Pyrzyce

Pyrzyce
Pyrzyce
Wappen Pyritz1.png
Pyrzyce (Polen)
Pyrzyce
Pyrzyce
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Landkreis: Pyrzyce
Gmina: Pyrzyce
Fläche: 38,8 km²
Geographische Lage: 53° 8′ N, 14° 53′ O53.13333333333314.883333333333Koordinaten: 53° 8′ 0″ N, 14° 53′ 0″ O
Höhe: 44 m n.p.m
Einwohner:

12.693
(31. Dez. 2010)[1]

Postleitzahl: 74-200
Telefonvorwahl: (+48) 91
Kfz-Kennzeichen: ZPY
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 3 ŚwinoujścieJakuszyce
DW 106 Rzewnowo ↔ Pyrzyce
DW 122 Krajnik Dolny ↔ Piasecznik
Schienenweg: PKP-Linie 411: Stargard Szczeciński–Kozielice (nur Güterverkehr)
PKP-Linie 422: Pyrzyce–Głazów (nur Güterverkehr)
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Gemeindegliederung: 24 Ortschaften
21 Schulzenämter
Fläche: 204,4 km²
Einwohner:

19.520
(31. Dez. 2010) [2]

Bevölkerungsdichte: 95 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 3212053
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Kazimierz Lipiński
Adresse: pl. Ratuszowy 1
74-200 Pyrzyce
Webpräsenz: www.pyrzyce.um.gov.pl
Pyritzer Markt um 1890

Pyrzyce (deutsch Pyritz) ist eine Kleinstadt in der polnischen Woiwodschaft Westpommern und Sitz einer Stadt- und Landgemeinde. Die Stadt mit 13.000 Einwohnern ist Kreisstadt des Powiat Pyrzycki.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Die Stadt ist von drei Seiten von Feuchtgebieten umgeben und liegt auf einer Bodenerhebung am Mühlgraben. Vor 1945 lag Pyritz im Zentralsüden Pommerns, nahe der Grenze zu Brandenburg in Hinterpommern. Heute befindet sich Pyrzyce im Südwesten der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Damals wie heute gehört die Stadt zum Einzugsgebiet von Stettin, das nur 48 Kilometer nördlich entfernt liegt. Zu den weiteren Nachbarstädten gehören Stargard Szczeciński (Stargard in Pommern) im Nordosten und Gorzów Wielkopolski (Landsberg an der Warthe) im Süden.

Geschichte

Auf Bischof Otto von Bamberg beruht die erste geschichtliche Erwähnung von Pyritz. Im Jahre 1125 taufte dieser dort die ersten Pommern. Die älteste Kirche in Pyritz war bereits 1250 vorhanden, 1256 wurde das Augustinerinnenkloster und 1281 das Franziskanerkloster erwähnt. 1263 wurde Pyritz das Magdeburger Stadtrecht verliehen. Durch den Vertrag von Pyritz vom 26. März 1493, mit dem Pommern das Erbfolgerecht Brandenburgs anerkennen musste, rückte die Stadt in das Licht überregionalen Interesses. Ein großer Brand zerstörte 1496 beinahe die ganze Stadt, eine ähnliche Katastrophe ereignete sich genau hundert Jahre später, und noch einmal wurde Pyritz 1634 während des Dreißigjährigen Krieges Opfer einer Feuersbrunst. Zur Mitte des 18. Jahrhunderts wurden Teile der Befestigungsanlagen, die bereits um 1300 bestanden (siehe unten), beseitigt und durch Bepflanzungen, aus denen sich später Promenaden entwickelten, ersetzt.

Ab 1848 war Pyritz Sitz des Landratsamtes für den Landkreis Pyritz. Mit der Befestigung der Chausseen nach Stettin 1850 und nach Küstrin 1856 und dem Eisenbahnanschluss 1882 nahm auch Pyritz Anteil am wirtschaftlichen Aufschwung dieser Epoche. 1863 ging eine Gasanstalt in Betrieb, 1898 wurde ein Schlachthof errichtet und 1900 entstand ein zunächst privat betriebenes Wasserwerk, das 1913 an die Stadt verkauft wurde. Die wachsende Bedeutung der Stadt ließ sich auch an den ständig steigenden Einwohnerzahlen ablesen: Während 1830 nur 4.100 Menschen in der Stadt lebten, waren es hundert Jahre später rund 9.000 Einwohner, und zur letzten Erhebung im Jahre 1936 wurde eine Einwohnerzahl von 10.800 genannt. Ende Januar 1945 erfuhr Pyritz noch einmal weiterreichende Erwähnung durch die Kriegsberichterstattung, denn zu dieser Zeit verlief an den Stadtgrenzen die deutsch-sowjetische Front, und bei Pyritz kam es zu heftigen Gefechten.

Ende Februar 1945 wurde Pyritz von sowjetischen Truppen erobert. Im Juli desselben Jahres wurde die Stadt an eine polnische Verwaltung übergeben. Pyritz erhielt den Namen Pyrzyce. Zugleich wurde die Bevölkerung auf der Grundlage der Bierut-Dekrete vertrieben und durch Polen ersetzt.

Entwicklung der Einwohnerzahl

  • 1791: 2.323, davon 72 Juden [3]
  • 1831: 4.151, darunter 31 Katholiken und 203 Juden [4]
  • 1905: ca. 8.600, meist Evangelische [5]
  • 1925: 9.085, meist Evangelische [6]
  • 1936: ca. 10.800

Sehenswürdigkeiten

Die Stadt war von Wehrmauern mit Wehrtürmen umgeben von denen noch einige heute erhalten sind. Es handelt sich hierbei um Backsteinbauten mit einem Fundament aus Feldsteinen. Diese Stadtbefestigung wurde in vier Etappen erbaut:

  • bis 1301: Errichtung des Mauerrings mit Wachtürmen und Pforten
  • Mitte 14. Jh.: Umbau von zwei Pforten zu Toren, und drei Wachtürmen zu Wehrtürmen
  • 15. Jh.: Bau von drei weiteren Wehrtürmen, Maueraufbau
  • 16. Jh.: Ausbau der Befestigungen, Abschluss der Arbeiten

Die Befestigung hatte im Endausbau eine Länge von 2250 Metern und bestand aus der Wehrmauer mit einer Höhe zwischen sieben und neun Metern, zwei Toren, 44 Wachtürmen, acht überhängende Wachtürme und sechs Wehrtürmen. Zur Befestigung gehörte auch eine Doppelwallanlage und bis zu 25 Meter breite Festungsgräben die aus vier künstlichen Seen über Schleusenanlagen geflutet werden konnten.

Der Stadtbrand von 1634 ist in der Hammey, einem Stadttor in Form eines Gattertores, ausgebrochen. Die Hammey wurde anschließend wohl nicht wieder aufgebaut; jedenfalls fehlt sie in dem Stadtplan von 1723.[7]

Die heute noch erhaltenen Teile der Anlage sind (von Norden im Uhrzeigersinn): Brama Szczecinska, Baszta Pijacka, Baszta Sp. Krolewny, Baszta Mnisza, Brama Banska, Mury I Czatownie, Baszta Prochowa, Baszta Lodowa und Baszta Sowia. Viele der Bauten wurden im Zweiten Weltkrieg beschädigt oder zerstört, durch umfangreiche Sanierungen konnten die Befestigungsanlagen erhalten werden.

Bis zu ihrer Zerstörung während der Kämpfe im Jahre 1945 trug die Stadt Pyritz den Beinamen Pommersches Rothenburg. Der Name Rothenburgs ob der Tauber wird heute noch auf Orte übertragen, deren mittelalterliche Stadtkerne und Ortsbilder bis zu unseren Zeiten überdauert haben.

Städtepartnerschaften

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Joachim Stephani (1544–1623), Rechtswissenschaftler und Professor in Greifswald
  • Karl Gützlaff (1803–1851), Missionar in Fernost
  • Friedrich Brunold (1811–1894, eigentlicher Name August Ferdinand Meyer), märkischer Dichter
  • Salomon Neumann (1819–1908), Arzt und Gründer der Berliner „Hochschule für die Wissenschaft des Judentums“
  • Bernhard Stoewer (1834–1908), deutscher Mechaniker und Unternehmer
  • August Munckel (1837–1903), Reichstags- und Landtagsabgeordneter
  • Wilhelm Gemoll (1850–1934), Lexikograph, Herausgeber eines griechisch-deutschen Wörterbuches
  • Gustav Jacobsthal (1845–1912), Musikwissenschaftler und Komponist
  • Paul Strübing (1852–1915), deutscher Internist und Hochschullehrer
  • Otto Hintze (1861–1940), deutscher Historiker
  • Karl Krösell (1865–1933), deutscher Politiker und Reichstagsabgeordneter (DRP)
  • Martin Meyer-Pyritz (1870–1942), Bildhauer, wurde wegen seiner gelungenen Tierplastiken als ‚Tiermeyer‘ bekannt
  • Robert Schulz (1900–1974), deutscher Politiker (NSDAP) und SS-Brigadeführer
  • Friedhelm Kemper (1906–1990), deutscher Politiker (NSDAP)
  • Margarete Neumann (1917–2002), Schriftstellerin und Lyrikerin
  • Hartmut Gese (* 1929), evangelischer Theologe, Professor für Altes Testament
  • Paweł Januszewski (* 1972), Leichtathlet

Gmina Pyrzyce

Die Gmina Pyrzyce ist eine Stadt- und Landgemeinde in der Woiwodschaft Westpommern und gehörte zwischen 1975 und 1998 zur Woiwodschaft Stettin. Bei einer Gesamtfläche von 204,40 km² zählt sie nahezu 20.000 Einwohner. Amtssitz ist Pyrzyce. Die Gmina Pyrzyce ist umgeben von den Gemeinden Banie (Bahn), Kozielice (Köselitz), Lipiany (Lippehne), Myślibórz (Soldin), Przelewice (Prillwitz), Stare Czarnowo (Neumark) und Warnice (Warnitz).

Die Gemeinde unterteilt sich in die Schulzenämter (sołectwo):

  • Brzesko (Brietzig)
  • Brzezin (Briesen)
  • Czernice (Semsdorf)
  • Giżyn (Giesenthal)
  • Krzemlin (Kremlin)
  • Letnin (Lettnin)
  • Mechowo (Megow)
  • Mielęcin (Mellentin)
  • Młyny (Möllendorf)
  • Nieborowo (Isinger)
  • Nowielin (Naulin)
  • Obromino (Wobbermin)
  • Okunica (Friedrichsthal)
  • Pstrowice (Pitzerwitz)
  • Pyrzyce (Pyritz)
  • Rysewko (Klein Rischow)
  • Ryszewo (Groß Rischow)
  • Rzepnowo (Repenow)
  • Stróżewo (Strohsdorf)
  • Turze (Horst)
  • Żabów (Sabow)

Weitere Orte, die zur Gmina Pyrzyce gehören: Górne, Krzemlinek (Mathildenhof) und Ostrowica (Raumersau).

Galerie

Verweise

Literatur

  • Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern - Abriß ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Berlin 1865, S. 311-319 (Volltext).
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil II, Band 3, Anklam 1868, S. 489-572 (Volltext)

Weblinks

Fußnoten

  1. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 10. August 2011.
  2. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 10. August 2011.
  3. Christian Friedrich Wutstrack, Hrsg.: kurze historisch-geographisch-statistische Beschreibung des königlich-preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Stettin 1793, Übersichtstabelle auf S. 736.
  4. Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern - Abriss ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Berlin 1865, S. 317
  5. Meyers Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 16, Bibliographisches Institut, Leipzig und Wien 1909, S. 481
  6. Der Große Brockhaus. 15. Auflage, Band 15, Leipzig 1933, S. 257.
  7. Hans-Jürgen Daunicht: Das Geheimnis der Pyritzer Hammey In: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte. Heft 2/2011, ISSN 0032-4167, S. 8–9.
  8. http://www.pyrzyce.um.gov.pl/

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