- Rundfunkklangkörper
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Rundfunkorchester sind Klangkörper von Rundfunkanstalten. In Deutschland gehören dazu alle Orchester, Rundfunkchöre und Bigbands der ARD und der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH Berlin.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die ersten deutschen Rundfunkklangkörper entstanden mit der Einführung des Rundfunks in Deutschland in den 20er-Jahren. Zu einer flächendeckenden Gründung und Verbreitung kam es nach dem 2. Weltkrieg durch die Gründung öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten. Durch den Kultur-, Bildungs- und Unterhaltungsauftrag, den die Sender wahrnehmen sollten, kam es zur Etablierung und Ausdifferenzierung der Rundfunkklangkörper sowohl räumlich-regional als auch funktional vom großen Sinfonieorchester über kleinere Rundfunkorchester bis hin zu Chören und Tanzorchestern bzw. Bigbands.
Eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung der Rundfunkorchester in Deutschland bildete vor allem die vergleichsweise stabile Finanzierung über Rundfunkgebühren. Die aktive Kulturförderung bzw. Musikpflege äussert sich dabei neben Sendungen und öffentlichen Konzerten auch in Tonträgerproduktionen, Kompositionsaufträgen, der Veranstaltung von Festivals und Konzertreisen. Insgesamt führt dies zu einem Programm und Repertoireprofil der Rundfunkklangkörper, das im Gegensatz zur Konzentration auf das klassisch-romantische Repertoire anderer traditioneller Kulturorchester sich durch weniger bekannte und gespielte und vor allem durch die Neue bzw. Zeitgenössische Musik auszeichnet.
Den Rundfunkklangkörpern kommt daher das Verdienst zu, die Entwicklung der Nachkriegsmusik von Hartmann, Messiaen und Blacher bis zu Henze, Stockhausen, Nono, Boulez und Kagel wesentlich begleitet bzw. erst ermöglicht zu haben. Der gestiegene Wettbewerb der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten seit der Einführung des dualen Rundfunksystems einerseits als auch die Konkurrenz der Orchester untereinander führt zu einem größeren Legitimationsdruck der zum größten Teil durch Gebühren finanzierten Rundfunkorchester und zu einem Wettbewerb um renommierte Dirigenten und Solisten und damit um die Anerkennung durch das Publikum.
Rundfunkorchester in Deutschland
- Deutsches Filmorchester Babelsberg
- Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
- Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
- RIAS Tanzorchester
- SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg
- SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern
- SWR Radio-Sinfonieorchester Stuttgart
- SWR Big Band
Rundfunkorchester in anderen Ländern
- Dänemark: DR Radiosymfoniorkestret
- Finnland: YLE Radion sinfoniaorkesteri
- Frankreich:
- Orchestre National de France
- Orchestre Philharmonique de Radio France
- Großbritannien und Nordirland:
- BBC Concert Orchestra
- BBC National Orchestra of Wales
- BBC Philharmonic
- BBC Scottish Symphony Orchestra
- BBC Symphony Orchestra
- Ulster Orchestra
- Italien: Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI
- Japan: NHK Symphony Orchestra
- Kanada: CBC Radio Orchestra
- Niederlande:
- Radio Filharmonisch Orkest
- Radio Kamer Filharmonie
- Norwegen: Kringkastingsorkestret
- Österreich: Radio-Symphonieorchester Wien
- Russland: Tschaikowski-Rundfunksinfonieorchester Moskau
- Schweden: Sveriges Radios Symfoniorkester
- Spanien: Orquesta Sinfónica de RadioTelevisión Española
- USA: NBC Symphony Orchestra (bis 1954; als Symphony of the Air noch bis 1963)
Literatur
- Andreas Möllenkamp: Orchester und Rundfunk. Geschichte, Struktur und Funktion der deutschen Rundfunkklangkörper. Hausarbeit, Universität Leipzig 2002 (Volltext)
- Die Rundfunkklangkörper in der Bundesrepublik Deutschland. Ein rundfunk- und medienpolitisches Grundsatz- und Thesenpapier. Rundfunk-Kommission der Deutschen Orchestervereinigung, 2005 (Digitalisat; Offener Brief mit Reaktion des ARD-Vorsitzenden auf das Papier: Online-Text)
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