Römerkastell Irgenhausen

Römerkastell Irgenhausen
Kastell Irgenhausen auf einem Hügel gelegen

Das Kastell Irgenhausen ist ein römisches Kastell bei Irgenhausen, einem Ortsteil von Pfäffikon im Schweizer Kanton Zürich.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Kastell liegt rund 1,5 km südöstlich der heutigen Kirche von Pfäffikon auf dem «Bürglen», einen Drumlin, rund 400 m vom Ostufer des Pfäffikersees entfernt an der ehemaligen Römerstrasse, die von Kempraten bei Rapperswil-Jona zum Vicus in Vitudurum (Oberwinterthur) führte. Forscher gehen davon aus, dass es dem Schutz der Rheingrenze diente.

Der Name «Bürglen» rührt davon her, dass man unter dem etwa 25 m hohen Hügel eine frühmittelalterliche Burg vermutete.

Forschungsgeschichte

Auf dieser Gemarkung fanden sich schon früh Steinfunde, doch glaubte man damals nicht an eine frühmittelalterliche Burgruine. So ist es auch nicht verwunderlich, dass 1897 Steine davon beim Bau einer Fabrik Verwendung finden sollten, was dann zum Teil auch geschah. 1898 konnte Schlimmeres durch die Antiquarische Gesellschaft Zürich verhindert werden, die das Gelände kaufte. Zwischen 1898 und 1908 führte sie archäologische Untersuchungen der Ruinen durch und konservierte sie durch die Restauration der Mauern. 1909 wurde sie als «Kastell Irgenhausen» unter Bundesschutz gestellt. Im Jahre 1920 erfolgte durch Walter Mittelholzer eine frühe luftbildarchäologische Prospektion des Kastells und der Umgebung. Woraufhin im näherem Umfeld weitere römische Bauten (Villae Rusticae) lokalisiert und ergraben wurden. 1957 kam es zum Verkauf des Geländes und des Kastells an die Gemeinde Pfäffikon in deren Besitz sie sich noch heute befindet.

Kastell

Die Umfassungsmauer des Kastells;
Im Hintergrund der Pfäffikersee

Bei der Datierung des Kastells gibt es zwei Theorien. Die erste geht davon aus, dass das Kastell zur Zeit des Kaisers Diokletian um das Jahr 294/295 n. Chr. erbaut wurde. Die andere stützt sich auf den bei den Ausgrabungen gefundenen Münzfund des Valentinians I., um 364 bis 375 n. Chr., der eine Datierung in valentinianischer Zeit, um das Jahr 370 n. Chr., zulässt. Erstere Theorie kann nicht schlüssig bewiesen werden, da das Kastell nicht an einer römischen Hauptheeresstrasse gelegen hatte, sondern als Sperrfort an der Verbindungsstrasse von Vitudurum (Oberwinterthur) nach Kempraten am Zürichsee diente. Bereits um 400 n. Chr. wurde es geräumt und bei den Alemanneneinfällen zerstört.

Die Ausgrabungen förderten eine bis zu 1,40 m hohe Grundmauer, die einen beinahe quadratisch Umriss von 60 x 61 Metern Seitenlänge und somit eine Fläche von knapp 0,366 Hektar aufweist, zu Tage. Das Kastell hatte vier Ecktürme (8 x 8 m), ein Torturm auf der Südostseite und drei Mitteltürmen an Nord-, West- und Südfront (6 x 6 m), sowie eine circa 1,90 m starke Umfassungsmauer, die mit unbehauenen Feldsteinen in Ährenmuster oder auch Fischgratmuster aufgebaut wurde. Das dabei von den Römern verwendete Baumaterial wurde aus Gletscherablagerungen gewonnen. Ferner findet sich eine Mischung aus Sernifiten aus dem Glarnerland, Kalksteinen der Helvetischen Decken, sowie Nagelfluhen. Die Mauern der Türme sind zwischen 1,20 bis 1,40 m stark. Der Hauptzugang erfolgte von Süden her durch den Torbau in der Mitte der Ostfront. Die anderen drei Seiten besassen Nebeneingänge.

Neben den Resten der Ecktürme und der Umfassungsmauer fanden sich weiter Reste der steinernen Innenbauten. Ein dreiräumige Bau wurde als Badeanlage (Kastelltherme) gedeutet. Neben einem weiteren Bau mit drei Räumen, der als Principia (Stabsgebäude) gedeutet wurde, fanden sich unter dem südlichen Eckturm eine Hypokaust-Anlage einer älteren Villa Rustica aus dem 1. bis 3. Jahrhunderts. Die übrige Bebauung wurde in Holz ausgeführt und können deshalb nicht eindeutig bestimmt werden. Jedoch wird von einigen Mannschaftsbaracken, einem Horreum (Getreidespeicher) und einem Praetorium (Kommandantenwohnhaus) ausgegangen.

Die Mauern von zwei Räumen im Innern mit halbrunden Apsiden gehörten wahrscheinlich zu einer frühen christlichen Kirche, der Benignus-Kirche von Pfäffikon.

Befundsicherung und Fundverbleib

Für die Restauration der Mauern des Kastells Irgenhausen seiten der Antiquarische Gesellschaft Pfäffikon wurde das römische Original-Baumaterial wieder verwendet und das Kastell anschliessend der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seit dem Verkauf der Anlage hat die Gemeinde Pfäffikon die pflegerischen Tätigkeiten übernommen, die ganzjährig besichtigt werden kann. Fundstücke der Kastellgrabung sowie angrenzender Gutshöfe befinden sich unter anderem im Heimatmuseum Pfäffikon und im Heimatmuseum Wetzikon.

Galerie

Literatur

  • Ernst Meyer, Das römische Kastell Irgenhausen. In: Archäologische Führer der Schweiz, Heft 2. Schweizerische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, Gemeinde Pfäffikon, Antiquarische Gesellschaft Pfäffikon (Hrsg.). Basel 1969
  • Otto Schulthess: Das römische Kastell Irgenhausen (Kanton Zürich). Amberger, Zürich 1911
  • Otto Schulthess: Das römische Kastell Irgenhausen. 1911. In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich. Band XXVII. Fasi & Beer, Zürich 1912
  • Wilhelm Unverzagt: Einzelfunde aus dem spätrömischen Kastell bei Irgenhausen (Kanton Zürich). In: Anzeiger für schweizerische Altertumskunde. N.F. 18. 1916. Zürich 1917. S. 257-268
Multimediadokumentation
  • Antiquarische Gesellschaft (Hrsg.): Zeitreise: Irgenhausen. Archäologische Entdeckungen rund um das römische Kastell Pfäffikon Irgenhausen: von der Jungsteinzeit bis zu den Ausgrabungen vor hundert Jahren. Zürcher Oberland Buchverlag, Wetzikon 1999. ISBN 3-85981-196-7

Weblinks

47.3583333333338.7925563Koordinaten: 47° 21′ 30″ N, 8° 47′ 33″ O; CH1903: (702278 / 246158)


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