- Rotaract
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Der Rotaract-Club ist ein weltweit verbreiteter Service-Club für junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren, der den Ideen und Idealen von Rotary nahesteht.
Ein Rotaract Club wird von einem Rotary Club gefördert und betreut. Sein Ziel ist, die für verantwortungsbewußte Staatsbürger erforderlichen Eigenschaften durch einen Gemeindienst zu entwickeln, für die Verständigung unter den Völkern und für den Frieden, auch im kleinen Kreis, zu wirken und die Anerkennung ethischer Grundsätze als Bestandteil einer beruflichen Verantwortung zu fördern. Jeder Rotaract Club gibt sich eine Satzung im Geiste und im Sinne der von Rotary International herausgegebenen Mustersatzung, pflegt Geselligkeit, führt ein Vortragswesen durch, diskutiert in gegenseitiger Toleranz aktuelle Themen und setzt sich Aufgaben zur Unterstützung sozialer Zwecke, um anderen Menschen und Einrichtungen, die hilfsbedürftig sind, aktiv zur Seite zu stehen. Rotaracter pflegen Freundschaft untereinander, tauschen freiheitliche Gedanken aus, vertreten rotarische Ziele, schließen Kontakte zu anderen Rotaract Clubs und nehmen an nationalen (Deutschlandkonferenz) und internationalen Rotaract-Kongressen teil - Beispiel dafür ist die Interota 2005 in München. Die Leistungen des hiesigen Sozialstaates fordern den jungen Menschen zu wenig zu eigenem Beitrag. Rotaract will deshalb die Erfahrung wieder zur Geltung bringen, dass der junge Mensch ein ausgewogenes Maß an Pflichten übernehmen soll, um sich durch eigene Leistung zu bewähren. Rotaract ist kein unverbindlicher Wohlstandsverein, sondern ein Zusammenschluss aktiver, junger Menschen, die einer größeren Gemeinschaft dienen wollen.
Inhaltsverzeichnis
Name
Rotaract ist eine Wortschöpfung aus Rotary und Action und steht für "Jugend in Aktion"; Aktion im Sinne der rotarischen Idee.
Verbindung von Rotaract zu Rotary
Das Ziel von Rotary ist Dienstbereitschaft im täglichen Leben. Als Gegenpol zu dem im Berufsleben üblichen Konkurrenzkampf gegründet, bemüht sich Rotary um eine Rückbesinnung auf Werte wie Freundschaft, Fairness, Toleranz und Völkerverständigung. Dieser Gedanke bestimmt auch den Wahlspruch der Rotarier: service above self. Rotaract ist wie Rotary der rotarischen Idee verpflichtet. Jeder Rotaract Club wird in Patenschaft eines Rotary Clubs gegründet. Beide Clubs pflegen ein partnerschaftliches Verhältnis. Der Rotaract Club kann sich unabhängig entfalten und sein Clubleben im Rahmen der rotarischen Idee selbständig gestalten.
Rotaract Clubs gibt es auf der ganzen Welt. In Deutschland gibt es z. Zt. 175 Clubs mit über 2700 Mitgliedern. Weltweit sind es fast 8.019 Clubs mit ca. 184.437 Mitgliedern in 139 Ländern (Stand: Dezember 2005).
Rotaracter kann jeder zwischen 18 und 30 werden, der sich engagieren möchte und Interesse am Clubleben, Vorträgen, Firmenbesichtigungen, sozialem Engagement etc. hat und sich den 3 Säulen von Rotaract verpflichtet fühlt. Menschen, die etwas bewegen wollen, können mit einem Rotaract Club Kontakt aufnehmen.
Die "drei Säulen" von Rotaract
Lernen... ... durch Vorträge, welche die Rotaracter selber gestalten oder an denen die Rotaracter teilnehmen oder lernen durch Firmenbesichtigungen. Außerdem gehören Besuche von Ausstellungen, Konzerten oder Theatern dazu.
Helfen... ... durch Projekte oder Veranstaltungen wie z.B. die Aktion Rotaract.Leben.Geben. Die von den Rotaractern gesammelten Spenden gehen dann an Menschen, die Unterstützung dringend benötigen.
Feiern... ... mit anderen Rotaractern auf Clubebene, Distriktebene und international. Kennenlernen von interessanten und engagierten Menschen aus der ganzen Welt. Mit Rotaract hat man die Möglichkeit weltweite Kontakte zu knüpfen.
Geschichte von Rotaract
In den sechziger Jahren entstanden in aller Welt politische Unruhen unter Jugendlichen. Radikale Übergriffe der Studenten und Aktionen der Desorganisation an den Universitäten waren weltweit auf einem zum Teil beängstigenden Höhepunkt angelangt.
Rotary International hatte damals die Gefahren, die sich für die Entwicklung der Jugend selbst und für das staatliche Gemeinwesen ergaben, erkannt. Um dieser exzessiven politischen Unordnung zu begegnen, hatte bereits 1962/63 Präsident Laharry die Organisation Interact ins Leben gerufen. 1968 folgte dann aus der Erkenntnis und der Notwendigkeit auch die Generation der 18 bis 30-jährigen in eine Ordnung einzubeziehen, die Gründung Rotaracts.
In den Ländern der einzelnen Rotary-Regionen entwickelte sich Rotaract mit stark unterschiedlicher Intensität. Auch in der CENAEM-Region [(C)entral (E)urope, (N)orth (A)frica and (E)astern (M)editaranean - ehemalige Verwaltungsregion von Rotary International] fiel die Bereitschaft, Clubs zu gründen, ungleich aus. So zählten insbesondere Italien, Holland und Belgien zu den Ländern, in denen Rotaract frühzeitig und lebhaft Wurzeln schlug. England und Irland als RIBI-Länder [(R)otary (I)nternational in Great (B)ritain and (I)reland] waren schon sehr früh starke Rotaract Länder. Es folgten Skandinavien, Deutschland, Österreich und die Länder Spanien, Portugal, Türkei, Ägypten und Griechenland erst später.
Geschichte von Rotaract Deutschland
In der Bundesrepublik Deutschland fand Rotaract bei den Rotary Clubs verhältnismäßig spät die notwendige Anerkennung. 1968 wurde in Marburg/Lahn der erste Rotaract Club gegründet. Nach fünf Jahren folgten 1973 Mainz, 1974 Gießen, 1975 Trier. Das recht bescheidene Ergebnis von vier Clubgründungen in sieben Jahren ließ vermuten, dass die jährlichen Appelle der Präsidenten von Rotary International, sich für die Jugend einzusetzen und die Mitglieder von Rotaract als Träger für Völkerverständigung und für soziale Aktivitäten anzusehen, nicht gehört wurden. Von da ab sorgten zunächst nur tatkräftige und unbefangene Rotary Clubs dafür, dass sich die Gründungen neuer Clubs beschleunigten.
Um die Entwicklung von Rotaract in Deutschland zu beschleunigen, beschloss der deutsche Govenorrat in seiner Sitzung im Oktober 1978 in Bad Driburg und im März 1979 in Krefeld, eine Organisation für die Ausbreitung von Rotaract ins Leben zu rufen. Mit dieser Aufgabe wurde als Beauftragter für Rotaract im Govenorrat PDG [(P)ast (D)istrict (G)ovenor] Peter Grille betraut, der in diesem Amt als "Vater von Rotaract" bis zum 31. Juli 1987 wirkte. Jeder Distrikt erhielt überdies einen Beauftragten für Rotaract. Die Jugenddienstleiter der einzelnen Rotary Clubs wurden beauftragt, die Belange von Rotaract auf Clubebene wahrzunehmen. In der jüngeren Vergangenheit sind die Rotary Clubs zunehmend dazu übergegangen, die Jugend von Rotaract durch einen "Beauftragten für Rotaract" zu betreuen.
Für alle deutschen Rotaract Clubs wurde eine vierköpfige Anlauf- und Informationsstelle (AIS) im Juli 1978 eingerichtet. Dieses Team, bestehend aus erfahrenen Rotaractern, war Ansprechpartner und Ratgeber für alle deutschen Clubs. Als Verbindungsglied zwischen Rotary und Rotaract auf nationaler Ebene informierte das Gremium durch regelmäßige Rundschreiben und leitete ebenfalls die alljährliche Deutschlandkonferenz. Als nationales Organ wurde die "Rotaract NEWS" gegründet.
Auf der Rotaract Euro Convention im März 1988 in Antwerpen wurde E.R.I.C. geboren. Das European Rotaract Information Center mit seinem Büro in Brüssel versteht sich als europäische Kontakt- und Informationsbörse und bietet ein umfangreiches Serviceangebot, angefangen vom europäischen Adressenversand, über die Hilfe bei der Vermittlung von Kontaktclubs bis hin zum ERIC Newsletter und anderen Publikationen.
1987 gab es in 107 Ländern über 5.000 Rotaract Clubs mit mehr als 100.000 Mitgliedern, in der Bundesrepublik zum selben Zeitpunkt 56 Clubs mit knapp 1.200 Mitgliedern. Mitte 1994 waren es 105 Clubs mit rund 2000 "aktiven" Mitgliedern.
Aufgrund der stark wachsenden Zahl der Clubs und der kaum beherrschbaren Koordination von Information, Terminen und der vielen Nachfragen zur Unterstützung bei Neugründungen wurde auf der Deutschlandkonferenz im April 1989 in Hildesheim die AIS durch eine neue Organisation probeweise abgelöst. Diese Organisationsform schuf das Amt des Distriktsprechers und der Beauftragten des Deutschlandausschusses. Die neue nationale Struktur von Rotaract Deutschland stieß auf große positive Resonanz und wurde auf der Deutschlandkonferenz in Höchst bei Frankfurt im April 1990 mehrheitlich angenommen.
Die Öffnung der Grenzen in Richtung Osten stellte auch Rotaract vor eine neue Situation. Die Etablierung von Rotary Clubs in den neuen Bundesländern bot auch für Rotaract die Möglichkeit, im östlichen Teil Deutschlands bekannt zu werden und dort in angemessener Zeit noch weitere Rotaract Clubs zu gründen.
Struktur in Deutschland
Im Jahre 1996 wurde der DAS mit seinen 14 Mitgliederdistrikten dann vom Rotary International Board of Directors (Zentralvorstand) als offizielle "Multidistrict Information Organisation" (MDIO) anerkannt.
Auf der Deutschlandkonferenz 2004 in Burghausen wurden der DAS in "Rotaract Deutschland Komitee" (RDK) umbenannt und die einzelnen Ressorts der Beauftragten neu bestimmt. Ferner wurde die bisherige "Geschäftsordnung" durch eine "Grundordnung der Rotaract Clubs in Deutschland" ersetzt.
Die Rotaract Clubs in Deutschland sind in 14 Distrikte aufgeteilt. Diese wählen jeweils einen Distriktsprecher. Zusammen mit dem RDK Vorsitzenden, den 5 Ressort-Vertretern und dem Beauftragten des Deutschen Governorrates (DGR), bilden sie das Rotaract Deutschland Komitee.
Das RDK ist das Informationsgremium der deutschen Rotaract Clubs.
Vorsitzende von DAS und RDK seit 1989:
DAS:
- 1989/90 Thies Boelsen
- 1990/91 Dieter Lawa
- 1991/92 Karsten Munschek
- 1992/93 Tobias Distler
- 1993/94 Hans-Christoph Gründler, Mainz
- 1994/95 Heidrun Rosendorn, Mainz
- 1995/96 Albrecht Obermüller, Regensburg / Armin Schulz, Siegen
- 1996/97 Bernd Angele
- 1997/98 Bernhard Kulisch
- 1998/99 Christian M. Abrahams
- 1999/00 Oliver C. Lange, Ingolstadt
- 2000/01 Tobias Schulz-Hess, Karlsruhe
- 2001/02 Claudius Schwittay, Karlsruhe
- 2002/03 Marie Christin Schwake, Bonn
- 2003/04 Christoph Scholz, Dresden
RDK:
- 2004/05 Stefan Wolf, Lübeck
- 2005/06 Lutz Reimer, Mainz
- 2006/07 Kathrin H. Ricken, Trier
- 2007/08 Clemens Witt, Berlin
- 2008/09 Daniel Mölders, Düsseldorf
- 2009/10 Lucas Corzilius, Darmstadt
Die Deutschlandkonferenz (DeuKo)
Die jährlich stattfindende DeuKo ist das höchste und einzige nationale Beschluss fassende Gremium von Rotaract Deutschland. Bei Abstimmungen über Anträge aus den Ausschüssen, Workshops und aus dem Plenum sowie bei den Wahlen der Beauftragten des RDK hat jeder gegründete deutsche Rotaract Club, der auf der DeuKo anwesend ist, eine Stimme.
Der organisatorische Rahmen der Konferenz wird vom ausrichtenden Rotaract Club gestaltet. Die inhaltliche Gestaltung der DeuKo obliegt dem Rotaract Deutschland Komitee (RDK), und die Konferenzleitung übernimmt der jeweils amtierende RDK-Vorsitzende.
Hauptziel der Deutschlandkonferenz ist der Informations- und Gedankenaustausch der Rotaracter untereinander. Ausschüsse zu den Ressorts des RDK sowie Workshops zu Themen wie Ämtervorbereitung, Öffentlichkeitsarbeit, Projektmanagement, "Was ist Rotaract?" etc. dienen aber vor allem der Weiterentwicklung von Rotaract.
Im Abschlussplenum am Sonntag wird über die Anträge aus den Ausschüssen und Workshops abgestimmt, und das Plenum wählt die Beauftragten und die Bundessozialaktion des kommenden Clubjahres. Der neue RDK-Vorsitzende wird von den neu gewählten Vertretern seines Gremiums gewählt.
Natürlich kommen bei dem Zusammentreffen von mehreren hundert Rotaractern aus dem gesamten Bundesgebiet auch das persönliche Gespräch und der Spaß nicht zu kurz. Die DeuKo ist aber in erster Linie ein Motivations- und Informationsforum.
Bisherige Rotaract-Deutschlandkonferenzen seit 1989:
- 1989 Hildesheim
- 1990 Frankfurt-Höchst
- 1991 Berlin
- 1992 Bielefeld
- 1993 Bamberg
- 1994 Lüdenscheid
- 1995 Karlsruhe
- 1996 Leipzig
- 1997 Marburg
- 1998 Jena
- 1999 München
- 2000 Esslingen am Neckar
- 2001 Bochum
- 2002 Hildesheim
- 2003 Mainz
- 2004 Burghausen
- 2005 Berlin
- 2006 Schwedt/Oder
- 2007 Mannheim
- 2008 Hansestadt Lübeck
- 2009 Kaufbeuren
- 2010 Paderborn
Literatur
- Sebastian Gradinger: Service Clubs - zur Institutionalisierung von Solidarität und Sozialkapital. VDM Verlag, 2007.
Fachbeiträge
- Service Clubs: „Qualität zählt mehr als Vitamin B“, Simon Hage im Gespräch mit Dr. Sebastian Gradinger in: manager-magazin.de, 16. November 2006.[1]
Weblinks
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