Salomon Neumann

Salomon Neumann

Salomon Neumann (* 22. Oktober 1819 in Pyritz; † 20. September 1908 in Berlin) war ein Berliner Armenarzt und Statistiker. Sein Bruder Julius Neumann war ein wichtiger deutscher Zigarrenfabrikant, sein Neffe Hugo Neumann ein bedeutender Pädiater in Berlin. Ein weiterer Neffe Salomon Neumanns war der Bibilophile Gotthilf Weisstein. Zusammen mit dem befreundeten Rudolf Virchow gehört Neumann 1848 zu den radikaldemokratischen Ärzten, die sich aktiv an der Revolution beteiligen. Von Neumann stammt der Satz „Die medizinische Wissenschaft ist in ihrem innersten Kern und Wesen eine sociale Wissenschaft“.

Von 1858 bis 1905 gehörte er der Berliner Stadtverordnetenversammlung an. Im Jahr 1861 reorganisierte Neumann im Auftrag der Stadt Berlin die Volkszählung und setzte hier neue wissenschaftliche Maßstäbe. Mehrere tausend freiwillige Helfer sammelten nicht nur demographische, sondern auch soziale Daten, die Neumann und seine politische Freunde für den sozialen und hygienischen Umbau der Stadt nutzten.

Für seine zahlreichen Publikationen im Bereich der Medizinalstatistik, die Mitarbeit in der Sanitätskommission sowie seine Verdienste um die Volkszählung wurde ihm 1870 der Titel eines Sanitätsrats verliehen.

Neumann war Mitglied der Alliance Israélite Universelle (AIU) und Leiter und Ehrenpräsident des Berliner Lokal-Komitees. 1872 wurde er in das Zentralkomitee der AIU gewählt.

Eine lebenslange Freundschaft verband ihn mit Leopold Zunz, der zu den Begründern der Wissenschaft des Judentums zählt. Auf seine Anregung hin entstand 1864 die Zunz-Stiftung, die unter anderem die Herausgabe der Gesammelten Schriften von Zunz unterstützte. 1872 gehörte Neumann zu den Gründern der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und war fortan Mitglied des Kuratoriums, 1895 bis 1905 als Vorsitzender.

1880 griff Neumann publizistisch in den sogenannten, von Treitschke provozierten Berliner Antisemitismusstreit ein. Seine demographische Studie Die Fabel von der jüdischen Masseneinwanderung widerlegte die Behauptungen Treitschkes mit statistischen Mitteln.

Besondere Verdienste um Präventiv- und Sozialmedizin würdigt die Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention seit 1986 mit der Salomon-Neumann-Medaille.

Neumann liegt auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee begraben.

Werke

  1. Salomon Neumann: Die öffentliche Gesundheitspflege und das Eigenthum. Kritisches und Positives mit Bezug auf die preußische Medizinalverfassungs-Frage. Berlin 1847.
  2. Salomon Neumann: Die Berliner Syphilisfrage: ein Beitrag zur öffentlichen Gesundheitspflege Berlins; mit drei statistischen Tabellen. Reimer, Berlin 1852.
  3. Salomon Neumann: Zur Berliner Armenkrankenpflege: zweiter Beitrag zur Frage vom Arzneiverbrauch. Verl. der Volks-Ztg., Berlin 1856.
  4. Salomon Neumann: Die internationale Assoziation für den Fortschritt der sozialen Wissenschaften: (ein Rückblick auf den ersten Kongress derselben in Brüssel 1862). Verl. der Volks-Ztg., Berlin 1863.
  5. Salomon Neumann: Die Fabel von der jüdischen Masseneinwanderung. Ein Kapitel aus der preußischen Statistik. Berlin 1880.
  6. Salomon Neumann: Die neueste Lüge über die israelitische Allianz, ein Probestück aus der antisemitischen Moral. Verl. der Volks-Ztg., Berlin 1883.
  7. Salomon Neumann: Zur Statistik der Juden in Preussen von 1816 bis 1880. Zweiter Beitrag aus den amtlichen Veröffentlichungen. Gerschel, Berlin 1884 (online).
  8. Salomon Neumann: Salomon Neumann: 1819–1908; Wegbereiter sozialmedizinischen Denkens und Handelns; ausgewählte Texte. Barth, Leipzig 1983.

Literatur

  • Karl-Heinz Karbe: Salomon Neumann: 1819–1908; Wegbereiter sozialmedizin. Denkens u. Handelns; ausgew. Texte. Barth, Leipzig 1983.
  • Günter Regneri: Salomon Neumann. Sozialmediziner – Statistiker – Stadtverordneter. Hentrich & Hentrich, Berlin 2011, ISBN 978-3-942271-22-6.

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