Robert Winterfeld

Robert Winterfeld

Robert Gilbert (* 29. September 1899 in Berlin; † 20. März 1978 in Minusio/Schweiz; eigentlich Robert David Winterfeld; Pseudonym: David Weber) war ein deutscher Komponist, Textdichter, Sänger und Schauspieler. Sein Vater ist Max Winterfeld, der sich mit Künstlernamen Jean Gilbert nannte, seine Mutter ist Modistin, eine Hutmacherin. Sein Bruder ist der Kinder- und Jugendbuchautor Henry Winterfeld.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Robert Gilbert wird im letzten Jahr des Ersten Weltkriegs 1918 Soldat und kommt in Kontakt zu den Spartakisten (Spartakusbund), die das politische Bewusstsein des 19-jährigen wecken. Nach Kriegsende studiert Robert Gilbert Philosophie und Kunstgeschichte in Berlin und Freiburg im Breisgau und ist aktiv an politischen Demonstrationen und an Wahlkämpfen dieser Zeit beteiligt.

Doch sein Berufsweg wird von seinem Talent bestimmt. Da er endlich auf eigenen Füßen stehen möchte, verfasst er, zuerst noch zusammen mit seinem Vater, Operetten, Schwänke, Revuen und Schlager. Im Laufe seines Lebens schafft er für rund 60 Operetten die Libretti, für rund 100 Tonfilme die Gesangstexte und komponiert als musikalischer Autodidakt zahlreiche Schlager mit eigenen Texten.

Als er 24-jährig heiratet, will er sein eigenes Geld verdienen und schreibt für Fritz Löwe, den später als Frederick Loewe bekannt gewordenen Komponisten, seinen ersten Schlagertext Kathrin, du hast die schönsten Beine von Berlin.[1]. Bald wird Gilbert auch einer der begehrtesten Texter für die Musikfilme und Komponisten seiner Zeit. Ob nun für die Regisseure und Komponisten Frederick Loewe, Nico Dostal, Hermann Leopoldi, Friedrich Hollaender, Werner Richard Heymann, Ralph Benatzky und Erik Charell oder für die Schauspieler Lilian Harvey, Willy Fritsch, Heinz Rühmann, Paul Hörbiger, Zarah Leander und Willi Forst, stets waren seine Lieder überaus erfolgreich.

Außerdem verfasst er politische Couplets, wie Die Ballade vom Nigger Jim. Zusammen mit Hanns Eisler arbeitet er unter dem Pseudonym „David Weber“ an Arbeiterkampfliedern (Auf den Straßen zu singen, Stempellied, Ballade von der Krüppelgarde, Das Lied eines Arbeitslosen), die auch Ernst Busch in sein Repertoire aufnimmt, sowie an einer Oper über die Arbeitslosigkeit 150 Mark; 1929 sind Gilbert und Eisler beim Musikfest der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM) in Baden-Baden mit der Rundfunkkantate Tempo der Zeit vertreten.

1931 wird in Berlin seine Tochter Marianne geboren. Da Gilbert keine Kinder will, kommt es im selben Jahr zu einer dramatischen Trennung des Ehepaares; erst vier Jahre später kehrt er zu seiner Frau Elisabeth, genannt Elke, zurück.

In der Zeit seiner größten Erfolge wird er nach der „Machtergreifung“ als Jude im Sinne der nationalsozialistischen Gesetze verfemt und muss wegen der rassistischen Politik Deutschlands emigrieren. Erste Station seines Exils ist Wien, nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 muss er weiter und geht nach Paris. Am 25. März 1939 verlässt er mit seiner Familie in Cherbourg Frankreich, um endgültig in die USA zu fliehen. Das Leben der Familie im Exil in New York wird in einem Buch von Marianne (Gilbert Finnegan) beschrieben.[2] 1944 nimmt er auch die amerikanische Staatsbürgerschaft an.

1949 kommt Gilbert nach Deutschland zurück, lebt in München und komponiert und dichtet für das Münchner Kabarett „Die Kleine Freiheit“. Bald verlässt er auch endgültig seine Frau Elke.[3] 1954 wird er wieder deutscher Staatsbürger und übersiedelt in den Schweizer Kanton Tessin. Jetzt macht sich Gilbert seine englischen Sprachkenntnisse zunutze und verdient sich seinen Lebensunterhalt als Übersetzer von insgesamt 20 amerikanischen Musicals, darunter My Fair Lady, Oklahoma!, Hello, Dolly! und Annie Get Your Gun.[1] 1961 kommt Gilberts Schlager Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehn - 30 Jahre nach seiner Entstehung - als Musik in einem Schlagerfilm in die Hitparaden.

Gilbert war mit Heinrich Blücher und dessen Ehefrau, der Philosophin Hannah Arendt, befreundet.[4] Er stirbt im Alter von fast 79 Jahren in seinem Haus in Minusio in der Nähe von Locarno.

Werke (Auswahl)

Schlagertexte, Libretti und Kompositionen

  • Kathrin, du hast die schönsten Beine von Berlin, sein erster Schlager
  • Das ist die Liebe der Matrosen, aus dem Film Die drei von der Tankstelle
  • Das gibt´s nur einmal, das kommt nicht wieder
  • Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen
  • Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehn
  • Ich steh mit Ruth gut
  • Irgendwo auf der Welt, Musik Werner Richard Heymann
  • Annemarie, Operette, mit Vater Jean Gilbert, 1925
  • Lene, Lotte, Liese - Josefines Töchter, Volksstück, mit Vater Jean Gilbert, 1926
  • Die leichte Isabell, Operette, 1926
  • Pit-Pit, burleske Operette, 1927
  • Äffchen, Operette 1928
  • Prosit Gipsy, musikalisches Lustspiel, 1929
  • Im weißen Rößl, Singspiel, Musik von Ralph Benatzky; musikalische Einlagen von Robert Gilbert, Bruno Granichstaedten, Robert Stolz und Hans Frankowski, Libretto vom Komponisten zusammen mit Hans Müller-Einigen und Erik Charell, nach Oskar Blumenthal und Gustav Kadelburg; 1930; daraus:
    • Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist
    • Im Salzkammergut, da kamma gut lustig sein
    • Es muss was Wunderbares sein, von dir geliebt zu werden
  • Hopsa (Operette) - Gesangstexte zur Musik von Paul Burkhard, 1935
  • Feuerwerk (Musikalische Komödie) - Gesangstexte zur Musik von Paul Burkhard, 1950 (siehe auch „O mein Papa“ gesungen von Lys Assia)
  • Strammer Junge angekommen, Schwank mit Musik, 1953
  • Katharina Knie - Musical-Version des gleichnamigen Seiltänzerstücks von Carl Zuckmayer (einschließlich Gesangstexten, 1957)

Buchveröffentlichungen

  • Die Stimme des Mörders, Kriminalroman, 1947
  • Meckern ist wichtig - nett sein kann jeder, 1950
  • Im weissen Rößl, 1951
  • Vorsicht! Gedichte, 1951
  • Frischer Wind aus der Mottenkiste, 1960
  • Odyssee von der Spree, 1967
  • Durch Berlin fließt immer noch die Spree, 1971

Einzelnachweise

  1. a b siehe Weblink: Biographie: Verlag Felix Bloch Erben
  2. Marianne Gilbert Finnegan "Memories of a Mischling" und „Das gab's nur einmal. Verloren zwischen Berlin und New York“
  3. Marie Luise Knott: „Deutschland im Dreck, eia weia weg“. In: Der Tagesspiegel vom 2. Juni 2007
  4. Brief von Robert Gilbert an Hannah Arendt vom 8. Oktober 1974

Literatur

  • Hannah Arendt: Robert Gilbert. In: Menschen in finsteren Zeiten. Hg. Ursula Ludz. Piper, München 1989, ISBN 3-49203-360-1, S. 290–297 (Neuauflage 2001, ISBN 3-49223-355-4)

Weblinks


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