- Richtungsableitung
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In der Mathematik ist die Richtungsableitung einer von mehreren Variablen abhängigen Funktion die momentane Änderungsrate dieser Funktion in einer durch einen Vektor vorgegebenen Richtung.
Eine Verallgemeinerung der Richtungsableitung auf unendlichdimensionale Räume ist das Gâteaux-Differential.
Inhaltsverzeichnis
Definitionen
Seien
eine offene Menge,
und
ein Einheitsvektor (das heißt
).
Die (beidseitige) Richtungsableitung einer Funktion
am Punkt
entlang (oder in Richtung von)
ist definiert durch den Limes
falls der Grenzwert existiert.
Eine alternative Formulierung ist folgende:
Durch
ist eine Funktion
definiert mit
. Ihre Ableitung an der Stelle t = 0 ist gerade die Richtungsableitung von f im Punkt
in Richtung
.
Verzichtet man auf die Einschränkung
, so gibt es zwei Möglichkeiten, den Begriff „Ableitung entlang oder in Richtung von
“ zu interpretieren:
- Übernimmt man die obenstehenden Definitionen, so ist
proportional zur Länge von
.
- Soll der Wert der Richtungsableitung nur von der Richtung von
abhängen, aber nicht von der Länge, so muss die Definition modifiziert werden, zum Beispiel zu
Im Folgenden wird der erste Ansatz zu Grunde gelegt.
Schreibweisen
Statt
sind auch die Schreibweisen
,
,
und
üblich, um unter anderem Verwechslungen mit den kovarianten Ableitungen der Differentialgeometrie zu vermeiden.
Ist f total differenzierbar, so kann die Richtungsableitung mit Hilfe der totalen Ableitung dargestellt werden (siehe den Abschnitt Eigenschaften). Schreibweisen dafür sind
,
,
,
und
.
Bei allen Formen sind auch Schreibweisen ohne Vektorpfeile üblich und solche, bei denen Punkte und Vektoren durch Fettdruck von Skalaren unterschieden werden.
Einseitige Richtungsableitung
Die einseitige Richtungsableitung von
in Richtung
ist definiert durch
Die beidseitige Richtungsableitung in Richtung
existiert genau dann, wenn
In diesem Fall gilt
Eigenschaften
- Wählt man als Richtungsvektor
die Koordinateneinheitsvektoren
, so erhält man die partiellen Ableitungen:
- Die einseitige Richtungsableitung ist als Funktion von
positiv homogen, das heißt für alle positiven α > 0 gilt:
- Falls f in
total differenzierbar ist, so ist die Richtungsableitung als Funktion von
sogar linear und kann durch den Gradienten
von f ausgedrückt werden:
Beispiel
Im eindimensionalen Fall gibt es nur zwei mögliche Richtungen, nämlich nach links bzw. nach rechts. Die Richtungsableitungen entsprechen also den üblichen einseitigen Ableitungen. Die Ableitungen in beide Richtungen dürfen verschiedene Werte annehmen, das bedeutet anschaulich, dass die Funktion einen Knick haben kann. Ein einfaches Beispiel hierfür ist die Betragsfunktion. Sie ist in 0 zwar nicht differenzierbar, aber die einseitige Richtungsableitung existiert:
für
und
für
Der Absolutbetrag ist also gleich seiner einseitigen Richtungsableitung in 0 als Funktion von h.
Literatur
- Otto Forster: Analysis 2. Differentialrechnung im Rn. Gewöhnliche Differentialgleichungen. Vieweg-Verlag, 7. Aufl. 2006, ISBN 3-528-47231-6
- Konrad Königsberger: Analysis 2. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg, 2000, ISBN 3-540-43580-8
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