- Satz von Fubini
-
Der Satz von Fubini ist ein wichtiger Satz in der Integralrechnung. Er gibt an, unter welchen Bedingungen und wie man mehrdimensionale Integrale mit Hilfe von eindimensionalen Integralen ausrechnen kann. Erstmals wurde dieser Satz von Guido Fubini bewiesen.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Mit Hilfe des Riemann-Integrals oder des Lebesgue-Integrals kann man die Integration von Funktionen über mehrdimensionale Gebiete definieren. Das Problem hierbei ist, dass diese Integrale über einen Grenzwert mit Hilfe einer Zerlegung des Gebiets in kleine Teile definiert sind. Diese ergibt vorderhand keine nützliche, konstruktive Methode, um solche Integrale zu berechnen. Bei eindimensionalen Integralen kann man diese Grenzwertbildung vermeiden, wenn sich zu der zu integrierenden Funktion eine Stammfunktion finden lässt (Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung).
Mit Hilfe des Satzes von Fubini können nun mehrdimensionale Integrale auf eindimensionale zurückgeführt werden, welche wiederum mit Hilfe einer Stammfunktion (sofern bekannt) berechnet werden können. Dieser Trick ist in naiver Weise (vor einer exakten Definition der Integrationsrechnung) schon im 16. Jahrhundert verwendet worden – im Falle von Volumensberechnungen unter dem Prinzip von Cavalieri bekannt.
Satz von Fubini für das Riemann-Integral
Seien stetig sowie I und J kompakte Intervalle.
Dann ist mit stetig und es gilt
Satz von Fubini für das Lebesgue-Integral
Sei f(x,y) eine reelle messbare Funktion, die bezüglich des Produktmaßes d(x,y) integrierbar ist, d.h. es gelte
oder sei f eine reelle, messbare und fast überall nichtnegative Funktion, d.h. es gelte
- .
Dann ist für fast alle y die Funktion
und für fast alle x die Funktion
integrierbar bzw. nichtnegativ. Man kann deshalb die durch Integration nach y beziehungsweise x definierten Funktionen
betrachten. Diese sind auch integrierbar bzw. nichtnegativ und es gilt
Diese Identität gilt für alle Mengen I,J, die Kompaktheit ist nicht erforderlich (und im Allgemeinen auch überhaupt nicht definiert).
Satz von Tonelli (auch Satz von Fubini-Tonelli)
Eine nützliche Variante dieses letzten Satzes ist der Satz von Tonelli. Hier wird die Integrierbarkeit bezüglich des Produktmaßes als Voraussetzung nicht benötigt. Es reicht, dass für | f | die iterierten Integrale existieren:
Sei f(x,y) eine reelle messbare Funktion und I,J beliebige Teilmengen. Falls eines der beiden iterierten Integrale
- ,
existiert, dann existiert auch das andere, f(x,y) ist bezüglich des Produktmaßes integrierbar und es gilt:
Folgerung
Mithilfe des Satzes von Fubini kann man folgende Identitäten beweisen, die zum Beispiel Anwendung in der Stochastik finden.
- Sei Lebesgue-integrierbar, dann gilt:
- Sei Lebesgue-integrierbar, dann folgt induktiv:
Literatur
- Konrad Königsberger: Analysis 2. 5. Auflage, Springer, Berlin 2004.
Wikimedia Foundation.