- Rundturm (Irland)
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Rundturm Prinzip
Der stets freistehende, schlanke Rundturm (engl. Round Tower) iroschottischer Kirchenbauten ist eines der historischen Wahrzeichen Irlands. Auf der Insel gibt es noch 65 von möglicherweise 120 erbauten Kirchtürmen dieses Typs. Einige wenige sind nahezu ganz, viele nur noch als Stumpf erhalten. Außerhalb der irischen Insel gibt es heute nur vier derartige Rundtürme, einen auf der Isle of Man und drei in Schottland.
Aufzeichnungen weisen auf früheste Türme aus dem Jahr 919 n. Chr. hin (Castledermot). Bis zum Jahre 1238 n. Chr. (Timahoe Co. Laois, und Kildare) wurden sie noch gebaut, aber ihr Höhepunkt lag im 11. und 12. Jahrhundert. Sie wurden immer in der Nähe einer Kirche errichtet.
Inhaltsverzeichnis
Bauweise
Vollständige Türme ragen bis zu Höhen von 35 Meter auf und haben eine konische Kappe. Ihr Eingang liegt typischerweise 3 m hoch und zeigt ungefähr in Richtung der benachbarten Kirche. Kleine Fenster (rechteckig oder rund) lassen Licht ins Innere. Unter dem Dach sind vier oder mehr Fenster gleichmäßig auf dem Umfang angeordnet. Die Treppen und die Zwischenböden im Turm waren aus Holz. Von ihnen haben sich keine Spuren erhalten.
Das altirische Wort für diese Türme lautet cloicthech, was „Glockenhaus“ bedeutet. Das gleicht der Bedeutung des italienischen Begriffs Campanile. Es lässt sich vermuten, dass auch in Irland früher Glocken aus den oberen Fenstern geläutet wurden.
George Petri veröffentlichte 1845 seine Studien alter irischen Quellen, wonach sie nicht nur Glockentürme, sondern auch Lager für die klösterlichen Schätze – Glocken, Kreuze und Bücher – waren. Die Türme, deren Zugänge in der Regel einige Meter über dem Boden lagen, wurden über Treppen bzw. Leitern aus Holz bestiegen. Die Anschlüsse dieser Treppen wurden bei Ausgrabungen gefunden. Derartige Eingänge haben sie mit etlichen frühmittelalterlichen Flucht- und Wehrtürmen anderer Länder gemeinsam. Durch ihre Bauweise wirkten die irischen Türme bei Feuer aber wie ein Kamin, in dem alles schnell zu Asche verbrannte. Auch Mönche und Könige starben, dieser Überlieferung nach, in den Flammen.
Verbreitung
Vollständige, nahezu vollständige oder in interessanter Umgebung anzutreffende Türme oder deren Rekonstruktionen stehen in/auf:
- Schottland
- Nordirland
- Antrim, County Antrim
- Armoy, County Antrim mit dem schmalsten Zugang
- Devenish Island, County Fermanagh
- Irland
- Ardmore, Co. Waterford
- Cashel, Co. Tipperary
- Clondalkin, Co. Dublin
- Clonmacnoise, Co. Offaly
- Cloyne, Co. Cork - ohne Dach
- Glendalough, Co. Wicklow
- Holy Island im Lough Derg Co. Clare
- Kildare, Co. Kildare
- Kilree bei Kells, Co. Kilkenny
- Kilmacduagh, Co. Galway - der schiefe Turm
- Kilkenny, Co. Kilkenny, 9. Jh. (St. Canice's Cathedral)
- Rundturm von Kinneigh, Co. Cork - auf hexagonaler Basis.
- Lusk, Co. Dublin, - nicht freistehend und dachlos
- Monasterboice, Co. Louth
- Scattery Island, Co. Clare
- Rundturm von Timahoe, Co. Laois
- Tory Island, Co. Donegal
- Turlough Co. Mayo
- Isle of Man
- Peel Castle, auf St. Patrick's Isle
Runde Kirchtürme in anderen Ländern
Einige karolingischen Kirchen aus dem 8.–10. Jahrhundert hatten Rundtürme, die wegen der irisch-schottischen Mission jedoch auf irische Vorbilder zurückgehen können. Ein Beispiel zeigt ein Plan, wie das von den Iren unter Gallus gegründete Kloster (St. Galler Klosterplan) idealerweise hätte aussehen sollen.
Bei runden Campanili in Italien, so dem von Sant'Apollinare in Classe in Ravenna (870–878) oder dem schiefen Turm (1173–1372) des Doms zu Pisa ist irischer Einfluss eher nicht geltend zu machen.
Der gedrungene Rundturm aus dem 13. Jahrhundert der Laurentiuskirche in Kosel (Schleswig) gemahnt weniger an iroschottische Türme als an die Rundkirchen Bornholms.
Literatur
- Henry O'Brien: Round Towers of Ireland or History of the Tuath de Danaans. 2003, ISBN 0-7661-5925-6.
- Tadhg O'Keeffe: Ireland´s Round Towers. 2004, ISBN 0752425714.
Weblinks
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