WDR Rundfunkorchester Köln

WDR Rundfunkorchester Köln

Das WDR Rundfunkorchester Köln ist ein Sinfonieorchester des Westdeutschen Rundfunks in Köln. Das Rundfunkorchester in seiner heutigen Form wurde 1947 gegründet und ist aus mehreren kleineren Instrumental-Formationen hervorgegangen, die zum Teil seit 1927 existierten. Vom WDR wird es als „prominentes Aushängeschild“ des Senders präsentiert und besteht aktuell aus sechsundfünfzig Mitgliedern.

Das WDR Rundfunkorchester in der Kölner Philharmonie

Inhaltsverzeichnis

Repertoire

Das Repertoire umfasst den gesamten Bereich der Unterhaltungsmusik, Musical, Spieloper und Operette, Filmmusik (auch für Stummfilme) und Nischen der klassischen Musik, das unbekannte Oratorium sowie Jazzverwandtes. Seit einigen Jahren umfasst das Repertoire des WDR Rundfunkorchesters auch Videospielemusik. Als Experiment gestartet, hat diese sich mittlerweile fest im Programm des Orchesters verankert.

Ständige Arrangeure für das neuere Repertoire sind Wieland Reissmann, Dietmar Mensinger und Ingo Luis. Seit einigen Jahren arbeitet das Orchester mit jüngeren Dirigenten wie Titus Engel und Rasmus Baumann zusammen, Chefdirigent ist Niklas Willén.

Auftritte

Das WDR Rundfunkorchester auf dem Podium der Kölner Philharmonie

Neben regelmäßigen Auftritten in den Konzertsälen Nordrhein-Westfalens und bei internationalen Musikfestivals im In- und Ausland bestreitet das WDR Rundfunkorchester Köln beliebte Konzertreihen in der Kölner Philharmonie und im Klaus-von-Bismarck-Saal des Kölner Funkhauses. Das Mitwirken in Fernsehsendungen, zum Beispiel „Zimmer frei“, gehört ebenso zu seinem Tätigkeitsfeld wie die Arbeit im Produktionsstudio. Zahlreiche Einspielungen wurden mit Schallplatten-Preisen ausgezeichnet. Unter der Leitung des damaligen Chefdirigenten Helmuth Froschauer begann das Orchester 2001 eine umfangreiche Tourneetätigkeit (u. a. Spanien, Deutschland, Türkei).

Gesangswettbewerbe und Musikfestspiele

Das Orchester begleitet seit vielen Jahren die internationalen Wettbewerbe in Köln, wurde zu weiteren Wettbewerben eingeladen (Competizione dell' Opera Dresden, Deutscher Musikrat) und ist Gast bei nationalen und internationalen Musikfestspielen (Beethovenfest Bonn, Dresdner Musikfestspiele, Rheingau Musik Festival).

Geschichte

Vorgeschichte

Die Frühgeschichte des WDR Rundfunkorchesters begann im Café Germania auf der Hohe Straße im Köln der 1920er Jahre. Das Salonorchester des Germania unter der Leitung von Leo Eysoldt war eines der besten der Stadt, das mit seiner ungewöhnlich großen Besetzung von 20 Musikern gehobene Unterhaltungsmusik und populäre Musik auf einem „bemerkenswert anspruchsvollen Niveau“ (Kölner Stadt-Anzeiger, Mai 1926) spielte. Nach der Gründung des WDR 1924 in Münster und dem Umzug 1927 nach Köln suchte der damalige Intendant Ernst Hardt nach einem Klangkörper für leichte Unterhaltung. Fündig wurde er im Café Germania, in dem er Leo Eysoldt traf und engagierte. Dieser stellte ein Orchester zusammen, das Leo-Eysoldt-Orchester, welches bis 1942 bestand, bevor es im Krieg aufgelöst und Eysoldt zum BR nach München versetzt wurde.

1946, nach Kriegsende, erteilte der WDR Hans Bund den Auftrag, ein neues Orchester im Stil von Leo Eysoldts zusammenzustellen. Dieses startete sehr erfolgreich, wurde jedoch nach wenigen Monaten aufgelöst um den Grundstock für das neue WDR Sinfonieorchester bilden. Verantwortlich für die Unterhaltungsmusik war von da an Hermann Hagestedt, der zu dieser Zeit ein eigenes Orchester unterhielt, welches er aus eigener Tasche bezahlte. Dank wachsender Beliebtheit wurden die Musiker am 1. September 1947 mit Festanstellungsverträgen ausgestattet. Dieses Datum markiert die Gründung des WDR Rundfunkorchesters Köln.

Anfangsjahre

Nach einigen Jahren in behelfsmäßigen Konzertsälen im vom Krieg zerstörten Köln konnte das WDR Rundfunkorchester ab 1950 den Großen Sendesaal des neuen Kölner Funkhauses am Wallrafplatz nutzen, das offiziell erst 1952 eingeweiht wurde. Hier ist das Orchester auch heute noch beheimatet. Mittlerweile war das Orchester auf 53 Personen angewachsen, darunter auch einige Mitglieder des Leo-Eysoldt-Orchesters. Auch qualitativ hatte es sich gesteigert: Viele Musikgrößen arbeiteten als Gastdirigent mit dem WDR Rundfunkorchester, zum Beispiel Robert Stolz, Werner Eisbrenner, Nico Dostal, Franz Grothe, Michael Jary, Friedrich Schröder und Werner Egk, um nur einige zu nennen. In den 1950er Jahren erhielt Hagestedt Unterstützung von Franz Marszalek, unter dessen Leitung über 60 Operetten sowohl live gespielt als auch im Radio gesendet wurden.

1960er, 1970er und 1980er Jahre

In den 1970er Jahren wurde das Rundfunkorchester für kurze Zeit mit dem „WDR Tanz- und Unterhaltungsorchester“ zusammengelegt. Dieses „Große Unterhaltungsorchester des WDR“ spielte in einer Besetzung von ca. 80 Personen, zumeist unter der Leitung von Heinz Geese, rund 150 Produktionen für den WDR ein. Als eigenständiges Ensemble wurde es jedoch nicht angesehen, lediglich für die Produktionen wurde zusammengearbeitet.

Durch die Veränderungen in der Popmusik veränderten sich auch die Ansprüche an die Klangkörper des WDR. Das Rundfunkorchester wuchs noch einmal und übernahm die Geigen des Unterhaltungsorchesters, aus dem sich die WDR Big Band formte.

1990er und 2000er Jahre

Mit der Spielzeit 1997/1998 übernahm der gebürtige Wiener Helmuth Froschauer das Amt des Chefdirigenten, zunächst für ein Jahr neben seiner Funktion als Leiter des Rundfunkchores. Er blieb bis 2003 Chefdirigent. Aufgrund seiner besonderen Verdienste wurde er später zum Ehrendirigenten ernannt. Beerbt wurde Froschauer als Chefdirigent von Michail Jurowski, der die Tätigkeit bis 2008 ausführte. Seit der Saison 2010/2011 ist Niklas Willén Chefdirigent des WDR Rundfunkorchesters Köln.

Dirigenten

Chefdirigent

Der Schwede Niklas Willén ist mit Beginn der Saison 2010/11 zum Chefdirigenten des WDR Rundfunkorchester Köln berufen worden.Von 2009/10 bis 2011 war er zusätzlich Generalmusikdirektor des Volkstheaters Rostock und Chefdirigent der Norddeutschen Philharmonie Rostock. Zuvor war er von 2003 bis 2006 Chefdirigent des Sønderjyllands Symfoniorkester in Dänemark und von 1993 bis 1997 Chefdirigent des Sundsvall Chamber Orchestra. Darüber hinaus war er drei Jahre lang Principal Guest Conductor des Royal Stockholm Philharmonic. Er studierte am Royal Conservatory of Music in Stockholm Dirigieren bei Kjell Ingebretsen und Jorma Panula, sowie Komposition bei Ingvar Karkhoff und Daniel Börtz.

Ehrendirigent

Ehrendirigent ist Helmuth Froschauer, der dem WDR bereits seit 1992 verbunden ist. Chefdirigent war er für sechs Jahre von 1997 bis 2003, die Ernennung zum Ehrendirigenten des WDR Rundfunkchorchesters Köln folgte im Juli 2003. Außerdem wurde Helmuth Froschauer 2006 für seine Einspielung der Offenbach-Operette Coscoletto mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.

Froschauer war seit 1992 beim Westdeutschen Rundfunk, zunächst als Chordirektor des WDR Rundfunkchors, seit 1997/1998 als Chefdirigent des WDR Rundfunkorchesters Köln. Seine musikalische Ausbildung erhielt Froschauer u. a. bei den Wiener Sängerknaben und im Studium an der Wiener Musikakademie in den Fächern Klavier, Horn, Komposition und Dirigieren (bei Hans Swarowsky).

In Würdigung seiner besonderen Verdienste wurde er zum Ehrendirigenten des Orchesters ernannt.

Dirigenten seit 1947

Diskographie

Das WDR Rundfunkorchester Köln veröffentlicht jedes Jahr zahlreiche Konzertaufnahmen und Studioproduktionen. Folgend eine Übersicht ab dem Jahre 1988:

Jahr CD-Aufnahme
1988: Der Zar lässt sich photographieren, Oper von Kurt Weill
1989: Don Juan und Faust, Muiskdrama von Albert Lortzing

Ich sing mein schönstes Lied, Liederpotpourri von Hermann Prey
Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, Oper von Kurt Weill

1990: Kurkonzert in Karlsbad, Potpourri von Dostal / Dvořák / Fučík / Labitzky / Lehár / Manzer / Sabathil / Seifert / Smetana

Undine, Oper von Albert Lortzing
Der Silbersee, Musiktheater von Kurt Weill

1991: Schwarzer Peter, Märchenoper von Norbert Schultze
1992: The Original Motion Picture Scores, ausgewählte Werke von Franz Grothe

Der Kuhhandel, Operette von Kurt Weill

1993: The Original Motion Picture Scores, ausgewählte Werke von Georg Haentzschel

"Niemals geht man so ganz…" - Die Trude Herr Revue
Die sieben Todsünden - Mahagonny, Ballett und Songspiel von Kurt Weill
Das Nachtlager in Granada, oper von Conradin Kreutzer

1994: Die lockende Flamme, Singspiel von Eduard Künneke

Gold & Silber, Walzerpotpourri von Franz Lehár
Das kalte Herz, Oper von Norbert Schultze

1995: Die Diseuse von Dora Dorette

Die Faschingsfee, Operette von Emmerich Kálmán
Kurt Weill on Broadway; Musicalquerschnitt von Kurt Weill

1996: L'Arlésienne, Musikdrama von Georges Bizet

Neues vom Tage Oper von Paul Hindemith
Männerchöre, Chor-Potpourri von Franz Schubert
Käpt'n Bay-Bay, Musical von Norbert Schultze
Die lustigen Nibelungen, Burleske Oper von Oscar Straus
Franz Hawlata - Junge Stimmen der Oper, Liederpotpourri von Bruch / Cornelius / von Flotow / Lortzing / Schubert / von Weber

1997: Das Dreimäderlhaus, Singspiel über Franz Schubert von Heinrich Berté

Music for Clarinet, ausgewählte Werke für Klarinette, Solist: Lajos Dudas
The Original Motion Picture Scores, ausgewählte Werke von Theo Mackeben

1998: Konzert für Klavier zu vier Händen und Orchester von Franz Joseph Fröhlich und Leopold Kozeluh

Missa Solemnis von Friedrich Kiel

1999: Gib Acht auf den Jahrgang, Liederzyklus von Gerhard Jussenhoven

Die Spielzeugschachtel, ausgewählte Werek von Claude Debussy / Francis Poulenc
Der Vampyr, oper von Heinrich A. Marschner

2000: Immer wenn leise der Tag versinkt, ausgewähtle Werke von Werner Bochmann

Marienbader Elegien, ausgewählte Werke von Drdla / Helmesberger / Labitzky / Smetana / Spohr
The Original Motion Picture Scores, ausgewählte Werke von Walter Jurmann
Liebessehnsucht, Walzermelodien von Franz Lehár
Die lustige Witwe, Operette von Franz Lehár
Der Trompeter von Säckingen, oper von Victor Ernst Nessler
Nicolai, Potpourri ausgewählter Werke von Otto Nicolai
Der Stern von Bethlehem, Weihnachts-Kantate von Joseph Gabriel Rheinberger
Schreker, Potpourri ausgewählter Werke von Franz Schreker

2001: Mephisto - Opernszenen von Berlioz / Boito / Gounod / Meyerbeer / Mussorgsky / Schumann / L. Spohr

Konzert für junge Leute, Ausgewählte Werke von Leonard Bernstein
Weihnachtsmusik, ausgewählte Werke von Max Bruch
Ein Sommernachtstraum, Schauspielmusik von Felix Mendelssohn Bartholdy
Jacques Offenbach Festival
Intersections von Lalo Schifrin

2002: Classical Horn Concertos, Solist Andrew Joy, Musik von Cherubini / Danzi / Haydn / Punto / Rosetti

Works for Violin and Orchestra, ausgewählte Werke von Édouard Lalo
Der Mistkäfer, Familienkonzert von Mark Lothar und Andreas Tarkmann
Rosamunde Schauspielmusik von Franz Schubert
Missa, ausgewählte Werke von Robert Schumann / Carl M. von Weber

2003: Die lustigen Weiber von Windsor, Oper von Otto Nicolai

20th Century Portraits, ausgewählte Werke von Franz Schreker

2004: Blue Tango, Tangomusik von Leroy Anderson

Ernst Fischer-Rhapsodie, ausgewählte Werke von Ernst Fischer
Die Himmelfahrt Jesu Christi, Oratorium von Albert Lortzing
Wer einsam ist..., Werk für Chor und Orchester von Alfred Uhl

2005: Ausgewählte Werke von Benjamin Bilse und Friedrich von Flotow

Alessandro Stradella, Oper von Friedrich von Flotow
Coscoletto, Opern-Gesamtaufnahme von Jacques Offenbach
Cello Concertos von Jacques Offenbach
Konzerte für Violine und Orchester II, h-moll op. 7 & IV d-moll o. op. von Niccolo Paganini
Konzerte für Violine und Orchester I Es-Dur, op 6 & III d-moll o. op. von Niccolo Paganini

2006: Weihnachten International, ausgewählte Werke von Praetorius / Berlioz / Gade / Karg-Elert / Mauersberger / Williams

Das Hexenlied, Melodram von Max von Schillings
Das Fest auf Solhaug, Bühnenmusik von Hugo Wolf für Henrik Ibsens Bühnenwerk

2007: Wiener Frauen, Operette von Franz Lehár
2008: Abendlieder, Liederzyklus von Brahms / Humperdinck / Mozart / Schubert

Musik der Wiener Hofkapelle, ausgewählte Werke von Joseph von Eybler / Fux / Haydn / von Herbeck / Mozart / Randhartinger / Salieri / Schubert
Symphonic Shades, Eigenproduktion von Chris Hülsbeck
Romanze - Chen Reiss & Andy Miles, Klavierduo, ausgewählte Werke von Lachner / Mozart / Schubert / Spohr
Symphonica, ausgewählte Werek für Saxophon, Solist: Joe Lovano
Die Banditen, Opera Bouffa von Jacques Offenbach
Drammatica von Yoko Shimomura

2009: Sing!, Liederpotpourri von Fay Claassen

Wolfgang Manz, Pianist, ausgewählte Werke für Klavier von Debussy / Hindemith / Radermacher
Operetta Hot & Romantic, Operettenmelodien von Emmerich Kálmán
Aga Mikolaj sings R. Strauss & Mozart
Pique Dame, Operette von Franz von Suppé
The Echo of Japan, ausgewählte Werke von Kaoru Wada

2010: Russalka, Oper von Alexander Dargomyschski

Lucrecia Borgia, Oper von (Gaetano Donizetti
Säulen der Erde, Hörspielmusik von Ken Follett
Symphonic Fantasies, ausgewählte Werke von Kikuta / Mitsuda / Shimomura / Uematsu / Valtonen

2011: Die Tore der Welt-Hörspielmusik von Ken Follett

Violinkonzerte der Romantik, ausgewählte Werke von Hans Pfitzner und Siegfried Wagner

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