Richard Schmid

Richard Schmid

Richard Schmid (* 31. März 1899 in Sulz am Neckar; † 1. Januar 1986 in Stuttgart) war ein deutscher Jurist, Politiker (SPD) und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Leben

Schmid studierte nach dem Abitur und kurzer Kriegsteilnahme 1918 Jura an den Universitäten Tübingen, Freiburg und München und promovierte 1923 zum Dr. jur. Nach einem Referendariat am Amtsgericht Stuttgart war er ab 1925 als Anwalt tätig.

Zu Beginn des Dritten Reichs kooperierte der vorher linksliberal orientierte Schmid mit verschiedenen sozialistischen Gruppen. Als Anwalt verteidigte er Mitglieder von KPD und SAPD und unterhielt auch Kontakte zu den illegalen Organisationen von SPD, ISK und KPO im südwestdeutschen Raum. Ohne selbst formal Mitglied der Partei zu sein, reorganisierte er 1934 die nach ersten Repressionsmaßnahmen übriggebliebenen SAPD-Strukturen in Württemberg. Seine Geschäftsreisen zwischen 1933 und 1938 führten ihn vor allem in die Schweiz, aber auch nach Frankreich, Dänemark und in die Sowjetunion. Diese Auslandsaufenthalte nutzte der unter dem Decknamen Dr. Wägele reisende Schmid, um sich u. a. mit den SAPD-Politikern Walter Fabian und Jacob Walcher und dem KPO-Vorsitzenden August Thalheimer zu treffen und Nachrichten zu überbringen. Im November 1938 wurde Schmid im Rahmen der Zerschlagung der südwestdeutschen SAPD-Strukturen verhaftet, er saß dann lange in Untersuchungshaft und wurde 1940 vom Volksgerichtshof unter dem Vorwurf der Vorbereitung zum Hochverrat zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach Ende seiner Haftzeit 1941 war er als Landarbeiter tätig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Schmid mit am Aufbau der SPD in Württemberg. Beruflich war er von 1945 bis 1953 als Generalstaatsanwalt des Landes Württemberg-Baden tätig. Im Juli 1953 ernannte ihn Ministerpräsident Reinhold Maier zum Staatssekretär im Justizministerium, das Maier nach dem Rücktritt von Justizminister Renner selbst anführte. Schmid war somit zwar kein Minister, aber de facto Leiter des Ministeriums. Bereits im September verzichtete Schmid auf sein Amt, nachdem er Präsident des Oberlandesgerichts Stuttgart wurde und bis zu seinem Ruhestand 1964 blieb. 1968 trat Schmid nach der Verabschiedung der Notstandsgesetze aus der SPD aus.

Schmid war seit 1942 verheiratet mit Trudel geb. Banholzer und hatte eine Tochter.

Er schrieb zahlreiche Artikel und Abhandlungen über juristische Themen. Richard Schmid hat darauf hingewiesen, dass der Richter nur dann eine Chance zur Unabhängigkeit hat, wenn er sich seiner Abhängigkeit bewusst ist. Hat der Richter nicht seine wahre Abhängigkeit vom Volk, in dessen Namen er entscheidet, vor Augen, so wird er nachlässig und schließlich blind gegenüber seiner Abhängigkeit von der Politik.

Werke

  • Einwände. Kritik an Gesetzen und Gerichten. Stuttgart 1965
  • Streik und Aussperrung. Frankfurt am Main 1965
  • Justiz in der Bundesrepublik. Pfullingen 1967
  • Unser aller Grundgesetz? Praxis u. Kritik. Frankfurt am Main 1971 ISBN 3-10-070901-2
  • Aussperrung, Recht oder Unrecht? Frankfurt am Main 1972
  • Das Unbehagen an der Justiz. München 1975 ISBN 3-406-04923-0
  • Letzter Unwille. Stuttgart 1984 ISBN 3-922836-28-3

Literatur

  • Hans-Ernst Böttcher: Recht, Justiz, Kritik: Festschrift für Richard Schmid zum 85. Geburtstag. Baden-Baden 1985 ISBN 3-7890-1092-8

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