Schlacht bei Las Navas de Tolosa

Schlacht bei Las Navas de Tolosa
Schlacht bei Las Navas de Tolosa
Teil von: Reconquista
Die Schlacht bei Las Navas de Tolosa (Historiengemälde von F.P. van Halen, 19. Jh.)
Die Schlacht bei Las Navas de Tolosa (Historiengemälde von F.P. van Halen, 19. Jh.)
Datum 16. Juli 1212
Ort Las Navas de Tolosa, bei Jaén in Südspanien
Ausgang Sieg der Christen
Folgen Niederlage kündigt Ende der Almohadenherrschaft in Spanien an
Konfliktparteien
Blason Castille.svg Kastilien
Aragon Arms.svg Aragon
Armoiries Portugal 1180.svg Portugal
Blason Royaume Navarre.svg Navarra
Cross of the Knights Templar.svg Ritterorden
Flag of Almohad Dynasty.svg Almohaden
Befehlshaber
Aragon Arms.svg Peter II. von Aragon
Blason Castille.svg Alfons VIII. von Kastilien
Blason Royaume Navarre.svg Sancho VII. von Navarra
An-Nasir
Truppenstärke
wohl 3.000-5.000[1] wohl 3.000-5.000[1]
Verluste
unbekannt hoch
Denkmal bei Navas de Tolosa

Bei Navas de Tolosa, einem Ort im Norden der spanischen Provinz Jaén bei La Carolina, fand am 16. Juli 1212 die entscheidende Schlacht zwischen Christen und Muslimen während der Reconquista statt. Dabei besiegte ein Bündnis aus Kastilien, Aragón und León unter Alfons VIII. die maurischen Almohaden unter Kalif Muhammad an-Nasir.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Mit dem Niedergang der Almoravidenherrschaft in Andalusien nahmen die christlichen Reiche in Nordspanien ihre Expansion gegen die muslimischen Gebiete in Andalusien wieder auf. Nachdem es mit den Almohaden, die im 12. Jahrhundert die Herrschaft in Andalusien übernommen hatten, zu mehreren Kämpfen gekommen war, erlitt Kastilien in der Schlacht bei Alarcos 1195 gegen die Almohaden unter Yaqub al-Mansur eine schwere Niederlage. Damit wurden die christlichen Vorstöße nach Andalusien von den Muslimen zunächst aufgehalten.

1211 überquerte Sultan Muhammad al-Nasir mit einem großen Heer die Straße von Gibraltar, überfiel die christlichen Gebiete und eroberte die Ordensburg des Ordens von Calatrava in Salvatierra. Die meisten Soldaten des Heeres kamen aus Nordafrika.

Daraufhin rief der Papst Innozenz III. zu einem Kreuzzug auf und Erzbischof Rodrigo Jiménez de Rada von Toledo organisierte ein Bündnis der Königreiche Portugal, León, Kastilien, Navarra und Aragón gegen die Almohaden.

Aufstellung und Annäherung der Heere

Die Kreuzritter versammelten sich Ende Mai in Toledo. Das christliche Heer bestand aus einem kastilischen Kontingent unter Führung von Alfons VIII., einem aus Aragoniern und Kastiliern bestehenden Kontingent unter Führung von Peter II. von Aragonien, einem Kontingent aus Vasallen von Alfons IX. König von León und einem Kontingent aus „Francos“ (französische Kreuzfahrer) mit den Prälaten von Narbonne, Bordeaux und Nantes.

Anfang Juni brach die Armee Richtung Süden auf. Die Stadt Calatrava, die den Zugang zu Andalusien schützte, wurde bald eingenommen. Der Fall der Stadt war ein schwerer Rückschlag für die muslimische Seite. Der Verteidiger der Stadt, Yusuf ben Kadis, wurde nach dem Fall der Stadt auf Befehl des Kalifen an-Nâsir hingerichtet.

Dieser Sieg führte dazu, dass viele der nichtiberischen Kreuzfahrer sich von ihrem Gelübde befreit fühlten und die Heimreise antraten, mit Ausnahme derer, die dem Ruf des Bischofs von Narbonne, Arnold Amalrich, gefolgt waren. Die Anhänger Amalrichs waren auch die fanatischsten Kämpfer, die nicht verstanden, dass Alfons VIII. die muslimische Bevölkerung der Stadt verschonte. Alfons VIII. sah in den Muslimen einfach neue Untertanen, die es galt, auf seine Seite zu ziehen.

Prinz Yaqub ben Yusuf, Sohn des Kalifen Muhammad an-Nâsir war besorgt über den christlichen Vorstoß und verließ mit einem aus Berbern und Arabern bestehenden Heer Marokko, um die christliche Festung Salvatierra zu erobern.

Am 24. Juni 1212 verließ die christliche Armee erneut Toledo. Sie bestand nun hauptsächlich aus Iberern, da nun auch Sancho VII., König von Navarra, zum Heer stieß.

Die Kreuzritter durchquerten die Sierra Morena auf Wegen, die von den Mauren nicht überwacht wurden und schafften es so, unbemerkt den Despeñaperros-Pass zu überschreiten. Am Freitag, dem 13. Juli 1212 stand das Heer neun Kilometer nordöstlich des kleinen Dorfes von Las Navas de Tolosa, das in einer hügeligen Gegend am Südfuß der Sierra Morena liegt, von wo aus sie das almohadische Heer erblickten.

Der Fahnenträger des Königs von Navarra, Diego López de Haro, stieg mit Hilfe eines ortskundigen Hirten auf den Berg Puerto de la Losa und kundschaftete von der Anhöhe die Aufstellung des feindlichen Heeres aus. Dies war während der Schlacht ein entscheidender Vorteil für die Christen.

Prinz Yaqub ben Yusuf befand sich zur selben Zeit mit seinem Heer in Las Navas. Seine Truppen bestanden aus zwei Reiterkontingenten von freiwilligen Berbern und Andalusiern sowie den regulären Truppen der Almohaden. Diese waren zum Schutz des Prinzen um dessen Zelt aufgestellt. Ebenfalls Teil der Armee waren die Abiden, mit Bogen bewaffnete Sklaven.

Während der nächsten zwei Tage kam es nun ständig zu kleineren Scharmützeln.

Die Schlacht

Nachdem sie die Beichte abgelegt und die Kommunion empfangen hatten, griffen die Christen am Morgen des 16. Juli 1212 die feindlichen Stellungen an.

Die Kastilier und die militärischen Orden bildeten das Zentrum. Rechts wurden sie von den Navarrern und der Stadtmilizen von Avila, Segovia und Medina del Campo flankiert und links von den Truppen aus Aragonien. Die Muslime hatten ihre Truppen in drei Reihen aufgestellt. In der Ersten standen fanatische, aber nur leicht bewaffnete Krieger, die wahrscheinlich geopfert werden sollten, um die Kavallerie der Christen abzufangen. Yaqub verschanzte sich mit einer Gruppe schwer bewaffneter Sklaven, die in der Nähe seines Zeltes angekettet waren.

Der Angriff begann unglücklich für die Christen. Während der Pfeilhagel der Mauren den christlichen Truppen schwere Verluste zufügte, fing die leichte Kavallerie an, die Flügel des christlichen Heeres zu umfassen. Mehrere Einheiten begannen daraufhin, sich vom Schlachtfeld abzusetzen.

Unter Führung des Königs von Kastilien und des Bischofs von Toledo gelang es der Kavallerie der Christen, in das Zentrum der Berber vorzustoßen. Als die Könige von Aragonien und Navarra die Situation wahrnahmen, begannen sie ebenfalls mit ihrem Angriff auf die jeweilige Flanke des Feindes.

Den Christen im Zentrum gelang es, bis zu den Stellungen der Bogenschützen der Almohaden vorzudringen und diese im Nahkampf niederzumachen. Der nun bedrängte muslimische Anführer, Prinz Yaqub, setzte sich daraufhin mit seiner Leibwache ab, was eine Panik im ohnehin bereits zurückweichenden muslimischen Heer auslöste. Auf der Flucht erlitten sie verheerende Verluste.

Durch die ungeordnete Flucht der Muslime fiel den Christen das Feldlager der Muslime und damit eine gewaltige Kriegsbeute in die Hände, darunter auch eine Standarte (Pendon). Diese ist heute im Kloster Santa Maria de las Huelgas Reales in Burgos ausgestellt.

Nach dem Sieg zelebrierte der Bischof von Toledo auf dem Schlachtfeld ein Te Deum, um Gott für den Sieg zu danken. In bald entstehenden Legenden wurde der Sieg der göttlichen Hilfe der Heiligen Mutter Gottes von Rocamadour zugeschrieben.

Truppenstärken und Verluste

Die Größe der an der Schlacht beteiligten Heere und ihrer Verluste lässt sich heute mangels detaillierter Überlieferungen zu diesem Aspekt kaum noch präzise ermitteln. König Alfons VIII. schätzte das christliche Heer, das sich zuvor in Toledo sammelte auf 2.000 Ritter mit ihren Knappen, 10.000 berittene Sergeanten und bis zu 50.000 Mann Fußvolk. Erzbischof Rodrigo von Toledo bezifferte das almohadische Heer auf 185.000 Ritter und eine unbestimmbare Masse von Fußsoldaten sowie ihre Verluste auf 200.000 Mann. Muslimische Quellen berichten gar, dass von 600.000 almohadischen Kämpfern nur 600 überlebten. All diese Zahlen gelten aus moderner Sicht als dramatisch übertrieben.[2]

Der moderne Historiker Joseph F. O'Callaghan schätzt die Anzahl der auf beiden Seiten an der Schlacht beteiligten Kämpfer auf jeweils nicht mehr als 3.000 bis 5.000 Mann.[1]

Folgen

Yaqub ben Yusuf floh zunächst nach Baeza. Alfons VIII. begann jedoch umgehend mit der Verfolgung und zwang Yusuf, nach Marokko überzusetzen.

Außer der Eroberung von Baeza und der Besetzung des Guadalquivir-Tals durch die Christen hatte die Schlacht von Las Navas de Tolosa keine unmittelbaren Folgen. Der Sieg eröffnete aber den Weg für die Eroberung des Südens der iberischen Halbinsel.

Den Muslimen gelang es in der Folgezeit nicht mehr, sich von dieser Niederlage zu erholen, zumal der christliche Sieg die Legende der Unbesiegbarkeit der Almohaden widerlegte. In den folgenden Jahrzehnten wurde Andalusien von Kastilien und Aragón unterworfen: Córdoba fiel 1236, Sevilla 1248 und Cádiz 1261. Nur die Nasriden von Granada konnten ihre Herrschaft unter Anerkennung der kastilischen Oberhoheit noch bis 1492 behaupten.

Die Burg von Calatrava la Nueva, in der Nähe von Almagro, wurde mit Hilfe von muslimischen Kriegsgefangenen durch den Orden von Calatrava, zwischen 1213 und 1217 erbaut.

Einzelnachweise

  1. a b c Vgl. O'Callaghan: Reconquest and crusade in medieval Spain. S.146
  2. Vgl. O'Callaghan: Reconquest and crusade in medieval Spain. S. 144

Literatur

  • Paolo Cau: Die hundert größten Schlachten. Sie haben die Welt verändert. Von Kadesch (1285 v. Chr.) bis heute. Kaiser, Klagenfurt 2007, ISBN 978-3-7043-9018-9.
  • Francisco García Fitz: Las Navas de Tolosa. Ariel, Barcelona 2005, ISBN 84-344-6795-X (spanisch)
  • Joseph F. O'Callaghan: Reconquest and crusade in medieval Spain. University of Pennsylvania Press, Philadelphia PA 2004, ISBN 0-8122-1889-2 (englisch).

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