Rudolf Hoppe

Rudolf Hoppe

Rudolf Hoppe (* 29. Oktober 1922 in Wittenberge in Brandenburg) ist ein deutscher Chemiker, der durch Untersuchungen an anorganischen Fluoriden und Oxiden bekannt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung und Studium

Hoppe studierte Chemie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und wurde 1954 an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster promoviert. Die Habilitation erfolgte ebenfalls in Münster. 1958 erhielt er die Lehrberechtigung für das Fach Anorganische Chemie. 1965 folgte Hoppe dem Ruf auf den Lehrstuhl am Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Justus-Liebig-Universität Gießen, den er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1991 innehatte.

Wissenschaftliche Arbeit

Zeit in Münster

Hoppe wurde durch die Darstellung der ersten stabilen Edelgasverbindung XeF2 (Xenondifluorid) im Jahr 1962 bekannt. Bis dahin nahm man allgemein an, dass Verbindungen dieser Art nicht existieren können. Grund hierfür waren einige zuvor gescheiterte Experimente zur Darstellung von Edelgasverbindungen und das Konzept des „abgeschlossenen Elektronenoktetts“, nach dem Edelgase keine Verbindungen eingehen sollten.

Aus den Eigenschaften der Interhalogenverbindungen von Fluor wurde bereits deutlich, dass nur Edelgasfluoride überhaupt zugängig waren. Eine Arbeitsgruppe in Münster hatte seit 1949/50 die Bildungsmöglichkeiten und Eigenschaften von Xenonfluoriden eingehend diskutiert. Seit 1951 war sich die Arbeitsgruppe sicher, dass XeF4 und XeF2 gegen einen Zerfall in die Elemente thermodynamisch stabil sein müssten.

Längere Zeit war in Münster geplant, gelegentlich Versuche zur Darstellung von Xenonfluoriden durchzuführen. Jedoch gab es hier technische und konzeptionelle Schwierigkeiten. Einerseits war Xenon nicht in ausreichender Reinheit zugänglich, andererseits hielt man nur eine Drucksynthese, zu der man Stahlflaschen mit komprimiertem F2 brauchte, für aussichtsreich. Diese F2-Druckflaschen waren seit 1961 von befreundeter amerikanischer Seite zugesagt. Bis 1963 konnte eine Übersendung jedoch nicht stattfinden, weil die Ventile der amerikanischen Druckflaschen nicht in Deutschland zugelassen waren und umgekehrt.

Dennoch gelang es Hoppe 1962 in seiner Arbeitsgruppe Xenondifluorid, XeF2, darzustellen, und zwar in Form transparenter Kristalle. Er ließ elektrische Funkenentladungen auf Xenon-Fluor-Mischungen einwirken. Ein erster entsprechender Versuch wurde in den USA von Neil Bartlett am 2. August unternommen. Dort erhielt man in den darauf folgenden Tagen Xenontetrafluorid, XeF4.

Zeit in Gießen

In Gießen setzte Hoppe seine umfangreiche Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Festkörperchemie mit dem Schwerpunkt der Synthese und Charakterisierung von Oxo- und Fluorometallaten der Alkalimetalle fort. Während seiner Forschungstätigkeit veröffentlichte er über 650 Artikel in internationalen und nationalen Fachzeitschriften. Außerdem war er jahrelang als wissenschaftlicher Redakteur bei der Zeitschrift für Anorganische und Allgemeine Chemie tätig.

Lehre

Als Hochschullehrer vermittelte er zahlreichen jungen Menschen die Grundlagen seines Faches und Kenntnisse in bestimmten Themengebieten. Außerdem wurden unter Hoppe als Doktorvater insgesamt 114 Doktorandinnen und Doktoranden promoviert.

Weitere Betätigungen

Hoppe ist als Tierfreund und Unterstützer von zoologischen Gärten bekannt.

Ehrungen

Außerdem war und ist Hoppe Mitglied vieler wissenschaftlicher Gesellschaften und Akademien wie der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina sowie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Quellen

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hoppe — bzw. Hoppé ist der Familienname folgender Personen: Albert Friedrich Hoppe (1828–1911), deutsch amerikanischer lutherischer Theologe und Hochschullehrer Alfred Hoppe (1906–1985), deutscher Maler und Grafiker Andreas Hoppe (* 1960), deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf Grewe — (* 4. Oktober 1910 in Münster; † 26. Oktober 1968[1]) war ein deutscher Chemiker. Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 2 Literatur 3 Einzelnachweise …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf Heitefuß — Rudolf Hermann Erich Heitefuß (* 8. November 1928 in Braunschweig) ist ein deutscher Phytomediziner. Er gehört zu den maßgebenden Wegbereitern für den Integrierten Pflanzenschutz in Deutschland. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf Noelte — (links) 1960 gemeinsam mit Uwe Johnson und Erich Schellow …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf Schmidt (Architekt) — Rudolf Schmidt (* 1862; † 1945) war ein deutscher Architekt und Baumeister in Gera. Nach Plänen von Rudolf Schmidt entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche Geraer Villen (siehe: Villen in Gera) im Stil des Historismus und… …   Deutsch Wikipedia

  • Hoppe-Seyler — Ernst Felix Imanuel Hoppe Seyler (1825 1895) Gedenktafel (oben im Bild), am Tübinger Laboratorium 1925 angebracht. Ernst Felix Immanuel Hoppe Seyler …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf-Alexander-Schröder-Preis — Der Bremer Literaturpreis ist ein von der Rudolf Alexander Schröder Stiftung vergebener Literaturpreis, der mit 20.000 Euro dotiert ist. 1953 wurde die Auszeichnung zu Ehren des 75. Geburtstages von Rudolf Alexander Schröder zum ersten Mal… …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf Freiherr von Roman — Pour les articles homonymes, voir Roman. Rudolf Freiherr von Roman Naissance 19 novembre 1893 Bayreuth, Bavière Décès 18 février 1970 (à 76 ans) Schernau (Dettelbach) …   Wikipédia en Français

  • Rudolf Schmidt — Pour les articles homonymes, voir Schmidt. Rudolf Schmidt …   Wikipédia en Français

  • Rudolf von Bünau — Pour les articles homonymes, voir Bünau. Rudolf von Bünau Naissance 19 août 1890 Stuttgart Décès 14 janvier 1962 (à 71 ans) Kirchheim unter Teck Origine …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”