten.

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