Rybatschij

Rybatschij
Siedlung
Rybatschi
Рыбачий
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Selenogradsk
Erste Erwähnung 1372
Bevölkerung 900 Einw. (Stand: 2004)
Zeitzone UTC+2 (Sommerzeit: UTC+3)
Postleitzahl 238535
Kfz-Kennzeichen 39, 91
Webseite http://www.rybachy.com
Geographische Lage
Koordinaten: 55° 9′ N, 20° 51′ O55.15472222222220.8527777777787Koordinaten: 55° 9′ 17″ N, 20° 51′ 10″ O
Rybatschi (Russland)
DEC
Rybatschi (Oblast Kaliningrad)
DEC
Oblast Kaliningrad
 

Rybatschi (russisch Рыбачий, von Rybak = „Fischer“), prußisch Rosit; deutsch Rossitten, litauisch Rasytė) ist ein Ort mit 900 Einwohnern (2004) auf der Kurischen Nehrung in der Oblast Kaliningrad, Russland, unweit der Grenze zu Litauen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ehemalige lutherische Kirche in Rybatschi, heute eine auf Sergius von Radonesch geweihte orthodoxe Kirche

Rossitten und die hier früher befindliche Deutschordensburg wurden erstmals 1372 erwähnt. Der Name des Ortes leitet sich von prußisch „rosit, rasit“: Tau ab (vgl. lettisch „rasenti“: sprühen, rieseln). Die meiste Zeit befand sich hier eine von Kuren bewohnte Fischeransiedlung, die bedingt durch starke Dünenwanderungen mehrmals verlegt werden musste, bis Wilhelm Franz Epha am Ende des 19. Jahrhunderts durch Bepflanzungen ein Ende dieses Naturphänomens erreichte. Nur in und um Rossitten wurde auf der Nehrung Landwirtschaft betrieben, weil es hier Lehmboden gab. Ansonsten hatten die kurischen Nehrungsfischer ihre Heuwiesen und Gemüseäcker auf dem gegenüberliegenden Festland (Memelgebiet, Niederung). Während einer Feuchtperiode im 12. Jh. zog es die auf dem Festland lebenden Kuren nach Norden. Lediglich auf der trockenen Nehrung blieben einige wenige Familien zurück.

Im Dünengelände östlich des Ortes erzielte Ferdinand Schulz, ein Pionier des Segelflugs, 1924 mit einer Eigenkonstruktion FS3, „Besenstielkiste“, eine Weltbestleistung im Dauerflug. Seine Segelflugschule wurde Teil der „Rhön-Rossitten-Gesellschaft“ (später: Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug).

Rossitten hatte einen festen Bestand an Elchwild. Von der Müllershöhe hat man einen grandiosen Blick über Haff und See.

Von 1945 bis 1991 gehörte der nun Rybatschi genannte Ort zur Sowjetunion (RSFSR), seit deren Auflösung zur Russischen Föderation, Oblast Kaliningrad.

Geografie

Es handelt sich um den größten Ort auf der russischen Seite der Nehrung. Die Umgebung ist geprägt von Kiefernwäldern und Dünen, u.a. der sog. „Epha-Düne“. Durch Rybatschi verläuft die alte Poststraße von Kaliningrad (Königsberg) nach Klaipėda (Memel).

Sehenswürdigkeiten

Rybatschi beherbergt eine Nachfolgeeinrichtung der traditionsreichen Vogelwarte Rossitten, die 1901 von dem deutschen Ornithologen Johannes Thienemann (1863–1938) gegründet wurde. Sie ist heute eine Außenstelle des Zoologischen Institutes der Russischen Akademie der Wissenschaften.

Sonstiges

Einen Vorort mit Namen Rybatschi gibt es auch in der Stadt Wiljutschinsk.

Dem Ort ist die Rossittener Straße in sechs deutschen Städten gewidmet.

Siehe auch

Literatur

  • Blažiene, Grasilda: Hydronymia Europaea, Sonderband II, Die baltischen Ortsnamen, Wolfgang Schmid Hrsg., Steiner Verlag Stuttgart 2000
  • Gerullis, Georg.: Die altpreußischen Ortsnamen, Berlin, Leipzig 1922
  • Mittelstaedt, Hans-Heinrich: Geschichte der Familie Epha (1641-1970) Hamburg 1979
  • Mortensen, H. u. G.: Die Besiedlung des nördlichen Ostpreußen bis zum Beginn des 17.Jh., in Deutschland und der Osten. Die preußisch-deutsche Siedlung am Westrand der Großen Wildnis um 1400, Bd.8, Leipzig 1937
  • Pietsch, Richard (künstlerischer Entwurf und Text): Bildkarte rund um das Kurische Haff, Heimat-Buchdienst Georg Banszerus, Höxter, Herstellung: Neue Stalling, Oldenburg
  • Pietsch, Richard: Fischerleben auf der Kurischen Nehrung dargestellt in kurischer und deutscher Sprache, Verlag Ulrich Camen Berlin 1982

Weblinks


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