- Röse
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Die Röse (Plur. Röser, schwed. Röjr oder Roir) ist ein Steinhügelgrab der nordischen Bronze- und Eisenzeit. Die stets runden, selten ovalen Hügel enthielten in Schweden zumeist Steinkisten und wurden für Nachbestattungen teilweise erweitert und erhöht. Ihre heute oft nicht mehr vorhandenen Einfassungen aus Randsteinen bestanden aus großen Steinblöcken oder Trockenmauerwerk.
Inhaltsverzeichnis
Verbreitung
Rösen kommen auf den Inseln Gotland und Öland, in Schweden und Dänemark vor, dort besonders auf Bornholm. Nach den vorausgehenden Megalithanlagen sind die Röser die nächstälteste Stein-Architektur in Skandinavien. Ausgewählte Tote wurden zunächst einzeln – bisweilen auch zu zweit – in Holz- oder Steinkisten unter den in der älteren Bronzezeit regional besonders monumentalen Steinhügeln bestattet, die manchmal final mit Erde bedeckt wurden. In der Eisenzeit wurde unter den Steinhügeln auch Leichenbrand deponiert (Röse von Gösslunda).
Schweden
Die Hügel können in Schweden sieben Meter hoch sein (Angantyrs rojr, Bjärs hög, Blå Rör, Uggarde rojr, Digerrojr vom Gålrum, alle auf Gotland) und bis zu 70 m Durchmesser (Grab von Kivik, Schonen) haben. Gewöhnlich sind sie aber zwei bis drei Meter hoch und haben 15–30 m Durchmesser (Angantyrs rojr), Bro „Stenkalm“, Kauparve Liffride, Ullviar (alle Gotland). Im Hügel von Eldsberga wurden zwei Baumsärge auf dem Dach eines Ganggrabes deponiert und mit einer Röse überdeckt, die final mit einem Erdhügel bedeckt wurde. Die bekannteste Röse ist das verzierte Grab von Kivik.
In der Vorzeit war die Gegend um Sundsvall ein Grenzbereich bäuerlicher Besiedlung. Bei Matfors liegt ein relativ seltenes wagenartiges Monument. Die viereckige Anlage heißt im Volksmund Starkotters grav und wird der lokale Sage nach mit einem Riesen verbunden. Das Gegenstück bildet im nahe gelegenen Vivsta die dreieckige Anlage „Vias grav“, die als Grab einer Riesin firmiert.
Archäologisch untersuchte Röser sind u.a. die von Vislövshammar (Schonen) und Kauparve auf (Gotland), die mit etwa 2,7 m Höhe und 27 m Durchmesser eine der größten der etwa 250 Röser Gotlands ist. Kauparve hat einem niedrigen, 0,5 m hohen Mauerring, der die steile Fassade im Abstand von etwa 1,5 m umgibt. Die konische Außenwand bildet einen turmartigen Bau. Im Inneren befindet sich ein so genannter Krater von acht Meter Durchmesser, der bis auf den Boden reicht, so dass es sich um eine Ringanlage handelt. Innen fand sich in Kauparve eine Steinkiste mit einer Doppelbestattung (Mann und Frau). Im Hügelmantel wurde eine weitere Steinkiste entdeckt.
Rösen mit einer 1–1,5 m hohen Ringmauer sind aus den südschwedischen Landschaften und den norrländischen Küstenlandschaften bekannt. Ein frühes Beispiel (Durchmesser 4,3 m) stammt von Gislövshammar/Östra Nöbbelöv in Schonen. Die Einfassung war in Schichten trockengemauert und etwa 70 cm hoch. Sie enthielt eine Steinkiste mit den Skeletteilen dreier Individuen. Datierende Funde wurden nicht geborgen, doch scheint die Anlage, nach der Grabsitte zu urteilen, am Ende des Neolithikums oder in der ältesten Bronzezeit entstanden zu sein. Dies ist die älteste in Schweden nachgewiesene Röse mit gemauerter Außenwand.
Dänemark
Die jüngere Bronzezeit auf Bornholm ist die Periode aus der es die meisten gut bewahrten Überreste gibt. Der Amtmann Emil Vedel berichtete, dass es ursprünglich über 3000 Rösen und 1000 Bautasteine auf der Insel gab. Hiervon sind etwa 400 Rösen und 250 Menhire bewahrt. Am „Galgebakken“ (Galgenberg) bei Vestermarie finden sich 17 normale Rösen und acht der seltenen Rösen in Schiffsform. Einzelne Rösen und Schiffsrösen wurden 1870 untersucht. Sie bedecken Reste von Leichenbrand. Man fand kaum verbrannte Knochen und noch weniger Tonscherben, was für die Gräber, die in die späte Bronzezeit (ca.700–500 v. Chr.) datiert werden, typisch ist. Die Schiffrösen im Forst von Vestermarie wurde 1959 bzw. 1991 freigelegt.
In der Frederikshåb Plantage in Mitteljütland befinden sich etwa 200 kleinere Röser.
Finnland
Lappinrauniot (schwedisch Lapprösen) genannte Anlagen finden sich in Finnland. Dies sind nicht mit Erde abgedeckte Steinhügel, die sich außerhalb der Ackerbaugebiete befinden, oft in Verbindung mit Binnenseen und Flüssen. Sie sind im Binnenland aus dem Gebiet von Kemijärvi im Norden bis Häme und Savo im Süden bekannt, aber ihre genaue Verbreitung ist nur unzureichend geklärt. Sie liegen oft vereinzelt oder in kleinen Gruppen meist auf felsigem Grund in Verbindung mit Halbinseln oder Inseln in Binnenseen. Sie erwiesen sich häufig als fundleer oder enthielten nur Knochen und Holzkohle. Nicht alle Steinhügel können als Gräber identifiziert werden, einzelne können auch in Verbindung mit Opfern oder anderen rituellen Handlungen außerhalb von Begräbnissen verwendet worden sein. Einzelne Gräber enthalten Kjelmøy-Keramik sowie Bronze- und Kupferartefakte, was auf das Jahrtausend vor der Zeitenwende hinweist. Neuere 14-C-Datierungen verbrannter Knochen zeigen zudem, dass auch in der frühen Eisenzeit solche Hügel errichtet wurden. Die Funde anderer Gräber zeigen, dass sie über die gesamte Eisenzeit bis jedenfalls zur Wikingerzeit angelegt wurden. Sie werden dem Jägermilieu zugeordnet.[1]
Andere Anlagen
Ring Barrows genannte Anlagen, die bauliche Ähnlichkeiten mit Rösen aufweisen, gibt es aus der Bronzezeit der Britischen Inseln (in Irland z. B. in Grannagh, County Galway, Haynestown, County Louth, Kilmahuddrick bei Clondalkin, County Dublin). Einige haben einen Graben, andere datieren in die Eisenzeit.
Einzelnachweise
- ↑ Lars Ivar Hansen und Bjørnar Olsen: Samenes historie fram til 1750. Oslo 2007. S. 114, mit weiteren Nachweisen finnischer Archäologen.
Literatur
- Mårten Stenberger: Vorgeschichte Schwedens. In: Nordische Vorzeit. Bd. 4. S. 122ff Wachholtz, Neumünster 1977, ISBN 3-529-01805-8 S. 150
- J. E. Walkowitz: Das Megalithsyndrom. Band 36, in Beitraege zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas, 2003, ISBN 3-930036-70-3.
Weblinks
Commons: Röser Kauparve auf Gotland – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienKategorien:- Bronzezeit
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