- Römerlager Seckmauern
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Kastell Seckmauern ORL 46b Limesabschnitt Neckar-Odenwald-Limes Datierung (Belegung) vor/um 100 bis max. 138 n. Chr. Typ Numeruskastell Einheit unbekannter Numerus Größe 0,6 ha Bauweise Holz-Erde-Mauer Erhaltungszustand kaum noch Spuren Ort Lützelbach-Seckmauern Geographische Lage 49° 47′ 56,5″ N, 9° 7′ 2,5″ O49.7990277777789.1173611111111278Koordinaten: 49° 47′ 56,5″ N, 9° 7′ 2,5″ O Höhe 278 m ü. NHN Vorhergehend ORL 36 Kastell Wörth (östlich) Anschließend ORL 46 Kastell Lützelbach (südwestlich) Das Kastell Seckmauern war ein römisches Numeruskastell, das zu der älteren Odenwaldlinie des Neckar-Odenwald-Limes gehörte.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Das heutige Bodendenkmal gehört topographisch zu Seckmauern, einem Ortsteil der Gemeinde Lützelbach im Odenwaldkreis in Hessen. Politisch liegt es jedoch etwa 200 bis 300 Meter jenseits der Grenze, auf bayerischem Gebiet der Stadt Wörth am Main und gehört somit zum Landkreis Miltenberg.
Das Kastell befindet sich gut einen Kilometer nördlich des Ortszentrums von Seckmauern auf einem bewaldeten Höhenzug am oberen Ende des „Pitschengrabens“, eines schluchtartig eingetieften Waldtals, das die direkte Verbindung zum Main herstellt und vermutlich der nördliche Anfangspunkt der älteren Limeslinie im Odenwald ist.
Forschungsgeschichte
Das Kastell Seckmauern wurde 1901 von Eduard Anthes, dem Streckenkommissar der Reichs-Limes-Kommission entdeckt, als er den nördlichen Abschluss des Odenwaldlimes bzw. dessen Anschluss an die Mainlinie des Obergermanisch-Rätischen Limes suchte. Zwar waren bereits in den 1870er und 1880er Jahren erste Nachforschungen in dem „Feuchte Mauer“ genannten Gelände, in dem man eine Wüstung vermutet hatte, vorgenommen worden, jedoch waren diese recht glücklos und zudem ungenügend dokumentiert geblieben. Die archäologischen Ausgrabungen der Kommission schließlich förderten ein Holz-Erde-Kastell mit Fachwerkbauten im Innenraum zu Tage, die aber nur ansatzweise freigelegt, identifiziert und dokumentiert werden konnten.
Befunde
Das Militärlager hatte die Form eines leicht verschobenen Rechtecks. Die Seitenlängen betrugen 73,75 m an der Prätorialfront, 70 m an der Rückfront und jeweils 84,80 m an den Flanken. Damit bedeckte es eine Fläche von etwa 6000 m². Die Fortifikation war ein reines Erdwerk, zu dessen Befestigung nur Erde, Rasensoden und Holz verwendet wurden. Als Annäherungshindernis diente ein Spitzgraben, dessen durchschnittliche Breite 7,20 m betrug und dessen Tiefe zwischen 2,00 m und 2,67 m schwankte. Auf der Innenseite des Grabens folgte, nach einer etwa einen Meter breiten Berme die hölzerne Palisade. Hinter dieser schließlich befand sich ein fünf bis sechs Meter breiter Erdwall. An den abgerundeten Ecken der Umwehrung konnten keine Türme festgestellt werden. Das Kastell besaß insgesamt vier Tore und war mit seiner Prätorialfront nach SSO, zum Limes hin ausgerichtet, der das Lager in etwa 250 m Entfernung passierte. An den Toren, vor denen der Verlauf des Grabens unterbrochen war, werden flankierende Wachtürme oder aber Torbauten vermutet. Im rückwärtigen Teil des Lagers konnten noch einige wenige Spuren von Contubernien festgestellt werden, deren genauere Untersuchung und Dokumentation aufgrund des Zeitdrucks, unter dem die Grabung der Kommission stattfand, jedoch unterbleiben musste.
Ein in der Mitte des Kastells entdecktes Gebäude gehörte nicht zum Lager, sondern zu einer erst in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts auf dem Gelände errichteten und bis ins 3. Jahrhundert bewohnten Villa Rustica.[1] Dasselbe gilt für die Steinbauten jeweils etwa 100 Meter westlich und nordöstlich des Kastells. Bei letzterem handelt es sich um das Badegebäude der Villa.
Das Kastell wurde gegen das Jahr 100 unserer Zeitrechnung (entweder schon unter Trajan oder noch unter Domitian) errichtet und bot einem Numerus, einer Auxiliartruppen-Einheit von etwa 160 Mann, Platz. Über den Truppenteil ist nichts bekannt. Bereits zu hadrianischer Zeit (117 bis 138) muss das Lager schon wieder verlassen gewesen sein, da die in dieser Epoche erbaute Limespalisade mitten durch das Lager führt.
Vom Kastell selbst ist im Gelände so gut wie nichts mehr zu sehen, die Baureste der nachkastellzeitlichen Villa Rustica hingegen heben sich noch als Erdhügel von der Umgebung ab.
Limesverlauf zwischen den Kastellen Seckmauern und Lützelbach
Wenige hundert Meter südwestlich des Kastells Seckmauern kreuzt der Limesverlauf die heutige Grenze zwischen Bayern und Hessen. Nur kurz dahinter befindet sich der erste archäologisch nachgewiesene Wachtturm des Odenwaldlimes (Wp 10/5), von dem jedoch heute nichts mehr zu sehen ist.
ORL[2] Name/Ort Beschreibung/Zustand ORL 46b[3] Kastell Seckmauern siehe oben Wp 10/4[4] „Bei der feuchten Mauer“ Vermutete, jedoch nicht archäologisch nachgewiesene Turmstelle unmittelbar im Bereich des Kastells Seckmauern. Wp 10/5 „Auf der Seckmaurer Höhe“ 1876 vom Seckmaurer Pfarrer Seeger entdeckter und 1883 von der Reichs-Limes-Kommission unter Wilhelm Conrady ausgegrabener, quadratischer Steinturm von 6,80 m Seitenlänge. Heute ist im Gelände nichts mehr zu sehen. Wp 10/6 „Im Hannsbatzenfeld“ Auf Grund der topographischen Gegebenheiten und der durchschnittlichen Entfernung zwischen jeweils zwei Wachttürmen vermutete, jedoch nicht archäologisch nachgewiesene Turmstelle. Wp 10/7 „Im Hoffeld“ Von der Reichs-Limes-Kommission wurde ein quadratisches Mauerfundament mit einer Seitenlänge von 5,60 m festgestellt. Heute sind in dem stark von landwirtschaftlicher Nutzung betroffenen Gelände nur noch vereinzelte Steine zu sehen. ORL 46b Kastell Lützelbach siehe Hauptartikel Kastell Lützelbach Denkmalschutz
Das Kastell Seckmauern und die anschließenden Limesbauwerke sind Bodendenkmale nach dem Bayerischen Denkmalschutzgesetz (BayDSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.
Siehe auch
Literatur
- Dietwulf Baatz: Die angeblichen Principia der Kastelle Neckarburken-Ost und Seckmauern. In Ders.: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X (Limesforschung Band 12), S. 124ff.
- Dietwulf Baatz: Seckmauern. In: Die Römer in Hessen. Lizenzausgabe, Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-58-9, S. 476f.
- Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage, Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0, S. 182.
- Egon Schallmayer: Der Odenwaldlimes. Vom Main bis an den Neckar. Theiss, Stuttgart 1984, ISBN 3-8062-0328-8, S. 63 ff.
Grabungsberichte der Reichs-Limes-Kommission:
- E. Anthes und J. Jacobs in der Reihe Der obergermanisch-raetische Limes des Römerreiches (Hrsg. Ernst Fabricius, Friedrich Hettner, Oscar von Sarwey): Abteilung B, Band 5, Kastell Nr. 46b (1903)
- Ernst Fabricius, Friedrich Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Römerreiches, Abteilung A, Band 5: Strecke 10 (Der Odenwaldlimes von Wörth am Main bis Wimpfen am Neckar), 1926, 1935
Anmerkungen
- ↑ Von der Reichs-Limes-Kommission war dieses Gebäude noch als Prätorium interpretiert worden.
- ↑ ORL = Nummerierung der Limesbauwerke gemäß der Publikation der Reich-Limes-Kommission zum Obergermanisch-Rätischen-Limes
- ↑ ORL XY = fortlaufende Nummerierung der Kastelle des ORL
- ↑ Wp = Wachposten, Wachturm. Die Ziffer vor dem Schrägstrich bezeichnet den Limesabschnitt, die Ziffer hinter dem Schrägstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm.
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