Schlacht auf den Katalaunischen Feldern

Schlacht auf den Katalaunischen Feldern
Schlacht auf den Katalaunischen Feldern
Teil von: Kriege der Spätantike
Datum 451
Ort Troyes
Ausgang Sieg des Weströmischen Reiches
Konfliktparteien
Weströmisches Reich
Westgoten
Hunnen
Ostgoten
Befehlshaber
Aëtius
Theoderich I.
Thorismund
Attila
Valamir
Truppenstärke
etwa 40.000 etwa 45.000
Verluste
unbekannt unbekannt

Die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern fand im Jahre 451 n. Chr. zwischen den Römern unter Aëtius und den Hunnen unter Attila statt. Ein römisch-westgotisches Heer besiegte die Hunnen und stoppte ihren Vormarsch in Europa.

Inhaltsverzeichnis

Die Quellenlage

Miniatur aus einem Manuskript, um 1330

Prosper Tiro von Aquitanien, Zeitgenosse der Schlacht, erwähnt Attilas Feldzug nur knapp. Es gibt daher nur eine substantielle spätantike Quelle, die die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern ausführlicher behandelt, nämlich den römisch-gotischen Historiker Jordanes, der allerdings erst gut ein Jahrhundert nach dem Ereignis schrieb und der nicht immer zuverlässig ist. Vor allem sind seine Zahlenangaben der Armeestärken völlig übertrieben. Ein gewisses Misstrauen ist seinen Angaben gegenüber daher angebracht, allerdings war er sichtlich um ein detailliertes Gesamtbild bemüht. Außer Jordanes streifen noch Agathias und Prokopios die Schlacht.

Vorgeschichte

Eigentlich bestand bis zum Jahr 451 eine guten Nachbarschaft zwischen der hunnischen Vielvölkerföderation und Westrom. Zusätzlich pflegten auch der Hunnenherrscher Attila und der römische Heermeister (magister militum) Galliens, Flavius Aëtius, gute persönliche Beziehungen. Erst das Zusammenwirken mehrerer Faktoren bewog Attila dazu, im Jahr 451 das Weströmische Reich anzugreifen. Dies waren:

  1. Thronfolgestreitigkeiten bei den Franken, wobei Attila und Aëtius verschiedene Prätendenten unterstützten und sich damit erstmals entzweiten.
  2. Eine Streitigkeit um Honoria, die Schwester des weströmischen Kaisers Valentinian III. Diese war aufgrund ihres Lebenswandels mit einem alten Senator zwangsverheiratet worden. Sie sandte jedoch einen Ring und ein Eheversprechen an Attila. Dieser nahm das gerne an und forderte als Mitgift das halbe Westreich. Eine Zeit lang wurde sogar über die Auslieferung der Prinzessin verhandelt, aber die maßlosen Forderungen Attilas ließen keine Einigung zu. Allerdings ist der überlieferte Bericht (Jordanes) mit großer Vorsicht zu behandeln.
  3. Der Widerstand des neuen oströmischen Kaisers Markian. Sofort nach seiner Inthronisierung widerrief er die demütigenden Verträge mit Attila und stellte die Tributzahlungen an die Hunnen ein. Außerdem intervenierte er in Ravenna energisch für ein ähnliches Vorgehen. Tatsächlich wurden nicht nur die Verhandlungen Honoria betreffend beendet. Das Westreich stellte außerdem ebenfalls die Jahrgelder an Attila ein.
  4. Die Parteinahme des Vandalenkönigs Geiserich. Dieser hatte die persönliche Rache des Westgotenkönigs zu befürchten. Daher soll er reiche Geschenke an Attila gesandt haben. Die Westgoten waren Föderaten Westroms und daher zur Heerfolge verpflichtet. Ein Krieg zwischen Hunnen und dem Westreich wäre Geiserich also sehr recht gekommen.

Eine Zeit lang schien Attila gezögert zu haben, dann entschied er sich für einen umfassenden Angriff auf Westrom. Im Frühjahr des Jahres 451 begann er, den Druck auf den Rhein zu konzentrieren. Die Alamannen leisteten Widerstand, die rechtsrheinischen Franken dagegen unterwarfen sich sofort. Die linksrheinischen, ripuarischen Franken wiederum unterstellten sich Aëtius, der, soeben aus Italien nach Gallien kommend, alle vorhandenen römischen Truppen sowie die der Föderaten an sich zog – darunter die Burgunder, die Alanen um Orleans und die Westgoten; letztere waren aufgrund der Stärke ihrer Armee von besonderer Wichtigkeit für Aëtius. Zunächst wollte der westgotische König Theoderich I. die Hunnen in seinem eigenen Land (Aquitanien) erwarten, vielleicht auch deshalb, weil es noch vor wenigen Jahren Kämpfe zwischen Aëtius und Theoderich gegeben hatte. Aëtius bat daraufhin den ehemaligen Prätorianerpräfekten Galliens, Avitus, der von Römern wie Germanen gleichermaßen hoch geachtet war, bei Theoderich die Föderatenpflicht anzumahnen. Avitus gelang es, den Westgotenkönig von der Notwendigkeit eines gemeinsamen Vorgehens zu überzeugen.

Während dieser Verhandlungen zog Attilas Heer über Straßburg und am 7. April 451 Metz erobernd – beide Städte wurden dabei völlig vernichtet – an Paris vorbei auf Orléans zu. Aëtius, nunmehr um die Westgoten verstärkt, marschierte von Südwesten kommend ebenfalls auf Orléans zu. Nach Jordanes' Überlieferung fiel die Stadt kurz vor dem Eintreffen von Aëtius, der die Hunnen bei der Plünderung der Stadt überraschte und unter schweren Verlusten zum Rückzug zwang. Dies wird allerdings weithin angezweifelt, da es schier unvorstellbar erscheint, dass den hunnischen Kundschaftern die Ankunft einer so großen Armee verborgen geblieben sein soll. Vermutlich zog Attila seine Truppen rechtzeitig aus Orléans zurück und marschierte dann ostwärts zu seinem Lager, einer verschanzten Wagenburg, zurück. Attilas Rückzug von Orléans vollzog sich nachts, und zwar gedeckt durch die Krieger der Gepiden, welche die Nachhut bildeten. Die ripuarischen Franken wiederum stellten die Vorhut des Reichsheeres. In dem nun folgenden erbitterten Nachtgefecht erlitten beide Seiten hohe Verluste, bis sie sich ergebnislos voneinander trennten. Aëtius folgte mit dem Heer und schlug in Sichtweite von Attilas Wagenburg sein Lager auf.

Der Ort der Schlacht

Wo genau die Schlacht stattfand, konnte bis heute nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Lange Zeit wurde die Ebene nahe Châlons-en-Champagne als Ort der Schlacht angenommen. Da aber berichtet wird, dass sich Attila von Orléans nach Osten zurückzog, erscheint es wahrscheinlicher, dass die Schlacht irgendwo auf der Ebene zwischen Châlons-en-Champagne und Troyes geschlagen wurde, vermutlich näher an Troyes.

Das Schlachtfeld wurde von einer weiten Ebene bestimmt, eben den Katalaunischen Feldern. Begrenzt wurden diese im Norden durch einen Fluss, vermutlich die Marne, und im Süden von einigen nicht zusammenhängenden Wäldern. Im Norden erhob sich noch vor dem Fluss ein Hügel.

Die beiden Heere

Dieses Diagramm zeigt die Wege, die von den Hunnen wahrscheinlich bei ihrer Invasion Galliens 451 benutzt wurden, und die Schicksale der Städte auf ihrem Weg.

Die Truppenstärke beider Seiten kann nur geschätzt werden, da die historischen Angaben übertrieben und daher unglaubwürdig sind. Jordanes spricht von 500.000 Kämpfern. Nach Ansicht von Militärhistorikern wäre es unter Berücksichtigung der damaligen Logistik aber im besten Falle möglich gewesen, beiderseits etwa je 50.000 oder 60.000 Krieger zu versorgen, wahrscheinlich waren es aber noch weniger. Im Falle des römischen Heeres ist dies recht gut zu schätzen, denn die Hälfte des Heeres wurde laut Jordanes von den westgotischen foederati gestellt, die in ihren besten Zeiten nie viel mehr als 20.000 Mann ins Feld führen konnten. Also dürfte das kaiserliche Heer auch unter Einbeziehung der Alanen 45.000 Mann jedenfalls nicht weit überschritten haben. Attilas Heer soll eine geringe zahlenmäßige Übermacht gehabt haben, wird also wohl maximal 50.000 Mann stark gewesen sein. Nach anderen Schätzungen sollen beide Heere ungefähr 30.000 Mann stark gewesen sein - dies hätte der durchschnittlichen Größe einer spätantiken Armee im 5. und 6. Jahrhundert entsprochen.

Attilas Heer bestand nur etwa zur Hälfte aus Hunnen, während die andere Hälfte von den Vasallen gestellt wurde. Diese Kontingente waren der Größe nach geordnet; wichtig waren die der Ostgoten unter Valamir, die der Gepiden unter Ardarich und der rechtsrheinischen Franken, sowie die der Burgunder (von einem Teilstamm, der am Main lebte).

In kleinen Kontingenten von mehreren hundert bis etwa zweitausend Kriegern waren auch noch Heruler, Skiren, Langobarden und andere vertreten. Festzuhalten ist, dass die Ostgoten offenbar etwa die Hälfte der Vasallenstreitmacht ausmachten. Die Hunnen waren, wie üblich, beritten und mit Speer, Keule und Seilschlinge sowie mit ihrer wichtigsten Waffe, dem speziell gefertigten Reiterbogen, bewaffnet. Rüstung wurde von ihnen in der Regel keine getragen, lediglich ein kleiner runder Lederschild wurde zur Verteidigung benutzt. Anders war es bei den germanischen Vasallen. Außer den Ostgoten, von deren Kontingent etwa ein Drittel aus Reitern bestand, waren alle Fußsoldaten. Die ostgotische Kavallerie kann als schwere Reiterei eingestuft werden, da sie mit Stoßspeer und Breitschwert sowie zumindest mit Lederkoller, oft aber auch mit Kettenrüstung und Schilden versehen war. Die Fußkrieger mit Ausnahme der Franken werden vermutlich meist ohne Rüstung, aber mit Speer, Breit- oder Langschwert, z. T. auch mit leichtem Schild in den Kampf gezogen sein. Fernwaffen wurden von den Germanen kaum benutzt, und nur bei den Ostgoten sind Bogenschützen belegt. Die Franken verwendeten als einmalig zu benutzende Fernwaffe die Franzisca, eine geschweifte Wurfaxt, die kurz vor dem Aufeinanderprallen der Kämpfer eingesetzt wurde. Davon abgesehen waren die fränkischen Krieger mit Breitschwert und einem Holzschild gerüstet.

Aëtius' Heer bestand etwa je zur Hälfte aus seinen römischen, fränkischen und burgundischen Kämpfern auf der einen, sowie den westgotischen Kriegern auf der anderen Seite. Dazu kamen einige Tausend Alanen. Römer, Franken und Burgunder bildeten nur Infanterie. Dabei sollte man sich die spätrömischen Soldaten nicht mehr wie die Legionen der frühen Kaiserzeit vorstellen. Sie waren bewaffnet mit einem Ovalschild, einem Spangenhelm, dem Langschwert (spatha) und dem Kompositbogen orientalischer Machart ausgestattet, der hauptsächlich für die immer noch beachtliche Schlagkraft römischer Armeen verantwortlich war, oft trugen sie noch ein Kettenhemd, aber keinen Schienenpanzer mehr. Die Einheiten hießen teils noch legio, waren aber nur noch 1000 bis höchstens 2000 Mann stark und rekrutierten sich oft aus der ortsansässigen Bevölkerung um die Standorte. Dies minderte zwar die Mobilität, dafür war jedoch die Moral dieser Truppen, die ja ihre eigenen Gemeinwesen und Familien verteidigten, umso höher. Kennzeichnend war auch das stets defensiv angelegte Kampfverhalten römischer Truppenkörper dieser Zeit. Das kaiserliche Bewegungsheer, die comitatenses, spielte in Westrom um die Mitte des 5. Jahrhunderts offenbar keine große Rolle mehr. Die ripuarischen Franken waren wohl ebenso gerüstet wie die oben genannten rechtsrheinischen Franken. Die Burgunder auf beiden Seiten waren nur mit Langschwertern bewaffnet.

Die westgotischen Krieger waren seit der Schlacht von Adrianopel im Jahre 378 durch das schlagende Beispiel der alanischen Reiterei vom Fußvolk immer mehr zur Kavallerie übergegangen. Mindestens zwei Drittel des westgotischen Aufgebots waren daher beritten. Sie unterteilten sich in die mit Kettenrüstung und Stoßspeer bewaffnete adelige Reiterei sowie in die Masse leicht bewaffneter Kavallerie. Letztere hatte meist keinerlei Rüstung, jedoch Wurfspeere, Breitschwerter und vermutlich kleine Reiterschilde aus Holz oder mehreren Lagen Leder. Bei den Fußsoldaten am weitesten verbreitet dürften Speer, Breitschwert und Schild, vereinzelt auch simple Bögen gewesen sein, dagegen keinerlei Rüstung. Die Alanen schließlich ähnelten in ihrer Bewaffnung und Kampfart sehr stark den Hunnen.

Der Schlachtverlauf

Im Laufe des späten Vormittages führte Aëtius das Heer zur Schlacht auf die Ebene zwischen den beiden Lagern. Im Norden am Fluss angelehnt standen die Römer im ersten, die Föderaten der Franken und Burgunder im zweiten Treffen und bildeten den linken Flügel und das linke Zentrum der Schlachtordnung. Nach Süden hin angrenzend waren die Alanen unter ihrem Anführer Sangiban im Zentrum zwischen Römern und Westgoten aufgestellt. Angeblich wurden sie deshalb zwischen Römer und Westgoten aufgestellt, da Sangiban als unzuverlässig galt. An sie anschließend hatten die Westgoten unter ihrem König Theoderich I. den rechten Teil des Zentrums und den rechten Flügel bis hin zu den ersten Wäldern inne. Im Nordosten hinter dem Hügel war von Aëtius eine kleinere Truppe der Westgoten unter Thorismund, Theoderichs Sohn, postiert worden, die von dort die rechte Flanke der Hunnen bedrohen sollte. Erst später, um Mittag herum, führte auch Attila sein Heer aus dem Lager, um die angebotene Schlacht anzunehmen. Seine Schlachtaufstellung sah wie folgt aus: Am südlichen Fuß des Hügels standen die Truppen der Gepiden, Burgunder und Franken als rechter Flügel. Angrenzend nach Süden hin stand die hunnische Reiterei, die ein langgezogenes Zentrum bildeten, und deren Front vom rechten Teil der Römer über die Front der Alanen und den linken Teil der Westgoten reichte. Südlich davon standen bis zu den Wäldern die Ostgoten als linker Flügel dem rechten Teil der Westgoten gegenüber.

Am frühen Nachmittag begann die Schlacht mit dem Angriff der Hunnen im Zentrum und der Ostgoten am linken Flügel. Die Alanen konnten oder wollten den Angriff nicht aushalten und flohen bei der ersten Feindberührung. Links und rechts davon hielten die Römer und Westgoten gleichermaßen den Angriff auf. Zu diesem Zeitpunkt griff Thorismund mit seinen abgesessenen Kriegern über die Hügelkuppe hinweg an. Daraufhin warf ihnen Ardarich, der Gepidenkönig, einen Teil seiner Truppen entgegen. Die Goten konnten zwar den Hügel behaupten, aber nicht weiter vordringen. Durch die Flucht der Alanen im Zentrum gerieten nun die Westgoten in eine Krise. Sie wurden sowohl frontal von Hunnen und Ostgoten, als auch in der linken Flanke von durchgebrochenen Hunnenreitern attackiert. Verwirrung griff um sich, und einen Moment lang sah es so aus, als ob es im Westgotenheer zu einer Panik kommen würde.

Mitten unter seinen Leuten sammelte Theoderich seine Krieger zu erneutem Widerstand nach zwei Seiten hin. Zu diesem Zeitpunkt ließ Attila verstärkt die Römer angreifen, vermutlich um zu verhindern, dass Aëtius Hilfe zu den Westgoten schickte. Dabei machte er allerdings den taktischen Fehler, die Römer nur frontal zu attackieren, obwohl er ihnen von Süden her in die offene Flanke hätte gelangen können. Die Frontalangriffe konnten jedoch dank der hohen Durchschlagskraft der Kompositbogenschützen unter hohen Verlusten auf hunnischer Seite ein ums andere Mal abgewehrt werden. Dennoch wurde die Lage am rechten Flügel immer kritischer, und es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, ehe die Westgoten unter dem doppelten Angriff von vorne und von der Seite her zusammenbrechen würden.

Schließlich stürzte Theoderich, von einem Wurfspeer (angeblich von einem Ostgoten namens Andages aus dem Geschlecht der Amaler) getroffen, vom Pferd und wurde sofort von zahlreichen Hufen zu Tode getrampelt. Gerade aber dieses Ereignis trieb die Westgoten zu erbittertem Widerstand. Nun ging es ihnen nicht mehr um die Schlacht, sondern um Rache für ihren König. Die Angriffskraft der Ostgoten begann langsam zu erlahmen, und auf der anderen Seite führte Thorismund auf die Nachricht vom Tod seines Vaters hin seine Truppe zu einem todesmutigen Angriff den Hügel hinab. In dem verworrenen Nahkampf wäre Thorismund dabei fast den Gepiden in die Hände gefallen. In diesem Kampf rächten sich nun die schweren Verluste, die die Gepiden im nächtlichen Gefecht erlitten hatten. Schließlich wurde der ganze rechte Flügel geworfen und trotz Ardarichs Bemühungen zur Flucht gebracht. Nunmehr beging Attila seinen zweiten taktischen Fehler. Statt die Angriffe auf die Römer einzustellen und seinen rechten Flügel gegen Thorismund zu verstärken, ließ er weiter attackieren, angeblich in der Hoffnung, dass Aëtius dabei getötet würde. Die Angriffe auf Aëtius' Front verliefen weiterhin erfolglos wie verlustreich. Am anderen Ende der hunnischen Schlachtreihe wurden die Ostgoten immer heftiger bedrängt, bis sie sich schließlich zur Flucht wandten. Die Lage hatte sich grundlegend gewandelt. Es dämmerte schon, als Aëtius seine Front vorrücken ließ. Die erschöpften Hunnen, die nun in beiden Flanken bedroht waren und nun auch noch frontal angegriffen wurden, konnten keine erfolgreiche Verteidigung mehr aufbauen. Attila ließ rechtzeitig, noch vor dem bereits absehbaren Kollaps seiner Armee, den Rückzug in die Wagenburg befehlen. In der Nacht noch schlossen Aëtius und Thorismund Attilas Heer in dessen Lager ein.

Nach der Schlacht

Am nächsten Morgen sah sich Attila eingeschlossen und glaubte sich wohl völlig verloren. Er ließ einen Scheiterhaufen aus hölzernen Pferdesätteln errichten, auf dem er beim ersten Angriff des Reichsheeres verbrannt werden wollte. Aber dazu kam es nicht, weil Aëtius sich nun vom Heermeister zum Politiker wandelte. Er hatte wohl die durchaus berechtigte Befürchtung, dass sich die Westgoten unter einem energischen König nach dem Wegfall der Hunnen als gemeinsamem Feind nicht mehr mit dem Föderatenstatus in Aquitanien zufriedengeben würden. Also überzeugte er Thorismund von der Notwendigkeit, schnellstmöglich nach Toulouse zurückzukehren, um seinen Anspruch auf die Krone gegen seine Brüder geltend machen zu können. Aëtius selbst brach am zweiten Tag nach der Schlacht von dort auf und ließ Attila ungeschoren. Mehrere Tage dachte dieser an eine Falle, ehe er durch Kundschafter entdeckte, dass keine feindliche Armee mehr im Umland stand. Daraufhin zog er sich über den Rhein zurück.

Folgen und Bedeutung der Schlacht

Die Folgen waren für Attila wohl nicht allzu schlimm, da er nicht nur im Inneren weiter unangefochten blieb, sondern auch im nächsten Jahr schon wieder mit einer Armee Westrom, diesmal in Italien angreifen konnte. Für Aëtius bedeutete die Schlacht eine weitere Stärkung seiner Position in Gallien, obwohl er ohnehin faktisch unangreifbar war. Langfristig gesehen schien aber diese letzte große Abwehrleistung Roms endgültig alle Kraftreserven aufgezehrt zu haben. Von nun an ging es mit dem Weströmischen Reich rasch bergab, und einen Feldherrn wie auch Staatsmann vom Format eines Flavius Aëtius gab es bis zum Ende des Weströmischen Reiches im Jahre 476, 25 Jahre nach der Schlacht, nicht mehr.

Die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern wurde lange Zeit als eine der wichtigsten Entscheidungen in der Weltgeschichte gesehen. Ein Beispiel dafür ist die lange forterzählte Sage, dass sich diese Schlacht ‚immer noch‘ in jeder Nacht in den Lüften akustisch wiederhole.

Davon ist man heute weitgehend abgekommen, da Attila und seine Möglichkeiten objektiver gesehen werden. Selbst wenn er die Schlacht gewonnen hätte, wäre das längst nicht das Ende Roms gewesen, und eine Eroberung Galliens oder noch weiterer Gebiete durch Attila gilt als nicht sehr realistisch - vor allem deshalb, weil er nicht die nötigen Ressourcen zur Verfügung hatte, und weil es Attila nie wirklich um eine Eroberung des Reiches ging, sondern um Beute für seine Krieger und um Reputation, die durch die vorangegangenen Brüskierungen verloren gegangen war. Ersteres gelang ihm in begrenztem Umfang, letzteres aber nicht. Als er sein Heer, das durch eine Seuche dezimiert war, wieder aus Italien heimführte, hatte er nichts gewonnen. Ihm wurden weiterhin alle Jahrgelder verweigert, ebenso ein hoher römischer Titel, der ihm Ansehen gebracht hätte, und ein Vertrag, der seine Beziehung zu West- und Ostrom geregelt hätte.

Literatur

  • Peter J. Heather: The Fall of the Roman Empire. London 2005, S. 333ff.
  • Otto J. Maenchen-Helfen: Die Welt der Hunnen. Wiesbaden 1997 (deutsche Erstaufl. 1978; Standardwerk bzgl. der Hunnen).
  • Franz Georg Maier: Die Verwandlung der Mittelmeerwelt. Frankfurt a. M. 1968 (Fischer Weltgeschichte Bd. 9).
  • Gerhard Wirth: Katalaunische Felder. In: Lexikon des Mittelalters, Bd. 5, Sp. 1058f.
  • Herwig Wolfram: Das Reich und die Germanen. Berlin 1990 (mehrere Neuaufl.).

Weblinks

 Commons: Schlacht auf den Katalaunischen Feldern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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