Rundfunksendestelle Cremlingen-Abbenrode

Rundfunksendestelle Cremlingen-Abbenrode
Rundfunksendestelle Cremlingen-Abbenrode

Die Rundfunksendestelle Cremlingen-Abbenrode ist eine von der Deutschen Telekom AG seit 1962 betriebene Sendeanlage für Mittelwelle. Sie befindet sich in der Nähe von Cremlingen-Abbenrode. Von den Autobahnen 2 und 39 aus ist die Anlage zwischen den Abfahrten Braunschweig-Ost und dem Kreuz Königslutter gut zu erkennen.

Der Sender wird in einschlägigen Veröffentlichungen auch als Mittelwellensender Braunschweig, Mittelwellensender Königslutter oder Mittelwellensender Cremlingen erwähnt.

Von außen sichtbar verfügt die Anlage über drei gegen Erde isolierte selbststrahlende Sendemasten, die 188 Meter, 137 Meter und 99 Meter hoch sind.

Geschichte

Im Jahre 1962 ging zuerst ein 100-Kilowatt-Sender auf der Frequenz 755 kHz mit dem Programm des Deutschlandfunk in Betrieb. Als Antenne diente der 137-Meter-Strahler. 1963 wurde die Sendeleistung auf 200 Kilowatt erhöht.

Im Jahre 1964/65 konnte eine zweite Mittelwellen-Sendeanlage errichtet werden, nachdem die von AFN, München, genutzte Frequenz 548 kHz für den Deutschlandfunk freigemacht wurde. Dieser Sender entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem Mittelwellengiganten. Die Antennenanlage bestand ursprünglich aus einem 240 Meter hohen abgespannten Stahlrohrmasten sowie einem Stahl-Fachwerkmasten. Die Masten harmonierten als Richtantenne mit Signalunterdrückung in südöstliche Richtung, um während der Dunkelheit Gleichkanalstörungen mit Sendern in der damaligen Sowjetunion zu vermeiden (Radio Majak). Der Sender wurde zunächst mit 400 Kilowatt betrieben. Ab 1. Oktober 1967 wurde die Sendeleistung tagsüber auf 800 Kilowatt erhöht. Die niedrige Mittelwellenfrequenz (Ausbreitung als Bodenwelle) und die für die damaligen Verhältnisse extrem hohe Sendeleistung sorgten für eine ausgezeichnete Versorgung fast der gesamten DDR und der nördlichen Bundesrepublik Deutschland mit dem Programm des DLF. Obwohl der Deutschlandfunk aufgrund des „Vier-Mächte-Statuts“ in West-Berlin nicht direkt ausgestrahlt werden durfte, konnte er dort dank des Senders Cremlingen in recht ordentlicher Qualität empfangen werden.

Bis zum Inkrafttreten des Genfer Wellenplanes am 1. November 1978 wurde das DLF-Programm aus Cremlingen tagsüber auf der Frequenz 548 kHz mit 800 Kilowatt sowie auf der Frequenz 755 kHz mit 200 Kilowatt abgestrahlt. Nachts wurde nur die Frequenz 548 kHz / 400 Kilowatt mit Ausblendung nach Südosten genutzt.

Die Ergebnisse der Genfer Wellenkonferenz waren für den Betrieb des Senders Cremlingen eher negativ. Die starke Tagesmittelwelle 548 kHz musste an diesem Standort aufgegeben werden. Die 549 kHz (neues Raster) wird bis heute mit vergleichsweise geringer Leistung (je 100 Kilowatt) von den Sendern Thurnau und Nordkirchen genutzt. Die auch heute erkennbare gute Bodenwellenausbreitung auf dieser niedrigen Mittelwelle lässt erahnen, wie hoch die Feldstärke des Senders Cremlingen früher in Mitteldeutschland gewesen sein muss.

Nach der Einstellung des Betriebs auf 548 kHz, wurde die zweite Mittelwelle 756 kHz (neues Raster) in Übereinstimmung mit dem Genfer Wellenplan auf 800 Kilowatt Tages-Sendeleistung aufgerüstet. Nachts konnte (und kann) der Sender nur mit Ausblendung Richtung Südost und auf 200 Kilowatt reduzierter Leistung betrieben werden. Deshalb wurde die Richtantennenanlage an die höhere Frequenz angepasst; das heißt der 240-Meter-Mast wurde auf 188 Meter gekürzt. Der Reflektormast hat nunmehr eine Länge von 99 Meter . Auch bei nominal zur alten Frequenz vergleichbarer Sendeleistung war das Tages-Versorgungsgebiet auf der neuen Frequenz 756 kHz wegen der geringeren Bodenwellenreichweite kleiner. Die Nachtreichweite ist bis heute eher mäßig, da sehr starke Gleichkanalsender in Rumänien betrieben werden.

Seit Anfang/Mitte der 1990er Jahre werden immer mehr Mittelwellensender abgeschaltet oder in der Leistung reduziert. Das trifft auch für den Sender Cremlingen zu, der nunmehr durchgehend mit 200 Kilowatt betrieben wird; allerdings nachts mit Südostausblendung. Die alten Hochleistungssender wurden demontiert. Heute werden moderne, volltransistorisierte Sender mit (vermutlich) digitaler Signalaufbereitung betrieben (ein starkes „Aufmodulieren“ ist am S-Meter zu erkennen).

Von 1978 bis 2001 diente der 137-Meter-Antennenmast als Reserveantenne. Zu neuer Nutzung kam diese Einrichtung ab 2001. Auf der ehemals vom NDR betriebenen und zurückgegebene Frequenz 630 kHz wurde über diesen Masten das Programm von Megaradio ausgestrahlt. Am Tage betrug die Sendeleistung 100 Kilowatt, die Nachtleistung soll 17 Kilowatt betragen haben. Der Betrieb des Senders wurde 2003 nach dem Rückzug von Mega-Radio vorübergehend wieder eingestellt.

Seit dem 1. April 2005 wird über den 137-Meter-Sendemast die „Stimme Russlands“ („Voice of Russia“) ebenfalls auf der Frequenz 630 kHz gesendet. Die Sendezeit ist von 06:00 bis 24:00 Uhr, Programm gibt es auf Russisch, Englisch und Deutsch.

Höhendiagramm der Sendemasten der Lang- und Mittelwellensender des Deutschlandfunks

Siehe auch

Weblinks

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