- SOS-Kinderdorf e. V.
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SOS-Kinderdorf ist eine nicht-staatliche, soziale Organisation, die bedürftige Kinder in 132 Ländern und Territorien betreut. Die Rechtsform von SOS-Kinderdorf ist von Land zu Land unterschiedlich, und oft ein Verein oder eine Stiftung. Während in ärmeren Ländern immer noch viele echte Waisenkinder beherbergt werden, handelt es sich in reicheren Ländern wie Österreich oder Deutschland heute häufig um Sozialwaisen, deren leibliche Eltern ihre Erziehung nicht wahrnehmen und die auf Vermittlung des Jugendamts im SOS-Kinderdorf untergebracht werden. SOS steht für „Societas Socialis“, was frei übersetzt "soziale Gemeinschaft" heißt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Organisation SOS-Kinderdorf wurde 1949 in Österreich von Hermann Gmeiner mit dem Ziel gegründet, die Lebensbedingungen von notleidenden Kindern nach dem Zweiten Weltkrieg zu verbessern, die aufgrund verschiedenster Umstände nicht mehr in einer geordneten Familie aufwachsen konnten.
Mit dem Bau des ersten SOS-Kinderdorfes wurde noch im selben Jahr in Imst in Tirol begonnen. Eröffnet wurde das erste Haus („Haus Frieden“) am 15. April 1951. Hermann Gmeiner investierte sein gesamtes Vermögen von 600 Schilling in die ersten Spendenaufrufe, die dazu aufforderten, den Verein mit einem Schilling monatlich zu unterstützen. Diese Aufrufe fanden eine unerwartete Resonanz. Das erste Kinderdorf außerhalb Europas entstand 1963 in Korea.
Heute werden in 132 Ländern weltweit mehr als 57.000 Kinder und Jugendliche in 470 SOS-Kinderdörfern betreut. Zusätzlich erfahren Kinder, Jugendliche und Familien Hilfe in 1355 begleitenden Einrichtungen (darunter 354 Jugendeinrichtungen). Dort unterstützt die Organisation Familien mit materiellen, psychologischen, medizinischen und sozialen Leistungen. Rund 130.000 Kinder und Jugendliche besuchen SOS-Hermann-Gmeiner-Schulen, SOS-Kindergärten und SOS-Berufsbildungszentren, mehr als 650.000 Menschen profitieren von medizinischen Zentren und Sozialzentren sowie von Nothilfeprogrammen.
Im Jahr 1995 wird SOS-Kinderdorf International als "NGO-mit beratendem Status (Kategorie II) im Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen" eingestuft.
Tätigkeit
Die Tätigkeit von SOS-Kinderdorf erstreckt sich im Kern darauf, Kindern, die nicht mehr in ihren eigenen Familien leben können, die Chance zu geben, in einem neuen Zuhause familiäre Geborgenheit zu erleben. Die Entwicklungsmöglichkeiten des einzelnen Kindes sollen erkannt und gefördert und es dadurch befähigt werden, ein eigenständiges Leben in seiner Gesellschaft zu führen. Gleichzeitig soll sehr darauf geachtet werden, die Kinder in ihren jeweiligen Kulturkreis einzubetten - also keine weltweite Missionierung westlicher Prinzipien durchzuführen, sondern auf lokale Gepflogenheiten Rücksicht zu nehmen. Insofern unterscheiden sich Kinderdörfer z.B. in Afrika und Europa sehr.
Oft betreibt SOS-Kinderdorf kleine Ansammlungen von mehreren Häusern, in denen Wohnraum für bedürftige Kinder zur Verfügung gestellt wird. Die Kinder können bei einer SOS-Kinderdorfmutter und - je nach Kulturkreis - bis zu acht und mehr Geschwistern langfristig aufwachsen. Auch leibliche Geschwister können hier zusammenbleiben. Jede Familie hat ein eigenes Haus im SOS-Kinderdorf. Wurden früher kinderlose, unverheiratete, chararkterfeste, und religiös fundierte Frauen gesucht, so steht es ihnen seit 1998 frei selbst zu heiraten. Sie leben dann mit ihrem Ehegatten und gegebenenfalls eigenen Kindern im Kinderdorf. Inzwischen lassen sich auch Männer zu Kinderdorfvätern ausbilden.[1]
Unterstützt werden die Familien durch die Infrastruktur der Dörfer wo z.B. ein Kindergarten oder andere begleitende Einrichtungen vorhanden sind. Ein besonderes Augenmerk wird auch auf die pädagogische und psychologische Betreuung gelegt.
Aber nicht nur dem Betrieb von SOS-Kinderdörfern widmet sich die Organisation, sondern versucht auch, intakten Familien, die in Not geraten sind, zu helfen. So werden zum Beispiel in Sri Lanka einige hundert Häuser für Familien errichtet, die ihr Heim durch den Tsunami im Dezember 2004 verloren hatten.
SOS-Kinderdorf pflegt in der eigenen Kommunikation die vier grundsätzliche Prinzipien, die sie anhand der Schlagworte "Haus", "Mutter", "Geschwister", "Dorf" unterscheidet.
Finanzierung
In allen Ländern, in denen SOS-Kinderdorf aktiv ist, gibt es einen Verein, der sich auch um die Beschaffung der finanziellen Mittel für die SOS-Kinderdörfer kümmert. Der größte Teil der Ausgaben wird durch Spenden oder SOS-Patenschaften gedeckt und ist Träger des DZI Spenden-Siegel und des Österreichischen Spendengütesiegels.
SOS-Kinderdörfer in der Welt
Afrika
Gambia
Seit 1980 engagiert sich SOS-Kinderdorf in Gambia, ein Jahr später begannen die Bauarbeiten für ein Kinderdorf in Bakoteh, nahe Gambias größter Stadt Serekunda. In zehn Familienhäuser werden dort seit 1983 jeweils bis zu 15 Kinder betreut. Zusätzlich zu den Wohnhäusern wurden weitere Bildungseinrichtungen gebaut.
Im östlichen Landesteil, in dem Ort Basse Santa Su, wurde ein weiteres SOS-Kinderdorf für 120 Kinder gebaut und am 14. August 2007 eröffnet.[2][3]
Kamerun
In Kamerun gibt es ein Kinderdorf, dieses befindet sich in Mbalmayo, in der Nähe der Hauptstadt Yaoundé (SOS Kamerun).
Malawi
In Lilongwe, der Hauptstadt von Malawi und in Mzuzu befinden sich ein SOS Kinderdorf.
Marokko
In Marokko betreibt die Organisation "Village d'Enfants SOS" vier Kinderdörfer. Als erstes wurde 1985 das Kinderdorf von Aït Ourir in der Provinz Marrakech eingeweiht, 1989 das von Imzouren, Provinz Al Hoceima. Im Jahr 2000 öffnete das Kinderdorf Dar Bouazza in der Provinz Casablanca, seit 2006 gibt es ein Kinderdorf in El Jadida, für 2008 ist ein weiteres Kinderdorf in Agadir geplant. Neben den Kinderdörfern gibt es weitere Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen und Berufsbildungszentren. Direktorin der marokkanischen SOS Kinderdörfer ist die aus Frankreich stammende Diplompsychologin Béatrice Beloubad, die für ihr soziales Engagement 2004 den Khmissa-Preis erhielt, der an besonders erfolgreiche Frauen in Marokko verliehen wird.
Asien
China
Es gibt ein SOS Kinderdorf in Qiqihar und insgesamt 10 Dörfer in China.
Kasachstan
In Kasachstan gibt es drei Kinderdörfer in Almaty, Astana und Temirtau.
Pakistan
Mit dem SOS Kinderdorf Lahore entstand 1978 das erste Kinderdorf in Pakistan. Auch heute noch befindet sich das 'national Headoffice' in Lahore. Seit 2001 fahren auch immer wieder Österreicher nach Pakistan um ihren Auslandsdienst bei den SOS Kinderdörfern in Pakistan zu leisten.
Ziel von "SOS Children's Villages of Pakistan" ist es, verwaisten und in Not geratenen Kindern ungeachtet ihrer ethnischen Zugehörigkeit, Nationalität und Religionszugehörigkeit eine Familie, ein ständiges Zuhause und eine solide Vorbereitung auf ein Leben in Selbständigkeit zu bieten.
SOS Kinderdörfer in den Städten: Karatschi, Lahore, Rawalpindi, Sialkot, Dhodial, Sargodha, Faisalabad, Multan
Europa
Deutschland
In Deutschland gibt es fünfzehn SOS-Kinderdörfer. Das erste SOS-Kinderdorf in Deutschland wurde in Dießen am Ammersee (Bayern) erbaut. Im Jahr 2005 wurde das erste städtische Kinderdorf Europas in Berlin/Moabit eröffnet. Zu SOS-Kinderdorf Deutschland gehören auch Einrichtungen wie Dorfgemeinschaften für Menschen mit Behinderungen, Berufsausbildungszentren für die Ausbildung sozial benachteiligter Jugendliche, SOS-Mütterzentren, Jugendwohngruppen und ambulante Jugendhilfen. SOS-Kinderdorf in Deutschland hat die Rechtsform eines Vereines.
Estland
Das bislang einzige Kinderdorf in Estland befindet sich seit 1995 in der Stadt Keila.
Kroatien
In Kroatien gibt es zwei Kinderdörfer, eines in der Ortschaft Lekenik und eines in Ladimirevci.
Österreich
In Österreich gibt es elf SOS-Kinderdörfer, und zwar in:
- Imst, Tirol, seit 1949
- Nußdorf-Debant, Osttirol, seit 1955
- Altmünster, Oberösterreich, seit 1955
- Hinterbrühl, Niederösterreich, seit 1957
- Moosburg, Kärnten, Vereinsgründung 1957, Eröffnung 1959
- Seekirchen am Wallersee, Salzburg, seit 1964
- Kleinstübing, Steiermark, seit 1962
- Pinkafeld, Burgenland, seit 1963
- Dornbirn-Haselstauden, Vorarlberg, seit 1966
- Wien, seit 2006
- Rechberg, Oberösterreich, seit 2008
Weiterführende Einrichtungen von SOS-Kinderdorf in Österreich:
- Jedem SOS-Kinderdorf sind weiterführende Einrichtungen angegliedert
- SOS-JugendWohnen (sozialpäd. Wohngemeinschaften für Jugendliche)
- SOS-Kindergärten (heilpäd. Kindergärten)
- SOS-sozialpäd.-therapeutische Wohngemeinschaften für Jugendliche
- SOS-Sozialzentren in Hinterbrühl und Moosburg
- SOS-FamilienRAThaus in Wien
- SOS-Krisenpflegeplätze in Imst, Altmünster, Moosburg
SOS-Kinderdorf in Österreich hat die Rechtsform eines Vereines.
Schweiz
In der Schweiz gibt es kein SOS-Kinderdorf; der Verein Schweizer Freunde der SOS-Kinderdörfer finanziert durch Spenden und Patenschaftsbeiträge SOS-Einrichtungen in Entwicklungsländern und Osteuropa und hat die Rechtsform einer Stiftung. Bis heute wurden von den Schweizer Freunden der SOS-Kinderdörfer zwanzig SOS-Kinderdörfer in Asien, Afrika, Süd- und Mittelamerika und in Osteuropa finanziert. Im Gegensatz zum ursprünglichen Konzept des Kinderdorfes Pestalozzi werden die Kinder vom SOS-Kinderdorf in ihrem Heimatland betreut und ausgebildet.
Auszeichnungen
Neben vielen Auszeichnungen im Laufe der Jahre wurden die Kinderdorfmütter mit einem Women’s World Award 2005 ausgezeichnet.
Siehe auch
- 6 Dörfer für 2006 - eine Aktion im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft 2006
Einzelnachweise
- ↑ TV-TIPP FÜR DEN MUTTERTAG - "Österreich-Bild" über Kinderdorf Seekirchen, salzburg.orf.at, 11. Mai 2008
- ↑ Stand 2007 Zugriff der Webseite http://www.sos-kinderdoerfer.de/
- ↑ New SOS Village Opened In Basse The Gambia Journal, 15. August 2007
Weblinks
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