Ronald Lötzsch

Ronald Lötzsch

Ronald Lötzsch (* 1. Oktober 1931) ist ein deutscher Sprachwissenschaftler.

Lötzsch studierte von 1951 bis 1955 Russistik an der Universität Leningrad. In seiner Diplomarbeit beschäftigte er sich mit einem Problem der sorbischen Grammatik. Im Rahmen des Prozesses gegen die so genannte „Schröder-Lucht-Gruppe“ wurde er 1957 zur Haft im Gefängnis der Staatssicherheit Bautzen II wegen angeblicher Beihilfe zum Staatsverrat verurteilt. Durch die im September 1960 verkündete Amnestie musste er seine Strafe nicht vollständig absitzen. Ab 1961 konnte er wieder in seinem Beruf als Sprachwissenschaftler am Institut für Slawistik der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin arbeiten.[1] 1963 wurde er an der Humboldt-Universität zu Berlin mit der Arbeit Die spezifischen Neuerungen der sorbischen Dualflexion zum Dr. phil. promoviert.

Ab 1962 war er bis Mitte der 1980er als Inoffizieller Mitarbeiter mit dem Decknamen „Heinz“ für das MfS (Ministerium für Staatssicherheit) der DDR tätig. Dies ergibt sich aus einer der Birthler-Behörde über ihn vorliegenden Akte des MfS, die 457 Seiten umfasst, mehr als 100 Treffen dokumentiert und unter anderem 19 von ihm verfasste handschriftliche Berichte enthält. Die Akte enthält auch die handschriftliche Verpflichtungserklärung vom 29. März 1962. Sein Führungsoffizier beim MfS beurteilte ihn: „Er erledigt seine Aufträge gewissenhaft, mit Eigeninitiative und zuverlässig. Er wird im Wesentlichen zur Bearbeitung von Sprachwissenschaftlern eingesetzt.“[2][3][4]

Lötzsch war Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften der DDR bis zu deren Abwicklung 1991. Von 1993 bis 1995 hatte er den Lehrstuhl für Sorabistik der Universität Leipzig inne und war Direktor des dortigen Instituts für Sorabistik. Er veröffentlichte wissenschaftliche Arbeiten über slawische Sprachen, das Jiddische, das Deutsche und Esperanto, über Dialektologie, Kontaktlinguistik, Lexikografie und Lexikologie, Interlinguistik, Geschichte der Sprachwissenschaft, Minderheiten- und Sprachpolitik sowie deutsche Rechtschreibung. Darüber hinaus ist Lötzsch Autor von Wörterbüchern. Er ist Mitglied in der „Gesellschaft für Interlinguistik“ (GIL).

Er engagierte sich im Esperantoverband der DDR und war nach dem Zusammenschluss mit dem Deutschen Esperanto-Bund 1991 dessen stellvertretender Vorsitzender.

Lötzsch ist seit 1987 in dritter Ehe mit Gesine Lötzsch verheiratet und Vater von vier Söhnen aus zwei Ehen.

Werke (Auswahl)

  • Einheit und Gliederung des Sorbischen. Akademie-Verlag, 1965
  • als Hrsg: Duden Taschenbücher, Bd.24, Jiddisches Wörterbuch, Bibliographisches Institut, Mannheim, 1992, ISBN 978-3411062416
  • Langenscheidts Großwörterbuch, Deutsch-Russisch, 2 Bdn., Langenscheidt, München, 1997, ISBN 978-3468022951

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.spurensicherung.org/texte/Band4/loetzsch.htm
  2. http://www.welt.de/die-welt/politik/article6795954/Mann-von-Gesine-Loetzsch-war-Stasi-IM.html
  3. http://www.welt.de/die-welt/politik/article6796343/Stasi-Problem-fuer-kuenftige-Linkspartei-Chefin-Loetzsch.html
  4. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,683965,00.html

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