- Schlieker-Werft
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Die Schliekerwerft war von 1954 bis 1962 eine Großwerft in Hamburg. Ihr Begründer, Willy H. Schlieker, galt als umstrittene Persönlichkeit der Wirtschaftswunderzeit. Der schnelle Aufstieg der Werft zu einer der modernsten Europas und der ebenso schnelle Abstieg in den Konkurs sowie dessen Umstände waren ein vieldiskutiertes Politikum.
Schlieker, der aus einer Arbeiterfamilie stammte – sein Vater war Kesselschmied bei Blohm & Voss –, hatte in der Nachkriegszeit unter dem Namen Willy H. Schlieker KG Hamburg-Düsseldorf einen Industriekonzern der Metall- und Elektrobranche aufgebaut. 1952 kaufte er die vormaligen Ottensener Eisenwerke (OEW), Hersteller von Kesselanlagen und Schiffsmaschinen in Altona mitsamt deren kleiner Werft auf der Peute. Letztere wurde 1920 gegründet und baute Binnenschiffe und kleine Seeschiffe, da sie oberhalb der Elbbrücken lag.
Zum Ausbau des Werftgeschäfts erwarb Schlieker 1954 einen Teil des seit dem Zweiten Weltkrieg brachliegenden Geländes von Blohm & Voss, direkt an der Norderelbe in Hamburg-Steinwerder am Schanzenweg, mitsamt drei Schwimmdocks und dem Nutzungsrecht am Trockendock Elbe 17, das im Eigentum der Stadt Hamburg stand. Schlieker wurde durch die Werftarbeiter nahezu verehrt, wegen hoher Löhne, guter Verdienstmöglichkeiten und Arbeitsbedingungen galt die Belegschaft als hochmotiviert. In der Hamburger Unternehmerschaft blieb er ein Außenseiter, sowohl seine Preispolitik bei Schiffsbauaufträgen wie sein Ausscheren aus der Lohnpolitik wurden als starke Konkurrenz gesehen.[1] Mit dem Stapellauf des Massengutfrachters „Rhinore“ am 11. April 1959, schuf die Werft den ersten Schiffsneubau der Nachkriegszeit. Um 1960, in seiner Blütezeit, machte das Unternehmen einen Umsatz von 800 Millionen DM, es beschäftigte allein in Hamburg 4.000 Arbeiter. Viel beachtet waren auch die PR-Maßnahmen von Willy Schlieker. So wurden für den Bau einer Werft in Zypern in Hamburg zyprische Werftarbeiter ausgebildet. Pressewirksam wurden diese im Mai 1962 durch den damaligen zyprischen Präsidenten und Erzbischof Makarios III. während einer Besichtigung der Schliekerwerft begrüßt.[2]
Mit der Werftenkrise Anfang der 1960er Jahre aber brach das Schlieker-Imperium zusammen, da die Kapitaldecke mit 20 Millionen DM Eigenkapital zu gering und keine Ausfallbürgschaft für das unter hanseatischen Kaufleuten unbeliebte Unternehmen zu erlangen war.[3] Das Werftgelände in Steinwerder wurde nach dem Konkurs 1962 wieder von Blohm & Voss übernommen. Die Ottensener Eisenwerke gingen in die Maschinenbau GmbH Stülcken über und wurden 1966 mit der Stülckenwerft von Blohm & Voss übernommen. Die kleine Werft auf der Peute wurde für 1,5 Millionen DM aus der Konkursmasse verkauft. Insgesamt wurden rund 125 Schiffe mit fast 450.000 BRT abgeliefert, darunter vier Tender für die Bundesmarine.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Arnold Kludas, Dieter Maass, Susanne Sabisch: Hafen Hamburg. Die Geschichte des Hamburger Freihafens von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hamburg 1988, ISBN 3-8225-0089-5, S. 360 f.
- ↑ Ein Händedruck für die Landsleute. (PDF) In: Hamburger Abendblatt, 26. Mai 1962, S. 4
- ↑ Felix Fabian: Nicht einmal der Name blieb. In: Die Zeit, Nr. 10/1966
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