- Rohingya
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Die Rohingya sind eine muslimische Volksgruppe in Myanmar (Birma). Sie leben dort hauptsächlich im nördlichen Teil des an Bangladesch grenzenden Rakhaing-Staates (ehemals Arakan). Dort leben heute etwa eine Million Rohingya. Mindestens ebenso viele leben als Flüchtlinge in Bangladesch und weiteren Ländern Asiens, weil sie unter der Militärregierung Myanmars Repressionen ausgesetzt sind und nicht als Staatsbürger anerkannt werden.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Herkunft der Rohingya ist heftig umstritten. Die Rohingya bezeichnen sich selbst als schon lange dort ansässige Bevölkerung Rakhaings, die vor bis zu 1000 Jahren zum Islam konvertierte. Die Region wird seit antiker Zeit von arabischen Händlern besucht, und einige kulturelle Eigenschaften der Rohingya scheinen diese Theorie des Ursprungs zu unterstützen. Die myanmarische Regierung stellt sich hingegen auf den Standpunkt, dass die Rohingya erst in jüngerer Zeit aus Bengalen eingewandert seien und damit illegale Einwanderer aus Bangladesch oder deren Nachfahren seien.
Die Rohingya bildeten während der britischen Kolonialzeit die Bevölkerungsmehrheit im Rakhaing-Staat. In den 1940er-Jahren und vor allem nach der Unabhängigkeit Birmas kam es aber zu Spannungen zwischen den buddhistischen Arakanesen (Rakhaing) und den muslimischen Rohingya. Besonders schwere Zwischenfälle gab es 1942, 1962, 1978 und 1991. Viele Rohingya verließen daher Birma in Richtung Chittagong in Bangladesch.
Gemäß dem Staatsbürgerschaftsgesetz von 1982 gelten die Rohingya nicht als eine der 135 einheimischen Bevölkerungsgruppen und haben damit keinen Anspruch auf die myanmarische Staatsbürgerschaft.[1] Mit der unklaren Situation der Staatsbürgerschaft begründete das U Nu-Regime seinen Terror gegen die Rohingya. In der Folge flüchteten Hunderttausende von ihnen in den 1960er, 1980er und 1990er Jahren nach Bangladesch, was zu internationalen Krisen führte.
Flüchtlinge
1978 suchten etwa 200.000 Rohingya-Flüchtlinge Schutz im benachbarten Bangladesch, 1991 weitere 250.000. Obwohl später einige zurückkehrten, blieben doch viele in den Flüchtlingscamps im distrikt Cox’s Bazar. Es wird geschätzt, dass seit der Unabhängigkeit Birmas etwa eine bis anderthalb Millionen Rohingya ins Exil gingen. Diese leben hauptsächlich in Bangladesch, Pakistan und Saudi-Arabien, eine kleinere Anzahl in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Thailand, und Malaysia. Seit 2005 hilft das UNHCR bei der Rückführung von Rohingya aus Bangladesch, doch Berichte von Menschenrechtsverletzungen in den Flüchtlingslagern bedrohen diese Bemühungen.[2]
Anfang des Jahres 2009 kamen Rohingya als Bootsflüchtlinge in die Schlagzeilen, nachdem Thailand ihnen eine Aufenthaltserlaubnis verweigert und etwa eintausend in einfachen motorlosen Booten auf die offene See abgeschoben hatte.[3][4]Rund 250 von ihnen wurden später vor den zu Indien gehörenden Andamanen gerettet und etwa 200 vor der Küste Acehs in Indonesien[5]. Der myanmarische Generalkonsul in Hongkong äußerte sich dazu in einem Brief an die „lieben Kollegen“ (des Diplomatischen Corps), in dem er den Rohingya mit Verweis auf deren dunkle Hautfarbe die Zugehörigkeit zu Myanmar absprach. Er bezeichnete sie als „hässlich wie Kobolde“ im Gegensatz zu den hellhäutigeren Birmanen[6].
Situation in Myanmar
Rohingya-Aktivisten werfen der myanmarischen Regierung vor, dass sie den muslimischen Rakhaing-Staat in eine buddhistische Region umwandeln und die Muslime zu einer bedeutungslosen oder überschaubaren Minderheit machen wollen. Deswegen seien mehr als ein Viertel des gesamten Ackerlandes dem Dschungel überlassen worden. Die Regierung habe damit begonnen, beschlagnahmtes Rohingyaland an Arakanesen innerhalb und außerhalb des Rakhaing-Staats zur Besiedlung zu übergeben. Es wird behauptet, dass Pagoden und buddhistische Klöster vor allem an Stellen errichtet werden, wo zuvor islamische Gebäude niedergerissen wurden, um Rakhaings Erscheinungsbild in ein buddhistisches umzuwandeln. Seit der Unabhängigkeit Birmas am 4. Januar 1948 sind die Rohingya – unter Druck des Regimes – bisher mit 19 groß angelegten Militäroperationen konfrontiert gewesen. Diese massiven Militäroperationen führten zum Tod vieler Rohingya, zur Verwüstung ihrer Siedlungsgebiete und Heiligtümer sowie der systematischen Zerstörung ihrer Infrastrukturen.
Liste von schweren Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen des Militärregimes:
- Verweigerung der Staatsbürgerschaft und Ausstellung entsprechender persönlicher Dokumente mit dem Gesetz aus dem Jahre 1982
- Reisebeschränkungen innerhalb der Landesgrenzen, in die Stadt, in andere Dörfer
- Zwangsarbeit
- Konfiszierung privaten Bodens, Nötigung zum Exil und der Zerstörung Privateigentums
- Heiratsbeschränkungen für Rohingya
- Illegale Besteuerung und Diebstahl
- Illegale Machenschaften bei der Registrierung von Geburten und Todesfällen
- Beschränkungen der schulischen Erziehung
- Illegale İnhaftierungen, Folter und illegale Tötungen
- Vergewaltigung von Frauen und Misshandlungen älterer Menschen
- Systematische Dezimierung der Einwohnerzahl der Rohingya
- Schätzungsweise 1,5 Millionen Rohingya leben staatenlos im Exil.
- Illegale Inhaftierungen von Exil-Rohingya in den Nachbarstaaten (Bangladesch, İndien, Pakistan, Saudi Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Thailand, Malaysia)
- Die Rohingya werden offiziell nicht als eigenständige Bevölkerungsgruppe anerkannt.[7][8][9][10]
Kultur
Obwohl sie von der myanmarischen Regierung als „bengalische Muslime“ bezeichnet werden und ihnen der Status als anerkannte einheimische Volksgruppe verwehrt wird, haben die Rohingya eine eigene Kultur und Sprache.
Die Sprache der Rohingya steht dem Bengali nahe und gehört zu den indoarischen Sprache innerhalb der indogermanischen Sprachfamilie. Rohingya-Sprecher können sich mit Sprechern des Chittagong-Dialekts[11] des Bengali verständigen, der im nahen Südosten Bangladeschs gesprochen wird. Die Sprache hat viele Lehn- und Fremdwörter aus Urdu, Hindi, Bengali und Arabisch, aber auch einige Wörter aus Birmanisch und Englisch sind eingegliedert. Die Sprache wurde ursprünglich in arabischer Schrift geschrieben, jedoch gibt es seit kurzem Bemühungen, die Sprache in lateinischer Schrift zu schreiben. Das Ergebnis daraus nennt man Rohingyalisch.
Ihre Religion, mehrheitlich der Islam, ist für die Rohingya von großer Bedeutung. Es gibt Moscheen und religiöse Schulen in jedem Stadtviertel und Dorf.
Quellen
- Rohingya, Banglapedia, Asiatic Society of Bangladesh, Juni 2005
- Rohingya Times - A Short History of Arakan, Mohammed Ashraful Alam, Juni 2005
- Amnesty International, August 2005: Myanmar: The Rohingya Minority: Fundamental Rights Denied
- National races of Arakan, Seite 1-14, U Hla Tun, 1981.
Einzelnachweise
- ↑ BBC News: What drives the Rohingya to sea?
- ↑ New Age, Dhaka: UNHCR threatens to wind up Bangladesh operations
- ↑ Deutschlandfunk: In den Tod geschickt
- ↑ Der Tagesspiegel: Thailands Militär überlässt Bootsflüchtlinge sich selbst
- ↑ BBC News: Boat people rescued off Indonesia
- ↑ Asia Sentinel, Hong Kong: Myanmar's Outrageous Racism Excused
- ↑ siehe http://myanmartravelinformation.com/mti-myanmar-people/index.htm
- ↑ Mizzima News: Burmese consular says Rohingya do not belong to Burma
- ↑ The New Light of Myanmar, Ausgabe vom 30. Januar 2009, Seite 16
- ↑ The New Light of Myanmar, Ausgabe vom 8. Februar 2009, Seite 8 f.
- ↑ Ethnologue: Chittagong-Dialekt
Weblinks
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