- Willy Schlieker
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Willy H. Schlieker (* 28. Januar 1914 in Hamburg; † 12. Juli 1980 in Ramsau bei Berchtesgaden) war ein deutscher Großindustrieller.
Leben
Schlieker wurde als Sohn eines Hamburger Werftarbeiters und Kesselschmieds geboren. Er sammelte in den 1930er Jahren als Handelsvertreter Auslandserfahrung auf Haiti und am Balkan. Danach arbeitete er als Abteilungsleiter für den Stahlsektor im Rüstungsministerium von Albert Speer.
1946 beriet er die Engländer beim industriellen Wiederaufbau in Deutschland. Mit dem Kauf eines Anteils an der ehemaligen schlesischen Großhandelsfirma Otto H. Krause zusammen mit Franz H. Kirchfeld 1948 begann sein Aufstieg. Kirchfeld gründete jedoch bereits in den 1950er Jahren eine eigene Firma und schied aus dem gemeinsamen Unternehmen aus.
Schlieker kaufte das Walzwerk Neviges und baute als erster eine Elektroblechfertigung nach dem von ihm entwickelten Dimax-Verfahren auf, das eine Bandfertigung von nahtgeschweißten Elektroblechen ermöglichte. Da er frühzeitig die Gunst der Stunde, das „Kohle-Eisen-Geschäft“ erkannte und nutzte, gelang es ihm, einen eigenen Konzern aus Eisenverarbeitung, Eisenhandel und zeitweise 15 Werften aufzubauen, in denen Erzfrachter, Öltanker und Marinebegleitschiffe gebaut wurden.
Unter dem Dach der Willy H. Schlieker KG Hamburg-Düsseldorf entstand so ein Konzern mit 25 Tochtergesellschaften, der bis zu 7.000 Mitarbeiter beschäftigte. Diesen krönte er 1952 durch die Übernahme der Ottensener Eisenwerk, die aus einer Gießerei und Werft bestand, in der sein Vater einst als Kesselschmied gearbeitet hatte. Schlieker baute sie zu einer der modernsten Werften, der Schlieker-Werft um, in der auch kleine Kriegsschiffe gebaut wurden.
Schlieker gehörte zu den „Wirtschaftswunderknaben“, die wie Max Grundig, Gustav Schickedanz, Josef Neckermann und Carl F. W. Borgward untrennbar zum Mythos vom deutschen Wirtschaftswunder gehörten. 1961 erreichte seine Unternehmensgruppe einen Jahresumsatz von US$ 200 Mio. In feinen Hamburger Kreisen, aber auch in der Stahl- und Werftenbranche an Ruhr und Saar galt Schlieker als Außenseiter und neureicher Emporkömmling, der nur über eine geringe Eigenkapitaldecke verfügte und dem die Banken 1962, als Schlieker in eine Liquiditätskrise geriet, sofort seine gesamte Kreditlinie entzogen und ihn aufforderten, seine Kredite glattzustellen, woraufhin Schlieker nichts anderes übrig blieb, als Konkurs anzumelden.
Schlieker war danach als Unternehmensberater tätig und saß im Aufsichtsrat des Flugzeugbauers Dornier. Des Weiteren widmete er sich dem Aufbau des Skigebietes „Hochschwarzeck“ in Ramsau bei Berchtesgaden, wo er bereits ein Jagdanwesen besaß.
Literatur
- Richard H. Tilly: Willy H. Schlieker. Aufstieg und Fall eines Unternehmers (1914–1980). Akademie Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-05-004477-4 (Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte. Beihefte 14).[1]
- Nicht einmal der Name blieb. In: Die Zeit, Nr. 10/1966
Einzelnachweise
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