- Rotary International
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Rotary International ist die Dachorganisation der Rotary Clubs. Dabei handelt es sich um international verbreitete Service-Clubs, zu denen sich Angehörige verschiedener Berufe unabhängig von politischen und religiösen Richtungen zusammengeschlossen haben. Als seine Ziele nennt Rotary humanitäre Dienste, Einsatz für Frieden und Völkerverständigung sowie „Dienstbereitschaft im täglichen Leben“.[1] Im deutschsprachigen Raum nennen sich seine Mitglieder Rotarier.
Inhaltsverzeichnis
Begriff und heutige Präsenz
Der Name Rotary (englisch für „rotierend, drehend“) erwuchs ursprünglich aus dem wöchentlich wechselnden Treffpunkt der Mitglieder; heute entspricht ihm der Brauch, die meisten Ämter im Club normalerweise jährlich neu zu besetzen. Gegründet 1905, ist Rotary unter den Service-Clubs der älteste und einer der größten.[2] Laut Rotary sind in 166 Staaten insgesamt rund 1,2 Millionen Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft Mitglied in über 33.100 Rotary Clubs. Deutschland kennt 1006 Rotary Clubs mit insgesamt 51.148 Rotarierinnen und Rotariern (Stand: September 2011).
Geschichte
Gründung
Den ersten Rotary Club gründete der Rechtsanwalt Paul Harris (1868–1947) in Chicago am 23. Februar 1905 zusammen mit drei Freunden, dem Kohlenhändler Sylvester Schiele, dem deutsch-amerikanischen Bergbauingenieur und Freimaurer Gustav Löhr sowie dem Konfektionär Hiram Shorey. Die Gründungsmitglieder wählten Schiele zum Präsidenten des Clubs und den Drucker Harry Ruggles zum Schatzmeister.
Mit dem Zusammenschluss soll Harris das Ziel verfolgt haben, in der Großstadt eine ähnlich stabile und vielseitige Wertegemeinschaft zu schaffen, wie er sie als Kind auf dem Land erlebt hatte, wo jeder entsprechend seinen Fähigkeiten andere nach Möglichkeit unterstützte. Der heute noch befolgte Grundsatz einer „Gemeinschaft von Berufsleuten“ galt von Anfang an.
Paul Harris selbst war ebenfalls Freimaurer, so war in den Anfängen die gleichzeitige Zugehörigkeit bei den Freimaurern und Rotariern des Rotary eher die Regel als die Ausnahme.[3]
Die rotarische Idee fand 1925 Widerhall in der Schweiz, in der der erste Club in Zürich gegründet wurde, sowie in Österreich. Der erste deutsche Club konstituierte sich 1927 in Hamburg unter dem Vorsitz des Altkanzlers Wilhelm Cuno.
Die Geschichte von Rotary ist eng mit der Geschichte der Vereinten Nationen verbunden: Im Jahr 1945 beteiligten sich 49 Rotarier an der Erarbeitung der Charta der Vereinten Nationen, die UNESCO wurde auf Grundlage einer Rotary-Konferenz gegründet, und noch heute ist Rotary International als nichtstaatliche Organisation bei den Vereinten Nationen offizieller Beobachter.
In totalitären Staaten
Im „Dritten Reich“
Bereits zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland schlossen einige, wie der Rotary Club München, wenn auch nicht alle deutschen Rotary Clubs, ihre jüdischen Mitglieder aus. Anderorts wurde jüdischen oder anderweitig nicht erwünschten Mitgliedern der Austritt „nahegelegt“, andere verließen Rotary oder gleich Deutschland aus eigenem Antrieb. Zu den „verlorenen“, tatsächlich aber ausgeschlossenen Mitgliedern zählte beispielsweise Thomas Mann. Vielerorts hatten Rotary-Clubs allerdings schon vor 1933 keine „Juden und Marxisten“ als Mitglieder. Rotary Deutschland schrumpfte im Jahr 1933 von 1700 auf 1200 Mitglieder. Der nationalsozialistischen Führung war Rotary wegen ihrer internationalen Organisation dennoch suspekt.[4]
Zu den Rotariern zählten damals auch 150 Freimaurer, die nach dem Verbot der Freimaurerei vom 17. August 1935 als Mitglieder der Rotary-Clubs gehalten worden waren. Obwohl internationale Rotarier der deutschen Führung versicherten, Rotary sei nicht politisch aktiv und nähme auf Regierungsangelegenheiten keinen Einfluss, wurde Beamten und NSDAP-Mitgliedern die Mitgliedschaft bei Rotary untersagt. Deutsche Rotary Clubs versuchten daher, sich der nationalsozialistischen Regierung anzupassen. Sie machten ihr das Angebot, alle Entscheidungen von Rotary Deutschland der Reichsführung vorzulegen. Die Reichsregierung ging auf dieses Angebot nicht ein.[4]
1937 waren immer noch 115 passive und ehemalige Freimaurer unter den Rotarieren. Am 4. September 1937, lösten sich die deutschen Clubs mit Wirkung zum 15. Oktober 1937 auf.[5]
DDR und Osteuropa
In den osteuropäischen Staaten unter sowjetischer Vorherrschaft – so auch in der DDR – waren die Clubs verboten wegen ihrer Zusammenarbeit mit den Freimaurerlogen und wegen zahlreicher anderer internationaler Beziehungen vornehmlich zu den USA und westlichen Ländern. Nach dem Fall der Mauer 1989 wurde der Rotary Club in Dresden, der ursprünglich 1928 gegründet worden war, als einer der ersten in den neuen Bundesländern am 17. Juni 1990 wiedergegründet.
Rotary heute
Selbstverständnis
Rotary bildet ein weltweit aktives, sozial engagiertes Netzwerk. Das Rotary-Verfahrenshandbuch aus dem Jahr 2001 beschreibt eine „Weltgemeinschaft von Berufsleuten“. Der Wahlspruch der Rotarier lautet: Service above self (selbstloses Dienen).
„ Das Ziel von Rotary besteht darin, das Ideal des Dienens als Grundlage des Geschäfts- und Berufslebens zu fördern, indem seine Mitglieder:
- freundschaftliche Beziehungen entwickeln, um sich anderen nützlich zu erweisen
- hohe ethische Grundsätze im Geschäfts- und Berufsleben verwirklichen, den Wert jeder nützlichen Tätigkeit anerkennen und die berufliche Tätigkeit jedes Rotariers als Möglichkeit zum Dienst an der Gesellschaft würdigen
- das Dienstideal in der privaten, beruflichen und öffentlichen Tätigkeit jedes Rotariers verwirklichen
- Völkerverständigung und Frieden durch eine im Ideal des Dienens vereinte Weltgemeinschaft aus beruflich erfolgreichen Frauen und Männern fördern. “
– Rotary über Rotary[6]
Jeder Rotarier soll sein Verhalten nach der 4-Fragen-Probe ausrichten.
- Ist es wahr?
- Ist es fair für alle Beteiligten?
- Wird es Freundschaft und guten Willen fördern?
- Wird es dem Wohl aller Beteiligten dienen?
Gemeinnützige Projekte
Polio Plus
Im Kampf gegen Kinderlähmung (Polio) begann Rotary im Jahr 1979 zunächst ein auf fünf Jahre angelegtes Projekt zur Verbreitung der Schluckimpfung.[7] Das Programm erreichte sechs Millionen Kinder auf den Philippinen. 1985 dehnte Rotary International das Programm unter dem Namen PolioPlus weiter aus: Alle Kinder der Welt sollten bis zum hundertjährigen Jubiläum Rotarys im Jahr 2005 gegen Kinderlähmung geimpft sein. Mit seinem weltumspannenden Netz von ehrenamtlichen Helfern unterstützt Rotary die Bemühungen zur Ausrottung der Kinderlähmung vor Ort. Rotarier helfen bei der Verteilung des Impfstoffs, der Mobilisierung der Bevölkerung und logistischen Organisation der Impfaktionen. PolioPlus wird durchgeführt in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), den Gesundheitsbehörden der USA (CDC) und den nationalen Gesundheitsministerien. Bis heute wurden weltweit an die 2 Milliarden Kinder vor dieser Krankheit geschützt.
PolioPlus führte zu einem Rückgang der Infektionen um 99 Prozent.[7] Nach jüngsten Schätzungen wird Rotary bis zur endgültigen Ausrottung des Virus ca 1,2 Milliarden US-Dollar aufgewendet haben,[8] die unzähligen Arbeitsstunden der bis zu 10 Millionen freiwilligen Helfer nicht mitgerechnet. Die Poliokampagne profitierte zuletzt von einer Partnerschaft, die Rotary International mit der Bill & Melinda Gates Foundation eingegangen ist. Gegenstand sind Finanzmittel in Höhe von 200 Mio. US-Dollar, die beide Seiten im November 2007 zu gleichen Teilen aufbrachten.[9] Im Januar 2009 kündigte Bill Gates weitere 255 Mio. US-Dollar Spende für das Polio-Programm von Rotary International an, verbunden mit der Erwartung, dass Rotary seinerseits wiederum bis 2012 nochmals 100 Mio. US-Dollar dazusteuert.[8] Insgesamt beläuft sich das Spendenaufkommen beider Organisationen allein von 2007 bis 2012 also auf 555 Mio. US-Dollar.
Schüleraustausch
Rotary International betreibt eines der größten nichtstaatlichen Jugendaustauschprogramme.[10] Der erste Austausch, der sich das Rotarynetzwerk zunutze machte, war vermutlich die Organisation eines Austauschs vom Club Kopenhagen im Jahre 1929. Seit etwa 1965 ist Youth Exchange offizieller Bestandteil des Rotaryprogramms.
Das Austauschprogramm ist nicht auf Kinder von Rotariern begrenzt, sondern steht allen Schülerinnen und Schülern offen. So ist die Mehrheit der Teilnehmer nicht über einen Verwandten mit Rotary in Kontakt gekommen. Wer teilnehmen darf und wohin der Austausch geht, entscheidet Rotary nicht in den Clubs, sondern auf der übergeordneten Ebene der Distrikte.
Ein Rotary Club, der sich entschließt, einen Schüler aus seinem Distrikt für einen Auslandsaufenthalt zu empfehlen, muss sich im Gegenzug dazu bereiterklären, ebenfalls einen ausländischen Austauschschüler (Inbound) zu beherbergen. Dieses Prinzip trägt dazu bei, die Kosten für Rotary und die Austauschschüler zu senken. Die Familie des ausgesandten Schülers (Outbound) muss nur die Flugkosten, die Versicherungsprämien und die Visumsgebühren tragen. Vor Ort im Gastland wird der Austauschschüler durch die Gastfamilie und einen vom Club gewählten Ansprechpartner (Counselor) betreut, der sich des Austauschschülers während des gesamten Jahres annimmt. Teilweise wird diese betreuende Funktion aber auch von sogenannten Rotex-Vereinen übernommen. In diesen Vereinen schließen sich unter der Schirmherrschaft von Rotary auf Distriktsebene Rebounds, also ehemalige Austauschschüler, zusammen. Rotex-Vereine betreuen die Jugendlichen u. a. auf selber organisierten Veranstaltungen. So wird die Verständigung unter den Austauschschülern gefördert und der Einstieg in bestehende soziale Netzwerke durch Ansprechpartner erleichtert.
MINE-EX
In der Schweiz fördern viele Rotarier seit 1996 in enger Zusammenarbeit mit dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) das Projekt „MINE-EX“, das Minenopfern in Kambodscha hilft. Jährlich werden dem IKRK für diesen Zweck 500.000,- SFr. zur Verfügung gestellt. Insgesamt wurden in den vergangenen zehn Jahren im erwähnten Land mehr als 30.000 Minenopfer mit Prothesen ausgerüstet und betreut.
Berufsinformation
Einige Rotary Clubs in Deutschland betreiben eine Berufs- und Praktikumsinformation. In Schulen, bei Berufsbildungsmessen und eigenen Veranstaltungen berichten Rotarier über ihre Erfahrungen aus dem Berufsleben und stellen – sofern vorhanden – Praktikums- und Ausbildungsplätze zur Verfügung.
Bekannte Rotarierinnen und Rotarier
Hier werden nur Rotarier von nationaler bzw. internationaler Bedeutung aufgeführt.
Aus dem deutschsprachigen Raum
- Konrad Adenauer †, ehemaliger deutscher Bundeskanzler
- Heinz Josef Algermissen, Bischof von Fulda
- Götz Alsmann, Entertainer
- Ernst Benda †, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts
- Roland Berger, Unternehmensberater
- Ole von Beust, ehemaliger Erster Bürgermeister von Hamburg
- Friedrich Blume †, Musikwissenschaftler
- Hans-Rudolf Boehmer, ehemaliger Inspekteur der Deutschen Marine
- Gerhard Cromme, Aufsichtsratsvorsitzender von Thyssen-Krupp und Siemens
- Udo Di Fabio, Richter des Bundesverfassungsgerichts
- Michael Eichberger, Richter des Bundesverfassungsgerichts
- Johannes Friedrich, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
- Hans-Dietrich Genscher, ehemaliger deutscher Außenminister
- Herbert Hainer, Vorstandschef bei Adidas-Salomon
- Roman Herzog, ehemaliger deutscher Bundespräsident
- Dieter Hundt, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände
- Hans-Joachim Jentsch, Richter des Bundesverfassungsgerichts a.D.
- Margot Käßmann, ehemalige Landesbischöfin und ehemalige Ratsvorsitzende der Ev. Kirche in Deutschland
- Albert Keller, †, Jesuit, Philosoph, Hochschullehrer und Hochschulpräsident
- Jürgen Kellermeier †, ehemaliger Programmdirektor des NDR-Fernsehens
- Klaus Kinkel, ehemaliger deutscher Außenminister
- Paul Kirchhof, ehemaliger Richter am Bundesverfassungsgericht
- Klaus von Klitzing, Physiker und Nobelpreisträger
- Horst Köhler, ehemaliger deutscher Bundespräsident
- Hans Küng, Theologe
- Otto Graf Lambsdorff †, ehemaliger deutscher Bundeswirtschaftsminister
- Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz
- Sandra Maischberger, Fernsehmoderatorin
- Thomas de Maizière, Bundesminister der Verteidigung
- Thomas Mann †, Schriftsteller
- Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising
- Friedrich Merz, Politiker
- Walter Mixa, ehemaliger Bischof von Augsburg und ehemaliger kath. Militärbischof der Bundeswehr
- Franz-Josef Paefgen, Vorstandsvorsitzender von Bentley
- Hans-Jürgen Papier, Präsident des Bundesverfassungsgerichts a.D.
- Ferdinand Piëch, Aufsichtsratsvorsitzender von Volkswagen
- Heribert Prantl, Journalist, Ressortleiter bei der Süddeutschen Zeitung
- Christian Schad, Kirchenpräsident
- Walter Scheel, ehemaliger deutscher Bundespräsident
- Helmut Schlesinger, ehemaliger Präsident der Deutschen Bundesbank
- Horst Seehofer, bayerischer Ministerpräsident
- Andreas Voßkuhle, Präsident des Bundesverfassungsgerichts
- Wolfgang Wagner †, ehemaliger Künstlerischer Leiter der Bayreuther Festspiele
- Richard von Weizsäcker, ehemaliger deutscher Bundespräsident
- Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender von Volkswagen
- Christian Wulff, deutscher Bundespräsident
Aus dem nicht-deutschsprachigen Ausland
- Bernard Accoyer, Präsident der französischen Nationalversammlung
- Lance Armstrong, Radrennfahrer und mehrmaliger Tour-de-France-Sieger
- Neville Chamberlain †, ehemaliger britischer Premierminister
- Tom DeLay, ehemaliger Mehrheitsführer im US-Abgeordnetenhaus
- Bill Gates, US-amerikanischer Software-Unternehmer
- Hassan II. †, König von Marokko
- Bernhard zur Lippe-Biesterfeld †, niederländischer Prinz
- Rainier III. †, Fürst von Monaco
- Nicolas Sarkozy, französischer Präsident
Struktur
Aufbau
Rotary besteht an der Basis aus lokalen oder regionalen Clubs. Jeweils ungefähr 50 bis 100 Clubs sind zu einem sogenannten Distrikt zusammengefasst, die Distrikte wiederum in weltweit 34 Zonen organisiert. An der Spitze eines Distrikts steht der jeweils für ein Jahr gewählte Governor, der während seiner Amtszeit Mitglied im Governorrat des Landes ist. Dieser stellt das Bindeglied zwischen dem Hauptsitz von Rotary International und den einzelnen Clubs dar.
In Deutschland sind etwa 50.000 Mitglieder in über 1.000 Clubs in 14 Distrikten organisiert.[11] In der Schweiz und Liechtenstein gibt es drei Distrikte mit 206 Clubs und ca. 11.400 Mitgliedern. Österreich ist in zwei Distrikte geteilt, wobei der östliche Distrikt als Besonderheit neben Teilen Österreichs außerdem Ungarn, Slowenien, Bosnien und Kroatien umfasst. Zusammen bestehen beide Distrikte aus 208 Clubs mit etwa 8.500 Mitgliedern.
Um das Ziel einer „Gemeinschaft von Berufsleuten“ zu erreichen, strebt Rotary danach, möglichst viele qualifizierte Berufskräfte zu umfassen. Aus diesem Grund sind pro Club höchstens fünf Angehörige derselben Berufsklasse zugelassen. Die Berufsvielfalt in den Clubs und deren Autonomie (im Rahmen der Verfassung und Satzung von Rotary International) gehört nach Aussagen der Rotarier zu den Hauptgründen für den Fortbestand und Erfolg ihrer Organisation.
Mit dem Ziel einer Gemeinschaft von Berufsleuten ist die Begrenzung auf Männer nicht vereinbar. Daher sind Frauen als Mitglieder seit dem Jahr 1989 willkommen. Weltweit waren 2003 von insgesamt 31.256 Rotary Clubs 21.554 gemischte Clubs, was einem Anteil von 69 Prozent entspricht. Deutschland zählte zu diesem Zeitpunkt 23 Prozent von Clubs mit Frauen. In der Schweiz und Liechtenstein waren Ende Februar 2006 von den 11.421 Mitgliedern 669 Frauen (5,9 %). Mehr als die Hälfte aller 206 Clubs haben weibliche Mitglieder.
Mitgliedschaft
Ein Rotary-Club trifft sich in der Regel wöchentlich in seinem Clublokal, um Vorträge zu aktuellen Themen oder aus dem speziellen Berufsfeld eines Mitglieds zu hören. Es wird von jedem Rotarier erwartet, dass er sich an diesem Vortragswesen aktiv beteiligt. Die Mitglieder sollen nach Möglichkeit an mindestens der Hälfte aller Treffen teilnehmen. In diesem Sinn gibt es eine Präsenzpflicht. Sie gilt als Voraussetzung für den Zusammenhalt im Club. Mitglieder, die z. B. beruflich stark eingespannt sind und so nicht zu jedem Anlass kommen können, können sich von der Präsenzpflicht befreien lassen. Allerdings kann ein Rotarier seiner Präsenzpflicht auch als Gast in jedem anderen Rotary Club (z. B. während einer Reise) nachkommen.
Aufnahme
Jeder einzelne Rotary-Club ist frei, die Voraussetzungen für die Mitgliedschaft eigenständig festzulegen. Regelmäßig kann man einem Rotary-Club jedoch nicht selbst beitreten, sondern muss von Mitgliedern des Clubs zur Aufnahme vorgeschlagen werden. Daran schließt sich ein Aufnahmeverfahren an, das zumeist von einem Aufnahmeausschuss geleitet wird. Nach einem positiven Votum des Aufnahmeausschusses und des Vorstandes wird ein Kandidat in den Club aufgenommen, wenn die Clubmitglieder keinen berechtigten Einspruch dagegen erheben und er die Mitgliedschaft nicht selbst ablehnt.
Diese Art der Mitglieder-Rekrutierung (Kooptation) lässt unter den Mitgliedern ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen. Nach Ansicht der Rotarier werden so die besten Kräfte einer Region für ihre Gemeinschaft gewonnen.
Unterorganisationen
Fellowships
Rotary Fellowships sind selbständige, internationale Gruppen, die einem gemeinsamen Interesse nachgehen. Ihre Mitglieder sind im Regelfall Rotarier, Ehepartner von Rotariern und Rotaracter. Die verbindenden Gemeinsamkeit einer Fellowship können Freiteitaktivitäten (Sport, Hobbys), berufliche Interessen oder besondere Dienstmöglichkeiten sein. Im Mittelpunkt steht bei Ihnen clubübergreifend Spaß zu haben und Rotary zu erleben. Beispiele für Fellowships sind:
- Antique, Classic and Historic Automobile World Fellowship of Rotarians
- International Caravanning Fellowship of Rotarians
- International Fellowship of Carnival, Parades and Festivals
- Rotarian Doctors Fellowship
- Esperanto World Fellowship Of Rotarians
- Marathon Fellowship of Rotarians
- International Fellowship of Motorcycling Rotarians
Jede Fellowship besitzt eine weltumspannende Dachorganisation und ist in regional gebildete Chapter, die oft länderübergreifend organisiert sind, gegliedert.
Rotaract
Rotaract steht für „Rotary in action“. Die Organisation wurde in den sechziger Jahren von Rotary International gegründet, um unter jungen Menschen im Alter von 18 bis 32 Jahren die Entwicklung von Verantwortungsbewusstsein, internationalem Geist und ethischen Grundsätzen zu fördern. Sie besteht aus einzelnen Clubs, in denen sich junge Menschen engagieren, und ruht auf den drei Säulen „Lernen − Helfen − Feiern“.
Rotaract International ist eine weltumspannende Gemeinschaft mit Clubs in mehr als 155 Ländern. Mehr als 170.000 Mitglieder gehören rund 7.500 Rotaract Clubs an. In Deutschland engagieren sich derzeit über 2700 Mitglieder in 175 Clubs. Weltweit sind es fast 8.019 Clubs mit ca. 184.437 Mitgliedern in 139 Ländern (Stand: Dezember 2005). Jeder Rotaract Club wird in Patenschaft eines Rotary Clubs gegründet. Die deutschen Rotaract Clubs sind in 14 Distrikten zusammengefasst, die den rotarischen Distrikten entsprechen, jedoch keine Entsprechung in den Landesgrenzen finden. Die Clubs wählen jährlich einen Distriktsprecher, der die Kommunikation zwischen den Clubs fördert und den Distrikt im Rotaract Deutschland Komitee (RDK) vertritt. Das RDK besteht weiterhin aus fünf Ressorts und einem Vorsitzenden, welche die Clubs infrastrukturell unterstützen und informieren. Darüber hinaus wird ein Beauftragter für Interact und ein Rotaract- und Interact Beauftragter des Deutschen Governorrates bestimmt. Das RDK wird jedes Jahr auf der Rotaract Deutschlandkonferenz (Deuko) gewählt.
Auf europäischer Ebene sind die Rotaract Clubs durch das European Rotaract Information Centre (E.R.I.C.)[1] verbunden.
Interact
Interact wurde 1962 durch den Weltpräsidenten von Rotary International in Melbourne, Florida, USA gegründet, um unter Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren persönliches und gesellschaftliches Engagement zu fördern. Die Organisation besteht aus einzelnen Clubs, in denen sich die Jugendlichen engagieren. Das Motto von Interact lautet ebenfalls „Lernen − Helfen − Feiern“. Interact Clubs werden von Rotary Clubs gesponsert und bieten so den Teilnehmern des Jugendaustauschprogramms die Möglichkeit, einheimische Mitglieder kennenzulernen.
Interact ist zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine weltweite Gemeinschaft aus über 200.000 Mitgliedern in mehr als 10.700 Clubs in 109 Ländern.
Inner Wheel
Inner Wheel ist eine internationale Frauenvereinigung, deren Mitglieder weibliche Angehörige von Rotariern sind. Auch weibliche Mitglieder von Rotaract, Ehefrauen und Mütter von Rotaractlern, sowie aktive und ehemalige Rotarierinnen haben Zugang zu Inner Wheel. Seit 2003 können auch außerordentliche Mitglieder ohne Verbindung zu Rotary aufgenommen werden.
International Inner Wheel ist eine eigenständige Frauenorganisation und gehört mit circa 100.000 Mitgliedern in über 100 Ländern zu den größten der Welt. Die historischen Wurzeln sind bei Rotary.
Rotex
Rotex (Rotary Exchangee – ex steht auch für ehemalig) ist eine Organisation unter dem Dach von Rotary International, welche dort auf Distriktebene aufgehängt ist, und sich mit um den Jahresschüleraustausch von Rotary kümmert. Ein Beispiel dafür ist das Patenprogramm in der Schweiz, bei dem Rotexmitglieder als Paten neuen Austauschschüler zur Seite stehen. Außerdem organisiert der Verein regelmäßige Treffen und Aktivitäten, an denen Erfahrungen ausgetauscht werden.
Die Mitglieder von Rotex sind überwiegend ehemalige Jahresaustauschschüler, die mit Rotary im Ausland waren. Es gibt aber auch immer wieder Mitglieder, die entweder nicht mit Rotary oder gar nicht an einem Schüleraustausch teilgenommen haben. Genauso wie für den Schüleraustausch mit Rotary ist es für die Aufnahme bei Rotex keine Voraussetzung, dass Eltern Rotarier sind. Es ist sogar so, dass nur ein kleiner Teil der Mitglieder bei Rotex verwandtschaftliche Beziehungen zu Rotary hat.
Literatur
- Edwin A. Biedermann: Logen, Clubs und Bruderschaften, Droste-Verlag Düsseldorf, 2004. ISBN 3-7700-1184-8.
- Sebastian Gradinger: Service Clubs – zur Institutionalisierung von Solidarität und Sozialkapital, Universität Trier 2006, ISBN 3-8364-4651-0.
- Service Clubs: Qualität zählt mehr als Vitamin B. In: manager-magazin.de vom 16. November 2006.
Weblinks
Commons: Rotary International – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Rotary International
- Rotary Region Deutschland
- Rotary Region Schweiz und Liechtenstein
- Rotary Region Österreich, Ungarn, Slowenien, Bosnien und Kroatien
- Interact International
- Rotex 1850
- Inner Wheel Deutschland; siehe auch: International
- YEP Online – Rotarische Kontaktbörse für Austauschstudenten
Einzelnachweise
- ↑ Homepage und Artikel 4 der Verfassung von Rotary International.
- ↑ Wohltätigkeitsclub#Service Clubs.
- ↑ Vgl. Wolfgang Ziegler: Rotary und die Freimaurer. Von Brüdern und Freunden. In: Rotary, Ausgabe 4/2004, hrsg. von Johann Michael Müller, Wolfgang Heinrich, et al., Hamburg 2004, S. 12f.
- ↑ a b http://www.rotary1930.org/clubberichte/2004-2005/Rotary-Deutschland-75-Jahre.pdf Zur Geschichte von Rotary im Dritten Reich.
- ↑ Wendt-Dieter Frhr. von Gemmingen: Entwicklungsgeschichte der Wohltätigkeitsclubs: Wohltätigkeitsclubs als zivilgesellschaftliche Akteure, Bachelorarbeit, Universität Salzburg, 2009.
- ↑ Handbuch für den Governor, Anhang 2, Seite 18; siehe auch Das Ziel von Rotary auf der Website von Rotary International.
- ↑ a b http://www.rotary.org/de/ServiceAndFellowship/Polio/Pages/ridefault.aspx Infos zu PolioPlus auf www.rotary.org/de
- ↑ a b http://www.rotary.org/en/MediaAndNews/News/Pages/090121_news_gates255milliongrant2009ia.aspx Bill Gates announces new US$255 million grant for ending polio auf rotary.org
- ↑ Pressemitteilung der Bill & Melinda Gates Foundation vom 26. November 2007, Pressemitteilung von Rotary International vom selben Tag
- ↑ http://www.rotary-jugenddienst.de/ Homepage zum Jugendaustauschprogramm.
- ↑ Rotary Club Deutschland: Mitgliederzahlen
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