Rudolf Jordan (Maler)

Rudolf Jordan (Maler)
Rudolf Jordan um 1880
Rudolf Jordan im Atelier 1845 - Zeichnung seines Freundes Henry Ritter, gestochen von H.Severin in Düsseldorf
Jugendbildnis von Rudolf Jordan, gemalt von Jordans Studienfreund Rudolf von Normann, Aquarell 1836
Grabstätte Jordans, Nordfriedhof Düsseldorf, Photo 2008

Wilhelm Rudolph Jordan (* 4. Mai 1810 in Berlin; † 20. März 1887 in Düsseldorf) war ein deutscher Maler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jordan war nach der Ausbildung bei Prof. Karl Wilhelm Wach (1787–1845), der im Jahre 1819 in Berlin eine Malerschule gegründet hatte, Student und Meisterschüler an der Kunstakademie Düsseldorf (1833–1840). Danach arbeitete er dort bei Friedrich Wilhelm von Schadow (1789–1862) und Karl Ferdinand Sohn (1805–1867) und hatte ab 1848 als Genremaler sein eigenes Atelier in Düsseldorf. Hier bildete er Schüler aus und bekam dafür eine königliche Titulaturprofessor zuerkannt.

1830 machte er auf Rügen erste Naturstudien. Dort entstand sein erstes Genrebild “die Fischerfamilie”. Ab 1837 war er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste in Berlin, Sektion für die Bildenden Künste. Er war königlicher Professor und im Besitz der großen goldenen Medaille der Berliner Ausstellung.

Er gilt als ein Begründer des in Düsseldorf sehr beliebt gewesenen ethnographischen Genres und malte das Leben an der Nordseeküste. In gewissem Sinne folgte er darin einer Zeitmode, die sich auf literarischem Gebiet etwa in Heinrich Heines Reiseschilderung „Die Nordsee“ äußerte. 1843 war sein Gemälde Heiratsantrag auf Helgoland (Nationalgalerie in Berlin) erfolgreich. Von da an widmete er sich ausschließlich der Schilderung des Fischer- und Schifferlebens, wozu er sich die Stoffe auf häufigen Reisen nach Holland, Belgien und Frankreich holte. 1855 folgte wieder ein erfolgreiches Bild, das der Hochzeit auf Helgoland. Die arbeitsamen Küstenbewohner waren in Jordans Gemälden romantische Idealgestalten. Er stellte sowohl humoristische wie ernste, selbst tragische Szenen dar. Seine Färbung war anfangs kräftig und wurde nur zuletzt etwas flauer. Auch mit Darstellungen aus dem italienischen Volksleben wurde er bekannt. Viele von Jordans Gemälden sind durch Stich, Lithographie etc. weit verbreitet. Auch als Aquarellmaler, Illustrator und Radierer hat er sich einen Namen gemacht.

Ein Jahr vor seinem Tode wurde Jordan bei Beginn der Berliner Jubiläumsausstellung von 1886 mit dem Königlich preußischen Kronenorden II. Klasse ausgezeichnet, nachdem er schon 1869 den Roten Adlerorden III. Klasse und von Schweden das Kommandeurkreuz des Wasa-Ordens II. Klasse erhalten hatte.

Schüler u.a. waren:

  • Emil Ebers (* 14. Dezember 1807 in Breslau; † 1884 in Beuthen)
  • Ernestine Friedrichsen (* 1824 in Danzig; † 1892 in Düsseldorf)
  • Julius Geertz (* 21. April 1837 in Hamburg; † 21. Oktober 1902 in Braunschweig)
  • Josef Hoegg aus Koblenz
  • Albert Kindler (1833–1876)
  • Heinrich Ludwig Philippi, Historienmaler und Ehemann seiner Nichte.
  • Rafael Ritz (* 17. Januar 1829 in Brig; † 11. April 1894 in Sion)
  • Georg Reimer (* 17. Mai 1828 in Leipzig; † 17. September 1866 in Berlin)
  • Felix Schlesinger (* 1833 in Hamburg; † 1910), zählt zu den bekanntesten Malern von Kindermotiven, die schon im 19. Jahrhundert international gesucht und vor allem in England und Amerika gesammelt wurden. Seine weitere Ausbildung erfolgte in den damaligen Weltzentren der figürlichen Malerei: Antwerpen, Düsseldorf und Paris. 1862 lässt Schlesinger sich in München nieder und beschickt von dort die Ausstellungen in Dresden, Berlin und Wien mit Darstellungen von Kindern auf dem Lande, die mit sicherem Instinkt dem Geschmack des deutschen und des internationalen Publikums entgegenkamen.
  • Richard Sohn, ein Sohn des Malers und Akademieprofessors Karl Ferdinand Sohn
  • Hermann Sondermann (1832-1901)
  • Benjamin Vautier (* 4. April 1829 in Morges; † 25. April 1898 in Düsseldorf)

Familie

Jordan war ein Sohn des André Charles Guillaume Jordan (* 29. September 1778 in Berlin; † 25. Juni 1850 ebenda), Justizrat in Berlin und der Wilhelmine Hielkert. Er war ein Nachkomme von Charles Etienne Jordan (1700–1745), dem Berater und engen Vertrauten Friedrichs des Großen. Er war in erster Ehe verheiratet mit Sofie von Mülmann (1811–1863), gleichfalls Malerin, und in zweiter Ehe mit Marie von Hanstein (1825–1885). Der ersten Ehe entstammen drei Kinder. Jordan wurde auf dem Nordfriedhof in Düsseldorf beigesetzt.

Seine Schwester Marie (* 1816 in Berlin; † 1899 ebenda)war mit seinem Freund, dem Maler Adolf Henning verheiratet.

Literatur

  • Ross, F. W.: Rudolf Jordan, der Maler Helgolands, weiland Genremaler und Professor zu Düsseldorf. Hannover, Selbstverlag 1900. Mit 16 Abbildungen auf Tafeln. 32 S., 1 Bl. Kl.-8vo. Silbergepr. OLwd. Beschreibung seines Kunst- und Privat-Lebens mit Portraits, Nachbildungen und Rezensionen seiner bekannteren Gemälde.
  • Rudolf Wiegmann: “Die Königliche Kunst-Akademie zu Düsseldorf. Ihre Geschichte, Einrichtung und Wirksamkeit”. Düsseldorf, 1856
  • von Kalnein, Wend (Hrsg.): Die Düsseldorfer Malerschule, Mainz/Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 1979, Seite 363, Abb. Seite 363, Katalog Nr. 128
  • Kaufmann, Gerhard / Manfred Meinz / Jürgen Meyer / Hildamarie Schwindrazheim: Von Hamburg nach Helgoland. Kunst und Kultur im 19. Jahrhundert, Hamburg, 1967, Seite 70, Katalog Nr. 146
  • Deutsche Sprüchwörter und Spruchreden in Bildern und Gedichten / Ausgeführt im lithographischen Institut von Arnz & Comp. von R. Jordan ; W. Camphausen ; H. Ritter ; L. Erdmann ; W. Krafft. - Düsseldorf : Arnz, 1852. Digitalisate [1] und [2] der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

Werke (Auswahl)

Heiratsantrag auf Helgoland (1834) Alte Nationalgalerie, Berlin
  • Ein Heiratsantrag auf Helgoland (1834) | Es wurde 1834 in Berlin ausgestellt und erregte großes Aufsehen. Ein alter Lotse steht breitspurig vor seiner Hütte, die Pfeife in der Hand, und spricht mit einer jungen Dirne, seiner Tochter. Diese hat mit einer Hand ihre Schürze aufgerafft und blickt verlegen zu Boden, denn der Vater wirbt bei ihr für einen jungen Fischerburschen, der vor ihr steht und dem der Alte ermunternd unter das Kinn fasst. Im Hintergrunde sieht man Fischer am Strande mit ihren Booten beschäftigt. Das Bild kann als ein Markstein in der deutschen Genremalerei bezeichnet werden. Der humorvoll aufgefasste und so einfache Gegenstand, diese kräftigen und lebensvollen Gestalten, diese Natürlichkeit in Haltung und Ausdruck, dieses frische und gesunde Kolorit und die bis ins Kleinste sorgfältige Zeichnung, sie fanden damals unermesslichen Beifall und machten den Schöpfer des Bildes mit einem Schlage berühmt. “Der frische, derbe Humor, der aus diesem köstlichen Genrebilde spricht“, sagt Adolf Rosenberg, „bildete einen willkommenen Kontrast zu der süßlichen Marzipanmalerei der Wach’schen Schule einerseits und zu den weinerlichen Sentimentalitäten der übrigen Düsseldorfer andererseits. Der Konsul Wagener in Berlin erwarb das Bild für seine Sammlung, mit der es dann später in die Nationalgalerie gekommen ist. Der Heiratsantrag auf Helgoland ist zu einer seltenen Popularität gelangt, der Gegenstand wurde von anderen Malern in vielfachen Variationen wiederholt, das Bild selbst durch massenhafte Nachbildungen in Stich, Lithographie u.s.w. überall verbreitet. Es wurde sozusagen ein Modebild, welches man namentlich mit Vorliebe als Motiv zu lebenden Bildern nahm.
  • Hochzeit auf Helgoland (1855)
  • Die zurückkehrende Lotsen (1836, Berliner Nationalgalerie)
  • Sturmläuten auf Helgoland (1839) (Museum Langes Tannen, Uetersen)
  • Das Lotsenexamen (1842) Jordan hatte das Bild schon 1839 in etwas veränderter Zeichnung entworfen und radiert; es wurde 1850 von Wilhelm Ölschig als Vereinsblatt des Kunstvereins für Rheinland und Westfalen in Kupfer gestochen und gelangte zu großer Popularität
  • Die Lotsensturmglocke
  • Rettung aus dem Schiffbruch (1848)
  • Betende Weiber mit ihrem Geistlichen in Sturmesnot (1852)
  • Die Krankensuppe (Kunsthalle Düsseldorf)
  • Suppentag im Kloster (Wallraf-Richartz-Museum in Köln)
  • Das Altmännerhaus an der holländischen Küste (1864, Nationalgalerie in Berlin)
  • Strandwache
  • Eine Hochzeit auf der Insel Marken
  • Das Frauenhaus in Amsterdam
  • Gestrandete Passagiere
  • Der Witwe Trost (1866, Nationalgalerie in Berlin)
  • Gefangenwärter auf Schloss Chillon (1869)
  • Das Begräbnis des alten Seemanns (1874), im Jahre 1874 ausgestellt in München, Bremen und Hamburg
  • Nach durchwachter Nacht
  • Schiffbruch an der Küste der Normandie (1880)
  • Rückkehr vom Heringsfang (1881)
  • Holländische Strandkneipe (1884)
  • außerdem eine große Zahl Familienszenen

Illustrationen (Auswahl)

Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf:

  • In: Album deutscher Künstler in Originalradirungen. - Düsseldorf : Buddeus, 1841. Digitalisierte Ausgabe
  • In: Aquarelle Düsseldorfer Künstler : den kunstsinnigen Damen gewidmet. - Düsseldorf : Arnz, 1861. Digitalisierte Ausgabe
  • In: Deutsche Dichtungen mit Randzeichnungen deutscher Künstler. - Düsseldorf : Buddeus, (Bände 1-2) 1843. Digitalisierte Ausgabe
  • In: Deutsche Sprüchwörter und Spruchreden in Bildern und Gedichten. - Düsseldorf : Arnz, 1852. Digitalisierte Ausgabe
  • In: Howitt, Mary Botham. The Dusseldorf artist's album. - Dusseldorf : Arnz, 1854. Digitalisierte Ausgabe
  • In: Düsseldorfer Lieder-Album : 6 Lieder mit Pianofortebegleitung. - Düsseldorf : Arnz, 1851. Digitalisierte Ausgabe
  • In: Reinick, Robert. Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde. - zwischen 1836 - 1852.
    • Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde. - Düsseldorf: Schulgen-Bettendorff, 1838, farbige Mappen-Ausgabe. Digitalisierte Ausgabe
    • Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde. - Düsseldorf: Schulgen-Bettendorff, 1838. Digitalisierte Ausgabe
    • Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde. - Düsseldorf : Buddeus, zw. 1839 und 1846. Digitalisierte Ausgabe
    • Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde. - Leipzig : Vogel, ca. 1852. Digitalisierte Ausgabe
  • In: Stieler, K./Wachenhusen, H. /Hackländer, F. W.: Rheinfahrt : Von den Quellen des Rheins bis zum Meere. - Stuttgart : Kröner, 1875. Digitalisierte Ausgabe
  • In: Musäus, Johann Karl/ Klee, Julius Ludwig (Hrsg.). Volksmährchen der Deutschen. Mit Holzschnitten nach Originalzeichnungen. - Leipzig : Mayer und Wigand, 1842. Digitalisierte Ausgabe

Weblinks

 Commons: Rudolf Jordan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rudolf Jordan — ist der Name folgender Personen: Rudolf Jordan (Maler) (1810–1887), deutscher Maler Rudolf Jordan (Politiker) (1902–1988), deutscher Politiker (NSDAP) Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf Jordan — Wilhelm Rudolf Jordan, né le 4 mai 1810 à Berlin et mort le 20 mars 1887 à Düsseldorf, est un peintre allemand spécialiste de scènes de genre. Sommaire 1 Biographie 2 Famille 3 Élèves 4 …   Wikipédia en Français

  • Rudolf Henneberg (Maler) — Rudolf Friedrich August Henneberg (* 13. September 1825 in Braunschweig; † 14. September 1876 in Braunschweig) war ein deutscher Maler. Leben Henneberg studierte Rechtswissenschaft in Göttingen, wo er sich dem Corps Brunsviga anschloss, und… …   Deutsch Wikipedia

  • Jordan (Name) — Jordan ist ein Familienname und männlicher Vorname. Herkunft und Bedeutung Der Familienname Jordan wird im deutschen Sprachraum erstmals im Jahre 1147 erwähnt. (Genitiv: Jordans, niederdeutsch: Jorden(s), Jörden(s), hugenottischer Rufname:… …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf Hause — (* 11. März 1877 in Strasburg, Westpreußen; † 1961) war ein deutscher Maler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Kindheit 1.2 Ausbildung …   Deutsch Wikipedia

  • Jordan [2] — Jordan, 1) Silvester, deutscher Politiker, geb. 30. Dez. 1792 in Omes bei Innsbruck, gest. 15. April 1861 in Kassel, Sohn eines armen Schuhmachers, besuchte nach einer traurigen Jugend das Gymnasium in Innsbruck, studierte 1812–17 Philosophie und …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Reinhard Heß (Maler) — Rundfenster von Reinhard Heß an der Nordseite der katholischen Pfarrkirche St. Gertrud in Schuld, mit dem Auge Gottes, einem Motiv der Schöpfungsgeschichte Reinhard Heß (* 30. Juni 1904 in Trier; † 9. August 1998 in Wittlich) war ein deu …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Joo–Joz — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Düsseldorfer Nordfriedhof — Der Nordfriedhof in Düsseldorf ist der größte und bekannteste Friedhof der nordrhein westfälischen Landeshauptstadt. Das fast 70 Hektar große Gelände des Nordfriedhofs, auf dem auch zahlreiche prominente Personen aus Politik, Kultur und… …   Deutsch Wikipedia

  • Nordfriedhof Düsseldorf — Der Nordfriedhof in Düsseldorf ist der größte und bekannteste Friedhof der nordrhein westfälischen Landeshauptstadt. Das fast 70 Hektar große Gelände des Nordfriedhofs, auf dem auch zahlreiche prominente Personen aus Politik, Kultur und… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”