Rocker (Film)

Rocker (Film)
Filmdaten
Originaltitel Rocker
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1972
Länge 85 Minuten
Stab
Regie Klaus Lemke
Drehbuch Klaus Lemke
Produktion Hans Kaden, Willi Segler
Kamera Bernd Fiedler, Anna Harnisch
Schnitt Jutta Brandstaedter
Besetzung
  • Hans-Jürgen Modschiedler
  • Gerd Kruskopf
  • Michael-Thomas Krannich
  • Paul Lys
  • Marianne Mim
  • Heidrun Rieckmann
  • Dennis O. Heinrich
  • Joe Ebel
  • Dieter Lennssen
  • Ole Jürgens
  • Thomas Dunker
  • Marianne Quast
  • Walter Zahn
  • Eva Pampuch
  • Die Hamburger Rockergruppe "BLOODY DEVILS"

Rocker ist ein Fernsehfilm aus dem Jahr 1972 von Regisseur Klaus Lemke, der auch das Drehbuch zum Film schrieb.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Film beginnt mit einer Szene, in der Rocker Gerd zur Bewährung aus dem Gefängnis entlassen und von seinen Kumpanen empfangen wird. Seine ehemalige Freundin Sonja hat inzwischen das Rockermilieu verlassen und arbeitet im Kaufhof. Gerd versucht sie im Kaufhof auf barsche Art zurückzugewinnen. Ein am Abend anberaumtes Treffen der beiden wird durch eine radikale Gruppe zunichte gemacht, die das Domizil von Gerd in Brand stecken und ihn an einen Baum fesseln. Sonja hat derweil eine Beziehung zu dem Kleinkriminellen Ulli Modschiedler angefangen. Ulli klaut in der Tiefgarage am Hamburger Millerntor einen "Daimler" (Mercedes), den er für 4000 DM an einen Zuhälter zu verkaufen versucht. Auf der Probefahrt wirft der vermeintliche Käufer zusammen mit einem Kumpanen Ulli aus dem Wagen und klaut seinerseits das Fahrzeug. Ulli versucht in der Wohnung seiner Schwester an Geld zu kommen. Als er die Wohnung verlässt, folgt ihm sein 15jähriger Bruder Mark, dessen Geld er an sich genommen hat. Erst versucht er ihn nach Hause zu schicken, doch später betrinken sie sich zusammen in einer Kneipe auf St. Pauli. Nach dem Gelage findet Ulli den Daimler wieder. Sie dringen in das Auto ein und verweilen dort. Der neue „Besitzer” des Wagens und sein Kumpane sehen die beiden und zerren sie aus dem Wagen, wobei Mark -festgehalten von dem Kumpanen des Zuhälters- mit ansehen muss, wie der andere Ulli mit einem Knüppel zu Tode prügelt. Völlig apathisch rennt Mark vom Ort des Geschehens weg.

Am Morgen wird Mark sitzend schlafend und betrunken vor der verschlossenen Tür des Supermarktes, in dem er seine Ausbildung macht, von einer Verkäuferin geweckt und randaliert dort. Er wird von der Polizei nach Hause gebracht und von seiner Schwester zu den Eltern nach Cuxhaven nach Hause geschickt. In einer Diskothek in der Zeppelinstraße am Hamburger Flughafen, in der Mark landet, nachdem er in der Straßenbahn eingeschlafen war, lernt er den Rocker Gerd und zwei seiner Kumpel kennen. Gerd hatte sich dort zuvor mit seiner Ex-Freundin Sonja getroffen, die kurz zuvor vom Tod ihres neuen Freundes Ulli erfahren hatte. Sprachlos verlässt Sonja die Szene. Nach einer durchzechten Nacht zusammen mit Mark und seinen beiden Kumpeln zieht Gerd am nächsten Tag den Dealer Frank über den Tisch, indem er den Koffer mit Marks Kleidung an die vermeintlichen Kunden des Dealers als Koffer voll Rauschgift verkauft. Von den ergatterten 4000 Mark („4 Mille“) kauft Gerd danach ein Motorrad und will mit Mark damit nach Cuxhaven fahren. Nach einem Zwischenstopp in einer Kneipe (Gasthof „Zur Linde“) in Bornberg an der B 73 zwischen Hamburg und Cuxhaven endet die Fahrt der beiden unfreiwillig. Nach einer Auseinandersetzung mit einem LKW-Fahrer überfährt dieser nach Verlassen der Kneipe das Motorrad mit seinem LKW. Anstatt nach Cuxhaven geht die Fahrt schließlich in einem angehaltenen Auto zurück nach Hamburg – obwohl der Fahrer eigentlich woanders hin wollte.

Wieder in Hamburg angekommen, erkennt Mark die Freundin eines der Mörder seines Bruders, folgt dieser in ein Nachtlokal an der Großen Freiheit und erzählt die ganze Sache Gerd. Der alarmiert seine Rocker-Gang, die daraufhin vor dem Etablissement Ullis Mörder stellt und verprügelt. Währenddessen steht Mark auf dem Kühler des geparkten Zuhälterautos und zertrümmert dessen Windschutzscheibe mit einer Eisenstange. Als die Polizei auftaucht, verlässt er den Ort. Der Film endet mit einer Einstellung auf Marks lächelndes Gesicht, darunter wird der Filmtitel eingeblendet. Mark erweist sich als der eigentliche Rocker.

Hintergrund

  • Die Darsteller sind Laien und treten in ihrer Rolle unter ihrem bürgerlichen Namen auf, was für die Authentizität des Films von entscheidender Bedeutung ist. Schauplatz ist im Wesentlichen der Hamburger Kiez.
  • Klaus Lemke verwendete dieselbe Handlung später als Grundlage für seinen Film Die Ratte von 1993.
  • Der Film wurde von TV-Union Berlin im Auftrag des Zweiten Deutschen Fernsehen im Herbst 1971 produziert. Seine Erstausstrahlung war am 2. Februar 1972 im ZDF.

Soundtrack

Musikalisch begleitet wird der Film mit Titeln von Santana („Black magic woman“, „Jingo“), Them („It's all over now baby blue“), den Rolling Stones („Sister Morphine“, „Moonlight mile“, „I got the blues“), Led Zeppelin („Rock'n'roll“) und anderen.

Kultstatus

Der Film genießt in einigen Kreisen insbesondere in Hamburg Kultstatus. Das Hamburger 3001-Kino hat ihn deshalb regelmäßig im Programm. Ursache dafür ist die zumindest aus heutiger Sicht möglicherweise teilweise unfreiwillige Komik der Aussprüche der Figuren. Zudem ist der Kiez vielen bekannt, so dass eine gewisse Authentizität wahrgenommen wird. Dass die Handlung eigentlich dramatisch-tragisch ist, erhebt den Film über plumpe Unterhaltung. Vorführungen des Films haben dennoch in der Regel Partycharakter. Einzeiler wie

  • „Zwei oder drei Jahre.“
  • „Du flachst mich nicht, Torte!“
  • „Hast du schon mal gebumst?“
  • „Ein Daimler ist ein Daimler, und das ist mein Daimler.“
  • „Wer rauchen kann, kann auch saufen.“
  • „Raus aus Hamburg, weg vom Leder.“
  • „Du meinst also, dass du das Geld nicht zurückbekommst, du Klappstuhl, oder was?“
  • „Das ist mir doch jetzt auch egal.“
  • „Dir ist doch alles egal, du kalter Puffer.“
  • „Du fährst jetzt nach Hamburg, das schwör ich dir!“
  • „Du bist doch'n Kerl oder was, mach dich gerade!“
  • „Ja, gucken und gucken, da kommt ja nichts.“
  • „Ja, schenk ein, bring an, ein Bier, doppelten Cola-Rum und für ihn weiß nicht, was er trinkt.“
  • „Kannst du bitte mal sagen, wie spät das ist?“

werden dabei vom Publikum gerne mitgesprochen.

Kritiken

Regisseur Dominik Graf in seiner Laudatio bei der Verleihung des Filmpreises der Stadt München 2010 an Lemke:

„Sein Film ‚Rocker‘, das war für 1972 eine Zeitenwende, zunächst mal für Lemke selbst. [...] Wenn man die Erstausstrahlung von Rocker im ZDF, im Februar 1972, miterlebt hat, dann wird man nicht mehr vergessen, wann und wo das war. [...] Rocker war mein Einstieg in etwas, das ich nicht definieren konnte, ich hatte keine Ahnung von den westdeutschen Stadtstraßen, keine Ahnung von wüst aussehenden Menschen auf Motorrädern, vom Kiez, von einer anderen westdeutschen Welt [...]. Es war Fernsehen als pure Lebenserfahrung.“

Dominik Graf[1]

„Klaus Lemkes dritter Fernsehfilm bemüht sich um eine authentische Beschreibung des Rocker-Alltags und schrieb durch seinen rüden Jargon und die ungeschönte Beschreibung des Kiez Fernsehgeschichte. Eine nahezu entfesselte Kamera setzte neue Maßstäbe im Bereich des Fernsehfilms. “

Lexikon des Internationalen Films[2]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dominik Graf In: Süddeutsche Zeitung vom 29. Juli 2010, S. 10
  2. Eintrag im Lexikon des Internationalen Films

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