Rolf Lieberwirth

Rolf Lieberwirth

Rolf Lieberwirth (* 1. Dezember 1920 in Halle/Saale) ist ein deutscher Rechtswissenschaftler. Lieberwirth ist emeritierter Professor für Rechtsgeschichte und Internationales Privatrecht an der Universität Halle-Wittenberg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Abitur 1939 wurde Lieberwirth eingezogen und beendete seinen Militärdienst verwundet in einem hallischen Lazarett in amerikanischer und später russischer Kriegsgefangenschaft. Ab dem Sommer 1945 studierte er Rechtswissenschaft an der Juristischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (sein Studienbeginn ist beschrieben in: "Meine erste Begegnung mit dem Rechtswissenschaftlichen Seminar bei der Hallischen Juristenfakultät", in: Lück/Schnelling/Wehnert (Hrsg.), 150 Jahre Juristisches Seminar der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2005). Er legte beide juristischen Staatsexamina ab. Anschließend war er Assistent bei der der hallischen Rechtshistorikerin Gertrud Schubart-Fikentscher, der ersten Frau auf einem juristischen Ordinariat in Deutschland. Lieberwirth wurde 1953 mit einer Dissertation über die Pfandrechte zur Zeit der Aufklärung promoviert. Aus der Beschäftigung mit dem Lebenswerk des Christian Thomasius ging 1967 die Habilitation hervor. Aufgrund der 1955 erfolgten Ehrung anlässlich des 300. Geburtstages von Christian Thomasius, dem geistigen Begründer der Universität, beschäftigte sich Lieberwirth intensiv mit dem Lebenswerk von Thomasius. Hieraus ging 1967 die Habilitation hervor.

Im Jahre 1969 wurde Lieberwirth Professor für Rechtsgeschichte und Internationales Privatrecht in Halle. Er ist einer der gefragtesten Thomasius-Kenner. Weiterhin erforschte er seit Ende der 1970er Jahre auch die Wittenberger Universitätsgeschichte, die Entstehung des Sachsenspiegels sowie die Ausbreitung des sächsisch-magdeburgischen Rechts in Osteuropa. Lieberwirth ist einer der wenigen Rechtswissenschaftler der DDR, die sich nicht ideologisch vereinnahmen ließen. Seine Person und seine Werke fanden daher auch in der damaligen Bundesrepublik und im europäischen Ausland große Beachtung und Akzeptanz. So gehörte er auch von Anfang an zum Autorenteam des rechtshistorischen Standardwerks "Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte", für dessen 1. Auflage er über 30 Stichwörter bearbeitete. Er wurde im Jahre 1986 emeritiert.

Nachdem die rechts- und staatswissenschaftliche Sektion der Universität Halle im Jahre 1991 abgewickelt worden war, leistete Lieberwirth beim Aufbau der 1993 wiedergegründeten Juristischen Fakultät in der Gründungskommission und in mehreren wichtigen Gremien wertvolle Aufbauhilfe. Auch kehrte er nochmals in den Hörsaal zurück, um Vorlesungen zur Rechtsgeschichte zu halten und damit die schwierige Personalsituation Anfang der 1990er Jahre zu überbrücken.

Lieberwirth ist seit 1972 Ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und seit 1973 Mitglied der ihr angeschlossenen Historischen Kommission. Von 1991 bis 1994 war er Vizepräsident der Sächsischen Akademie. Er sorgte maßgeblich dafür, dass 1994 eine Arbeitsstelle der Monumenta Germaniae Historica (MGH) zur Edition der Sachsenspiegelglossen bei der Akademie eingerichtet wurde. Seitdem ist er Mitglied der Zentraldirektion der MGH.

Ehrungen

Die Georg-August-Universität zu Göttingen ehrte Lieberwirth 1995 mit der juristischen Ehrendoktorwürde. Die Landeshauptstadt Magdeburg verlieh ihm 1988 die Eike-von-Repgow-Bronzeplastik, 1998 bekam er die Rechte des Repgow-Preisträgers[1]. Am 28. Mai 2003 ehrte ihn die Juristische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg anlässlich seines Goldenen Doktorjubiläums mit einer Jubiläumsurkunde und einer Laudatio durch seinen Schüler Heiner Lück. Es wurden ihm insgesamt drei Festschriften und ein Sammelband mit seinen Aufsätzen gewidmet. 2010 erhielt er das Bundesverdienstkreuz I. Klasse.

Schriften

  • Christian Thomasius. Sein wissenschaftliches Lebenswerk. Eine Bibliographie, Weimar 1955
  • Christian Thomasius. Über die Folter. Untersuchungen zur Geschichte der Folter, Weimar 1960
  • Christian Thomasius. Über die Hexenprozesse, Weimar 1967
  • Eike von Repchow und der Sachsenspiegel, Berlin 1980
  • Das sächsisch-magdeburgische Recht als Quelle osteuropäischer Rechtsordnungen, Berlin 1986
  • Das Privileg des Erzbischofs Wichmann und das Magdeburger Recht, Berlin 1990
  • Über die Glosse zum Sachsenspiegel, Berlin 1993
  • Latein im Recht, 4. Aufl., Berlin 1996
  • Rechtshistorische Schriften, hg. von Heiner Lück, Weimar-Köln-Wien 1997

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Pressemitteilung der Universität Magdeburg November 1998 zum Eike-von-Repgow-Preis

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