- Rolf Pohle
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Rolf Ludwig Pohle (* 4. Januar 1942 in Berlin; † 7. Februar 2004 in Athen), Sohn eines Münchener Juraprofessors, gehörte der Ende der 60er-Jahre entstandenen Außerparlamentarischen Opposition (APO) an und war 1967 Asta-Vorsitzender der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach dem Attentat auf den Studentenführer Rudi Dutschke im April 1968 und Teilnahme an diversen Demonstrationen gründete er als Rechtsreferendar angesichts der anlaufenden Prozesswelle gegen Demonstrationsteilnehmer eine „Rechtshilfe der APO“. 1969 wurde Pohle selbst in einem umstrittenen Prozess wegen der angeblichen Beteiligung am Barrikadenbau während der Osterunruhen 1968 zu einer Freiheitsstrafe von 15 Monaten ohne Bewährung verurteilt. Obgleich Pohle die Strafe nicht antreten musste, trug die Verurteilung dazu bei, dass er sich später zeitweise in das Umfeld des Linksterrorismus begab.
1974 wurde er wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Waffenbesitzes und Unterstützertätigkeit für die Rote Armee Fraktion zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Unterstützertätigkeit hat er stets bestritten. Als er vom Richter aufgefordert wurde, Angaben zu seiner Person zu machen, verlas er den Text des Liedes „Mein Name ist Mensch“ von Rio Reiser.
Bereits im März des folgenden Jahres wurde er gemeinsam mit Verena Becker, Gabriele Kröcher-Tiedemann, Ingrid Siepmann und Rolf Heißler im Austausch gegen den entführten CDU-Politiker Peter Lorenz aus dem Gefängnis freigelassen. Lorenz war von der „Bewegung 2. Juni“ entführt worden. Die freigepressten Inhaftierten wurden damals in Begleitung des Berliner Pfarrers Heinrich Albertz in den Südjemen ausgeflogen.
Pohle reiste von dort weiter nach Griechenland, wo er im Juli 1976 erneut verhaftet und auf Veranlassung des Areopag an Deutschland ausgeliefert wurde, nachdem das zuvor zuständige Gericht die Auslieferung abgelehnt hatte. 1982 wurde er nach sechsjähriger Haft entlassen. Zwei Jahre später ließ er sich endgültig in Griechenland nieder. Dort arbeitete er bis zum Ausbruch einer Krebserkrankung als Deutschlehrer und Übersetzer. Auch nach seiner Haftentlassung stand er unter der ständigen Überwachung verschiedener Geheimdienste. 2002 erschien die deutsche Fassung seines Buches „Mein Name ist Mensch“. Darin bestritt Pohle, tiefgreifende Beziehungen zur RAF gehabt zu haben. Er sei kein Terrorist gewesen, da er keine „offensive Gewalt“ angewendet habe. In dem Buch schilderte Pohle auch seine und die allgemeinen Haftbedingungen in deutschen Gefängnissen. Er warf der Justiz „Isolationsfolter“ vor.
Pohle starb am 7. Februar 2004 im Alter von 62 Jahren nach einer langwierigen Krebserkrankung in Athen.
Inhaltsverzeichnis
Zitate
„Ich bin Antifaschist. Und das bin ich wirklich und zwar ein zorniger und ein ganz entschiedener, in diesem Sinne: Wir machen es mal anders als unsere Väter.“
– Rolf Pohle 1985 auf die Frage nach seinem Beruf
Veröffentlichungen
- Mein Name ist Mensch; Berlin: Karin Kramer, 2002; ISBN 3-87956-273-3
Literatur
- Stefan Hemler: Von Kurt Faltlhauser zu Rolf Pohle. Die Entwicklung der studentischen Unruhe an der Ludwig-Maximilians-Universität München in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre, in: Venanz Schubert (Hg.), 1968. 30 Jahre danach, St.Ottlien: EOS 1999 (Wissenschaft und Philosophie 17), S. 209-242; ISBN 3-88096-090-9.
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