René Thom

René Thom
René Thom in Nizza, 1970

René Thom (* 2. September 1923 in Montbéliard; † 25. Oktober 2002 in Bures-sur-Yvette) war ein französischer Mathematiker und Philosoph, der 1958 für besondere Verdienste um die Mathematik mit der Fields-Medaille ausgezeichnet wurde.

Thom, dessen Eltern Ladenbesitzer waren, besuchte ab 1931 die Grundschule in Montbéliard, danach das Collège Cuvier in Montbéliard und erhielt sein Vordiplom in elementarer Mathematik 1940 von Besançon. Die weitere Ausbildung wurde durch den 2. Weltkrieg vorläufig unterbrochen. Seine Eltern schickten ihn zur Sicherheit zu seinem Bruder in den Süden und die beiden schlugen sich in die Schweiz durch. 1941 kehrte er nach Frankreich zurück und nahm in Lyon sein Studium wieder auf und erhielt im gleichen Jahr sein Vordiplom in Philosophie. Danach kehrte er zu seinen Eltern zurück um kurz danach in Paris zu studieren.

Als erstes wohnte Thom im Lycée Saint-Louis bei Paris um sich an der École Normale Supérieure zu bewerben, was aber erst beim nächsten Anlauf 1943 zustande kam. Die Zustände an der Schule und in Paris waren schwierig, da Paris mittlerweile von der deutschen Wehrmacht besetzt war. An der ENS wurde Thom vor allem von Henri Cartan beeinflusst. 1946 beendete er die École Normale Supérieure und begab sich nach Straßburg um eine Forschungsstelle anzunehmen, wo er auch 1951 bei Cartan promovierte. Noch im selben Jahr reiste er in die USA, wo er mit Albert Einstein, Hermann Weyl und Norman Steenrod zusammentraf und die Seminare von Kunihiko Kodaira besuchen konnte.

Thom kehrte nach Frankreich zurück und unterrichtete von 1953 bis 1954 in Grenoble, dann in Straßburg von 1954 bis 1963. Zum Professor wurde er 1957 berufen, 1958 erhielt er die Fields-Medaille (Plenarvortrag auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Edinburgh: Des Variétés triangulées aux variétés différentiables). 1964 ging er ans Institut des Hautes Études Scientifique in Bures-sur-Yvette, wo zu der Zeit auch Alexander Grothendieck arbeitete. Nach Aussage von Thom führten dessen mathematische Erfolge in der ihm gänzlich fremden abstrakten algebraischen Ausrichtung dazu, dass er anfing, sich mit Biologie und Philosophie zu beschäftigen, und in diesem Zusammenhang entwickelte er die Katastrophentheorie, die er in einem Buch 1972 publizierte. Ein Hauptziel war dabei das mathematische Verständnis der biologischen Gestaltbildung (Morphogenese), so auch der Titel des Buches, in dem er die Theorie publizierte. 1974 wurde ihm der Grand Prix Scientifique de la Ville de Paris zuerkannt und 1990 wurde er Ehrenmitglied der London Mathematical Society (Londoner Mathematischen Gesellschaft).

Hauptgebiet seiner mathematischen Arbeit war die Differentialgeometrie und die Topologie, wo Thom bedeutende Beiträge lieferte. Am bekanntesten wurde er aber wohl für seine Katastrophentheorie, einen frühen und wichtigen Beitrag zum Gebiet der Chaos-Forschung.

In der Differentialtopologie ist Thom der Schöpfer der Kobordismentheorie. Zwei Mannigfaltigkeiten sind kobordant, wenn sie vollständige Ränder einer dritten Mannigfaltigkeit sind. Die Kugeloberfläche z. B. ist null-kobordant, da sie Rand der Vollkugel ist. Die Idee stammt von Pontrjagin, wurde aber von Thom auf die Homotopietheorie zurückgeführt.

1970 erhielt er die erste Brouwer-Medaille.

Siehe auch

Schriften (Auswahl)

  • Stabilité structurelle et morphogénèse - essai d’une théorie générale des modèles, Benjamin, Reading/Massachusetts 1972, 2. Auflage InterÉditions, Paris 1977, engl. Structural Stability and Morphogenesis - an outline of a general theory of models, Addison Wesley, 2. erweiterte Auflage 1989, ISBN 0-201-09419-3
  • Esquisse d'une semiophysique, Paris: InterEditions, 1988, ISBN 978-2-7296-0131-7
  • Apologie du logos, Paris: Hachette, 1990, ISBN 978-2-01-014836-1
  • Prédire n'est pas expliquer, (Gespräche mit Emile Noël), Paris 1999 (TB), ISBN 978-2-08-081288-9

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