Rhododendron palustre

Rhododendron palustre
(Sumpf-)Porst
(Sumpf-)Porst (Rhododendron tomentosum)

(Sumpf-)Porst (Rhododendron tomentosum)

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Heidekrautartige (Ericales)
Familie: Heidekrautgewächse (Ericaceae)
Gattung: Rhododendron
Art: (Sumpf-)Porst
Wissenschaftlicher Name
Rhododendron tomentosum
(Harmaja) G.Wallace
Rhododendron tomentosum

Der Sumpfporst (Rhododendron tomentosum, Syn.: Ledum palustre L., Rhododendron palustre) gehört zur Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae). Der ursprüngliche Gattungsname Ledum stammt von dem alten griechischen Namen der Pflanze „ledon“ ab. Es gibt zwei eurasische Unterarten: Europäischer Sumpfporst (Rhododendron palustre L. ssp. palustre) und Sibirischer Sumpfporst (Rhododendron palustre ssp. sibiricus). In der nordamerikanischen Arktis wächst die Unterart Engblättriger Sumpfporst (Rhododendron palustre ssp. decumbens Aiton, engl. Trivialname „Labrador tea“). Ledum palustre var. dilatatum Wahlenberg wächst in den chinesischen Provinzen Heilongjiang und Jilin, im nördlichen Korea, in Russland, im nordöstlichen Asien und in Nordeuropa.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der Sumpfporst ist ein immergrüner Strauch, der Wuchshöhen von 0,5 bis 1,5 Meter erreicht. Die ausladenden Zweige sind rostbraun und filzig behaart. Der Sumpfporst verbreitet aufgrund seiner ätherischen Öle einen eigentümlichen Geruch. Die Blätter haben einen intensiven Geschmack, der entfernt an Rosmarin und Balsamterpentin erinnert. Die derben, lederartigen Laubblätter sind lanzettförmig, am Rande eingerollt und an der Unterseite rotbraun.

In einem eigenständigen, doldigen Blütenstand sitzen die Blüten. Die zwittrigen Blüten sind fünfzählig. Die fünf weißen bis rosaroten Kronblätter sind 5 bis 25 mm lang. Es sind zehn Staubblätter vorhanden. Die Blütezeit reicht von Mai bis Juli.

Die eiförmigen Kapselfrüchte sind 3,5 bis 4 mm groß. Die Früchte sind zwischen Juli und August reif.

Volkstümliche Bezeichnungen

Sumpfporst, Porst, aber auch Altseim, Baganz, Bagen, Bagulnik, Flohkrebs, Hartheide, Heidenbienenkraut, Kühnrost, Mottenkraut, Rosmarinkraut, Tannenporst, Wanzenkraut, Weiße Heide, Wilder Rosmarin, Zeitheil.

Der Porst wurde wegen seines starken Geruchs gegen Wanzen, Motten und Mäuse verwendet.

Vorkommen

Der Sumpfporst wächst bevorzugt in Hochmooren, auf nassen und kalkfreien Torfböden. Durch die Einflussnahme des Menschen mit der Trockenlegung von Mooren und Feuchtwiesen, Torfstich etc., was vielerorts schon früh in der Besiedlungsgeschichte begonnen wurde, ist der Sumpfporst heute in Deutschland, vor allem im Süden und Westen, nahezu ausgerottet (VOLLRATH 1964: „der Sumpfporst dürfte wohl erst um 1935 ... verschollen sein“.). Geringe Bestände haben sich noch in Nord- und Ostdeutschland erhalten. In den 1990er Jahren gab es auch groß angelegte Anpflanzungen. Der Sumpfporst ist z. B. eine ortstypische Pflanzenart in der Böhmisch-Sächsischen Schweiz und gehört in Tschechien zu den geschützten Arten. Heute findet man den Sumpfporst nachweislich vor allem noch in Skandinavien, im Baltikum, Nordamerika und Nordasien.

Gefährdung und Schutz

Der Sumpfporst.

Der Sumpfporst steht auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten vieler Länder.

Auf der roten Liste von Niedersachsen steht er als Ledum palustre L. in der Gefährdungskategorie 2, allerdings ist er nur für das Tiefland angegeben und fehlt somit sowohl an der Küste als auch im niedersächsischen Hügel- und Bergland. Die Sippe ist somit stark gefährdet und selten bis sehr selten in Niedersachsen, es ist ein starker Bestandsrückgang zu erkennen.

Giftigkeit

Die Blätter, aber auch andere Pflanzenteile sind leicht giftig. Die Blätter des Porsts enthalten bis zu 2,5 % giftige ätherische Öle, deren Hauptbestandteile das Ledol und Palustrol (beides Sesquiterpene) sind. Daneben enthalten die Pflanzenteile weitere Öle wie Myrcen, Ericolin, Quercetin. Außerdem sind verschiedene Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonglykoside, Arbutin sowie Spuren von Alkaloiden enthalten. Mögliche Vergiftungserscheinungen sind Erbrechen, Magen- und Darmentzündungen mit Durchfall, Schädigungen der Nieren und Harnwege, Schlafdrang, Schweißausbrüche, Muskelschmerzen und Aborte. Es werden rauschartige Zustände hervorgerufen, die mitunter auch aggressiv ausfallen. Todesfälle wurden nicht beobachtet. Bereits der längere Aufenthalt in Porstbeständen kann zu Schwindel und rauschartigen Zuständen führen.

Kulturgeschichte

Sumpfporstblätter wurden zum Bierbrauen verwendet. Die Wirkstoffe im Sumpfporst verliehen dem Bier eine berauschende, die Alkoholwirkung verstärkende und konservierende Eigenschaft. Einer der frühesten Nachweise über die Verwendung von Porst als Brauzusatz fand sich in einer bronzezeitlichen Bestattung aus dem 15. Jahrhundert v. Chr. aus Egtved, Dänemark[1]. In Schweden wurde zur Wikingerzeit mit Sumpfporst, manchmal vermischt mit dem aromatischen Gagel, Bier gebraut, das Grutbier genannt wurde.

Man benutzte ihn auch gegen Motten, Läuse und Krätze durch Abreiben, wobei es ebenfalls zu leichten Vergiftungen kam. Sumpfporst wurde früher in der Medizin bei Zahnproblemen und, wegen seiner berauschenden Wirkung, als Räucherstoff und Zauberpflanze verwendet. Gegenwärtig hat Sumpfporst noch in der Medizin und Homöopathie Bedeutung und wird bei Rheuma, Arthritis und Gicht, sowie gegen Keuchhusten, Ausschläge und einige Hautkrankheiten wie Krätze eingesetzt. In Nordamerika wurde aus dem engblättrigen Sumpfporst (Rhododendron palustre ssp. decumbens) von Inuit und Athabasken ein Tee zubereitet - Labrador Tea - , der auch der Pflanze selbst ihren volkstümlichen Namen gab. Diesem Tee wurde vielfache medizinische Wirkung zugeschrieben.

Literatur

  • Peter Lietz: Die Roh- und Zusatzstoffe in der Geschichte der Bierbereitung. in: GGB-Jahrbuch 2004. Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens e.V. (GGB), Berlin 2004, S. 156. ISSN 0072-422-X
  • Christian Rätsch: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Aarau/Schweiz. 2007. S. 317-319.

Einzelnachweise

  1. G. Wiegelmann: Bier. In: Hoops (Hrsg): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde.

Weblinks

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