- Sebastian Castellio
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Sebastian Castellio, eigentlich Sébastien Châtillon (* 1515 zu St. Martin-du-Fresne in Savoyen; † 29. Dezember 1563 in Basel) war ein französischer humanistischer Gelehrter.
Auf Johannes Calvins Empfehlung wurde er 1540 als Rektor an die Genfer Schule berufen. Theologische und persönliche Differenzen mit Calvin (etwa die Ansicht, das Hohelied solle als erotisches Gedicht aus dem biblischen Kanon ausgeschlossen werden) führten 1544 zum Konflikt mit dem Rat und zur Niederlegung seines Amtes. Castellio zog nach Basel, wo er 1551 seine elegante lateinische Bibelübersetzung veröffentlichte und 1553 Professor der griechischen Sprache wurde.
In mehreren Schriften wandte er sich gegen Calvins Rechtfertigung der am 27. Oktober 1553 vor den Toren Genfs erfolgten Verbrennung von Michael Servetus als Ketzer. Durch die mutige Fürsprache für Servetus und andere sogenannte Ketzer sowie wegen seiner freimütigen Bibelkritik war Castellio Calvin so verhasst, dass dieser ihn als Werkzeug Satans bezeichnete.
Der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig verarbeitete Castellios Protest gegen Calvins Vorgehen in seinem 1936 erschienen Roman Castellio gegen Calvin oder Ein Gewissen gegen die Gewalt.
Werke
- Biblia sacra latina. Basel 1551
- De haereticis, an sint persequendi. Basel 1554
- La Bible translatée avec annotations. Basel 1555
- De arte dubitandi. (nachgelassenes Hauptwerk)
Literatur
- Hans Rudolf Guggisberg: Sebastian Castellio, 1515–1563. Humanist und Verteidiger der religiösen Toleranz im konfessionellen Zeitalter. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1997. ISBN 3-525-55303-X
- Stefan Zweig: Castellio gegen Calvin oder Ein Gewissen gegen die Gewalt. Reichner, Wien u. a. 1936; Fischer Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1988 u.ö. ISBN 3-596-22295-8
- Friedrich Wilhelm Bautz: Castellio, Sebastian. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Hamm 1975, Sp. 956–958.
- Jacob Achilles Mähly: Castellio, Sebastian. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 64–67.
Weblinks
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