- Schriftreform
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Eine Schriftreform ist ein meist staatlicher Eingriff in die Schreibgewohnheiten einer Sprachgemeinschaft, meist mit politischem Hintergrund. Jede Schriftreform bedeutet eine Irritation in der Sprachgemeinschaft. Umfassende Schriftreformen waren die Änderungen der Volksrepublik China in den 1950er Jahren an dem Bestand und der Form der Schriftzeichen, die Umstellung vieler Völker der Sowjetunion auf die kyrillische Schrift, die Abschaffung der arabischen Schrift in der Türkei unter Kemal Atatürk.
Die Schriftreform ändert das Schriftsystem — im Gegensatz zur Rechtschreibreform, in der nur die Schreibweise einzelner Wörter in der gleichen Schriftsprache verändert wird.
Inhaltsverzeichnis
Schriftreform in China
1955 fand in der Volksrepublik China eine große Schriftreform statt, im Verlauf derer eine Vereinfachung der meisten der häufig gebrauchten Schriftzeichen vorgenommen wurde. Ziel dieser Reform war es, der Bevölkerung das Erlernen des Lesens und Schreibens zu erleichtern. Die Chinesische Schrift hat mehr als 70.000 Zeichen.
Schriftreform in Japan
Unmittelbar nach der Meiji-Restauration (1868) begann die Diskussion über eine Schriftreform. Alle Seiten hatten eine Stärkung Japans im Sinn, jedoch versprachen sich die einen viel von der Übernahme des lateinischen Alphabets, während andere für eine Beschränkung der Zahl der Kanji eintraten und wieder andere die Verwendung von Kana für die beste Lösung hielten.
Schriftreform in der Mongolei
1941 führte man in der Mongolei eine Schriftreform durch. Man übernahm das kyrillische Alphabet. Nach Auflösung des Sozialismus, besinnt man sich wieder des kulturellen Erbes und ist dabei, die mongolische Schrift wieder einzuführen.
Schriftreform in Russland
Der russische Zar Peter der Große führte 1708—1710 eine Schriftreform durch. Dabei orientierte er sich bei der Formensprache der Zeichen eindeutig an der westlichen klassizistischen Antiqua und strich eigenhändig bestimmte Zeichenformen auf einem heute noch erhaltenen und unterschriebenen Dokument durch.
Schriftreform in der Sowjetunion
Durch die Schriftreform von 1917 wurde die russische Kyrilliza vereinfacht. Die schriftlosen Sprachen sowie die vor der Revolution arabisch oder mongolisch geschriebenen Sprachen wurden zunächst in den 1920er Jahren auf ein Lateinalphabet und in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre auf ein kyrillisches Alphabet - jeweils mit zusätzlichen Buchstaben, die die Spezifika einer gegebenen Sprache wiedergaben - umgestellt. Einige Sprachen wie das Armenische und das Georgische blieben bei ihrer traditionellen Schrift.
Schriftreform in der Türkei
Beim Schriftwechsel des Jahres 1928 in der Türkei ließ Mustafa Kemal Atatürk die arabische Schrift durch das lateinische Alphabet ersetzen. Dabei orientierte er sich am Deutschen, Französischen und Rumänischen, weswegen im heutigen türkischen Alphabet die Buchstaben Ü und Ö , das Cedille Ç und das Ş Verwendung finden.
Literatur
- Ingeborg Baldauf: Schriftreform und Schriftwechsel bei den muslimischen Russland- und Sowjettürken (1850–1937). Budapest 1993, ISBN 963-05-6531-5.
- Otgonbayar Chuluunbaatar: Einführung in die mongolischen Schriften. Buske Verlag, Hamburg 2008, ISBN 978-3-87548-500-4.
- Andreas Frings: Sowjetische Schriftpolitik zwischen 1917 und 1941. Steiner, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-515-08887-9.
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