Salpeterkrieg

Salpeterkrieg
Salpeterkrieg
Die farbigen Flächen zeigen die Grenzen vor dem Krieg. Die Puna de Atacama und die östliche Tarija waren in Disput zwischen Argentinien und Bolivien.
Die farbigen Flächen zeigen die Grenzen vor dem Krieg. Die Puna de Atacama und die östliche Tarija waren in Disput zwischen Argentinien und Bolivien.
Datum 18791884
Ort Pazifikküste Südamerikas
Ausgang Chilenischer Sieg
Territoriale Änderungen Tarapacá und Antofagasta wurden von Chile annektiert, dadurch verlor Bolivien den Zugang zum Meer
Friedensschluss Vertrag von Ancón 1884 zwischen Chile und Peru

Friedensvertrag von 1904 zwischen Chile und Bolivien

Konfliktparteien
PeruPeru Peru
BolivienBolivien Bolivien
ChileChile Chile
Befehlshaber
Präsidenten Perus

M. Prado (1876-1879)
N. de Piérola (1879-1881)
F. García (12.Mar.1881-28.Sep.1881)
L. Montero (1881-1883)
M. Iglesias (1882-1885)

Präsidenten Boliviens
H. Daza (1876-1879)
N. Campero (1879-1884)

Präsidenten Chiles

A. Pinto (1876-1881)
D. Santa María (1881-1886)

Verluste
18,213[1] Getötet im Gefecht
7,896[1] Verletzte
10,467[1] Getötet oder Verletzt
(9,103[1] Kriegsgefangene)
2,825[1] Getötet im Gefecht
7,347[1] Verletzt

Der Salpeterkrieg (auch Pazifischer Krieg, spanisch Guerra del Pacífico) wurde zwischen Chile, Peru und Bolivien um die Gebiete Región de Arica y Parinacota, Región de Tarapacá und Región de Atacama, im heutigen Norden Chiles in den Jahren 1879 bis 1884 geführt. Peru und Bolivien hatten sich vor dem Krieg in einem geheimen Vertrag gegen Chile verbündet.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Nach dem Ende der spanischen Kolonialherrschaft in Südamerika zwischen 1810 und 1830 war die Zugehörigkeit der Atacamaregion an der Pazifikküste zwischen den neu gebildeten Staaten Chile 1817, Peru 1827 und Bolivien 1825 umstritten. Bolivien erklärte seit der Unabhängigkeitserklärung von 1825, entgegen der Doktrin Uti Possidetis, die die Übernahme der alten Grenzziehungen spanischer Kolonien vorsah, die größtenteils unbesiedelte Wüstenregion als Teil seines Staatsgebiets und gründete dort 1830 die Hafenstadt Cobija. Die chilenische Regierung tolerierte dieses Unternehmen.

Chile erachtete die Region, die zu 95 % von Chilenen besiedelt war, als sein Territorium, da während des Kolonialstatus aller Parteien die Grenze zwischen Chile und Peru definiert wurde, und Alto Perú, wie Bolivien während seiner Kolonialzeit hieß, laut Dekret spanischer Krone Zugang zum Meer nur über das ehemals peruanische Arica hatte. Spanien übertrug 1776 die territoriale Abhängigkeit von Alto Perú auf das neu entstandene Vizekönigreich von La Plata, das spätere Argentinien, womit es offiziell jeglichen Anspruch auf einen Zugang zum Pazifik verlor, da Spanien die Aufteilung der Vizekönigreiche nach Ozeanen vorsah, sprich VKR Peru am Pazifik und VKR La Plata am Atlantik.

Das Interesse an der Region wurde groß, als in den 1860er Jahren umfangreiche Vorkommen an Nitrat (Salpeter) in der Region gefunden wurden, das wertvoller Rohstoff für die Herstellung von Dünger und Sprengstoffen war.

In Verträgen von 1866 und 1874 einigten sich Chile und Bolivien auf eine Grenze. Die Region nördlich des 24. Breitengrads sollte zu Bolivien gehören, mit der Bedingung, dass Bolivien von den nun in seinem Territorium ansässigen chilenischen Firmen 25 Jahre lang keine Steuern erheben dürfte. Peru selbst baute im Gebiet Guano ab und finanzierte damit große Teile seines Staatshaushalts. Es stellte sich aber heraus, dass Salpeter ein wesentlich leistungsfähigerer Dünger war, und so hatte Peru ab 1877 beträchtliche Schwierigkeiten, seinen Guano abzusetzen; mehr als 650.000 Tonnen lagerten schließlich in den Häfen.

Bolivien und Peru unterschrieben 1873 ein geheimes, gegen Chile gerichtetes Abkommen. Falls eines der Länder mit einer fremden Macht in Krieg treten sollte, musste das andere ihm beistehen. Argentinien war anfänglich bereit, dem Pakt beizutreten, verzichtete aber später nach Beginn des Krieges.

Im Jahre 1877 richtete ein Seebeben schwere Zerstörungen in der Küstenregion an. Zur Finanzierung des Wiederaufbaus beschloss die bolivianische Regierung unter Präsident Hilarión Daza 1878 entgegen[2][3] dem Vertrag von 1874 eine Sondersteuer von 10 Centavos auf jeden abgebauten Zentner Salpeter. Chile sah hierin einen Verstoß gegen die Abmachung von 1874 und legte Protest ein. Bolivien verzichtete daraufhin zunächst auf die Erhebung der Steuer, nahm das Gesetz aber nicht zurück. Im Februar 1878 beschloss Bolivien angesichts einer Finanznot nach einem Dürrejahr und der nur langsamen Beseitigung der Erdbebenschäden, die Steuer doch von der profitablen Salpeterindustrie einzutreiben, rückwirkend ab 1874. Im Januar 1879 enteignete Bolivien die chilenischen Salpeterunternehmen, nachdem diese sich mit Verweis auf den Vertrag geweigert hatten, die Steuer zu bezahlen, und bot sie zum Verkauf an den Meistbietenden an. Chile erachtete dies als offenen Bruch des Vertrages von 1874, gleichbedeutend mit der Annullierung, und entsandte Truppen in die ursprünglich durch Chilenen (Juan López und José Santos Ossa) gegründete Stadt Antofagasta.

Besetzung von Antofagasta

Die chilenischen Einheiten besetzten am 14. Februar 1879 die Hafenstadt Antofagasta. Da nur 5 % der Bevölkerung bolivianisch waren, gab es keinen Widerstand. Daraufhin erklärte Bolivien am 1. März Chile den Krieg[4]. Am 5. April erklärte Chile Bolivien den Krieg. Nachdem sich Peru weigerte, eine Neutralitätserklärung abzugeben, erklärte Chile auch Peru den Krieg.

Die Streitkräfte Chiles erwiesen sich auf See und an Land als überlegen, doch war ein weiträumiger Vorstoß der chilenischen Truppen erst nach Ausschaltung der peruanischen Flotte (zwei kampfstarke Panzerschiffe, zwei alte Panzerschiffe, einige Kanonenboote) möglich. Die Chilenen verfügten über rund 13.000 Soldaten, die gut organisiert waren. Boliviens Armee zählte nur 2.300 Mann, die zudem schlecht bewaffnet waren. Peru hatte zwar 6.000 Soldaten, diese waren aber ungünstig über das Land verteilt.

Im April 1879 schickte der bolivianische Diktator Hilarión Daza seine Truppen nach Arica, um Peru zu unterstützen. Der Vorstoß endete kläglich, die Truppen verdursteten fast in der Atacama-Wüste und mussten umkehren. Das Versagen führte zur Absetzung von Daza.

Seekrieg

Panzerschiffe Chiles und Perus am Beginn des Krieges[5]
Kriegsschiff tons
(L.ton)
Pferde-
stärke
Gesch.
(Knoten)
Panz.
(cm)
Haupt-Artillerie Baujahr
ChileChile Huascar 1.130 1.200 10-11 11,4 2 x 25,4 cm 1865
PeruPeru BAP Independencia 2.004 1.500 12-13 11,4 2 x 23 cm 1865
PeruPeru BAP Manco Cápac 1.034 320 6 25,4 2 x 38 cm 1864
PeruPeru BAP Atahualpa 1.034 320 6 25,4 2 x 38 cm 1864

Die Seegefechte von Iquique und Punta Gruesa am 21. Mai 1879 brachten die Vorentscheidung für die Erringung der chilenischen Seeherrschaft. Um die Verstärkung der peruanischen Verteidiger der Hafenstadt Iquique auf dem Seewege zu verhindern, wurde der Hafen von zwei älteren chilenischen Kriegsschiffen blockiert. Die beiden peruanischen Panzerschiffe Huáscar und Independencia trafen auf die chilenischen Blockadeschiffe, wobei das peruanische Küstenpanzerschiff Huáscar die chilenische Korvette Esmeralda rammte und so versenkte. Bei der Verfolgung des chilenischen Kanonenbootes Covadonga lief die kampfstarke peruanische Panzerfregatte Independencia nahe der Küste auf Grund. Um eine Eroberung und anschließende Bergung durch die Chilenen zu verhindern, wurde die Independencia von der eigenen Besatzung in Brand gesetzt.

Sechs Monate lang konnte die Huáscar der chilenische Flotte entkommen und störte effektiv die chilenischen Versorgungslinien. Dabei versuchte sie, größeren Konfrontationen mit der überlegenen chilenischen Flotte aus dem Weg zu gehen. Am 8. Oktober 1879 gelang es den beiden modernen chilenischen Panzerschiffen Cochrane und Blanco Encalada, mit Hilfe der chilenischen Schiffe O’Higgins und Loa vor Punta Angamos die peruanische Huáscar zu stellen und im Seegefecht von Angamos zu erobern. Die schwer beschädigte Huáscar wurde von den Chilenen repariert und später gegen Peru eingesetzt. Durch die Ausschaltung der beiden hochseefähigen und kampfstarken Panzerschiffe Perus hatte Chile endgültig die Seeherrschaft errungen.

Die in Peru verbliebenen alten Küstenpanzerschiffe Manco Capac und Atahualpa waren in schlechtem Zustand und aufgrund ihrer Bauweise nur für die Verteidigung küstennaher Gewässer geeignet. Die Manco Capac wurde in der Bucht von Arica von den Peruanern selbst gesprengt, als chilenische Truppen die Hafenstadt von der Landseite her erstürmten und der Fluchtweg über See durch ein chilenisches Geschwader verlegt worden war. Die Atahualpa wurde später, nach der gescheiterten Verteidigung Limas, im Hafen von Callao ebenfalls von der eigenen Besatzung versenkt.

Nachdem die peruanische Flotte entscheidend geschwächt worden war, konnten chilenische Truppen gefahrlos den Seeweg nutzen. Die isolierten peruanischen Garnisonen im Süden des Landes wurden der Reihe nach überwältigt.

Landkrieg

Landungen und Feldzüge im Salpeterkrieg. Es sind die damaligen nationalen Grenzen gezeichnet.

Tarapacá-Feldzug

Zwei Wochen nach der Kaperung der Huáscar begann die chilenische Armee mit der Invasion in Peru. Die totale Seeherrschaft erlaubte den Chilenen die Landung von 10.000 Mann bei Pisagua. Hier gelang die Spaltung der peruanisch-bolivianischen Armee in zwei Teile (im Norden Lima, Arequipa und Tacna, in Süden Iquique).

Um Tarapacá, damals die südlichste Provinz Perus, zu besetzen marschierten die Chilenen nach der Landung in Pisagua auf Iquique zu. Hier kam es zur ersten Schlacht dieses Feldzugs, der Schlacht von San Francisco. Die chilenische Armee geriet in heftige Attacken; beide Seiten erlitten Verluste. Nach dem Rückzug von bolivianischen Einheiten mussten sich die Peruaner nach Tarapacá zurückziehen. Vier Tage später fiel Iquique.

Ein Expeditionskorps mit 3.600 Soldaten und Artillerie wurde zum Abfangen der restlichen peruanischen Truppen entsandt. Die Chilenen trafen auf weniger als 2.000 peruanische Soldaten. Diese waren schlecht ausgebildet und durch die vorhergehende Niederlage demoralisiert. Die Chilenen nahmen eine Schlüsselstellung und kesselten die Stadt ein, bevor sie ihren Angriff begannen. Hier in der Schlacht von Tarapacá gelang den Peruanern trotzdem der Sieg. Die Chilenen mussten viel Munition und Versorgungsgüter zurücklassen. Der Sieg hatte aber wenig Relevanz, da die Chilenen bereits 12.000 Mann in der Pacocha-Bucht bei Pisagua ausgeschifft hatten. Die Peruaner mussten die Hoffnungen auf Verstärkung für die Provinzen Arica und Tacna praktisch aufgeben.

Moquegua-Feldzug

Am 7. Juni 1880 griffen 7.000 chilenische Soldaten mit Unterstützung der Marine die peruanische Garnison in der Stadt Arica an. Diese wurde von Oberst Francisco Bolognesi mit 2.000 Mann verteidigt. Die Chilenen wurden von Divisionsgeneral Manuel Jesús Baquedano (González) geführt. Entscheidend war der von seinem Stabschef, Oberstleutnant Pedro Lagos, ausgearbeitete Schlachtplan, der die rasche Einnahme der peruanischen Festung auf El Morro (deutsch „Großer Hügel“) als Garant des Sieges vorsah. Die Schlacht von Arica kostete 474 chilenische und ca. 1.000 peruanische Soldaten das Leben. Unter den Toten war auch der peruanische Kommandant Francisco Bolognesi. El Morro gilt heute sowohl in Peru als auch in Chile als nationales Symbol.

Nach dem Sieg chilenischer Truppen über ein peruanisch-bolivianisches Heer bei Tacna (Batalla del Alto de la Alianza) zog sich Bolivien aus dem Krieg zurück und beschränkte sich auf die Sicherung der Zugänge zum bolivianischen Hochland, wodurch sich die chilenischen Truppen allein Peru zuwenden konnten.

Lynchs Expedition

Lynchs Expedition in einer Landkarte Perus

Um den Peruanern die Unzulänglichkeit weiterer kriegerischer Handlungen gegen die chilenische Armee und die Notwendigkeit des Nachgebens gegenüber den Forderungen Chiles vor Augen zu führen, beauftragte die chilenische Regierung Ende August Kapitän Patricio Lynch mit einer Expedition nach Nordperu, die Steuern eintreiben sollte[6].

Eine Division mit 1900 Soldaten, 400 Reitern, 3 Kanonen und einem kompletten Feldlazarett, insgesamt 2600 Mann, wurde dazu bereitgestellt und an Bord von zwei Truppentransportern gebracht. Die Kriegsschiffe „O'Higgins“ und „Chacabuco“ wurden zur Sicherung des Konvois beordert. Am 4. September 1880 fuhren sie von Arica in Richtung Chimbote los, wo sie am Morgen des 10. September 1880 ankamen.

Sowohl die Landung in Chimbote als auch die Besetzung von Virú (11 Meilen von Trujillo), Chiclayo und die Landung in Supe (30 Meilen von Lima), Paita und anderen Häfen und Städten erfolgte ohne Widerstand. In Chimbote forderte Lynch eine Steuer von $100.000, in Piata $10.000, in Chiclayo $20.000, in Lambayeque $4.000, immer in der landesüblichen Währung. Nur in Puerto Etén verlangte Lynch 3.250 englische Pfund für die Eisenbahn.

Als in Lima die Steuereintreibung von Lynch bekannt wurde, erließ die Regierung Piérolas am 11. September 1880 ein Dekret, in dem verboten wurde, irgendeine Zahlung an die chilenische Armee zu leisten, diese Zahlung als Hochverrat brandmarkte und mit der Konfiskation des (restlichen) Besitzes bestrafte.

Trotz dieser Drohung bezahlten die meistens Großgrundbesitzer der Region die von Lynch geforderte Steuer und folgten somit der Meinung damals führender Rechtswissenschaftler[7], die die Bewohner der besetzten Gebiete von den Pflichten gegenüber den alten Regierungen entbanden und sie zu Gehorsam zu den Befehlshabern der Okkupationsarmee zwangen.

Wo sie es nicht taten, beschlagnahmte Lynch Waren oder zerstörte ihr Eigentum. Außerdem konnte die Expedition in der „Hacienda San Nicolas“, nahe Supe, 300 Kisten mit 200.000 Stück Munition beschlagnahmen und zerstören. Das englische Schiff „Islai“ wurde am 18. September angehalten und durchsucht. 28 Kisten wurden aus ihren Laderäumen beschlagnahmt. Vier Kisten enthielten in den USA gedruckte peruanische Briefmarken in einem Wert von $375.000. Die anderen 24 Kisten enthielten $7.290.000, aber obwohl neu gedruckt, hatten sie Symbole und Daten von früheren Ausgaben. Nach Meinung von Diego Barros Arana[8] hatte die peruanische Regierung vor, diese inflationstreibende Vermehrung des Geldes ohne Kenntnis der Öffentlichkeit in Umlauf zu bringen.

Am 26. und 27. Oktober 1880 kehrte Lynchs Expedition nach Arica zurück, mit ihnen fuhren 400 Chinesen, die ihren Großgrundbesitzern entkommen waren und den Chilenen Hilfe geleistet hatten.

Wegen dieser und anderer Operationen klagte man in Peru über eine Verletzung des Völkerrechts, aber zu dieser Zeit war keine international bindende Kriegsvölkerrechtskonvention zwischen beiden Ländern gültig. Zu Beginn des Krieges hatte der Präsident Chiles Aníbal Pinto Garmendia die damals 4 wichtigen Konventionen über den Krieg in einem Buch „El derecho de la guerra según los últimos progresos de la civilización“ ausdrucken und den Offizieren der Armee und der Marine als Reglement ausgeben lassen[9]:

  • Brüsseler Deklaration „über die Gesetze und Gebräuche des Krieges“ (Las declaraciones del congreso internacional de Bruselas de 1874)
  • Petersburger Erklärung Verbot von Sprenggranaten mit einem Gewicht von unter 400 Gramm (La declaración de San Petersburgo de 1868)
  • Internationales Komitee der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege, seit 1876: Internationales Komitee vom Roten Kreuz (Las declaraciones de la convención internacional de Jinebra de 1864, con los artículos adicionales de 1868)
  • Lieber Code Instructions for the Government of Armies of the United States in the Field, 24. April 1863 (Las instrucciones para los ejércitos de los Estados Unidos en campaña)

Diplomatische Bemühungen um eine Lösung

Im Oktober 1880 versuchten die USA an Bord der Bearbeiten] Lima-Feldzug

Nach der Landung in Pisco am 19. November 1880 marschierte die chilenische Armee auf die peruanische Hauptstadt Lima zu. Nach peruanischen Niederlagen in der Schlacht von San Juan und der Schlacht von Miraflores fiel Lima am 17. Januar 1881 in die Hände des chilenischen Generals Manuel Baquedano. Die südlichen Vororte von Lima, einschließlich der Küstenstreifen von Chorrillos, wurden eingenommen und gebrandschatzt. Eine Reihe von außerhalb liegenden Haciendas wurden von chinesischen Arbeitern angesteckt; diese waren aus China als Sklavenersatz angeworben worden. Vor allem aber waren desertierte peruanische Soldaten an der Plünderung und Brandschatzung von Lima beteiligt. Wenige Tage später fiel auch die Hafenstadt Callao.

Huamachuco-Feldzug

Die Verfolgung Cáceres' bis Huamachuco, 1883

Nach der Auflösung der Zentralregierung in Peru änderte sich der Charakter des Krieges zu einem zweijährigen Guerillakrieg im peruanischen Hochland. Erst 1883 konnten die Chilenen unter Admiral Lynch die Truppen des peruanischen Generals Andrés Avelino Cáceres im Inneren des Landes bei der Schlacht von Huamachuco am 10. Juli 1883 schlagen.

Die Verfolgung Cáceres' startete in Lima am 24. April 1883. Mitte Juni gaben die chilenischen Truppen unter dem Befehl von Arriagada die Verfolgung im Süden auf, aber Caceres, in Unkenntnis dieser Tatsache, floh weiter bis Pomabamba in Ancash, wo er entschied, die chilenische Truppen im Norden getrennt anzugreifen und die friedensbereite peruanische Regierung von Miguel Iglesias in Cajamarca zu zerschlagen. Aber nach Huamachuco kam er nur, nach dem sich die verschiedene chilenische Truppenteile im Norden vereint hatten. Die letzte kampffähige peruanische Armee wurde vernichtend geschlagen. Caceres selbst konnte sich nach der Schlacht nur verletzt und versteckt retten. Später wurde er, nach dem Abzug der Chilenen aus Peru, Präsident des Landes.

Die peruanische Armee unter Admiral Lizardo Montero Flores im Süden Perus gab den Kampf auf.

Die neue peruanische Führung unter Miguel Iglesias nahm jetzt Friedensverhandlungen auf und akzeptierte die Kapitulationskonditionen, die die vorläufige Abtretung der Regionen Tarapaca und Tacna an Chile bedeuteten.

Kriegsende

Am 20. Oktober 1883 unterzeichneten Chile und Peru den Vertrag von Ancón. Darin erhielt Chile die peruanische Provinz Tarapacá und dehnte sein Territorium bis nach Tacna aus, das jedoch knapp 50 Jahre später an Peru zurückgegeben wurde.

Am 4. April 1884 kam zwischen Chile und Bolivien der Vertrag von Valparaíso zustande. Darin erhielt Chile die Küstenregion um Antofagasta, was Bolivien neben dem Verlust einer Provinz auch den Zugang zum Pazifik kostete. Bolivien wurde dadurch wieder zu einem Binnenstaat. Hafenstädte wie Antofagasta, Iquique und Arica wurden endgültig ins chilenische Staatsgebiet eingegliedert.

Erst 1904 wurde der bis heute gültige Friedensvertrag zwischen Chile und Bolivien unterzeichnet, in dem Bolivien die Zugehörigkeit der Atacamaregion zu Chile bestätigte. Im Gegenzug gewährte Chile Bolivien den zollfreien Zugang zu den Häfen von Arica und Antofagasta und den Bau einer Bahn, die die Hauptstadt La Paz mit der Küstenstadt Arica verbinden sollte.

Die Städte Arica und Tacna blieben noch lange von Chile besetzt. Erst 1929 wurde Arica Chile zugeschlagen; Tacna verblieb bei Peru.

Folgen

Ein Monument in der Nähe des Eingangs zum Marinestützpunkt Titicaca zeigt einen bolivianischen Soldaten beim Stechen seines Bajonetts in den Hals eines chilenischen Soldaten, daneben der Satz: „Was uns einmal gehörte, wird uns wieder gehören“ und (unten) „Haltet euch fest, Rotos (Chilenen), hier kommen die Colorados aus Bolivien“.

Durch diesen Krieg besaß Chile nun die reichen Salpetervorkommen, die auch von britischen und deutschen Unternehmen abgebaut wurden. So kam Chile in der Folgezeit zu beträchtlichem Reichtum. Mit der Entwicklung neuer Verfahren zur Salpetergewinnung und der Entdeckung synthetischen Düngers zu Beginn des 20. Jahrhunderts (Haber-Bosch-Verfahren) verlor der Salpeterabbau seine Bedeutung. Chile allerdings fand Ersatz, denn die Atacama-Wüste ist auch sehr reich an Kupfervorkommen. Chile ist heute der mit Abstand weltweit größte Kupferlieferant.

Das Verhältnis der drei Staaten ist noch immer stark belastet. Bolivien macht den Verlust des Meereszugangs für seine schwache politische und wirtschaftliche Situation verantwortlich und fordert die Revision des Friedensvertrags und einen souveränen Korridor zum Meer. Das Gebiet wird als zehnter Departamento Litoral bezeichnet. (Diese Position wird von vielen Beobachtern insbesondere in den Nachbarländern als rein innenpolitisch motiviert angezweifelt, da Bolivien aufgrund des Friedensvertrags in Arica Freihafenrechte und das Recht zu zollfreiem Warentransit hat, was von Chile auch stets respektiert wurde und wird, so dass Bolivien rein faktisch für den Warenverkehr über einen Zugang zum Pazifik verfügt).

Seit 1975 unterbreitete Chile neue Vorschläge zur Aussöhnung mit Bolivien, die jedoch an Peru scheiterten: Kern der Verhandlungen zwischen Chile und Peru ist die Abtretung eines Korridors im äußersten Norden Chiles entlang der Grenze zu Peru, da Chile durch einen weiter südlich gelegenen Korridor geteilt würde. Ein solcher Korridor würde über ehemaliges peruanisches Gebiet führen, gemäß dem Vertrag von Ancón kann Chile ehemaliges peruanisches Gebiet jedoch nur mit Zustimmung Perus an Dritte abtreten.

Aus Sicht Perus besteht kein Grund, einer solchen Abtretung zuzustimmen (wodurch Bolivien vom peruanischen Verlust „profitieren“ würde), wenn es hierfür keine Gegenleistung erhält. Nach Ansicht Boliviens ist der verlorene Zugang zum Pazifik eine historische Ungerechtigkeit, zu deren Beseitigung alleine Chile moralisch verpflichtet ist; es besteht keine Veranlassung, das bestehende Recht durch Leistungen an Peru erkaufen zu müssen. Aus der Sicht Chiles ist bereits ein Gebietstausch ein Zugeständnis an Bolivien ohne direkten Vorteil für das eigene Land; es ist Boliviens Aufgabe, die Zustimmung Perus herbeizuführen.

Nach dem Scheitern von Verhandlungen über einen entsprechenden Gebietstausch (peruanisches Veto) und Wasserrechte am Río Lauca im Jahre 1978 brach Bolivien die diplomatischen Beziehungen zu Chile ab. Beide Länder unterhalten bis heute offiziell nur Kontakte auf konsularischer Ebene. Bolivien weigert sich, Chile mit Erdgas zu versorgen und knüpft seine Erdgaslieferungen an Argentinien an die Bedingung, dass Argentinien dieses Gas nicht an Chile weiterliefert.

Bolivien nahm 2002 aufgrund innenpolitischer Widerstände in Kauf, eine Milliardeninvestition ausländischer Konzerne für den Export von verflüssigtem Erdgas (LPG) in die USA nicht zu genehmigen, weil das Gas durch Pipelines über Chile exportiert werden sollte (und Chile daher einen wirtschaftlichen Vorteil aus dem bolivianischen Gas gezogen hätte).

Der 21. Mai ist ein nationaler Feiertag, an dem man in Chile an das Seegefecht von Iquique erinnert. Der Präsident spricht im Parlament den Jahresbericht an die Nation aus.

Seit 2006[10] gibt es auf Regierungsebene wieder inoffizielle Gespräche zwischen Bolivien und Chile über eine Lösung für die Binnenlage Boliviens, jedoch schließt Chile mittlerweile eine Gebietsabtretung kategorisch aus.

Im Zuge der geglückten Rettung von Bergleuten nach dem Grubenunglück von San José trafen sich im Oktober 2010 die Präsidenten beider Länder am Unglücksort. Boliviens Präsident Morales dankte den Chilenen für die Rettung eines Bolivianers, der zu den verschütteten Kumpeln gehörte. Die Präsidenten vereinbarten erstmals den gegenseitigen Austausch von Botschaftern.[11]

Zweiter Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkrieges brach Chile, entgegen seiner angestrebten Neutralitätspolitik, seine Beziehungen mit den Achsenmächten ab, um eine zu starke Annäherung von Peru und Bolivien an die USA zu verhindern. Die Befürchtung Chiles war, dass die entschlossene Unterstützung beider Länder für die USA im Zweiten Weltkrieg und die darauf folgende Aufrüstung Perus und Boliviens durch die USA sich später in eine Unterstützung der USA für beide Länder gegen Chile verwandeln könnte.[12]

Siehe auch

Literatur

  • Diego Barros Arana; Librería Central de Servat i C", Esquina de Huerfanos i Ahumada (Hrsg.): Geschichte des Salpeterkrieges (1879-1880) I. Bd. 1, Santiago, Chile 1881 (Originaltitel: Historia de la guerra del Pacífico (1879-1880) I) (archive.org).
  • Diego Barros Arana; Librería Central de Servat i C", Esquina de Huerfanos i Ahumada (Hrsg.): Geschichte des Salpeterkrieges (1879-1880) II. Bd. 2, Santiago, Chile 1881 (Originaltitel: Historia de la guerra del Pacífico (1879-1880) II) (archive.org).
  • Republik Chile; Editorial Andres Bello (Hrsg.): Mitteilungsblatt des Salpeterkrieges. Santiago, Chile 1879-1881 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  • Charles De Varigny; Imprenta Cervantes (Hrsg.): Der Salpeterkrieg. 1, Santiago de Chile 1922 (Originaltitel: La Guerra del Pacifico) (Zum ersten Mal in 1881-1882 in Revue des deux mondes publiziert, archive.org).
  • William Jefferson Dennis: Geschichte der Arica-Tacna Disput in Dokumenten. Abschriften wichtiger original Dokumente in spanischer und englischer Sprache, Band 8 von Sammelwerk. In: University Iowa City (Hrsg.): University of Iowa studies in the social sciences. 8, Iowa, USA 1927 (Originaltitel: Documentary history of the Tacna-Arica dispute) (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  • Mariano Felipe Paz Soldan; Imprenta y Libreria de Mayo, calle Peru 115 (Hrsg.): Historische Erzählung des Krieges Chile gegen Peru und Bolivia. Buenos Aires, Argentina 1884 (Originaltitel: Narracion Historica de la Guerra de Chile contra Peru y Bolivia) (archive.org).
  • Jorge Basadre: Geschichte der Republik Peru. Der Krieg mit Chile. (Originaltitel: Historia de la Republica del Peru, La guerra con Chile) (Online publiziert bei der Universität Jorge Basadre).
  • Gonzalo Bulnes; Imprenta Universitaria (Hrsg.): Chile und Peru: die Ursachen des Krieges von 1879. Santiago, Chile 1920 (Originaltitel: Chile and Peru: the causes of the war of 1879) (archive.org).
  • Bruce W. Farcau; Praeger Publishers (Hrsg.): Der Zehn-Cents-Krieg, Chile, Peru und Bolivia im Salpeterkrieg, 1879-1884. Westport, Connecticut, London 2000 (Originaltitel: The Ten Cents War, Chile, Peru and Bolivia in the War of the Pacific, 1879-1884), ISBN 0-275-96925-8 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  • William F. Sater; University of Nebraska Press (Hrsg.): Anden Tragödie: Der Kampf im Salpeterkrieg, 1879-1884. Lincoln and London 2007 (Originaltitel: Andean Tragedy: Fighting the War of the Pacific, 1879-1884), ISBN 978-0-8032-4334-7.
  • William F. Sater; University of Nebraska Press (Hrsg.): Chile und der Salpeterkrieg. Lincoln and London 1986 (Originaltitel: Chile and the War of the Pacific), ISBN 0-8032-4155-0.

Filme

  • Caliche Sangriento, Film, Chile, von Helvio Soto, 1969, 124 Minuten.
  • Amargo mar, Dokumental, Bolivien, von Antonio Eguino, 120 Minuten.
  • Epopeya, Dokumental, Chile, von Rafael Cavada, 2007

Weblinks

 Commons: War of the Pacific – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f William F. Sater, Andean Tragedy, Tabelle 22 und 23 auf Seite 348-349. Die Zahlen berücksichtigen weder chilenische Gefangene (von "Rimac" und "Esmeralda") noch Deserteure
  2. William F. Sater, Chile and the War of the Pacific, Seite 6:
    „The increase of taxes on the Compañia de Salitres y Ferrocarril clearly violated the 1874 treaty.“
  3. Bruce W. Farcau, The Ten Cents War, Seite 41,:
    „The very fact that the legislature in La Paz found it necessary to vote in what they claimed was a strictly municipal issue when the tax was first levied implied that the conflict with the 1874 treaty was clearly seen and that a conscious precedent was being set“
  4. William F. Sater Andean Tragedy, auf Seite 28:
    „Two weeks after the Chilean occupation of Antofagasta, he [Hilarion Daza] declared that had imposed "a state of war" on Bolivia. Apparently this decree did not constitute a formal declaration of belligerence, which he announced on 18 March.“
    Auch i:
    • Documentary History of the Tacna-Arica dispute, University of Iowa studies in the social sciences, Vol. 8, by William Jefferson Dennis, page 69: „On March 14 Bolivia advised representatives of foreign powers that a state of war existed with Chile. … Godoi advised President Pinto that this move was to prevent Chile from securing armaments abroad …“
    • William F. Sater, Andean Tragedy, page 39: „Thus, Daza's declaration of war was a godsend …“, auch auf Seite 42 in March he suddenly declared war on Chile
    • William F. Sater, Chile and the War of the Pacific, Seite 9: „Two weeks after Chile occupied the disputed territory, Daza declared war.“
    • Bruce W.Farcau, The Ten Cents War, Seite 42: „on 27. February, the Bolivian legislature issued the authorization for a declaration of war, although the formal declaration would not be forthcoming until 14 March“
  5. William F. Sater, Andean Tragedy, Seite 113-114.
    „There are numerous differences of opinion as to the ships' speed and armament. Some of these differences can be attributed to the fact that the various sources may have been evaluating the ships at different times.“
  6. Diego Barros Arana, Historia de la guerra del Pacífico (1879–1880), Band 2, Seite 98:
    [El gobierno chileno] Creía entonces que todavía era posible demostrar prácticamente al enemigo la imposibilidad en que se hallaba para defender el territorio peruano no ya contra un ejército numeroso sino contra pequeñas divisiones. Este fué el objeto de una espedicion que las quejas, los insultos i las lamentaciones de los documentos oficiales del Perú, i de los escritos de su prensa, han hecho famosa.
  7. Diego Barros Arana zitiert Johann Caspar Bluntschli:
    Bluntschili (Derecho internacional codificado) dice espresamente lo que sigue: Árt. 544. Cuando el enemigo ha tomado posesión efectiva de una parte del territorio, el gobierno del otro estado deja de ejercer alli el poder. Los habitantes del territorio ocupado están eximidos de todos los deberes i obligaciones respecto del gobierno anterior, i están obligados a obedecer a los jefes del ejército de ocupación.
  8. Diego Barros Arana, Historia de la guerra del Pacífico (1879–1880), Band 2, Seite 111
  9. Diego Barros Arana, Historia de la guerra del Pacífico (1879–1880), Band 1, Seite 115
  10. Bolivien will Zugang zum Pazifik einklagen. In: ORF. 24. März 2011, abgerufen am 24. März 2011 (deutsch).
  11. Die dramatische Rettung der Chile-Kumpel; bz-berlin.de, 14. Oktober 2010
  12. Thomas M. Leonard, John F. Bratzel, Latin America during World War II, auf google.books, Seite 162:
    „…a more pressing argument for cooperation was the fear that Bolivian and Peruvian support for the United States would lead to U.S. military assistance and diplomatic backing of those two rivals' claims against Chile.“

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