Rolf Cebin

Rolf Cebin

Rolf Cebin (* 25. Mai 1945 in Lauingen an der Donau) ist ein ehemaliger deutscher Polizeibeamter. Er war von 1987 bis 2010 Polizeipräsident in Duisburg.

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Beruflicher Werdegang

Cebin studierte Rechtswissenschaften in Bonn. Nach dem zweiten Staatsexamen wurde Cebin 1972 Assessor beim Regierungspräsidenten in Düsseldorf. Nach seiner Tätigkeit bei der Bezirksregierung Düsseldorf war er Personaldezernent für den Schulbereich, sowie Referent im Ministerium für Wissenschaft und Forschung. Am 1. Oktober 1987 wurde er Polizeipräsident von Duisburg, im Mai 2010 ging er altersbedingt in den Ruhestand.[1][2]

Kontroversen

Während seiner 22-Jährigen Dienstzeit als Polizeipräsident war Cebin an verschiedenen Kontroversen beteiligt:

Bluttest für Beamte

Zur obligatorischen Fahrtauglichkeitsprüfung, der sich Polizisten regelmäßig unterziehen müssen, führte Cebin auf Empfehlung des Duisburger Polizeiarztes im Mai 2005 zusätzlich einen verpflichtenden Bluttest für Duisburger Polizeibeamte ein. Rainer Wendt, NRW-Chef der „Deutschen Polizeigewerkschaft“, der zu diesem Zeitpunkt als Hauptkommissar in Duisburg tätig war, kündigte eine Klage gegen diese Dienstanweisung an, wurde jedoch zuvor nach Mönchengladbach versetzt.[3] Eine spätere Klage des Landesvorsitzenden des Bundes Deutscher Kriminalbeamten (BdK) gegen diese „Zwangsblutprobe“ wurde vom Verwaltungsgericht Düsseldorf mit Verweis auf die Gehorsamspflicht der Beamten abgewiesen.[4][5] Der BdK kündigte Revision beim OVG Münster an.[6]

„Angstraum“ Marxloh

Im Juli 2008 bezeichnete Cebin den Stadtteil Duisburg-Marxloh als Angstraum, in dem bestimmte Straße und Plätze gemieden würden, den „ein Teil der ausländischen Jugendlichen und ein Teil junger Deutscher mit Migrationshintergrund (…) offenbar als ihr Revier (betrachten)[7] und löste damit eine bundesweite Debatte über die Lage in Problemvierteln aus.[8] Während die Gewerkschaft der Polizei und SPD-Lokalpolitiker die Initiative Cebins ausdrücklich lobten[9], warfen Kritiker ihm zu einseitige Fixierung auf Migranten und Dramatisierung vor.[10] Rolf Cebin selbst nahm zu den Vorwürfen keine Stellung, setzt sich jedoch für die vermehrte Aufnahme von Polizisten mit Migrationshintergrund und deren Einsatz in Stadtteilen wie Marxloh ein.[11]

Duisburger Flaggenstreit

Im Rahmen einer pro-palästinensischen Demonstration mit 10.000 Teilnehmern, ausgerichtet von der islamischen Gemeinschaft Millî Görüş, stürmten Polizeibeamte in Duisburg die Wohnung eines Studenten, der an Fenster und Balkon je eine Israelfahne angebracht hatte und entfernten die Flaggen. Der als Duisburger Flaggenstreit bekannt gewordene Vorfall führte zu heftiger Kritik an der Einsatzplanung Cebins und zu Forderungen nach seinem Rücktritt. Cebin entschuldigte sich später für das Vorgehen der Einsatzkräfte.

Loveparade 2010

Ein Jahr vor dem Unglück bei der Loveparade 2010 äußerte Rolf Cebin Bedenken dagegen, das weltgrößte Techno-Festival in Duisburg durchzuführen, weil es an geeigneten Flächen mit den notwendigen Zu- und Abwegen fehle. Aus diesem und anderen Gründen forderte der Bundestagsabgeordnete und Duisburger CDU-Vorsitzende Thomas Mahlberg die Abberufung von Cebin.[12][13][14]

Einzelnachweise

  1. Von nun an stiller Beobachter, in: RP Online vom 27. Mai 2010
  2. Kurzprofil auf der Website der Polizei NRW (Archivversion vom 3. Mai 2008) im Internet Archive auf archive.org, Stand: 3. Mai 2008, gesehen 31. Juli 2010
  3. Rolf, der Bluttester in: taz, 19. September 2006
  4. Polizisten müssen bluten, rp-online, 20. September 2006
  5. Bluttest bei Polizisten ist rechtens. in: Kölner Stadtanzeiger, 30. September 2006
  6. http://www.dpolg-nrw-lv.de/seiten/november06/dpolg_nrw-05.pdf
  7. Kampf dem Angstraum. Interview mit Rolf Cebin, in: DerWesten (WAZ), 29. August 2008.
  8. 'Unter Feinden. in. Welt online, 28. Juli 2008
  9. Marxloh: SPD will mehr Polizei. in: DerWesten (WAZ), 24. September 2008
  10. Endlich in die Zukunft investieren. in: DerWesten (WAZ), 8. September 2008
  11. Wolf will nur die Besten. in: RP-online, 20. November 2008
  12. LEITARTIKEL: Die Antwort heißt Rücktritt. in: swp.de, 27. Juli 2010
  13. OB Sauerland soll die Veranstaltung mit „permanentem politischen Druck“ durchgesetzt haben. in: maerkischeallgemeine.de, 27. Juli 2010
  14. Brief an den Innenminister Dr. Ingo Wolf von Thomas Mahlberg MdB. auf: CDU-Duisburg.de, 9. Februar 2009

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