- Rittergut Düppel
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Düppel (von dän. Dybbøl) ist die Bezeichnung eines Stadtviertels sowie eines Forstes im Süden Berlins und gehört zum Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung ist Düppel ebenso wie Schlachtensee kein eigenständiger Ortsteil des Bezirks, sondern gehört als Ortslage zu Zehlendorf.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Obwohl eine urkundliche Erwähnung nicht belegt ist, lassen archäologische Funde auf eine erste Besiedelung von Düppel um 1170 schließen. Zu jener Zeit siedelten in der Mark Brandenburg einheimische Slawen an der Straße nach Spandau, wo eine befestigte Burganlage namens Burg Spandow stand (ein Vorgängerbau der heutigen Zitadelle Spandau). Um 1230 zählte die noch einfach Slawensiedlung genannte Ansiedlung 16 Höfe, die zum Schutz hufeisenförmig um einen großen Dorfplatz, dem Weideplatz für die Tiere, gelagert waren. Dieses Dorf am Landschaftsschutzgebiet Krummes Fenn ist freigelegt, nachgebaut und heute in den Sommermonaten als Museumsdorf Düppel zugänglich.
1242 wurden die benachbarten Dörfer Zehlendorf und Slatdorp mit dem Slatsee (Schlachtensee) sowie einem als Tusen bzw. Imtzen bezeichneten See (vermutlich Nikolassee) mitsamt den dazu gehörenden Ländereien und einem Waldgebiet von den gemeinsam regierenden askanischen Markgrafen Johann I. und Otto III. an das Kloster Lehnin verkauft. Wahrscheinlich zählte das heutige Gebiet Düppel mit der Slawensiedlung zu Zehlendorf und wechselte so ebenfalls in den Besitz der Zisterziensermönche. Im Zuge der Reformation wurden die kirchlichen Besitzungen eingezogen und Zehlendorf gelangte unter die Verwaltung der brandenburgischen Kurfürsten bzw. später der preußischen Könige. Spätestens um 1300 wurde das Dorf zur Siedlungswüstung, also wieder aufgegeben, und gemeinsam mit anderen Ortschaften in der Umgebung nach Zehlendorf oder Teltow verlegt. Eine landwirtschaftliche Nutzung des kargen Sandbodens fand jedoch weiterhin statt.
Friedrich Bensch gründete 1828 einen Gutshof in unmittelbarer Nähe zum einstigen Slawendorf. Seit 1826 hatte der vermögende Salzschiffahrtsdirektor und Holzinspektor große Landflächen östlich von Zehlendorf sowie ein ausgedehntes Waldgebiet erworben. Letzteres erstreckte sich südlich von Schlachtensee und Nikolassee, in westliche Richtung umfasste es auch die Insel Wannsee bis nach Klein Glienicke. Das um 1830 fertiggestellte Anwesen trug die Bezeichnung Vorwerk Neu-Zehlendorf und wurde zwischenzeitlich als Brennerei zur Destillation von Schnaps genutzt. Die im klassizistischen Stil gehaltenen Gebäude wurden 1850 umgebaut, um einen Turm und weitere Gebäude ergänzt. Später bezeichnet der Schriftsteller Theodor Fontane in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg die Bauweise irrtümlich als Tudorstil, da nach den Umbauten im Dachgeschossbereich und an den Anbauten die Fachwerkkonstruktion sichtbar blieb.
Der preußische Feldherr Prinz Friedrich Karl, Sohn von Carl von Preußen (einem jüngeren Bruder von Kaiser Wilhelm I.), kaufte das Gut 1859 und richtete auf dem Hof ein Pferdegestüt ein. Den größten Teil seines Landes verpachtete er an einen ortsansässigen Bauern, der auch in das Herrenhaus einzog. Der Prinz selbst wohnte weiterhin im etwa vier Kilometer entfernten Jagdschloss Dreilinden. Zum Dank für seinen Sieg in der Schlacht bei den Düppeler Schanzen (dänisch: Dybbøl Skanse) wurde dem Besitz des Prinzen nach dem Deutsch-Dänischen Krieg die Rechte eines Rittergutes verliehen. In dem von Wilhelm I. ausgestellten Patent vom 13. Januar 1865 wird das Anwesen als Rittergut Düppel bezeichnet, so gelangte der Name dänischen Ursprungs nach Preußen. Er war auf Antrag der Teltowischen Kreisstände verliehen worden und als Ehrenbezeichnung zu verstehen; verwaltungstechnisch gehörte Düppel auch weiterhin zu Zehlendorf, das dem Landkreis Teltow zugeordnet war – anders als das benachbarte Dahlem war Düppel nie eigenständiger Gutsbezirk. Die Industrialisierung sowie die Gründung des Deutschen Reichs ließ die Hauptstadt schnell anwachsen: Mit der Bildung von Groß-Berlin im Jahre 1920 vollzog sich die Eingliederung umliegender Städte, Gemeinden und Kreisgebiete nach Berlin. Düppel wird jedoch erst 1928 nachträglich zu Groß-Berlin eingemeindet.[1]
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gehörte Berlin-Düppel zum Amerikanischen Sektor in Berlin. Die amerikanische Militärverwaltung errichtete in Berlin-Düppel das größte DP-Lager für sogenannte „Displaced Persons“ (DP) in Berlin. In dem Lager lebten zeitweise bis zu 5130 jüdische DPs. Durch die Berlin-Blockade verschlechterte sich die Versorgungslage der Bewohner derart, dass das Lager bereits im Juli 1948 evakuiert werden musste. Die Lagerbewohner wurden auf dem Luftwege nach Westdeutschland gebracht. Der größte Teil von ihnen wurde auf DP-Lager im Raum Frankfurt/Main verteilt. Anschließend wurden in den Baracken DDR-Flüchtlinge, nach dem Mauerbau sozial schwache West-Berliner Familien untergebracht. Anfang der 1970er-Jahre wurden die Baracken abgerissen.
Bahnverkehr
Die Trasse der Stammbahn, der ersten Eisenbahnstrecke in Preußen, verlief ab 1838 etwa 500 Meter südlich vom Gutshof auf dessen Feldern vorbei. Die Linie war die erste Bahnverbindung zwischen den Städten Potsdam, Zehlendorf und Berlin. Eine Anbindung Düppels an den Berliner Vorortverkehr erfolgte 1939 mit der Eröffnung des zwischen Potsdam und Zehlendorf gelegenen Bahnhofs Düppel. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gleise als Reparationsleistung teilweise abgebaut, es fuhren nur noch Pendelzüge der S-Bahn zwischen Düppel und Zehlendorf. Mit dem Bau der Berliner Mauer lag Düppel am südlichen Rand von West-Berlin. Eine Wiederinbetriebnahme der gesamten Strecke wurde unmöglich. Am 20. Dezember 1972 wurde an der Strecke der neue S-Bahn-Haltepunkt Zehlendorf Süd eröffnet, die einzige neueröffnete S-Bahn-Station in West-Berlin seit dem Mauerbau. 1980 wurde der S-Bahn-Verkehr auf dem noch verbliebenen Streckenabschnitt eingestellt. Die Durchführung des Fernverkehrs geschah ohnehin bereits über die Wetzlarer Bahn. Seit dem Fall der Mauer werden Wiederaufbau und Inbetriebnahme der Stammbahn im Regionalverkehr immer wieder diskutiert.
Düppel in der Gegenwart
Neben dem Waldgebiet ist der Name Düppel vor allem mit drei Einrichtungen verbunden:
- Dem Museumsdorf Düppel,
- dem Tierklinikum der FU Berlin sowie
- der Justizvollzugsanstalt Düppel.
In dem Gefängnis sind etwa 170 Insassen im offenen Strafvollzug untergebracht, betriebliche Einrichtungen wie eine Gärtnerei sollen die Inhaftierten auf ihre gesellschaftliche Wiedereingliederung vorbereiten. Ansonsten gilt Düppel als Stadtviertel in grüner Lage und ist vorwiegend durch Villen, Ein- und Mehrfamilienhäuser geprägt. Ein eigenes Zentrum im stadtplanerischen und raumordnerischen Sinne existiert in Düppel nicht, das nächste Unterzentrum ist der alte Ortskern im östlich gelegenen benachbarten Zehlendorf.
Archäologie
1967 wurden im damaligen Bezirk Zehlendorf Hausgrundrisse, Hofanlagen und ein Dorfplatz aus dem 13. Jahrhundert entdeckt. Ein Förderkreis ließ 1975 mittelalterliche Bauernhäuser, Verwaltungsbauten, Werkstätte und eine Schänke auf dem ehemaligen Rittergut Düppel rekonstruieren.
Weblinks
- Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin
- Chronik des Rittergutes Düppel mit historischen Bildern (Veterinärmedizinische Bibliothek der FU Berlin)
- Justizvollzugsanstalt Düppel
- DP-Lager Duppel Center
- Proteste gegen die Bebauung des Düppeler Feldes 1978
- Fiand, Alexandra: Die Geschichte Düppels von 1950 bis 1990, Dissertation, Fachbereich Veterinärmedizin, Freie Universität Berlin, 2002
- ↑ Groß-Berlin-Gesetz mit Änderung von 1927
52.42911760885213.237109184265Koordinaten: 52° 26′ N, 13° 14′ O
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