Reinhard Weisbach

Reinhard Weisbach
Reinhard Weisbach

Reinhard Weisbach (* 8. Juli 1933 in Waldesruh bei Berlin; † 13. November 1978 ebenda) war ein Literaturwissenschaftler, Essayist, Lyriker und Kulturfunktionär in der DDR.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Weisbach war ein Sohn des Angestellten und SPD-Mitglieds Victor Hugo Weisbach (1880–1939). Er wuchs im Nachkriegsberlin auf und wurde bereits 1948 Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Von 1951-1967 arbeitete Weisbach als Lehrer in Ost-Berlin. 1952 heiratete er Renate, geb. Wischer, und hatte mit ihr vier Kinder.

Zwischen 1954 bis 1959 belegte Weisbach ein Fernstudium der Germanistik an der Pädagogischen Hochschule in Potsdam. In dieser Zeit entstanden seine ersten Gedichte. 1966 promovierte er zum Dr. phil mit einer Arbeit über die frühe Lyrik Brechts, 1970 folgte eine weitere Dissertation zum Dr. paed. über hochschulgemäße Didaktik in der Abiturstufe der Volkshochschule.

Von 1967 bis 1970 arbeitete er als stellvertretender Chefredakteur der Zeitschrift Weimarer Beiträge, der seit 1955 vom Aufbau-Verlag herausgegebenen Monatszeitschrift für Literaturwissenschaft, Ästhetik und Kulturtheorie. Als Seminarleiter bei den in Schwerin jährlich stattfindenden zentralen Poetenseminaren der FDJ engagierte sich Weisbach von 1970 bis zu seinem frühen Tod. Gleichzeitig galt er als einer der Förderer der FDJ–Singebewegung, zum Beispiel der Gruppe Karls Enkel.

Seit 1970 war Weisbach Arbeitsgruppenleiter im Zentralinstitut für Literaturgeschichte der Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin. 1972 weilte er mit dem Berliner Ensemble in Paris. In den 1970er Jahren nahm Weisbach an internationalen Schriftstellerbegegnungen und –kongressen teil, zum Beispiel in der Sowjetunion, in Jugoslawien, in Finnland.

1972 wurde er mit der Erich-Weinert-Medaille ausgezeichnet, 1973 folgte die Arthur-Becker-Medaille in Gold. 1974 erhielt Weisbach den Heinrich-Heine-Preis und 1975 den Preis für künstlerisches Volksschaffen Erster Klasse.

Im Mai 1978 nahm Weisbach am 8. Schriftstellerkongress der DDR teil. Im selben Jahr übernahm er die Leitung der Zeitschrift Temperamente. Blätter für junge Literatur.

1978 starb Weisbach in Folge eines Unfalls in Waldesruh.

Publikationen

Literaturwissenschaftliche Arbeiten

  • 1966 Reinhard Weisbach: Das Paradigma des Gedichts in „Bertolt Brechts Hauspostille“: Ein Beitrag zum Verhältnis des jungen Brecht zur Tradition und zum Expressionismus. Hochschulschrift, Berlin.
  • 1968 A. Löffler, Reinhard Weisbach (Hrsg.): Brecht-Sonderheft. Weimarer Beiträge. Literaturwissenschaftliche Zeitschrift der DDR. Aufbau-Verlag Berlin und Weimar.
  • 1969 W. Mittenzwei (Mitautor, Hrsg.): Positionen. Beiträge zur marxistischen Literaturtheorie der DDR. Reclams Universalbibliothek Leipzig.
  • 1969 Reinhard Weisbach: Modell hochschulgemäßer Didaktik in der Abiturstufe der Volkshochschule. Hochschulschrift, Leipzig.
  • 1971 Hrsg. W. Mittenzwei u. Reinhard Weisbach (ebenfalls Mitautor): Revolution und Literatur. Zum Verhältnis von Erbe, Revolution und Literatur. Reclams Universalbibliothek Leipzig, Bd. 62; sowie: Röderberg-Verlag Frankfurt am Main, Bd. 1.
  • 1972 Menschenbilder, Dichter und Gedichte. Aufsätze zur deutschen sozialistischen Lyrik. (über Becher, Braun, Brecht, Deicke, Fürnberg, Hermlin, Weinert, Wiens) Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar.
  • 1972 Wir und der Expressionismus. Studien zur Auseinandersetzung der marxistisch-leninistischen Literaturwissenschaft mit dem Expressionismus. Akademie-Verlag Berlin.
  • 1972 Poetenseminar. Sonderheft „Poesiealbum“, Laudatio und Auswahl.
  • 1976 "Ich rinne ... Ich bin." Kommentare zu Rilkes Orpheus-Sonetten. in: Rilke-Studien. Zu Werk und Wirkungsgeschichte. Aufbau-Verlag Berlin und Weimar.
  • 1979 Das lyrische Feuilleton des „Volksstaat“. Gedichte der Eisenacher Partei. (Hrsg. u. Einleitung) Akademie-Verlag. (Das sind Gedichte von Freiligrath, Herwegh u. a.)

Gedichtbände

  • 1957 Prisma Almanach. Hinz-Druck, Berlin. u. a. Texte von Reinhard Weisbach
  • 1965 Köpenicker Flaschenpost. Aufbau-Verlag Berlin und Weimar.
  • 1965 Spektrum. Vierteljahresschrift für Originalgrafik und Dichtung. 7. Jg., Nr. 27, Zürich Juni 1965, u. a. Texte von Reinhard Weisbach.
  • 1971 Wort für Wort. Aufbau-Verlag Berlin und Weimar.
  • 1972 Olympische Spiele. (Hrsg. und Nachbemerkung von Rainer Kirsch und Manfred Wolter) Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, u. a. Texte von Reinhard Weisbach.
  • 1975 Das letzte Mahl mit der Geliebten. (Hrsg. R. Kirsch, M. Wolter) Eulenspiegel-Verlag Berlin, u. a. Texte von Reinhard Weisbach.
  • 1980 Reinhard Weisbach. Reihe Poesiealbum 155. (Laudatio und Auswahl Erhard Scherner) Verlag Neues Leben Berlin.
  • 1980 Reinhard Weisbach. Kürbiskern Reihe Zeit-Gedichte. (Auswahl Erhard Scherner) Damnitz Verlag München.
  • 1999 Poesiealbum 1967 - 1990. Dichter aus jenem Land - mit Gedichten aus jener Zeit (Hrsg. von Katrin Pieper) Verlag Neues Leben Berlin, u. a. Texte von Reinhard Weisbach

Reinhard-Weisbach-Preis

Stiftungszweck

Von 1982 bis 1989 wurde vom Zentralrat der FDJ auf dem Poetenseminar in Schwerin [1] der mit 1000 DDR-Mark dotierte Reinhard–Weisbach–Preis für besondere Leistungen um das ästhetisch anspruchsvolle und politisch engagierte Gedicht verliehen.

Preisträger

  • 1982 Henry-Martin Klemt (geb. 1960), Poesiealbum 242 (1987)
  • 1983 Frank Viehweg (geb. 1960)
  • 1984 Asteris Kutulas (u.a. für die Nachdichtungen von Jannis Ritsos´ Texten)
  • 1985 Udo Degener (geb. 1959), Poesiealbum Nr. 244 (1988)
  • 1986 Thomas Spaniel (geb. 1963), Spiegelgärten (1988), deutsche vexierbilder (1997), vis absoluta (2002), harte kinder (2006)
  • 1987 Mike Schneider (geb. 1962) und Grit Lemke (geb. 1965)
  • 1988 Wolfram Kempe
  • 1989 Antje Ziebula (geb.1965)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hoch zu Ross ins Schloss. (Hrsg. Waltraud Böhm). Verlag Neues Leben. Berlin 1986.

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