- Ryūkyūanische Sprache
-
Ryūkyū-Sprachen Gesprochen in
Japan
Minderheitssprache in: JapanSprecher ca. 1 Million Linguistische
Klassifikation- Altaisprachen (umstritten)
- Japonische Sprachen
-
- Ryūkyū-Sprachen
-
- Japonische Sprachen
Offizieller Status Amtssprache von - Die Ryūkyūsprachen sind eine Untergruppe der Japanisch-Ryukyu-Sprachen und werden auf den zu Japan gehörenden Ryūkyū-Inseln gesprochen.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Die Ryūkyūsprachen bilden zusammen mit der Japanischen Sprache die japonische oder Japanisch-Ryukyu-Sprachfamilie. Japanisch und die Ryūkyūsprachen haben sich zwischen dem 3. und 6. nachchristlichen Jahrhundert getrennt und anschließend weitgehend unabhängig voneinander entwickelt. Die weitere genealogische Zugehörigkeit der Ryūkyūisch-Japanischen Sprachfamilie ist ungeklärt. Spekuliert wird im Wesentlichen über eine Zugehörigkeit zu den Altaisprachen, den austronesischen Sprachen beziehungsweise über eine Hybridsprache, die aus einem austronesischen Substratum und einem altaischen Superstratum besteht. Letzteres gewinnt vor der geringen sprachlichen Vielfalt im japanisch-ryūkyūischen Archipel an Plausibilität, legt diese Hypothese doch nah, dass Japanisch und die Ryūkyūsprachen erst vor etwa 2.000-2.500 Jahren entstanden und sich daher nicht weiter diversifizieren konnten.
Aktuelle Situation
Durch die Verbreitung der japanischen Standardsprache nach der Meiji-Restauration und der anschließenden Annexion des Königreichs Ryūkyū durch Japan sind heute alle Ryūkyūsprachen vom Aussterben bedroht. Zwar ist ihre Sprecherzahl mit einer Million angegeben, der Wahrheitsgehalt in Anbetracht des heutigen Verwendungsgrades ist jedoch höchst fragwürdig. Während die Angehörigen der älteren Generation sie meist fließend neben Japanisch beherrschen, sprechen die Jüngeren (deren größter Teil in die Großstädte der japanischen Hauptinseln zieht und somit ihren "Dialekt" nicht benötigt) meist nur noch Japanisch und haben allenfalls passive Kenntnisse in den Ryūkyūsprachen.
In den letzten zehn Jahren sind allerdings Bewegungen entstanden, die sich für ihre Revitalisierung einsetzen. Diese Bewegungen erfahren allerdings zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Unterstützung durch den japanischen Staat und die Präfekturverwaltungen von Okinawa und Kagoshima. Die Zukunft der Ryūkyūsprachen ist daher ungewiss.
Definition
Zwischen den Ryūkyūsprachen und dem Japanischen gibt es beträchtliche Unterschiede bezüglich Phonologie, Morphologie, Syntax und Lexikon, die zum Teil Phänomene des Altjapanischen widerspiegeln. Die Ryūkyūsprachen sind daher unter anderem für Sprachhistoriker von großer Bedeutung. Angaben über die Anzahl der Ryūkyūsprachen variieren stark. Sie reichen von drei bis zu elf Sprachen. Es gibt keine moderne sprachliche Standardvarietäten und auch keine schriftsprachlichen Varietäten. Dies erschwert ihre Abgrenzung.
Auf der Basis wechselseitiger Verständlichkeit lassen sich fünf Ryūkyūsprachen identifizieren. Diese sind von Nord nach Süd: Amami-Oshima, Okinawa, Miyako, Yaeyama and Yonaguni. Keine dieser Sprachen lässt eine wechselseitige Verständigung mit Japanisch zu. Untersuchungen des Grundwortschatzes haben ergeben, dass es zwischen der Tokioter Varietät und Miyako-Varietät lediglich eine Übereinstimmung von 59 Prozent gibt. Der Anteil des gemeinsamen, ableitbaren Grundwortschatzes ist somit beispielsweise geringer als der zwischen Deutsch und Englisch. Innerhalb der Ryūkyūsprachen gibt es zahlreiche lokale Varietäten. Das Forschungszentrum für die Sprachen Okinawas hat phonologische Studien in mehr als 800 lokalen Mundarten durchgeführt.
Die nördlichen Sprachen, die näher an den Hauptinseln liegen, zeigen größere Ähnlichkeit zum modernen Japanisch, allerdings besteht zwischen der nördlichsten Ryūkyū-Sprache (Amami) und dem südlichsten japanischen Dialekt (Kagoshima/Satsuma-Ben) ein deutlicher Bruch. Die älteste erhaltene Quelle einer Ryūkyū-Sprache ist das 1532 zusammengestellte Omoro Soshi, eine Sammlung überlieferter Lieder und Rituale.
Einige Wissenschaftler sehen die Ryūkyūsprachen als „Okinawa-Dialekte“ des Japanischen. Die Bezeichnung einer Varietät als „Dialekt“ ist Ausdruck eines Machtgefüges. Das heißt im Hinblick auf bestimmte politische Ziele wird eine bestimmte Varietät als Standard, das heißt als „Sprache“ (語) von Eliten innerhalb von Wissenschaft, staatlicher Institutionen und Medien definiert, wohingegen andere abwertend als Dialekt (方言、弁) bezeichnet werden. Dies führt zu einer sich selbst verstärkenden Festlegung der Standardvarietät als „Hochsprache“ und einer sich selbst verstärkenden Abwertung der anderen Varietäten.
Aufteilung
- Amami-Sprache (奄美語)
- Nördliches Amami
- Tanegashima-Dialekt
- Yakushima-Dialekt
- Nördlicher Oshima-Dialekt
- Südlicher Amami-Dialekt
- Südlicher Oshima-Dialekt
- Yoron-Dialekt
- Nördliches Amami
- Okinawa-Sprache (沖縄語)
- Kunigami-Dialekt (oder Nord-Okinawa-Ryukyu)
- Ie-Dialekt
- Süd-Zentral-Dialekt (oder Standard-Okinawa-Ryukyu)
- Hauptinsel-Dialekt
- Shimajiri-Dialekt (Zugehörigkeit umstritten)
- Miyako-Sprache (宮古語)
- Miyako-Dialekt
- Irabu-Dialekt
- Yaeyama-Sprache (八重山語)
- Ishigaki-Dialekt
- Iriomote-Dialekt
- Taketomi-Dialekt
- Yonaguni-Sprache (与那国語)
Beispiel
Die Vokale der Ryūkyū-Sprachen unterscheiden sich von denen im Japanischen. Folgende Entsprechungen sind erkennbar:
Japanisch Ryūkyū-
Sprachene → i o → u ai, a-e → e: au, ao → o: Siehe auch
Weblinks
- Ethnologue.com
- The Ryukyuan Language - Database- Mit Hörbeispielen für Standardvarietät und Ryukyu-Sprachen. (japanische Seite)
- Altaisprachen (umstritten)
Wikimedia Foundation.